Seit ich klein bin, liebe ich den Geruch in Bioläden nach Gewürzen, Körnern, sandigen Kartoffeln und Karotten. In den über 20 Jahren seit meinem ersten Bioladen Besuch hat sich viel verändert – Bio ist nicht mehr wie früher eine Randerscheinung, die Läden keine kleinen, dunklen Provisorien mehr, die von Wollpulli-/Batikshirt-/Birkenstockträgern betrieben wurden und die als Vegetarier eh schon komische Käuze waren. Heute gibt es riesige Biosupermärkte, Drogeriemärkte sind ohne Bioprodukte nicht mehr vorstellbar - was hinter den Läden noch an nachhaltiger Philosophie steht, ist fraglich.
Wochenmarkt und inhabergeführte Bioläden bieten eine Alternative. Oft ist da aber ein Problem als Student_In (oder sonstiger Mensch mit eher dürftiger finanzieller Lage), den Anspruch, der an das Essen und Einkaufen gestellt wird, auch umzusetzen. Das haben sich 1998 schon mal ein paar Leute gedacht und in Stuttgart einen Verein gegründet.
Plattsalat e.V. betrieb früher reine Mitgliederbioläden, heute kann man in Stuttgart-West, im Hallschlag und in Kernen im Remstal in den Plattsalatläden auch als Nicht-Mitglied einkaufen. In den Läden gibt es ein ganz normales Bioladen-Sortiment, vielleicht ein noch etwas regionaleres Angebot, da auch viel mit Kleinproduzenten gearbeitet wird. Die Preise in den Läden sind so gestaltet, dass normale Einkaufende typische Bioladenpreise bezahlen, für Mitglieder gibt es eine zweite, günstigere Preisliste, sie zahlen einen Vereinsbeitrag und können über die Ladenpolitik gleichberechtigt mitbestimmen.
[Für eine Einzelperson lohnt sich (nach Aussage von Plattsalat) eine Mitgliedschaft finanziell, wenn über 60€ im Monat für Biolebensmittel ausgegeben werden.]
Warum möchte ich euch auf Plattsalat hinweisen? Mir gefällt die Idee, dass versucht wird, transparente Preise zu gestalten, es gibt zum Beispiel auch keine Sonderangebote oder Aktionen. Durch das Konzept des Vereins können Menschen, die wenig Geld haben, weil sie z.B. arbeitslos/alleinerziehend sind oder nur eine kleine Rente bekommen, auch mithelfen, so kann ein Einstieg in die Arbeitswelt geschehen, aber eben auch erschwinglich im Bioladen eingekauft werden. Es wird dazu auch mit der Selbsthilfekontaktstelle in Stuttgart (KISS) zusammengearbeitet. Es kann auch unverpackt und eben regional eingekauft werden – und einkaufen müssen wir schließlich alle.
Wer es allerdings nicht aushält, dass es im Bioladen oft etwas länger dauert, ein Apfel auch mal eine Delle hat und manchmal nicht alles auf Lager ist, der bekommt hier vermutlich Anfälle.
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