Mittwoch, 18. März 2020

Freiwillige CO2-Kompensation - (k)ein Trugschluss

Alltägliche Konsum- und Verhaltensfragen werden immer mehr zu einer Gewissensfrage im Rahmen der Frage, wie wir als Gesellschaft durch inzwischen auch aufkommenden sozialen Druck ökonomisch konform leben wollen bzw. sollten. Exemplarisch dafür steht der Neologismus „Flugscham“, welcher es bis in den Duden geschafft hat. Dieser beschreibt ein „schlechtes Gewissen, das Klima beim Reisen mit dem Flugzeug (vor allem durch den hohen CO2-Ausstoß) zu belasten.“ (Duden 2020)

Genau an diesem Punkt knüpfen Kritiker der freiwilligen Klimakompensation an und bezeichnen diese als modernen Ablasshandel, welcher primär dem Gewissen und eben nicht in ausreichendem und angemessenem Maße dem Schutz des Klimas dient. Bei aller öffentlichen Kritik verzeichnen die Anbieter jedoch in den letzten Jahren einen stetigen Anstieg an Kunden. Führende bundesweite Nachrichtenportale wie der „Spiegel“ und die „Welt“ sprechen, angelehnt an die schwedische Klimaschutzaktivistin, schon von einem „Greta-Effekt“, welcher immer mehr Geld in die Kassen der Anbieter spült (vgl. Fritz 2019, S. 1; Hecking 2019, S. 1).

Der folgende Blogeintrag hinterfragt das Angebot von freiwilliger Klimakompensation kritisch und zeigt nach einer Einführung zur Funktionsweise neben den Chancen auch mögliche Risiken auf, welche bis hin zu einer Verzögerung der Transformation in Richtung einer klimaneutralen Gesellschaft führen können, und das obwohl gerade die Kompensation von Treibhausgasen für vermeintliche Klimaneutralität steht, wo doch die ausgestoßenen Emissionen parallel an anderer Stelle im selben Maß eingespart werden.

Donnerstag, 12. März 2020

Reallabore als Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung

Reallabore stehen für eine neuartige Erscheinung im Wissenschaftssystem. Die große Transformation hin zu einer nachhaltigen Entwicklung kann nur geleistet werden, wenn die globalen Herausforderungen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden. Hierzu ist auch die Wissenschaft gefordert. Das noch junge Forschungsformat Reallabor hält seit einigen Jahren vermehrt Einzug in die Nachhaltigkeitsforschung und kann als Beitrag für die Bewältigung von Transformationsprozessen angesehen werden. In der vorliegenden Seminararbeit soll näher beleuchtet werden, was Reallabore auszeichnet, wie die Arbeitsweise innerhalb der Reallabore erfolgt und warum Bürger-Rikschas, Parklets und Lastenräder Untersuchungsgegenstände von Reallaboren sind.

Mittwoch, 4. März 2020

Handelt es sich bei der Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen um ein sinnvolles und realisierbares Verlangen?

1. Einleitung
''Die Finanzierung des Sozialsystems ist an der Erwerbsgesellschaft angelegt; das Ende des wirtschaftlichen Aufschwungs, die demografischen Entwicklungen, aber auch die Veränderungen in den Erwerbsbiografien rütteln daher nicht nur an den finanziellen Grundmauern des Systems, sondern verstärken auch die gesellschaftlichen Spannungen zwischen Erwerbstätigen und anderen Mitgliedern der Gesellschaft" (Thimm 2010, S. 43).
Anhand dieser Analyse unternimmt Katja Thimm den Versuch, die Ursachen und Hintergründe für die Schräglage des deutschen Sozialstaates zu veranschaulichen und auf die Tragweite der zu erwartenden Konsequenzen hinzuweisen. Neben zahlreichen weiteren fatalen Folgen ist es nicht zuletzt die Altersarmut, die sich angesichts des demografischen Wandels und der stetigen Zunahme von prekären Beschäftigungsverhältnissen massiv auszubreiten droht (Stapf-Finé 2009, S. 202).

Während über die dringende Reformbedürftigkeit des deutschen Sozialstaats daher weitgehende Einigkeit zu herrschen scheint, divergieren die hierzu vorgeschlagenen Maßnahmen fundamental in Art und Umfang. Einer nicht unerheblichen Beliebtheit erfreut sich in der Debatte um eine Neuordnung des Sozialstaats dabei der Vorschlag, die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens anzustreben.
''Unter einem bedingungslosen Grundeinkommen wird meist eine regelmäßige, monatliche Zahlung an alle verstanden, die ohne jegliche Bedingungen und Voraussetzungen gezahlt wird. Typischerweise soll das BGE einen gesellschaftlich festgelegten, akzeptablen Mindestlebensstandard sicherstellen'' (Enste 2019, S.7).
Da die Auszahlung eines bedingungslosen Grundeinkommens einen weitgehenden Umbau des bestehenden Steuer- und Transfersystems verlangen würde, muss hinsichtlich dieser Forderung zweifelsohne von der Etablierung einer fundamental neuen Gesellschaftsordnung gesprochen werden (Osterkamp 2015d, S. 243). Nicht zuletzt durch eine Volksabstimmung,die in der Schweiz im Jahre 2016 bezüglich der potenziellen Einführung eines BGE durchgeführt wurde, erfuhr die Thematik ein verstärktes öffentliches und mediales Interesse (Enste 2019, S.7). ''77 Prozent der Befragten haben sich dabei gegen die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ausgesprochen'' (Enste 2019,S.7).

Der vorliegenden Seminararbeit ist es angesichts der zunehmenden Instabilität des deutschen Sozialstaats ein dringendes Anliegen, sich gewissenhaft mit der Sinnhaftigkeit und Realisierbarkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens auseinanderzusetzen. Nachdem zu Beginn ein grundlegender Überblick über besonders populäre Grundeinkommenskonzepte und deren maßgebliche Unterschiede geleistet wird, werden in der Folge sowohl Vorzüge als auch Nachteile einer bedingungslosen Finanzspritze für alle Bürgerinnen und Bürger einer detaillierten Betrachtung unterzogen. Anschließend widmet sich die vorliegende Abhandlung der Frage, ob und inwiefern finanzielle Umstände und gesellschaftliche Stimmungen der Einführung eines BGE entscheidend im Wege stehen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden abschließend nochmals in gebündelter Form aufgeführt und mit einem Ausblick auf zukünftige Entwicklungen versehen.