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Samstag, 29. Juni 2024

Filmfestival "Kino for Future" in Tübingen

Das Tübinger Filmfestival „Kino for Future“ passt genau zu unserem Projektseminar "Zukünftige Freiheiten". Es läuft am 5./6. Juli 2024 im Kino Museum in Tübingen (Am Stadtgraben 2, 72070 Tübingen). Sechs hochwertige Filme adressieren Probleme der Klimakrise: industrielle Agrarproduktion, Leben mit Hitzestress, Kriminalisierung zivilen Ungehorsams oder Erhalt und Pflanzung von Waldflächen. Die Werke zeigen auch Lösungen auf, wie unsere Welt in Zukunft bewohnbar und lebenswert bleiben kann. Zu jedem Film gibt es Gäste und Diskussionen sowie ein Rahmenprogramm im Foyer. Der Eintritt zu allen sechs Vorstellungen ist frei! Mehr Informationen findet man hier: https://www.kino-for-future.de/programm.html. Und Tübingen ist ohnehin immer eine Reise wert...

Freitag, 5. April 2024

COP28 im Kontext der vorangegangenen Klimakonferenzen

„Das Recht auf Entwicklung muss so verwirklicht werden, dass den Entwicklungs- und Umweltbedürfnissen der heutigen und der kommenden Generationen in gerechter Weise entsprochen wird“ (Rio-Erklärung Grundsatz 3).

Dieser Grundsatz wurde 1992 bei der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro von den Vereinten Nationen (VN) festgelegt. Damals kamen Vertreter*innen aus 178 Ländern zusammen, um über Fragen zu Umwelt und Entwicklung im 21. Jahrhundert zu beraten. Die Rio-Konferenz führte zu wichtigen klimapolitischen Ergebnissen wie der Agenda 21 und der Rio-Erklärung und endete mit der Unterzeichnung der Klimakonvention durch 154 Staaten. Die Klimakonvention, die zwei Jahre später in Kraft trat, beinhaltete in Artikel 2

„... das Ziel der Stabilisierung der Treibhausgasemissionen in der Atmosphäre auf einem Niveau, das eine gefährliche anthropogene Störung des Klimas verhindert sowie dessen Folgen abmildert“ (Simonis et al. 2017, S. 267).

Angekommen im 21. Jahrhundert, ist dieses Ziel als nicht verwirklicht anzusehen. Waren es im Jahr der Rio-Konferenz 1992 noch 23.230 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen, so sind es 2022 37.150. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37187/umfrage/der-weltweite-co2-ausstoss-seit-1751/). Die Treibhausgasemissionen sind seit 1992 – mit Ausnahme der Zeit der Covid-19-Pandemie – konstant angestiegen. Und das, obwohl die VN 1995 bei der ersten COP (Conference of the Parties) in Berlin das Berliner Mandat veröffentlichten, das als Basis für das 1997 verabschiedete Kyoto-Protokoll diente und in dem sich die Vertragsstaaten einigten, den Ausstoß von Treibhausemissionen zu senken (Vgl. Simonis et al. 2017, S.267). Die damalige deutsche Umweltministerin Angela Merkel sprach auf der COP zu den VN:

"Wie wir hier in Berlin miteinander reden, wie wir fähig sind, Probleme zu lösen, wird ein Symbol dafür sein, ob es gelingen kann, globale Probleme gemeinsam in Angriff zu nehmen oder nicht."

Gut gesprochen, doch sinnbildlich für das „gemeinsam in Angriff nehmen der globalen Probleme“ und das Einhalten des Kyoto-Protokolls steht die USA, die mit dem Argument, dass Industrienationen bei der Reduktion des Treibhausgasausstoßes eine größere Last tragen als Entwicklungsländer, 2001 aus dem Protokoll wieder austraten (Vgl. Simonis et al. 2017, S.267). Die Treibhausgasemissionen sind trotz des verabschiedeten Kyoto-Protokolls stetig gestiegen und so hat es von Rio an 23 Jahre gebraucht, bis 2015 auf der COP 21 in Paris das Pariser Klimaabkommen verabschiedetet wurde, mit dem Ziel, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf 1,5 °C – mit einer Obergrenze von 2 °C – zu beschränken. 8 Jahre später gilt das 1,5-°C-Ziel als nicht mehr realistisch und auch die Obergrenze von 2 °C ist stark gefährdet (Vgl. von Brackel et al.).

So kamen Ende des Jahres 2023 die Vertreter der Nationen in Dubai zusammen, um auf der COP 28 wieder einmal darüber zu verhandeln, wie die Welt den voranschreitenden Klimawandel aufhalten kann. Doch wenn das 2 °C Ziel stark gefährdet ist und die Treibhausgaswerte weiter ansteigen, kommen Fragen auf:

  • Wie gedenken die VN, die Treibhausgasemissionen zu verringern?
  • Wieso hat es von der Rio-Konferenz an 23 Jahre gedauert, bis das Pariser Abkommen verabschiedet wurde?
  • Auf welche Maßnahmen konnten die VN sich im Kampf gegen den Klimawandel einigen?
  • Welche Rolle und Verantwortung nehmen die Industrienationen ein?

Diese Seminararbeit wird sich mit einer Einordnung der COP28 in die Entwicklung der vorangegangenen Klimakonferenzen befassen und einen Überblick über die komplexe Klimapolitik der Vereinten Nationen geben.

Montag, 25. März 2024

Elektromobilität und Bekämpfung der Klimakrise

Kaum ein Thema wird derzeit so kontrovers diskutiert wie das des Elektroautos. Für die einen sind sie Technologieträger und zukunftsweisende Technik, für die anderen ein Schwindel und eine unzureichende Alternative. Mit Elon Musk hat die Szene eine ideale Gallionsfigur. Der Multimilliardär wird vergöttert und gehasst. Seine Firma Tesla brachte das Elektroauto, vor allem aber auch den eigenen Aktienkurs, in den Fokus.

Dabei ist die Kontroverse nicht überraschend. Die Klimakrise ist allgegenwärtig, Antworten finden sich nur schleichend. Die Folgen sind vielfältig, die Ursachen eindeutig. Aus dieser Problematik leitet sich die Leitfrage dieser Arbeit ab: Können Elektroautos eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise spielen?

Um diese Frage beantworten zu können, wird zunächst grob umrissen, welche Problematik bei der Klimakrise vorherrschend ist und welche Folgen diese mit sich bringt. Anschließend werden kurz die Ursachen sowie die Rolle der fossilen Brennstoffe untersucht. Im Anschluss wird das Elektroauto selbst genauer betrachtet. Funktion sowie verschiedene Arten mit Vor- und Nachteilen werden skizziert.

Im dritten Abschnitt wird der wohl größte Punkt von Kritikern aufgenommen, nämlich die Frage, wie es um die tatsächliche Klimabilanz von Elektroautos, vor allem im Vergleich zu Verbrennern, bestellt ist. Im letzten Abschnitt werden die notwendigen Veränderungen für einen Wandel zur elektrischen Mobilität beleuchtet. Zentral sind dabei die Energiewende und die notwendigen Maßnahmen zur Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur.

Mittwoch, 21. Februar 2024

Hoffnung in der Klimakrise - Gespräch mit Gabriel Baunach

Optimismus ist Mangelware in den Debatten um Klimaschutz (wie auch in unserem Nachhaltigkeitsseminar). Der folgende Podcast aus der Reihe SWR1 Leute liefert Anhaltspunkte: "Darum brauchen wir den ökolologischen HANDabdruck". Die Beschreibung auf der Website lautet:

"Klimabewussteres Konsumverhalten, übertriebene Öko-Moral oder asketischer Verzicht jeder einzelnen Person reichen nicht aus, um uns gegen die Klimakrise zu stemmen und den Planeten lebenswert zu halten. Dieser Meinung ist Klimakommunikator und Buchautor Gabriel Baunach. Den bekannten ökologischen Fußabdruck erklärt er als das Ergebnis einer gigantischen Marketingkampagne eines Mineralölkonzerns. (...) Deshalb ist für ihn der ökologische Handabdruck auch wichtiger. Der entstand, als ein kleines Mädchen bei einem Projekt vor Jahren meinte, dass sie mehr Gutes anstatt nur weniger Schlechtes für die zukünftige Nachhaltigkeit tun wolle. Daraus ergab sich eine Art Messgröße für positives Handeln. Einen "optimistischen und motivierenderen Gegenentwurf zum Fußabdruck", nennt ihn Baunach: Nicht jeder alleine, sondern in der Gruppe die größeren Hebel bewegen, um die Klimakrise doch noch abzuwenden."

Montag, 12. Februar 2024

Wasserstoff-Hype: FDP-Fetisch oder Chance auf emissionsarme Energie?

Ein Beitrag von Tarkan Davarci 

Wasserstoff als Schlüssel zur Dekarbonisierung und als Heilsbringer zur Erreichung der Klimaziele – Technik und Markt würden dieses Problem lösen, so die FDP. Die Erwartungen der FDP sind hoch. Nicht nur E-Fuels sind hoch im Trend, auch Gasheizungen sollen immenses Potential für den Betrieb mit Wasserstoff bieten.

Wasserstoff hat in den letzten Jahren nicht nur verstärkt das Interesse der FDP auf sich gezogen, sondern auch Regierungen, Unternehmen und die breite Öffentlichkeit schauen hin. Als potenziell emissionsarme Energiequelle wird Wasserstoff vermehrt als Lösung für die globalen Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende gepriesen. Doch die Frage bleibt bestehen: Ist der Wasserstoff-Hype lediglich auf politisches Drängen der FDP in den Fokus gerückt oder birgt Wasserstoff eine reale Chance, unsere Energieversorgung und energieintensive Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten?

Montag, 15. Januar 2024

Klimaschutz ohne Ökodiktatur

Jonas Schaible wird am Mo 4. März 2024 um 19:00 Uhr im Hospitalhof (Büchsenstr. 33, 70174 Stuttgart) sein Buch "Demokratie im Feuer. Warum wir die Freiheit nur bewahren, wenn wir das Klima retten - und umgekehrt" vorstellen. Anmelden kann man sich bei der LpB BW unter folgendem Link: https://www.lpb-bw.de/einzelansicht-aktuell/demokratie-im-feuer-04-03-2024.

Zum Thema: Klimaschutz und Demokratie, das passt für viele Menschen nicht zusammen. Den einen geht der Kampf gegen den Klimawandel zu langsam voran, während die anderen sich von einer angeblichen "Ökodiktatur" bedroht sehen. Der Journalist Jonas Schaible räumt in seinem Buch mit falschen Widersprüchen auf. Er zeigt, dass Klima und Demokratie sich sogar gegenseitig bedingen: Demokratie gibt es nur auf einem bewohnbaren Planeten – und das Klima wird sich nur mit demokratischen Mitteln retten lassen. Dafür ist aber Umdenken nötig. Demokratie kann nur als Klimademokratie bestehen. Schaible entwirft eine Zukunftsvision, in der sich Freiheit und Klimaschutz gegenseitig stärken.

Sonntag, 14. Januar 2024

Klima-Taler - eine App für mehr Nachhaltigkeit

https://klima-taler.com/de/home-de/ - Wenn Menschen sich bewusst dafür entscheiden, individuell dem Klimawandel begegnen zu wollen, stoßen sie früh auf die Problematik, bereits viele klimaschädliche Angewohnheiten in ihren Alltag integriert zu haben. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Hilfen. Zu diesen zählen neben schriftlichen Ratgebern auch Apps, die ein klimafreundlicheres Leben erleichtern wollen.

Diese offerieren CO2-Rechner, eine Art Ablasshandel durch Spendenmöglichkeiten oder Tipps, an welchen Stellen die Kohlenstoffemissionen im Alltag reduziert werden können. Grundsätzlich hebt sich Klima-Taler nicht von diesen Apps ab. Klimafreundliche Aktivitäten werden getrackt und Bilanzen erstellt. So lässt sich der Strom-, Wasser- und Gasverbrauch sowie die Fortbewegung klimafreundlicher gestalten.

Motivieren sollen die sogenannten "Klima-Taler", die hierbei verdient werden. Die verdienten Taler können im lokalen Einzelhandel für Rabatte genutzt werden, sofern die jeweiligen Geschäfte ebenfalls teilnehmen. Dies motiviert zu einem klimafreundlicheren Kaufverhalten, da Nutzer zum Kauf regionaler Produkte animiert werden. Teilnehmende Händler profitieren durch eine erhöhte Werbewirkung, da ihr Geschäft und ihre Produkte Nutzern in der App vorgeschlagen werden. Des weiteren werden die Nutzer durch verschiedene Bestenlisten motiviert, möglichst viele Klima-Taler zu sammeln. Sollte das Wettsammeln gegen den Nachbarn nicht genug Ansporn sein, werden mit zunehmender Anzahl von gesammelten Talern auch Abzeichen, sogenannte "Badges" freigeschaltet.

Die Klima-Taler App richtet sich jedoch nicht an einzelne Personen, sondern explizit an Kommunen. Diese können den Zugang mit einem Mindestlaufzeitraum von 12 Monaten erwerben. Für die Nutzer ist die App kostenlos und eine Registrierung ist nicht notwendig. Laut der Blacksquared GmbH aus Berlin, welche die App vertreibt, können Kommunen die App "ab 4800 Euro/Jahr" nutzen. Diese können sich anschließend mit einem Siegel schmücken sowie die Erfolge ihrer Bürger zur Schau stellen. Hier beispielhaft die Website der hessischen Stadt Nidderau: https://www.nidderau.de/leben-wohnen/umwelt-klima-energie/klima/klimataler-app/

Die App selbst lässt sich intuitiv bedienen und ist angenehm gestaltet. Die Verbuchung der Leistungen erfolgt unkompliziert. Sinn macht die App jedoch ausschließlich, wenn sie von einer ausreichenden Anzahl von Personen im Umfeld genutzt wird. Die versprochene "Gamification" beschränkt sich auf die lieblich gestalteten Badges, welche mich persönlich jedoch wenig motiviert haben. Ich selbst konnte die App allerdings nicht vollumfänglich testen, da meine Heimatgemeinde keine Partnerschaft eingegangen ist.

Dienstag, 9. Januar 2024

Was Frieden mit Klimaschutz zu tun hat

Am 25.08.2023 veröffentlichte Deutschland Funk Nova im Podcast-Format "Hörsaal" einen Podcast zu der Thematik “Was Frieden mit Klimaschutz zu tun hat“. Die wichtigsten Erkenntnisse hieraus möchte ich in diesem Blogbeitrag kurz zusammenfassen. Jürgen Scheffran ist Physiker und Professor für Klimawandel und Sicherheit und schätzt die Zusammenhänge von Frieden und Klimaschutz wie folgt ein:

  • Schon lange bestünde die These, dass der Klimawandel ein Multiplikator für Probleme sei wie beispielsweise Konflikte, Migrations- und Fluchtbewegungen sowie auch für Krankheiten. Wenn diese Probleme ein zu großes Ausmaß annehmen, so Scheffran, nehme auch das Konfliktpotential zu, aus welchen wiederum multiple Krisen resultieren können.
  • Gleichzeitig bestehe die Möglichkeit, dass die positiven Effekte einander verstärken können, so Scheffran. Dieser Punkt sei bisher von Politik und Forschung weitgehend verkannt. Gerade hierauf sollte jedoch der Fokus gesetzt werden.
  • Auch die zivile Konfliktbearbeitung spiele bislang im Umweltbereich nur eine untergeordnete Rolle. Dies würde dazu führen, dass eine stetige Zunahme der Konfliktfelder im Umweltbereich zu verzeichnen sei.
  • Der nachhaltige Frieden fokussiere sich auf die sich wechselseitig positiv verstärkenden Effekte von Nachhaltigkeit und Frieden. Auch das Peacebuilding, der Friedensaufbau durch ökologische Aktivitäten, sei ein weiterer positiver Synergieeffekt.
  • Es wäre ein positiver Effekt davon zu erhoffen, wenn Friedens- und Klimabewegungen verstärkt miteinander kooperieren würden.
  • Kriege ziehen die Aufmerksamkeit der Politik sowie Ausgaben und Ressourcen auf sich, die dann an anderen wichtigen Stellen, beispielsweise bei der Lösung von Klimaproblemen, fehlen.
  • Gewaltkonflikte seien mit Umweltbelastungen verbunden wie z.B. durch verstärkte Emissionen.
  • Nachhaltigkeit ohne Frieden sei kaum umsetzbar.
  • Einige der planetaren Grenzen seien bereits überschritten, wodurch u.a. die Konflikte um Ressourcen sowie die klimabedingte Fluchtmigration weiter zunehmen.
  • Es gibt eine Reihe von Klimakonflikten. Zum einen, v.a. von den Rechtspopulisten, ob es den Klimawandel überhaupt gebe. Zum anderen, wie dieser zu bewältigen sei. Aus jenen resultieren wiederum neue Konflikte usw.
  • Krieg löse Umweltzerstörung aus: Um den Gegner zu schwächen, werden dessen Ressourcen wie z.B. Wasser zerstört. Auch werden ganze Landstriche zerstört. Teile davon, wie bspw. der nukleare Winter, hätten längerfristige Auswirkungen auf das Klima.
  • Klimafolgen des Militärs: Zwar können durch das Militär Ressourcen verteidigt werden, jedoch setze es gleichzeitig hohe Emissionen frei. Betont wird hier die Konkurrenz zwischen dem 1,5 bis 2 Grad Ziel der Klimapolitik und dem 2 % Ziel, welches die NATO habe. Klimaziele und Rüstungsziele seien nicht miteinander vereinbar.
  • Der Begriff Befriedigung (unserer Bedürfnisse) enthalte das Wort Frieden, wodurch der Zusammenhang erneut verdeutlicht werde.

Er schließt seinen Vortrag mit einem Zitat von Carl Friedrich von Weizsäcker: ,,Es gibt keinen Frieden zwischen den Menschen ohne Frieden mit der Natur und es gibt keinen Frieden mit der Natur ohne Frieden zwischen den Menschen“.

Hier können Sie den Podcast in voller Länge anhören: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/juergen-scheffran-frieden-heisst-auch-klimaschutz.

Sonntag, 3. Dezember 2023

Radikal fürs Klima – Helden oder Kriminelle?

Am 26.06.2023 veröffentlichte der SWR eine Reportage mit dem Titel “Radikal fürs Klima – Helden oder Kriminelle?“. Hauptaugenmerk der Doku ist die im Titel benannte Kontroverse. Die Argumentatioenn von Personen aus unterschiedlichen Bereichen werden in diesem Blogbeitrag zusammengefasst.

Marco Buschmann (Bundesjustizminister FDP): Buschmann erachtet es für sinnvoll, wenn Bürger sich an der politischen Debatte, was die besten Wege zum Klimaschutz sind, beteiligen – auch durch Demonstrationen. Jedoch sollen sie dabei stets das geltende Recht beachten. Die Entscheidung, ob die Letzte Generation eine kriminelle Vereinigung sei, obliege der Justiz bzw. der Entscheidung der Gerichte, so Buschmann. Hinsichtlich der Diskussion über ein angemessenes Strafmaß für Brüche des Strafrechtes seitens Klimaaktivisten vertritt Buschmann die Auffassung, dass es harte Strafen brauche, um eine Wirkung der Sanktionen zu erreichen. Die Eskalationsspirale nehme nicht weiter zu, wenn Politik, Justiz und Gesellschaft diesen Formen des Protests entschieden entgegentreten.

Katrin Höffler (Professorin für Strafrecht und Kriminologie): Sie ist der Auffassung, dass der politische Protest Teil dessen sei, was unsere Demokratie aushalten müsse. Anders als Marco Buschmann vertritt sie die Auffassung, dass das Strafrecht nicht in dem Maße instrumentalisiert werden darf, dass sich politischer Protest nicht lohnen würde. Dem Vorwurf, die Letzte Generation sei im Sinne des § 119 StGB eine kriminelle Vereinigung, kann sie nicht zustimmen. Dies begründet sie damit, dass der § 119 StGB eng auszulegen sei für bspw. Mafia, organisierte Kriminalität oder rechtsextremistische Gruppierungen. Der § 119 StGB sei ausgelegt für Ermittlungsmaßnahmen in einem ganz anderen Ausmaß und dürfe daher nicht leichtfertig angewendet werden. Hinsichtlich der Diskussion über ein angemessenes Strafmaß vertritt sie die Auffassung, dass härtere Strafen bei Menschen keine Sanktionswirkung haben, die sich aus tiefster Überzeug für den Klimaschutz einsetzen. Stattdessen solle man mit ihnen in den Diskurs gehen. Die Eskalationsspirale nehme immer weiter zu, da sich die Protestler von der Politik nicht verstanden fühlen.

Amelie Meyer (Extinction Rebellion): Schon seit längerer Zeit, so Amelie Meyer, sehe man, dass die Politik nicht ausreichend agiert, um die Klimaziele zu erreichen. Ebenso unzulänglich seien die Reaktionen der Politik auf bisherige konventionelle Formen des Protestes. Daher sei es neben einem generellen Engagement der Bürger in Sachen Klimaschutz auch notwendig, neue Formen des Protests anzuwenden. Dafür ist sie auch bereit, die Konsequenzen zu tragen, mit Protestaktionen eventuell gegen das Gesetz zu verstoßen und dafür strafrechtlich verfolgt zu werden.

Florian Zander (Extinction Rebellion): Es sei lediglich ein Bruchteil von Aktivisten, so Zander, die aktiv gegen Gesetze verstoßen. Jedoch brauche es auch zivilen Ungehorsam seitens Umweltaktivisten. Dies begründet er damit, dass man bereits in der Vergangenheit mehrfach gesehen habe, dass es durch Gesetzesbrüche zu gerechteren Gesetzen gekommen sei. Hierfür nennt er jedoch keine Beispiele.

Luisa Neubauer (Fridays For Future): Die Klimaproteste in den letzten Jahren haben, so Neubauer, die Welt verändert. Sie sorgten u.a. dafür, dass das Thema Klimaschutz zu einem der Wahlkampfthemen wurde und Parteien zum Wahlerfolg verholfen hat. Auch wurde diese Thematik dadurch stärker in den Medien und Unternehmen präsent, so Neubauer. Die Radikalisierung von Klimaprotestformen hat dazu geführt, dass sich einige Politiker von Themen wie Klimaschutz abgewendet haben, da sie sich dadurch profilieren konnten.

Alexander Dobrindt (Fraktionsvorsitzender der CSU im Bundestag): Er betrachtet die Letzte Generation als kriminelle Vereinigung. Dies begründet er damit, dass Anhänger dieser Gruppe sich wiederholt zusammenfänden, um gemeinschaftlich Straftaten zu begehen.

Carla Hinrichs (Letzte Generation): Die Gerichtsprozesse sind für Carla Hinrichs Teil des Prozesses des Klimaaktivismus. Zum einen werde dadurch medial erneut auf die Thematik Umweltschutz aufmerksam gemacht. Zum anderen können die Aktivisten im Gericht für ihre Überzeugungen in der Klimaschutzthematik werben. Insgesamt sei ihre Angst vor der Verschärfung der Klimakrise größer, als die Angst, im Gefängnis zu landen. Viele Demokratien seien, so Hinrichs, erst durch zivilen Widerstand entstanden und Protestaktionen somit ein gutes Mittel, um Positives zu bewirken.

Frank Bräutigam (ARD-Rechtsexperte): Sitzstreiks habe es schon lange vor der Letzten Generation gegeben. In der Vergangenheit kamen viele Gerichte zu dem Entschluss, dass dies strafbare Nötigung sei. Auch wenn wie im Falle der Letzten Generation ein guter Zweck dahinter stehe, nämlich auf Klimaschutz aufmerksam zu machen, ändere dies nichts an der strafrechtlichen Einordnung.

Sonntag, 26. November 2023

Klima retten durch Verbote? Pro und Contra

In dem YouTube-Format "13 Fragen" geht es darum, unterschiedliche Fragen zu diskutieren. Hierbei stehen sich jeweils 2 Gruppen à 3 Personen gegenüber, von denen eine Gruppe die Pro- und eine Gruppe die Contra-Seite vertritt. In jeder Folge werden zu einer übergeordneten Fragestellung 13 Fragen diskutiert, in welchen sich die Pro- und Contra-Gruppen jeweils gegenübertreten und debattieren. Ziel ist es, am Ende einen möglichen Kompromiss der beiden Standpunkte zu finden.

Am 23.06.2021 wurde die Folge mit dem Thema “Brauchen wir mehr politische Verbote, um das Klima zu retten?“ veröffentlicht, deren wichtigste Erkenntnisse ich in diesem Blogbeitrag zusammenfassen möchte. Ich fokussiere mich dabei auf die genannten Argumente im Hinblick auf die genannte Frage. Bei der Auflistung werde ich ebenfalls erwähnen, welchen Background die Person hat, da dies für die jeweilige Argumentation nicht unerheblich ist. Anschließend möchte ich einen Anreiz dazu geben, wie man dieses Format in abgewandelter Form auch im Unterricht einsetzen könnte.

Argumente, die dafür sprechen, dass durch Verbote das Klima gerettet werden könnte: 

  • Carla Reemtsma (Fridays for Future-Aktivistin): Es sei keine Zeit vorhanden, lediglich auf das Erreichen langfristiger Klimaziele zu setzen Es brauche weniger Verbote für die einzelne Privatperson, sondern für Unternehmen, da diese die Hauptverursacher der Emissionen seien. Verbote seien nicht per se negativ. Als Beispiel nennt sie die Anschnallpflicht im Auto. Aufgrund des Ausmaßes der Klimakrise könne man sich nicht darauf verlassen, dass in den nächsten Jahren möglicherweise Innovationen kommen könnten, sondern man müsse jetzt handeln. 
  • Pia Schulze (Aktivistin und YouTuberin): Verbote hätten einen aufklärenden Charakter, da Menschen sich durch die Verbote Gedanken machen würden, warum dieses Verbot ausgesprochen wurde, und ihnen dadurch der schädliche Charakter des verbotenen Gutes bewusst werden würde. Pauschale Verbote seien deshalb nicht ungerecht, da alle gleichermaßen davon betroffen wären.
  • Yasemin Kiracti-Kücük (Sensibilisiert Migrant*innen für Klimaschutz): Verbote seien notwendig, da man sehe, dass Menschen nicht freiwillig klimafreundlich handeln. Verbote, auch wenn sie zunächst nur in Deutschland bestünden, hätten eine Vorbildwirkung auf andere Länder und könnten somit auf lange Sicht das Klima retten.

Argumente, die dagegen sprechen, dass durch Verbote das Klima gerettet werden könnte: 

  • Phillip Gerhardt (Dipl. Forstwirt und Agrarforst-Experte): Kurzfristige Verbote seien anfällig für Populismus. Daher sei es besser, eine Kultur schaffen, welche Anreize dazu bietet, langfristige Klimaschutzziele zu verfolgen. Manche Verbote hätten sogar auf lange Sicht gesehen negative Folgen für das Klima, welche jedoch beim Aussprechen des Verbotes nicht mitbedacht werden würden. Anstelle von Verboten sei es sinnvoller, in Bürgerversammlungen gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, deren Ergebnisse dann auch von allen mitgetragen werden würden.Verbote könnten bei einigen Menschen in der jeweils betroffenen Branche zu Arbeitslosigkeit führen. Anstelle von Verboten sei es sinnvoller, auf Nature Based Solutions zu setzen.
  • Daniel Mack (Leiter Verkehr, Umwelt und Digitalpolitik bei der Daimler AG): Besser wäre es, auf Innovationen anstelle von Verboten zu setzen. Dann würden Menschen, wenn sie die Innovationen als sinnvolle Alternative erachten, freiwillig, auch ohne Verbote, umsteigen. 
  • Melanie Jaeger-Erben (Professorin und Doktorin für Psychologie und Soziologie): Das Problem sei, dass das Wort “Verbot“ negativ besetzt sei und bei vielen Menschen deshalb auf Abwehr stoßen könnte. Menschen würden sich dadurch ungerecht behandelt fühlen, da sie vermutlich mehr von den Verboten betroffen wären als diejenigen, welche die Probleme verursacht haben. Pauschale Verbote bekämpfen oftmals nur die Symptome und nicht die Ursachen des Problems. Anstelle des Verhängens von Verboten müsse man an den Ursachen ansetzen (Bsp.: Anstelle Verbote für das Autofahren zu verhängen, solle man den ÖPNV besser ausbauen).

Das Video in voller Länge kann man hier ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=P7qnvCxlhIs 


Auch bietet das Format “13 Fragen“ noch weitere Videos, in denen Fragestellungen diskutiert wurden wie etwa:

Dieses Format lässt sich in abgewandelter Form auch im eigenen Unterricht umsetzen. So durfte ich in meinem Schulpraktikum eine Unterrichtsstunde erleben, in der es um die Frage ging, ob die Fußnall-Weltmeisterschaft in Katar abgesagt werden sollte. Die SuS haben hierfür unterschiedliche Rollen zugeteilt bekommen, wie die des FIFA-Vorstandes, eines Fußballfans, eines Arbeiters, welcher am Bau der Stadien mitwirkte, eines Menschenrechtsaktivisten, eines Werbepartners etc. Aufgabe der SuS war es, entsprechend ihrer Rolle Argumente auszuarbeiten und diese anschließend zu debattieren.

Dies trägt unter anderem zur Förderung der Handlungskompetenz Bildungsplan BW Sek I Gemeinschaftskunde, vor allen Dingen Punkt 2.3.3 (,,sich im Sinne ei­nes Perspektivwechsels in die Situation, Interessen und Denkweisen anderer Menschen versetzen, diese Interessen und Denkweisen simulativ für eine begrenzte Zeit vertreten und das eigene Verhalten in der Rolle reflektieren“) bei und hat erfahrungsgemäß einen motivierenden Charakter.

Quellen 

Samstag, 18. November 2023

Podcast: "Wandel dich, nicht das Klima“

Der Podcast wurde von Deutschlandfunk Nova am 13.06.2021 veröffentlicht. Gegenstand des Podcasts ist ein Online-Vortrag des Umweltpsychologen Gerhard Reese mit dem Titel “Wandel dich, nicht das Klima“, den er am 29.10.2020 gehalten hat. In seinem Vortrag geht er der Frage nach, warum wir trotz des Wissens, dass wir mit unserem Verhalten der Umwelt schaden, nicht in erforderlichem Maße intervenieren, obwohl wir sogar wissen, was wir tun müssten. Auch thematisiert er, was uns dazu bringen kann, unser Verhalten zu ändern und klimafreundlicher zu leben. Die wichtigsten Erkenntnisse seines Vortrages werden hier zusammengefasst.

Die oben genannten Fragestellungen sind Gegenstand der Klimapsychologie, eines neuen Forschungszweigs (vgl. 01:35 - 01:55). Zunächst betont Reese, dass laut einer repräsentativen Studie vom Bundesamt für Naturschutz 95% der Menschen angeben, dass es die Pflicht des Menschen sei, die Natur zu schützen (vgl. 12:01 - 12:12). Dabei betont er, dass nicht auszuschließen sei, dass einige der Befragten lediglich aufgrund der sozialen Erwünschtheit antworteten, dass ihnen der Umweltschutz wichtig sei, und diese Auffassung in Wirklichkeit nicht vertreten und dementsprechend nicht umweltbewusst handeln. Dennoch wäre, auch wenn man diesen Anteil herausrechnet, der weit überwiegende Teil der Menschen tatsächlich der oben genannten Auffassung (vgl. 13:16 - 13:31).

Umso verwunderlicher sei es, dass in Sachen Klimaschutz nicht ausreichend interveniert wird. Zu den möglichen Gründen hierfür kommt Reese an späterer Stelle in seinem Vortrag. Er führt eine weitere Studie aus dem Jahr 2018 an, die belegt, dass Menschen mit einem hohen Umweltbewusstsein dazu neigen, einen höheren CO2-Abdruck zu hinterlassen (vgl. 16:10 - 16:31). Gründe hierfür seien, dass die Menschen mit einem hohen Umweltbewusstsein häufig einen höheren Bildungsgrad haben, dadurch ein höheres Einkommen und dadurch mehr konsumieren (vgl. 16: 32 - 17:00).

Als Antwort auf die Frage, warum wir trotz besserem Wissen nicht umweltbewusster handeln, nennt Reese 5 Hauptargumente:

LpB-Seminar in Stuttgart zum Engagement im Klimaschutz

Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg lädt am Samstag 25. November 2023 (10:00 - 17:00 Uhr) im Merlin in Stuttgart (Augustenstr. 72, 70178 Stuttgart) zu einer kostenlosen Tagung ein mit dem Titel "Klima und Kommunikation - Zukunftsangst und Ohnmacht? - Wie junge „Change Agents“ im Klimaschutz wirken können". Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es hier: https://www.lpb-bw.de/einzelansicht-aktuell/klima-und-kommunikation-k2-25-11-2023.

Zum Thema: Damit das eigene Engagement Früchte tragen kann, stellen wir uns die Frage, wie wir uns beruflich und auch ehrenamtlich für den Klimaschutz engagieren können. Wie kommen wir in der Gesellschaft als „Change Agents“ an, wo stoßen wir an Grenzen, wie kommen wir in einen gelungenen Dialog und können unsere Wirkung sogar noch erhöhen? Im Austausch mit interessanten Menschen wie Tobi Rosswog und anderen Engagierten geht es an diesem Tag auch um das Einüben von Methoden der Klimakommunikation und das kritische Hinterfragen unserer eigenen Rolle in der Gesellschaft. Es ist ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm geplant, das dennoch genug Platz für eigene Themen lässt. Es besteht weiterhin genug Raum, sich mit vielfältig engagierten Menschen auszutauschen und in direkten Kontakt zu kommen.

Freitag, 20. Oktober 2023

Klimaschutz und Freiheit

Zu den zentralen Fragen in der Debatte um Klimaschutz zählt die Frage nach dem Verhältnis von Klimaschutz ("Verbotspolitik") und Freiheit ("Selbstverwirklichung ohne Einschränkung durch Verbote und ohne Rücksicht auf künftige Generationen oder den globalen Süden"). Zu den wichtigsten deutschen Stimmen in der Debatte zählt Felix Ekardt, Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig. Er hat (erneut) einen lesenswerten Gastbeitrag mit dem Titel "Erst mehr Klimaschutz ermöglicht Freiheit" für die ZEIT verfasst, der den Kern der unterschiedlichen Freiheitsverständnisse herausarbeitet und in den folgenden beiden Sätzen gipfelt:

"Letztlich werden Freiheit und Klimaschutz nur gemeinsam bestehen. Wer sie gegeneinander ausspielt, zeigt, dass er es mit beiden nicht ernst meint."

Donnerstag, 14. September 2023

Neue Bücher bei der bpb zum Thema Klimakrise

Seit einigen Jahren nimmt die Klimakrise als wichtigstes Thema der Gegenwart auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) immer größeren Raum ein. Neben dem Online-Angebot (siehe hier) gilt das auch für die bpb-Schriftenreihe. In den letzten Tagen sind drei lesenswerte Titel hinzugekommen:

  • Dixson-Declève, Sandrine / Gaffney, Owen / Ghosh, Jayati / Randers, Jørgen / Rockström, Johan / Stoknes, Per Espen (2022), Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten, Lizenzausgabe der bpb - für 4,50 € bestellbar
  • Adler, Michael (2022), Klimaschutz ist Menschenschutz. Warum wir über die Klimakrise anders sprechen müssen, Lizenzausgabe der bpb - für 4,50 € bestellbar
  • Meilicke, Tobias / Strobel, Cornelius (Hg.) (2023), Aufgeheizt. Verschwörungserzählungen rund um die Klimakrise, bpb - für 4,50 € bestellbar oder kostenlos als pdf

Ältere einschlägige Veröffentlichungen wurden an dieser Stelle bereits vorgestellt: https://nachhaltigkeit-seminar.blogspot.com/2023/04/verfugbare-titel-zum-thema-klimakrise.html

Dienstag, 18. Juli 2023

Kann eine CO₂-neutrale Luftfahrt gelingen? Der Weg zu einer sauberen Luftfahrt aufgezeigt an der Lufthansa Group

„Wie Privatjets dem Klima überdurchschnittlich schaden“
Deutschlandfunk
vom 16.01.2023

„So viel trägt der Luftverkehr zum Klimawandel bei“
Frankfurter Allgemeine
vom 03.09.2020

"Eine Flugreise ist das größte ökologische Verbrechen"
Süddeutsche Zeitung am 31.05.2018

Spätestens durch die Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt aus dem Jahr 2020 ist klar, dass die Luftfahrt einen bedeutenden Anteil der globalen Klimaerwärmung ausmacht. Forschende belegten, dass der Anteil der globalen Luftfahrt an der Klimaerwärmung 3,5 Prozent beträgt (Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt 2020). Entsprechend steht die Luftfahrtindustrie in Zeiten der wachsenden Sorge um den Klimawandel und den damit einhergehenden Auswirkungen auf den Menschen vor einer wesentlichen Herausforderung: Wie kann die Luftfahrt CO₂-neutral werden?

Bislang stehen keine Technologien zur Verfügung, die eine solche Luftfahrt ermöglichen. Gleichzeitig ist eine – durch die Reisebeschränkungen während der Hochphase der Coronakrise nochmals verstärkte – hohe weltweite Nachfrage nach Flugreisen zu verzeichnen. Experten gehen davon aus, dass durch diese fatale Kombination zukünftig der Anteil des Luftverkehrs als Ursache von CO₂ weiter steigen wird (Bopst et al., 2019, S. 31). Deshalb müssen schnell Lösungen gefunden werden, um weitere negative Auswirkungen auf das Klima zu reduzieren.

Im vorliegenden Blogbeitrag wird versucht, mögliche Wege der Luftfahrtindustrie hin zu einem klimaneutralen Flugverkehr zu skizzieren. Dazu wird zunächst die Ausgangslage beschrieben und ein Zukunftsszenario skizziert, bevor anschließend mögliche Technologien und politische Maßnahmen zur CO₂-Reduktion erläutert werden. Dabei werden neben technischen Neuerungen, wie nachhaltige Kraftstoffe und das Potenzial von Wasserstoff, die Möglichkeiten und Grenzen der betrieblichen Optimierung und einer staatlichen Regulation diskutiert. Die Ansätze werden dabei stets kritisch hinterfragt.

Im zweiten Teil der Arbeit wird untersucht, inwiefern sich Airlines um eine nachhaltige CO₂-Reduktion bemühen. Als Beispiel wurde die Lufthansa Group ausgewählt. Die diesbezüglichen Maßnahmen werden ebenfalls zunächst dargestellt und anschließend kritisch betrachtet. Der Blogbeitrag endet mit einer Zusammenfassung, einer abschließenden Betrachtung der Ergebnisse und einem Verweis auf weitere Aspekte von Nachhaltigkeit beim Reisen.

Montag, 10. Juli 2023

Solardach-Radweg in Freiburg

Informiert man sich über konkrete politische Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe, dann fällt auf, dass viele dieser Maßnahmen bisher nur das Stadium von Modellstudien, Pilotprojekten oder Testphasen erreicht haben. Das zeigt zwar, dass es eine große Vielzahl an Ideen und nachhaltigen Konzepten gibt, die aber, weil sie bisher noch nicht großflächig gebaut wurden, ihren Beitrag gegen die Klimakatastrophe noch nicht ausschöpfen.

Einer der Aspekte, warum viele Projekte bisher noch nicht über die Pilotphase hinausgekommen sind, ist die Schwierigkeit der Umsetzung der Maßnahmen, gerade in den dicht bebauten Städten. Daher möchte ich ein Pilotprojekt vorstellen, das besonders für die Stadtentwicklung sehr interessant sein könnte, den Solardach-Radweg in Freiburg.

Im April 2023 ist in Freiburg nach sechsmonatiger Bauzeit der erste Radweg mit einem Dach aus PV-Modulen eröffnet worden. Die nun 300 überdachten Meter Radweg sollen etwa 280.000 kWh Strom pro Jahr produzieren und liegen gegenüber dem neu erbauten Stadion des SC Freiburg. Auch hier kennt man sich mit PV-Modulen aus. So wurde auf dem Dach des Europa-Park Stadions 2022 die weltweit zweitgrößte PV-Anlage auf einem Fußballstadion errichtet und soll den erwarteten Strombedarf des Komplexes abdecken.

In seiner jetzigen Pilotphase kann der Solardach-Radweg bisher den jährlichen Stromverbrauch von etwa 180 Personen stillen. Dem gegenüber stehen Projektkosten von etwa einer Million Euro. Errichtet wurde die Anlage vom Energieversorgungsunternehmen badenova, der Stadt Freiburg und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Letzteres stellt auch die wissenschaftliche Begleitung des Projekts und erhofft sich mit den gemachten Erfahrungen weitere städtebauliche Konzepte in Verbindung mit PV-Anlagen zu erarbeiten. Die Vorteile des Solardach-Radwegs sind:

  • die Stromerzeugung im öffentlichen und bisher ungenutzten Raum
  • die Aufwertung von Radwegen
  • der Schutz der Radfahrer vor Wettereinflüssen und durch die Konstruktion des Solardachs auch vor anderen Verkehrsteilnehmern
  • die über Bewegungsmelder gesteuerte gezielte Beleuchtung einzelner Streckenabschnitte
  • die Lichtdurchlässigkeit der PV-Module, die tagsüber eine natürliche Sonneneinstrahlung ermöglichen

Das Projekt ist darauf ausgelegt, dass zukünftig die Tragkonstruktion der PV-Module nicht als Einzelanfertigung konzipiert, sondern als erweiterbares System kostengünstig in Masse hergestellt werden kann. Auch im Hinblick auf die technische Weiterentwicklung des Systems ist durch das Pilotprojekt der erste Schritt getan. Laut den Projektpartnern gibt es Anfragen aus ganz Europa und es bleibt zu hoffen, dass das Konzept Solardach-Radweg über die Testphase hinauskommt und flächendeckend umgesetzt wird. 

Quellen

Fairtrade: Gerechter Handel und Klimaschutz

Der Klimawandel stellt eine enorme Herausforderung für Gesellschaft und Umwelt dar, insbesondere in Entwicklungsländern. Er führt zu steigenden Temperaturen und einer Zunahme von Schädlingen und Krankheiten. Um Umweltkrisen zu verhindern und den negativen Auswirkungen auf den Handel entgegenzuwirken, engagiert sich Fairtrade.

Fairtrade-Produkte spielen eine bedeutende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel und setzen sich gleichzeitig für gerechten Handel ein. Diese Produkte tragen in der Regel ein erkennbares Siegel, das vielen bereits aus dem Handel bekannt ist. Das Siegel steht für Produkte, bei denen alles fair abläuft, angefangen bei der Herstellung über die Umweltauswirkungen bis hin zum Handel. Es garantiert, dass alle Zutaten zu 100 Prozent unter fairen Bedingungen gehandelt wurden und ermöglicht eine genaue Rückverfolgung ihrer Herkunft.

Die Initiative arbeitet eng mit Produzent:innen-Netzwerken und -Kooperativen zusammen. Gemeinsam setzen sie Klimaprojekte um, die sich mit Klimaanpassung und nachhaltiger Verbesserung des Anbaus beschäftigen. Unternehmen investieren in die Hersteller:innen, um ihre Lieferketten widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen.

Durch verschiedene Projekte unterstützt Fairtrade kleine Landwirt:innen und Beschäftigte auf Plantagen dabei, die Qualität ihrer Produkte zu erhalten oder zu verbessern. Über 80% aller Farmen weltweit werden von ihnen im globalen Süden betrieben. Obwohl sie nur einen geringen Beitrag zum Klimawandel leisten, sind diese Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind, stark von den Auswirkungen betroffen. Ihr Lebensunterhalt hängt von landwirtschaftlichen Erzeugnissen ab und klimabedingte Ernteeinbußen bedrohen direkt ihre Existenz.

Das Zertifizierungssystem ergreift zudem verschiedene Maßnahmen zur langfristigen Bekämpfung des Klimawandels. Dazu gehören eine saubere Umwelt mit Recycling und sparsamem Wasserverbrauch, grüne Energie, Wiederaufforstungsprojekte, der Anbau von Mischkulturen, der Einsatz von Schiffen statt Flugzeugen für den Transport. Und auch der Ausgleich von Emissionen in Form von Klima-Kollekte.

Neben direkten Maßnahmen wie Standards, Programmen und Projekten setzt sich Fairtrade auch auf politischer Ebene für die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und die Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern ein. Die Initiative ist Teil von Bündnissen und Verbänden auf nationaler und internationaler Ebene, wie z.B. der Klima-Allianz, und arbeitet mit verschiedenen Partnern wie „Food for Biodiversity“ zusammen. Dadurch werden die Stimmen von Kleinbäuer:innen gehört und erhalten Aufmerksamkeit. Dies zeigt sich auch daran, dass Fairtrade jedes Jahr an der „Conference of Parties (COP)“ der UN-Klimakonferenz teilnimmt.

Allein durch den Kauf von Fairtrade-Produkten können deutsche Verbraucher:innen im Durchschnitt 6,2 Tonnen Treibhausgasemissionen einsparen, indem sie ihre Konsum- und Ernährungsgewohnheiten ändern.

Quellen

Sonntag, 9. Juli 2023

Intakte Moore schützen das Klima

Intakte Sümpfe und Moore bieten einen unschätzbaren Wert als Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Sie spielen eine wichtige Rolle für verschiedene Artengruppen wie Insekten und Vögel. Insbesondere Hoch- und Niedermoore dienen als Rückzugsgebiete für bedrohte Arten wie die Sumpfohreule und den Brachvogel.

Darüber hinaus erfüllen Feuchtgebiete eine entscheidende Funktion im Klimaschutz. Moore dienen als langfristiger Speicher für Kohlenstoff. Wenn sie jedoch trockengelegt werden, beispielsweise für land- und forstwirtschaftliche Nutzung, gelangt der gespeicherte Kohlenstoff in Form von Treibhausgasen in die Atmosphäre. In Deutschland sind mehr als 90% der Moorflächen entwässert. Obwohl sie lediglich etwa vier Prozent der Bundesfläche ausmachen, trugen sie im Jahr 2019 mit rund 53 Millionen Tonnen CO2-Emmissionen nahezu sieben Prozent aller CO2-Emmissionen in Deutschland bei (vgl. Bundesregierung 2022).

Im Vergleich könnte eine Person dafür über 17 Mal mit dem Flugzeug auf die Malediven und wieder zurück fliegen (vgl. Umweltbundesamt 2022). Dies hat negative Auswirkungen auf das Klima. Daher ist es von großer Bedeutung, den Moorboden zu erhalten und eine nachhaltige Bewirtschaftung sicherzustellen. Tatsächlich können Moore sogar mehr Kohlenstoff speichern als Wälder.

Der Schutz von Moorböden und die Reduzierung der Verwendung von Torf sind wichtige Bestandteile des Klimaschutzprogramms 2030. Das Bundesumweltministerium plant die Umsetzung eines Aktionsprogramms „Natürlicher Klimaschutz“, das sowohl der Arten- als auch der Klimakrise entgegenwirken soll. Durch Maßnahmen wie die Wiedervernässung von Moorflächen sowie die Wiederherstellung und Renaturierung von Auen, Wäldern und Böden sollen ihre natürlichen Funktionen im Klimaschutz gestärkt und ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Klimakrise erhöht werden. Die Freisetzung von Treibhausgasen aus trockengelegten Mooren kann nur gestoppt werden, indem der Wasserstand in den Mooren wieder angehoben wird.

Als eine der ersten Maßnahmen fördert das Bundesumweltministerium über einen Zeitraum von 10 Jahren vier Pilotprojekte zum Schutz von Moorböden mit einem Budget von 48 Millionen Euro. Dabei werden Moorflächen in den größten Moorregionen Deutschlands wieder vernässt und alternative Bewirtschaftsungsformen erprobt und angewendet. Im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) werden außerdem Projekte zum Schutz von Feuchtgebieten in anderen Ländern unterstützt (vgl. Bundesregierung 2022).

Quellen

Donnerstag, 22. Juni 2023

Klimacamp an der PH Ludwigsburg

Kommende Woche (26.06. - 30.06.2023) findet ein Klimacamp an der PH statt. Campus for Future Ludwigsburg hat in Zusammenarbeit mit anderen Studierenden, Dozierenden und externen Expert*innen ein interessantes und abwechslungsreiches Programm rund um die Themen Klima, Klimakrise und Klimagerechtigkeit zusammengestellt:

  • Lesungen von Autor*innen des Sammelbands zu Ableismus und Klimagerechtigkeit
  • Planungstreffen für einen Färbergarten an der PH
  • Open Air Treppenkino mit dem Film „2040 – wir retten die Welt"
  • Konzert des Musikers Erik Stenzel
  • Exkursion in die Klimaarena Sinsheim
  • Seminare und Vorlesungen 
  • etc.

Das vollständige Programm findet man hier: https://fff-ludwigsburg.de/klimacamp/

Montag, 19. Juni 2023

Online-Seminar zum Thema Klimakommunikation

Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg veranstaltet ein Online-Seminar zum Thema „Klima und Kommunikation – K2. Wie reden wir nicht bloß über Klimaschutz, sondern bewirken etwas?“.

Über die Klimakrise sprechen und zugleich so viele Menschen wie möglich zum Handeln zu bewegen, darauf zielen wir ab mit Veranstaltungen, Texten oder wenn wir mit Freunden plaudern. Unsere Wirksamkeit erhöhen wir, wenn wir neben Fakten zur Klimakrise auch Geschichten des Gelingens erzählen, Menschen in ihrer Lebenswelt abholen und Brücken aus Möglichkeiten und Chancen bauen. Wie das konkret aussehen kann, werden wir in einem Input zum Thema Klimakommunikation hören und anhand konkreter Beispiele lernen und selbst ausprobieren. Vermittelt wird ein praktischer Instrumenten-Baukasten, mit dem sich wirkungsvoll über Klimaschutz reden lässt, um ins Handeln zu kommen.

  • Termin: Mittwoch, 5. Juli 2023, 17-20 Uhr
  • Zielgruppe: alle im Klima- und Naturschutz Engagierten sowie daran Interessierten
  • Ort: Online via Webex – der Zugangslink wird nach Anmeldung und rechtzeitig vor der Veranstaltung verschickt
  • Referent*innen: Marianne Dobner, Gründerin von Hallo Klima! und Michael Danner, Geschäftsführer des Beratungsbüros „Kommunikation für Mensch & Umwelt“
  • Leitung: Claudia Möller, Fachreferentin „Nachhaltigkeit“, LpB BW und Konstanze Stein, Akademie für Natur- und Umweltschutz BW
  • Kosten: Die Veranstaltung ist kostenlos

Anmeldung: per E-Mail an Christine.Kuntzsch@lpb.bwl.de oder über die Website der LpB BW – Klicken Sie hier...