Posts mit dem Label Kernfusion werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Kernfusion werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 9. August 2023

Kann uns Kernfusion aus der Klimakrise retten?

Kernfusion gilt unter Forschern weltweit als der Heilige Gral der Wissenschaft. Eine quasi unerschöpfliche, CO2-neutrale Energiequelle ohne die Müll- und Sicherheitsprobleme der Atomkraft. Wenn diese Technik zur kommerziellen Energiegewinnung nutzbar gemacht werden kann, würde das viele der derzeit größten Probleme der Menschheit lösen. Doch wird das rechtzeitig möglich sein, um die Klimakrise aufzuhalten? Neueste Erfolge lassen hoffen.

Fusion ist die Energiequelle der Sonne. Unter extrem hohen Temperaturen und Druck verschmelzen die Kerne zweier Wasserstoffatome miteinander und bilden ein neues Element: Helium. Bei diesem Prozess wird sehr viel Energie freigesetzt, ohne dabei CO2 zu emittieren und langlebigen radioaktiven Müll zu produzieren (vgl. BMBF 2023). Ebenfalls im Gegensatz zur Kernspaltung ist die Kernfusion sicher, da keine unkontrollierbare Kettenreaktion im Reaktor entstehen kann (vgl. Dodwell 2023). Schon seit den 50er Jahren versuchen Forscher*innen, diese vielversprechende Energiequelle zu kontrollieren und kommerziell nutzbar zu machen.

Um eine Kernfusion auf der Erde zu erzeugen, gibt es heute grundsätzlich zwei Ansätze: Die Magnet-Fusion und die jüngere Laser-Fusion. Beide sind sehr teuer und es bedarf eines enorm hohen Energieaufwandes, um die Fusion bei über 100 Millionen Grad zu zünden. Die größten Hürden sind derzeit, die Reaktion über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten und einen Energiegewinn damit zu erzielen. Der Energiebedarf ist bislang noch viel höher als die Energie, die durch die Fusion erzeugt wird (vgl. Lossau 2023).

Doch die neuesten Erfolge lassen hoffen, dem Traum vom kommerziellen Fusionskraftwerk einen bedeutenden Schritt nähergekommen zu sein. Das sorgte in den vergangenen Monaten für einen regelrechten Hype. Erstmals ist es im Dezember 2022 Forschenden am Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien gelungen, mit der Kernfusion einen Netto-Energiegewinn zu erreichen. An der National Ignition Facility (NIF) werden dort kleine Wasserstoffteilchen mit Lasern beschossen, die dabei so stark komprimiert werden, dass eine Fusion gezündet wird (vgl. Lossau 2023). Netto-Energiegewinn bedeutet hier, dass durch die Fusion eine höhere Energie freigesetzt wurde als die des Lasers. Ein historischer Meilenstein, der am 30. Juli 2023 an selber Stelle mit einem noch höheren Energiegewinn wiederholt werden konnte (vgl. Hancock und Wilson 2023).

Die Begeisterung war daraufhin groß. US-Energieministerin Jennifer Granholm kommentierte den Erfolg als „eine der beeindruckendsten wissenschaftlichen Leistungen des 21. Jahrhunderts“ (Lossau 2023). Ist das Problem damit gelöst und der kommerziellen Nutzung der Fusionsenergie steht nichts mehr im Wege? Leider nein. Denn bei der Bilanz hatten die Forscher*innen nur die vom Kügelchen aufgenommene Strahlung als Input berücksichtigt. Die nötige Energie um den Laser zu betreiben ist wesentlich höher. Manche Wissenschaftsjournalist*innen sehen diesen Durchbruch deshalb eher als PR-Coup (vgl. Lossau 2023).

„Realistisch betrachtet, wurde am Ende 300-mal weniger Energie freigesetzt, als zuvor reingesteckt worden war“ (Lossau 2023).

Die beim LLNL eingesetzten Laser seien aber auch veraltet, und mit heute verfügbaren Hochleistungslasern seien positive Energiebilanzen tatsächlich eine realistische Vision. Die Forschungen laufen auf Hochtouren, doch bis zum kommerziellen Fusionsreaktor werden noch so manche technischen Herausforderungen zu meistern sein. Die meisten Experten rechnen vor 2050 nicht mit einem signifikanten Betrag an Fusionsenergie in unseren Stromnetzen (vgl. Ball 2023).

2050 ist auch das Jahr, in dem wir das im EU-Klimagesetz festgelegte Ziel der Klimaneutralität bereits erreicht haben müssten. Um die Klimakrise abzuwenden, kommt die Fusionsenergie leider zu spät. Es bedarf jetzt schneller, weitreichender Maßnahmen, um den Temperaturanstieg abzumildern. Solche Fortschritte dürfen nicht als Ausrede dafür durchgehen, weiterzumachen wie gehabt und einfach auf die Technik zu hoffen. Trotzdem geben die Erfolge Grund zur Hoffnung, die Fusionsenergie zumindest in 30 bis 40 Jahren zu haben, um (wenn wir heute alles geben) die Katastrophe abzuwenden, findet der Wissenschaftsjournalist des Guardian, Philip Ball (vgl. ebd.).

Quellen:

  • Hancock, Alice, und Tom Wilson. 2023. „US scientists repeat fusion power breakthrough“. Financial Times. https://archive.ph/6tsSW (8. August 2023).

Donnerstag, 13. April 2023

Energie durch Kernfusion

Unter Sonnenenergie verstehen wir landläufig die sogenannte Solarenergie, also die Panels, die überall auf den Dächern unserer Gebäude zu finden sind. Was wäre aber, wenn wir uns die Kraft der Sonne in einer deutlich unmittelbareren Art und Weise zunutze machen könnten?

Ein Ansatz in diese Richtung ist die Kernfusion. An ihr wird bereits seit Jahrzehnten geforscht. Sie gilt als einer der großen Menschheitsträume, da sie saubere und billige Energie unbegrenzt zur Verfügung stellen soll. Dass Kernfusion funktioniert, ist heute unbestritten. Sie wird in den kommenden Jahrzehnten die Grundlage unserer Energieversorgung revolutionieren. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, der viel Forschung und viele Mittel in Anspruch nehmen wird. Darüber hinaus gibt es verschiedene Ansätze, die zum Erfolg führen sollen und die gleichzeitig an verschiedenen Standorten überall auf der Welt erforscht werden. Welcher sich davon durchsetzt, ist bisher noch völlig offen.

In Europa und in Deutschland wird Kernfusion an verschiedenen Stellen mit hohem Aufwand an öffentlichen Geldern erforscht. Viele Politiker setzen große Hoffnung in diese Technologie, da sie dem Problem des steigenden Energiebedarfs und den damit bisher einhergehenden negativen ökologischen Konsequenzen ein Ende setzen würde. Das größte Forschungsprojekt ist der ITER, eine international geförderte Versuchsanlage in Südfrankreich. 35 Staaten sind an diesem Projekt beteiligt. ITER (lat. "Weg", "Marsch", "Reise") muss aber noch viele Hürden überwinden, um uns in der Zukunft Strom liefern zu können. Dennoch wird dieses Projekt verfolgt, weil die zugrundeliegende Technologie skalierbar bis in den Gigawattbereich sein soll und damit für den Bau klassischer Kraftwerke geeignet.

Die Vorteile der Kernfusion liegen nämlich klar auf der Hand. Es entsteht kein langfristig strahlender Atommüll und es kann keine gefährlichen Havarien geben wie bei der Kernspaltung. Damit soll diese Technologie sicher, sauber und grundlastfähig sein und so im Zusammenspiel mit erneuerbaren Energien oder auch alleine unsere Energieversorung auf eine ökonomische und ökologische Grundlage stellen, die den Prinzipien der Nachhaltigkeit Rechnung trägt.

Zum Abschluss noch einige weiterführende Links und Quellen, die auch in die Funktionsweise der Kernfusion einführen sollen: