1. Einleitung: Nachhaltigkeit und CSR in der Textilindustrie
Die Globalisierung verursacht, dass sich die Handelswelt immer schneller dreht. Eine der weltweit größten Branchen ist die Textilbranche, welche sich mit ihrer Wertschöpfungskette über mehrere Kontinente erstreckt. Von der Baumwollherstellung über das Design bis zur Produktion ist der Wertschöpfungsprozess stark unterteilt. Diese starke Unterteilung bietet Unternehmen neue Optionen und Herausforderungen zu anderen Marktstrategien (Heinrich 2018, S. V).
Hierbei stößt man oft auf den Begriff CSR - Corporate Social Responsibility. Er gilt als ein Hauptbegriff der Unternehmensethik, wobei stets zu beachten ist, dass es sich bei dem Begriff nicht um ein klares Managementkonzept, sondern um eine Leitidee handelt. Stets verbunden mit der CSR ist die Nachhaltigkeit sowie die Einbringung von positiven wie die Reduzierung von negativen Aspekten und gesellschaftlichen Beiträgen.
Im Grunde deckt das Konzept der CSR die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales - ab. Jedes Unternehmen kann jedoch eine unterschiedliche Auffassung und Interpretation der CSR haben, da ihre Leitideen nicht rechtsbindend sind. Hinzu kommt die Schwierigkeit, eine gerechte CSR zu formulieren, welche alle Bedürfnisse zu allen Produkten einer jeweiligen Firma abdeckt.
Der Begriff Nachhaltigkeit wird heute schnell für ein Produkt verwendet, welches den Anschein hat, "fair" zu sein. Verschiedene Firmen betreiben gerne sogenanntes ‚Greenwashing‘. Dabei bringen sie genau ein nachhaltig produziertes Produkt mit ein und wenden dieses neu geschaffene Image der Nachhaltigkeit vor allem zu Marketingzwecken auf die gesamte Firma an.
Ein Produkt gilt allerdings erst dann als nachhaltig, wenn die drei Dimensionen der Ökologie, Ökonomie und des Sozialen gleichermaßen berücksichtigt werden. Für ein amerikanisches oder europäisches Modelabel bedarf es also eines hohen Anteils an ´Sustainable Management´, ebenso wie ´Interkulturellem Management´. Dadurch ergeben sich zunehmend neue Berufssparten, welche in Zukunft wohl immer bedeutender in Hinblick auf das Firmenmanagement werden.
Dieser Blogeintrag soll Möglichkeiten und Chancen zur nachhaltigen Textilproduktion aufzeigen und hinterfragen. Dies soll anhand des Boardsport-Modelabels Volcom exemplarisch untersucht werden.
Das Modelabel Volcom wurde im Frühjahr 1991 von den Freunden Richard Woolcott und Tucker Hall nach einem alljährlichen Snowboard-Trip in Tahoe, Kalifornien gegründet. Während der Tage in Tahoe schneite es ohne Unterlass, sodass beide Freunde schnell eingeschneit waren. Richard Woolcott blieb nichts anderes übrig, als bei seiner Arbeit um Verzeihung zu bitten und Zwangsurlaub zu verkünden.
Bereits vor dem Trip wurde Tucker Hall entlassen. Gemeinsam machten sie damals ihre ersten richtigen Tiefschneeerfahrungen, wobei sie die ‚aussichtslose‘ Lage, jemals wieder nach Südkalifornien zurückzukehren, sichtlich genossen. Dieser Trip weckte nun auch in Richard Woolcott die Motivation, zu kündigen und zusammen mit Tucker Hall ein Modelabel zu gründen, welches ihre Lieblingssportarten Snowboarding, Skateboarding und Surfing verkörperte.
Zu dieser Zeit waren Sportarten wie Snowboarding und Skateboarding mit einem eher negativen Image behaftet, und die Menschen in den USA waren mit der Rezession, Unruhen in Los Angeles und dem Ausbruch des Golfkrieges beschäftigt. Jeder Weg, welcher am damals gesellschaftlich etablierten Weg vorbeiführte, wurde kritisch betrachtet. Dennoch entwickelte sich Volcom mit einem Startkapital von lediglich 5000 US-Dollar zu einem weltweit bekannten Boardsport-Modelabel mit heute bis zu 8000 Mitarbeitern.
Mit stetigem Erfolg des Modelabels und auch im Zuge der Globalisierung wuchs somit auch die Produktion. Pro Jahr erscheinen vier verschiedene Streetwear-Kollektionen, eine Boardshort- und Bikini-Kollektion sowie eine separate Snow-Kollektion. Aufgrund der steigenden Produktion und Nachfrage tätigte Volcom den Schritt, wie viele andere Firmen auch, und verlagerte die Produktion nach Asien.
Doch der Standort Asien bringt viele Herausforderungen mit sich. Schlechte Arbeitsbedingungen, ein zu niedriger Lohn und Zwangs-/Kinderarbeit sind nur einige dieser Herausforderungen. Durch die Zusammenarbeit westlicher Firmen und ausländischer Standorte kommt es zudem auch zum Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen, wobei den jeweiligen Werten und Ansichten Rücksicht geboten werden muss.
Mit wachsender Transparenz und Vernetzung, beispielsweise durch soziale Medien, steigt der internationale Druck der Endverbraucher auf die Firmen. Große Aufmerksamkeit erregten mehrere Skandale, wie beispielsweise eine eingestürzte Nähfabrik 2013 in Bangladesch, wobei über 1000 Menschen ihr Leben verloren, oder auch der Einsatz von krankheitserregenden Pestiziden.
2. Nachhaltige Unternehmensführung in der Textilbranche
Der Einsturz des Rana Plaza Gebäudes 2013 in Bangladesch führte dazu, dass die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie ein fester Bestandteil in politischen, öffentlichen und wirtschaftlichen Diskussionen wurden. Dies erregte ebenfalls die Aufmerksamkeit verschiedener Akteure aus Politik und Zivilgesellschaft, welche fortan strikte Forderungen an die Unternehmen stellten. Dieses Ereignis bewirkte in vielen Unternehmen ein Umdenken in der bisherigen Firmenpolitik, teilweise bis hin zu umfassenden Maßnahmen innerhalb der eigenen Lieferkette. Dies betraf hauptsächlich die soziale Dimension der Unternehmensverantwortung (Heinrich 2018, S. 13).
Eine nachhaltige Unternehmensführung findet sich ständig mit dem Spannungsfeld der drei Dimensionen konfrontiert. Die Umsetzung des Umweltschutzes auf dem Weg zur nachhaltigen Unternehmensführung kann zu wirtschaftlichen Nachteilen führen, welche dabei berücksichtigt werden müssen.
Integrierte Managementkonzepte können dabei zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsprinzips beitragen. Hierbei werden bereichsübergreifende Ziele und Möglichkeiten eines Unternehmens, somit ebenfalls alle Ressourcen, einbezogen. Im Vergleich zu sogenannten ‚Insellösungen‘, wobei sich das Augenmerk auf lediglich einen Aspekt wie beispielsweise ‚Soziales‘ richtet, können mit integrierten Managementkonzepten weitläufigere Ziele verfolgt werden. Somit kann gleichzeitig ein nachhaltiges Wertschöpfungsverständnis im Unternehmen eingebracht werden. Dazu gehört ebenfalls nachhaltiges Qualitätsmanagement, das zu einer konstanten Verbesserung der Wertschöpfungskette führt (Englert/ Ternès 2019, S. 5).
Im Zuge dessen hat es sich Volcom zur Aufgabe gemacht, die Produktionskette mit einigen Projekten stetig zu verbessern, um die neu gesteckten Ziele (‚New-Future‘-Ziele) bis 2020 zu erreichen. Einige der Umstrukturierungen und neuen Zielsetzungen werden im Folgenden genauer erläutert und betreffen folgende Aspekte:
- Faserbeschaffung - Dazu gehört die Verwendung von recycelten Materialien aus Nylon und Polyester, aber auch die Verwendung von bio-, recycelter und qualitativ besserer Baumwolle in allen Volcom-Produkten. Volcom strebt ein Mischverhältnis von 20% bis 2020 an.
- Kommunikation - Volcom will alle ‚New Future‘-Ziele im verbraucherorientierten Marketing integrieren.
- Aus- und Weiterbildung - Ein internes Führungs- und Mitarbeiterprogramm soll für die ‚New Future‘-Nachhaltigkeitsziele geschaffen werden. Volcom will dabei mindestens 90% seiner Angestellten schulen und zertifizieren lassen.
- Den Kreislauf schließen - Volcom will ein ähnliches Programm wie ‚Give Jeans a Chance‘ entwickeln, wobei gebrauchte Volcom-Produkte gesammelt, weiterverarbeitet, gespendet oder für den zukünftigen geschlossenen Herstellungskreislauf verwendet werden sollen.
2.1. Volcom auf dem Weg zu einer nachhaltigen Produktion
Farm to Yarn - Traceable Organic Cotton
Volcom verbindet sich 2017 mit ‚CottonConnect‘, um einen gerechten Baumwollanbau zu garantieren. Dieses Projekt soll die Lieferkette des Kleidungsstücks transparent und gerecht machen. Für Volcom selbst ist ein solches Projekt sehr bedeutend, denn der Endverbraucher möchte wissen, woher sein Produkt kommt und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde.
‚Farm to Yarn‘ lässt sich in drei verschiedene Elemente unterteilen: In landwirtschaftlichen Schulungen der Bauern in Indien werden Themen wie die Reduzierung von Wasser durch bestimmte Bewässerungsarten, die Steigerung der Erträge und der Einsatz von biologischen Pestiziden thematisiert. Zudem wird den Bauern die Bedeutung der Transparenz in der Textilindustrie, auch für ihre eigenen Höfe, erklärt.
Somit wird bereits bei der Saat der Grundstein für Biobaumwolle gelegt. Ein weiteres Element ist der sogenannte ‚Holistic-Farm-Approach‘, welcher die Gemeinschaft auf der Farm stärken soll. Da es hauptsächlich Frauen sind, welche die Baumwolle ernten, erhalten sie ebenfalls Unterrichtsstunden, welche genderspezifisch angepasst sind. Darin enthalten sind beispielsweise das Aufzeigen möglicher Berufslaufbahnen, der Umgang mit eigenem Geld und auch etwaige Gesundheitsfragen, welche ihnen zuvor möglicherweise nicht angeboten wurden.
Das letzte Element betrifft die Lieferkette selbst. Sie muss transparent sein, um für gerechte Arbeitsbedingungen sorgen zu können. Hierzu sucht Volcom gemeinsam mit ‚CottonConnect‘ jeden einzelnen Betrieb der Lieferkette nach sozialen Standards aus. Mittlerweile arbeiten über 150 zertifizierte Bauern am ‚Farm to Yarn‘-Projekt und wandeln ihre herkömmlichen Baumwollbetriebe in Bio-Baumwollbetriebe um.
Repreve
Repreve stellt Fasern aus recyceltem Material her. Volcom hat bereits seit dem Jahr 2012 eine Partnerschaft mit dem Unternehmen, welches ihr Garn aus gebrauchten Plastikflaschen herstellt. Bisher hat die Firma seit ihrer Gründung im Jahr 2008 über 17 Milliarden Plastikflaschen gesammelt und strebt die 20 Milliarden Marke bis 2020 an. Mit der Verwendung von recyceltem Material spart Repreve insgesamt 3850 Tonnen CO2-Emissionen ein sowie eine große Menge an Wasser, welche in etwa dem jährlichen Trinkwasserverbrauch von 1,7 Millionen Menschen entspricht.
Bis jetzt ist Repreve die einzige von ‚UTrust‘ verifizierte Recycling-Garn-Firma. ‚UTrust‘ ist für die Aufsicht der Lieferkette verantwortlich und stellt sicher, dass sie fair und transparent ist. Zunächst wurde das Garn bei Volcom lediglich in T-Shirts verwendet. Seither wurde der Repreve-Anteil jedoch kontinuierlich bei jeder neuen Kollektion weiter erhöht. Die meisten Volcom-Bestseller, Badehosen/-Anzüge, sowie Boardshorts für Damen und Herren und normale Stoffhosen und Shorts haben mittlerweile die recycelte Faser verarbeitet.
Durch den heutzutage hohen Elastan-Anteil in fast jedem Kleidungsstück, egal ob Shorts, Trainingskleidung oder aber besonders Jeans, lässt sich die Faser in nahezu jede Textilware einbeziehen. Weltweit nutzen mittlerweile über 70 Brands Repreve in ihren Produkten, darunter auch namhafte Hersteller wie Patagonia, Quiksilver/Roxy, aber auch beispielsweise Automobilfirmen wie Ford, wo die Faser in Autositzen verarbeitet wird.
Volcom Brand Jeans gets ‘Water Aware’
Mit der ‚Fall´ 19 Kollektion‘ startet die neue ‚Water Aware‘-Linie. Durch neue Wasch- und Veredlungsverfahren lassen sich im Fertigungsprozess inzwischen, je nach Waschung, bis zu 35 Liter Wasser pro Hose einsparen. Im Durchschnitt beläuft sich dies auf 13 Liter Wasser pro Hose. Denim-Jeans gehören zu den Hauptverkaufsschlagern bei Volcom, wodurch sich der Fokus zur nachhaltigeren Produktion auf die Wassereinsparung auf ebendieses Produkt gelegt hat:
„After evaluating all the stages required to produce a pair of denim jeans, the impact we could most immediately address was the usage of water in the finishing processes of our jeans.“.Ein einfaches Beispiel in der Herstellung ist beispielsweise der Vorgang, dass einige traditionell getrennte ‚Nasszyklen‘ bei der Waschung der Denim-Jeans zusammengelegt werden und somit Arbeitsschritte bei der Herstellung eingespart werden. Ein weiterer Prozess ist die Verwendung von Lasern anstelle von bestimmtem Vulkangestein, welches durch den Unterwasserabbau gewonnen wird. Mit der neuen Laser-Technologie lässt sich ein ähnlich ‚ausgewaschener‘ Look produzieren, wie bisher mit Vulkangestein. Dies spart einen enormen Anteil an Wasser und das Abwasser bleibt zudem sauber.
Fair Labor Association
Volcom verkündet im Februar 2018 die Aufnahme als vollwertiges Mitglied der FLA – Fair Labor Association. Die FLA ist eine NGO ohne Profit, welche zehn streng kontrollierte Regeln verfolgt, wobei jedes Unternehmen, darunter beispielsweise auch Adidas und Puma, für die Einhaltung der Regeln verantwortlich ist. Die Regeln basieren auf den Regeln der ILO – der International Labor Organization.
Die Aufnahme in die FLA setzt jahrelange Nachweise der Bemühungen um eine transparente Lieferkette voraus. Organisationen wie die FLA helfen Unternehmen wie Volcom dabei, die Arbeitsbedingungen, Löhne und Schulungen für die Arbeiter im gesamten Wertschöpfungsprozess zu verbessern, und kontrolliert, dass Arbeiter mit Würde und Respekt behandelt werden.
2.2. Gore-Tex: Nachhaltige Membrane?
Snow-Kollektion
Generell hat der Endverbraucher die Anforderung, trocken durch den stärksten Regen und den tiefsten Schnee zu kommen. Natürlich soll die Kleidung dabei auch atmungsaktiv sein und die eigenproduzierte Hitze gasförmig aus der Jacke transportiert werden. Dies gelingt durch die Verwendung von Membranen in der Kleidung. Alle Volcom-Produkte der höheren Preiskategorie der Snow-Kollektion besitzen deshalb eine Membrane der Firma ‚Gore-Tex‘.
Ein beachtliches Kaufargument beim Endverbraucher ist die hohe Wassersäule. Diese definiert sich durch die Wasserdurchlässigkeit der Kleidung. Eine Jacke mit einer Wassersäule von beispielsweise 15.000 mm hält einen Druck von 15 kg pro mm2 aus, bevor die Membrane wasserdurchlässig wird. Dabei sollte stets beachtet werden, wofür das jeweilige Produkt verwendet werden soll. Beim Gang zur Schule in strömendem Regen würde eine Regenjacke mit einer 15.000 mm Wassersäule ausreichen. Schaut man allerdings in den Outdoor-Bereich, wo man je nach Tätigkeit teilweise mehrere Stunden am Tag extremem Wetter mit viel Gepäck ausgesetzt sein kann, würde sich ein Produkt mit einer robusteren und höheren Membrane auszahlen.
Als Marktführer in der Membranen-Produktion gilt nach wie vor die Firma Gore-Tex. Als die älteste Firma in der Membranen-Produktion hat sie sich über Jahrzehnte hinweg einen Namen gemacht und die Technologien stets weiterentwickelt. Generell fangen die zweifach laminierten Produkte bei einer Wassersäule von 28.000 mm an. Die dreifach laminierten belaufen sich auf eine Wassersäule von 35.0000 mm.
Doch wie funktioniert eine solche Membrane genau und wie wirkt sich die Funktionsweise auf die Nachhaltigkeit des Produktes aus? Die Membrane verfügt über 1,4 Milliarden Poren pro Quadratzentimeter, welche 20.000 Mal kleiner sind als ein Wassertropfen, jedoch 700 Mal grösser als ein Wasserdampfmolekül. Auf diese Weise bleibt das Wasser außerhalb der Jacke und der verdunstete Schweiß kann problemlos austreten.
Im Laufe der Jahre haben sich jedoch immer mehr Hersteller in der Membranen-Produktion etabliert und ihre eigenen Membranen bei Kleidung der mittleren Preiskategorie verwendet. Bisher gibt es jedoch keine Firma, welche mit der eigenen Membrane über eine Wassersäule von 20.000 mm kommt.
Doch die beste Membrane ist nicht unbedingt die umweltfreundlichste. Der Grund hierfür ist das bei Gore-Tex eingesetzte Polytetrafluorethylen (PTFE), sowie per- und polyfluorierte Chemikalien (PFCs), welche zur Herstellung bestimmter Membrane notwendig sind. PTFE ist im Herstellungsprozess extrem giftig. Während der Verwendung wiederum ist es jedoch ungefährlich.
Sollte die Jacke oder Hose ausgedient haben, wandert sie auf den Müll, wo sie letztendlich verbrannt wird. Durch den Verbrennungsprozess entstehen erneut giftige Dämpfe für Mensch und Umwelt. Dem entgegenwirken sollen die häufig angebotenen Reparaturen von Gore-Tex-Produkten. Somit bietet die Firma eine längere Lebensdauer eines Produkts an anstelle des direkten Neukaufs. Gore-Tex selbst will bis 2023 alle Produkte PFC-frei herstellen.
Grundsätzlich zeigt sich Volcom sehr ambitioniert, den Wandel zum nachhaltigen Label zu vollziehen und das bereits seit 12 Jahren. Es verbessert stetig die Herstellung im Hinblick auf die drei Dimensionen der Ökologie, Ökonomie und des Sozialen, wie die Zusammenarbeit mit Repreve, das Farm to Yarn-Projekt und auch die Water Aware Brand Jeans aufzeigen. Ebenfalls gilt die Aufnahme in die FLA als großer Schritt für das Label in Richtung Nachhaltigkeit.
3. Rundum nachhaltige Textilproduktion? – Ein Blick abseits der Nachhaltigkeits-Projekte Volcoms
Der Website siegelklarheit.de lässt sich in Bezug auf die FLA eine gute Bewertung, vor allem im Hinblick auf Glaubwürdigkeit und Sozialverträglichkeit, entnehmen. Dies trifft jedoch nicht auf alle Kategorien zu. So werden die Mindestanforderungen in der Kategorie Umweltfreundlichkeit bisher nicht erfüllt. Des Weiteren ist die Textilindustrie stark abhängig von der Schifffahrt, welche zwar laut der ILO Standards hat, aber noch lange nicht auf dem Niveau der Textilindustrie ist.
So finden sich zwar viele Unternehmen, welche die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigen, jedoch stets den Faktor des Transports per Schiff außer Acht lassen. Die wenigsten Reedereien aus Asien unterliegen dabei Kontrollen, beispielsweise der FLA. Dies bietet somit auch heutzutage noch die Möglichkeit der Zwangsarbeit unter menschenunwürdigen Konditionen.
Ebenfalls kritisch zu betrachten ist die Verwendung von PTFEs und PFCs in der Membrane. Ein alternatives, für Unternehmen auch attraktives Recyclingverfahren wurde bisher nicht entwickelt. Der Outdoor-Hersteller Vaude hat bereits eine Membrane entwickelt, welche komplett PTFE- und PFC-frei ist. Diese Membrane bietet somit die Möglichkeit einer deutlich nachhaltigeren Produktion.
Ein wichtiger Faktor ist jedoch auch die Nutzungsweise der Verbraucher. Betreiben Sie Pflege für gewisse Produkte? Versuchen Sie, bei kleineren Schäden das Produkt zu reparieren oder nehmen eine Reparatur in Anspruch? Auch hier sollte ein Umdenken bezüglich nachhaltigeren Umgangs gefördert werden.
All diese Faktoren müssen bei einer Bewertung des Produkts berücksichtigt werden. Erst nach gründlicher Abwägung all dieser Faktoren könnte beispielsweise bewertet werden, ob Gore-Tex mit seiner robusten Langlebigkeit oder Vaude mit einer ökologisch abbaubaren Membrane die nachhaltigere Wahl darstellt. Es ist denkbar, dass eine Membrane mit PTFE und PFC länger hält als eine Membrane ohne diese Stoffe, was bei letzterem Produkt wiederum schneller zu einem Neukauf und somit auch zu mehr Müllerzeugung führen würde.
Des Weiteren steht Volcom, wie jedes andere Label auch, vor dem Problem des geschlossenen Kreislaufs. Diesen zu erreichen, ist für Unternehmen aus verschiedenen Gründen äußerst schwer. Alle Produkte, welche in Asien produziert werden, kommen in Plastikverpackungen an. Ein enormes Ausmaß, wenn man bedenkt, wie viele Produkte alleine auf einer Ladenfläche ausgestellt sind und wie viele weitere im Lager bereit liegen.
Seit Januar 2018 hat sich dieses Problem des Plastikmülls verschlimmert, denn der bisherige Abnehmer des nach Europa gelangten Einmal-Plastik, China, stoppte die Rücknahme und den Prozess des Recyclings. Somit befinden sich täglich mehrere Tausend Tonnen an Plastik auf einer Einbahnstraße in die Welt. Da in Europa bisher keine Recyclinganlagen für Textilverpackungen benötigt wurden, steht die EU vor dem Problem, die wachsenden Mengen an Plastikmüll zu verwerten.
Somit wandert im besten Fall, etwa in Deutschland, die Verpackung in den Gelben Sack. Doch nicht jedes Plastik lässt sich automatisch recyceln, so beispielsweise Kunststoffe, welche durch Lebensmittel kontaminiert wurden. Ein Blick in die europäischen Nachbarstaaten genügt, um zu bemerken, wie dringend die EU weitere Müllregulierung von Kunststoff benötigt.
Österreich hat im Jahr 2019 noch immer kein Dosenpfand, und auch Großbritannien beispielsweise besitzt weder ein Hausmüll-System für Kunststoff, noch ein Dosen- und Flaschenpfandsystem. In Deutschland selbst landet circa 70-80% des Kunststoffmülls auf Müllverbrennungsanlagen, wo die giftigen Dämpfe in die Luft geraten und die Umwelt schädigen. Als Unternehmen stellt sich also die Frage: Was kann ich dahingehend tun, um mein Produkt so umweltschonend wie möglich zu machen?
4. Fazit
Repreve, Farm to Yarn und ähnliche Projekte sind definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings handelt es sich dabei um bereits auf einen speziellen Kunden, in diesem Fall Volcom, zurechtgeschnittene Programme. Diese Programme helfen selbstverständlich bei einer nachhaltigen Produktion und zeichnen das Label und seine Bemühungen aus. Die Ursachen an sich lässt es jedoch außer Acht. Bereits hier sollten neue Projekte nach Möglichkeit ansetzen. Für eine solche Lösung sind jedoch bereits Marktführer wie beispielsweise The North Face mit über einer Milliarde US-Dollar Umsatz im Jahr zu klein.
Einen Lösungsansatz, um sich als Label rundum effektiv für Nachhaltigkeit und nachhaltige Textilproduktion einzusetzen, bietet die European Outdoor Group (EOG). Dieses Unternehmen bietet Outdoor-Labels, welche normalerweise in Konkurrenz zueinander stehen, eine neutrale Plattform, auf welcher sich alle Labels gegenseitig beraten können. Dabei geht es beispielsweise um Thematiken wie die Bewältigung des anfallenden Plastikmülls. Die Zusammenarbeit bietet hierbei die Möglichkeit, als großer Verband aufzutreten, und gemeinsam haben sie so die Möglichkeit, denselben Plastikverpackungsherstellern Angebote zu unterbreiten. Somit haben auch kleinere Labels eine gewichtigere Stimme und gleichzeitig die Möglichkeit, mehr zu bewirken.
Damit ein Outdoor Label überhaupt Gewinn machen kann, benötigt es drei wesentliche Aspekte: Natur - deshalb muss folglich nicht nur aktiver Naturschutz betrieben werden, sondern ebenfalls, beispielsweise an geeigneten Stellen, Renaturierung betrieben werden, denn ohne Natur kein Outdoor Sport. Nachhaltige Produktion besonders im sozialen und ökologischen Bereich, denn bereits in wenigen Jahren könnten sich die Gesetze der EU stark verändern, sodass man ohne end-of-life-Funktion keine Produkte mehr verkaufen darf. Zuletzt steht auch der Mensch im Mittelpunkt, welcher den Outdoor-Sport lebt und betreibt.
Diese drei Aspekte erinnern stark an die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Denn der Outdoor-Sport ist und bleibt stark abhängig von der Natur – eine Lehre, welche wohl nach und nach auch in der Boardsport-Welt Einzug hält. Die Grenzen von Boardsport und Outdoor verschwimmen zunehmend, was wiederrum zu der Erkenntnis führt, dass man gemeinsam mehr für den Planeten bewirken kann als alleine. Mittlerweile haben sich Boardsport-Unternehmen wie Burton Snowboards, Nitro Snowboards, Quiksilver und Salomon Snowboards der EOG angeschlossen. Für das Label Volcom könnte eine Mitgliedschaft in der EOG dementsprechend positive Vorteile für die Zukunft haben.
5. Literaturverzeichnis
Literatur:
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- Englert, Marco/ Anabel Ternès (Hrsg.): Nachhaltiges Management. Nachhaltigkeit als exzellenten Managementansatz entwickeln. Berlin 2019.
Internetquellen:
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- Wirtschaftslexikon: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/corporate-social-responsibility-51589. Zugriff am: 24.08.2019, 18:57 Uhr.
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