Freitag, 5. April 2024

COP28 im Kontext der vorangegangenen Klimakonferenzen

„Das Recht auf Entwicklung muss so verwirklicht werden, dass den Entwicklungs- und Umweltbedürfnissen der heutigen und der kommenden Generationen in gerechter Weise entsprochen wird“ (Rio-Erklärung Grundsatz 3).

Dieser Grundsatz wurde 1992 bei der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro von den Vereinten Nationen (VN) festgelegt. Damals kamen Vertreter*innen aus 178 Ländern zusammen, um über Fragen zu Umwelt und Entwicklung im 21. Jahrhundert zu beraten. Die Rio-Konferenz führte zu wichtigen klimapolitischen Ergebnissen wie der Agenda 21 und der Rio-Erklärung und endete mit der Unterzeichnung der Klimakonvention durch 154 Staaten. Die Klimakonvention, die zwei Jahre später in Kraft trat, beinhaltete in Artikel 2

„... das Ziel der Stabilisierung der Treibhausgasemissionen in der Atmosphäre auf einem Niveau, das eine gefährliche anthropogene Störung des Klimas verhindert sowie dessen Folgen abmildert“ (Simonis et al. 2017, S. 267).

Angekommen im 21. Jahrhundert, ist dieses Ziel als nicht verwirklicht anzusehen. Waren es im Jahr der Rio-Konferenz 1992 noch 23.230 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen, so sind es 2022 37.150. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37187/umfrage/der-weltweite-co2-ausstoss-seit-1751/). Die Treibhausgasemissionen sind seit 1992 – mit Ausnahme der Zeit der Covid-19-Pandemie – konstant angestiegen. Und das, obwohl die VN 1995 bei der ersten COP (Conference of the Parties) in Berlin das Berliner Mandat veröffentlichten, das als Basis für das 1997 verabschiedete Kyoto-Protokoll diente und in dem sich die Vertragsstaaten einigten, den Ausstoß von Treibhausemissionen zu senken (Vgl. Simonis et al. 2017, S.267). Die damalige deutsche Umweltministerin Angela Merkel sprach auf der COP zu den VN:

"Wie wir hier in Berlin miteinander reden, wie wir fähig sind, Probleme zu lösen, wird ein Symbol dafür sein, ob es gelingen kann, globale Probleme gemeinsam in Angriff zu nehmen oder nicht."

Gut gesprochen, doch sinnbildlich für das „gemeinsam in Angriff nehmen der globalen Probleme“ und das Einhalten des Kyoto-Protokolls steht die USA, die mit dem Argument, dass Industrienationen bei der Reduktion des Treibhausgasausstoßes eine größere Last tragen als Entwicklungsländer, 2001 aus dem Protokoll wieder austraten (Vgl. Simonis et al. 2017, S.267). Die Treibhausgasemissionen sind trotz des verabschiedeten Kyoto-Protokolls stetig gestiegen und so hat es von Rio an 23 Jahre gebraucht, bis 2015 auf der COP 21 in Paris das Pariser Klimaabkommen verabschiedetet wurde, mit dem Ziel, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf 1,5 °C – mit einer Obergrenze von 2 °C – zu beschränken. 8 Jahre später gilt das 1,5-°C-Ziel als nicht mehr realistisch und auch die Obergrenze von 2 °C ist stark gefährdet (Vgl. von Brackel et al.).

So kamen Ende des Jahres 2023 die Vertreter der Nationen in Dubai zusammen, um auf der COP 28 wieder einmal darüber zu verhandeln, wie die Welt den voranschreitenden Klimawandel aufhalten kann. Doch wenn das 2 °C Ziel stark gefährdet ist und die Treibhausgaswerte weiter ansteigen, kommen Fragen auf:

  • Wie gedenken die VN, die Treibhausgasemissionen zu verringern?
  • Wieso hat es von der Rio-Konferenz an 23 Jahre gedauert, bis das Pariser Abkommen verabschiedet wurde?
  • Auf welche Maßnahmen konnten die VN sich im Kampf gegen den Klimawandel einigen?
  • Welche Rolle und Verantwortung nehmen die Industrienationen ein?

Diese Seminararbeit wird sich mit einer Einordnung der COP28 in die Entwicklung der vorangegangenen Klimakonferenzen befassen und einen Überblick über die komplexe Klimapolitik der Vereinten Nationen geben.

Donnerstag, 28. März 2024

Ergänzende Texte zum Seminar "Zukünftige Freiheiten"

Die folgende Auswahl an Texten soll als Anregung dienen, sich mit weiterführenden Aspekten der Thematik "Nachhaltigkeit und Freiheit" auseinanderzusetzen (Seminar "Zukünftige Freiheiten" im SoSe 2024):

Thomas Assheuer: Die Panik der liberalen Geister.
Freiheit! Die verlangen Kritiker der Corona-Maßnahmen zurück. Der Preis wären Tote. Und die Pandemie ist nur eine Vorbotin kommender Krisen. Über die Zukunft der Freiheit, 10.05.2021, ZEIT ONLINE, Link: https://www.zeit.de/kultur/2021-05/freiheit-corona-todeszahlen-liberalismus-politik-kulturbetrieb/komplettansicht 

Michael Bröning: Die autoritäre Verlockung.
Der Grundwert der Freiheit muss auch gegen den Illiberalismus von links verteidigt werden, 05.10.2021, IPG, Link: https://www.ipg-journal.de/rubriken/demokratie-und-gesellschaft/artikel/die-autoritaere-verlockung-5468/ 

Felix Ekardt: Erst mehr Klimaschutz ermöglicht Freiheit.
Grenzenlose Selbstverwirklichung, aber auch eine radikale Ökodiktatur können die Freiheit ruinieren, 20.10.2023, ZEIT ONLINE, Link: https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-10/energiewende-klimawandel-freiheit-oel-klimaklage-selbstverwirklichung 

Sebastian Gierke: Wenn Freiheit sich selbst zerstört.
Liberalismus verkommt zu einem Machterhaltungsmittel für die Mächtigen. Wenn sich daran nichts ändert, wird Freiheit bald nicht mehr begeistern, dann wird sie vor allem gefürchtet, 30.11.2020, Süddeutsche Zeitung, Link: https://www.sueddeutsche.de/politik/freiheit-liberalismus-marktliberalismus-1.5129772 

Christian Krell: Die Allianz der Freiheitsfeinde.
Streit um die Reichweite staatlichen Handelns muss sein. Doch bei den Demonstrationen in Berlin ging es darum, das eigene Ich über alles zu stellen, 02.09.2020, IPG, Link: https://www.ipg-journal.de/regionen/europa/artikel/die-allianz-der-freiheitsfeinde-4611/ 

Robert Misik: Nur die halbe Freiheit.
Von Rechten besetzt, verkommt der Begriff „Freiheit“ zur Floskel. Die politische Linke sollte dagegenhalten, 02.02.2023, IPG, Link: https://www.ipg-journal.de/rubriken/demokratie-und-gesellschaft/artikel/nur-die-halbe-freiheit-6483/ 

Jonas Schaible: Gefährdete Freiheit in der Krise: Es ist Zeit für eine wehrhafte Klimademokratie, 31.03.2023, Der Spiegel 14/2023, Link: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/gefaehrdete-freiheit-in-der-klimakrise-demokratie-im-feuer-a-39152c01-9060-4d2b-911b-c7c3377b612f 

Gustav Seibt: Liberalismus: Gegen jede Übermacht.
"Liberalismus der Furcht": Im Werk der 1992 verstorbenen Politologin Judith Shklar findet sich der Freiheitsbegriff der Stunde. Was bedeutet er für unsere Gegenwart?, 14.03.2024, Süddeutsche Zeitung, Link: https://www.sueddeutsche.de/kultur/judith-shklar-liberalismus-der-furcht-rezension-1.6433851?reduced=true 

Bernd Ulrich: Die Befreiung der Freiheit.
In Karlsruhe wurde das höchste Gut der Gesellschaft neu definiert: die Freiheit. Ökologisch blinder Liberalismus, nur aufs eigene Wohl bedacht, ist gegen das Grundgesetz, 30.04.2021, ZEIT ONLINE, Link: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-04/karlsruhe-bundesverfassungsgericht-klimaschutz-urteil-grundgesetz-freiheit/komplettansicht 

Uwe Volkmann: Im Dienst der guten Sache.
Anmerkungen aus Anlass des Klimabeschlusses des Bundesverfassungsgerichts, Merkur Heft 875, April 2022, Link: https://www.merkur-zeitschrift.de/artikel/im-dienst-der-guten-sache-a-mr-76-4-5/ 

Heinrich Wefing: Meine Freiheit oder deine?
Die Pandemie und ein epochales Klima-Urteil stellen die Gesellschaft vor eine neue Zerreißprobe, 07.05.2021, ZEIT ONLINE, Link: https://www.zeit.de/2021/19/grundrechte-freiheit-einschraenkung-corona-klima-krise-klimaschutzgesetz-bevoelkerung/komplettansicht

Empfehlungen für politische Dokumentarfilme

Das Seminar "Zukünftige Freiheiten" im SoSe 2024 ist Teil eines größeren Projekts, in dessen Rahmen auch Dokumentarfilme erstellt werden. In diesem Zusammenhang haben die Verantwortlichen (Felix Heidenreich und Ragnar Müller, v.a. aber Maria Mohr und Peter Ott) einige sehenswerte politische Dokumentarfilme zusammengetragen, um in das Genre eintauchen zu können:

  • Ruth Beckermann: Waldheims Walzer
  • David Bernet: Democracy (auf der bpb-Website)
  • Christiane Büchner: PereSTROIKA
  • Ken Burns & Lynn Novick: The Vietnam War (2017)
  • Harun Farocki: Zwischen zwei Kriegen, Etwas wird sichtbar, Bilder der Welt und Inschrift des Krieges, Leben BRD, Nicht ohne Risiko, Zum Vergleich, ...
  • Thomas Heise: Stau (auf der bpb-Website)
  • Karin Jurschik: Playing God, Krieg und Spiele
  • Romuald Karmakar: Das Himmler-Projekt, Hamburger Lektionen, Angriff auf die Demokratie – Eine Intervention, ...
  • Torsten Körner: Die Unbeugsamen
  • Gerd Kroske: Striche ziehen, SPK Komplex
  • Claude Lanzmann, Shoah (1985)
  • Carmen Losmann: Oeconomia
  • Dror Moreh: The Gatekeepers (2012)
  • Joshua Oppenheimer: The Act of Killing
  • Anja Salomonowitz: Kurz davor ist es passiert
  • Helke Sander: Befreier Befreiter, Redupers, Die allseitig reduzierte Persönlichkeit (1978)
  • Straub-Huillet: Trop tôt, trop tard
  • Erwin Wagenhofer: We feed the world (2005)

Montag, 25. März 2024

Elektromobilität und Bekämpfung der Klimakrise

Kaum ein Thema wird derzeit so kontrovers diskutiert wie das des Elektroautos. Für die einen sind sie Technologieträger und zukunftsweisende Technik, für die anderen ein Schwindel und eine unzureichende Alternative. Mit Elon Musk hat die Szene eine ideale Gallionsfigur. Der Multimilliardär wird vergöttert und gehasst. Seine Firma Tesla brachte das Elektroauto, vor allem aber auch den eigenen Aktienkurs, in den Fokus.

Dabei ist die Kontroverse nicht überraschend. Die Klimakrise ist allgegenwärtig, Antworten finden sich nur schleichend. Die Folgen sind vielfältig, die Ursachen eindeutig. Aus dieser Problematik leitet sich die Leitfrage dieser Arbeit ab: Können Elektroautos eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise spielen?

Um diese Frage beantworten zu können, wird zunächst grob umrissen, welche Problematik bei der Klimakrise vorherrschend ist und welche Folgen diese mit sich bringt. Anschließend werden kurz die Ursachen sowie die Rolle der fossilen Brennstoffe untersucht. Im Anschluss wird das Elektroauto selbst genauer betrachtet. Funktion sowie verschiedene Arten mit Vor- und Nachteilen werden skizziert.

Im dritten Abschnitt wird der wohl größte Punkt von Kritikern aufgenommen, nämlich die Frage, wie es um die tatsächliche Klimabilanz von Elektroautos, vor allem im Vergleich zu Verbrennern, bestellt ist. Im letzten Abschnitt werden die notwendigen Veränderungen für einen Wandel zur elektrischen Mobilität beleuchtet. Zentral sind dabei die Energiewende und die notwendigen Maßnahmen zur Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur.

Mittwoch, 21. Februar 2024

Hoffnung in der Klimakrise - Gespräch mit Gabriel Baunach

Optimismus ist Mangelware in den Debatten um Klimaschutz (wie auch in unserem Nachhaltigkeitsseminar). Der folgende Podcast aus der Reihe SWR1 Leute liefert Anhaltspunkte: "Darum brauchen wir den ökolologischen HANDabdruck". Die Beschreibung auf der Website lautet:

"Klimabewussteres Konsumverhalten, übertriebene Öko-Moral oder asketischer Verzicht jeder einzelnen Person reichen nicht aus, um uns gegen die Klimakrise zu stemmen und den Planeten lebenswert zu halten. Dieser Meinung ist Klimakommunikator und Buchautor Gabriel Baunach. Den bekannten ökologischen Fußabdruck erklärt er als das Ergebnis einer gigantischen Marketingkampagne eines Mineralölkonzerns. (...) Deshalb ist für ihn der ökologische Handabdruck auch wichtiger. Der entstand, als ein kleines Mädchen bei einem Projekt vor Jahren meinte, dass sie mehr Gutes anstatt nur weniger Schlechtes für die zukünftige Nachhaltigkeit tun wolle. Daraus ergab sich eine Art Messgröße für positives Handeln. Einen "optimistischen und motivierenderen Gegenentwurf zum Fußabdruck", nennt ihn Baunach: Nicht jeder alleine, sondern in der Gruppe die größeren Hebel bewegen, um die Klimakrise doch noch abzuwenden."

Montag, 12. Februar 2024

Wasserstoff-Hype: FDP-Fetisch oder Chance auf emissionsarme Energie?

Ein Beitrag von Tarkan Davarci 

Wasserstoff als Schlüssel zur Dekarbonisierung und als Heilsbringer zur Erreichung der Klimaziele – Technik und Markt würden dieses Problem lösen, so die FDP. Die Erwartungen der FDP sind hoch. Nicht nur E-Fuels sind hoch im Trend, auch Gasheizungen sollen immenses Potential für den Betrieb mit Wasserstoff bieten.

Wasserstoff hat in den letzten Jahren nicht nur verstärkt das Interesse der FDP auf sich gezogen, sondern auch Regierungen, Unternehmen und die breite Öffentlichkeit schauen hin. Als potenziell emissionsarme Energiequelle wird Wasserstoff vermehrt als Lösung für die globalen Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende gepriesen. Doch die Frage bleibt bestehen: Ist der Wasserstoff-Hype lediglich auf politisches Drängen der FDP in den Fokus gerückt oder birgt Wasserstoff eine reale Chance, unsere Energieversorgung und energieintensive Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten?

Mittwoch, 31. Januar 2024

Solares Geoengineering - Chancen und Risiken

Ob durch Spiegel im All, künstlich erzeugte Wolken oder Partikel in der Stratosphäre, die technischen Möglichkeiten, Einfluss auf das Klima zu nehmen, scheinen in einer Welt, die zunehmend mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert wird, grenzenlos (vgl. Deutschlandfunk 2023).

Geoengineering steht für den Versuch, gegen die steigenden Temperaturen und CO₂-Emissionen anzukämpfen und das Klimasystem der Erde zu beeinflussen. Während die‌ wissenschaftliche‌ Erforschung dieser Technologien immer weiter fortschreitet, rückt auch die‌ politische‌ Machbarkeit solcher Eingriffe‌ in den Fokus von internationalen Debatten und politischen Agenden. Doch was ist solares Geoengineering und wie funktioniert es, welche politischen Risiken birgt es und wie umsetzbar erscheint dieses Vorhaben derzeit? Diesen Fragen will die folgende Arbeit nachgehen.

Zunächst soll Geoengineering im allgemeinen und solares Geoengineering im besonderen dargestellt werden. Neben der Vorstellung verschiedener Konzepte des solaren Geoengineerings soll auch die technologische Machbarkeit dargestellt werden. Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit der politischen Seite des solaren Geoengineerings. Die politischen Risiken sollen thematisiert werden. Zudem sollen Probleme der Umsetzbarkeit im politischen Rahmen anhand von Spieltheorien erläutert werden und das Dilemma des moralischen Risikos, das sich am solaren Geoengineering zeigt, dargestellt werden.

Dienstag, 23. Januar 2024

Nachhaltigkeitsprojekte in Saudi-Arabien

Saudi-Arabie‌‌n e‌‌rle‌‌bt e‌‌ine‌‌n tie‌‌fgre‌‌ife‌‌nde‌‌n Wande‌‌l und ste‌‌ht vor große‌‌n He‌‌rausforde‌‌runge‌‌n, die‌‌ we‌‌it übe‌‌r se‌‌in traditione‌‌lle‌‌s Image‌‌ als Öle‌‌xporte‌‌ur hinausge‌‌he‌‌n. Das Land, das übe‌r Jahrze‌hnte‌ hinwe‌g stark von de‌r Ölförde‌rung abhängig war und noch imme‌r ist, ste‌ht vor be‌sonde‌re‌n He‌rausforde‌runge‌n im Konte‌xt de‌r Nachhaltigke‌it. Im Ze‌italte‌r von globale‌r Erwärmung, Re‌ssource‌nknapphe‌it und Umwe‌ltze‌rstörung ge‌winnt das Konze‌pt de‌r Nachhaltigke‌it zune‌hme‌nd an Be‌de‌utung.

Es ist dahe‌r von große‌r Re‌le‌vanz, sich mit de‌n Be‌mühunge‌n und Initiative‌n e‌inze‌lne‌r Lände‌r ause‌inande‌rzuse‌tze‌n, die‌ darauf abzie‌le‌n, ökologische‌, ökonomische‌ und soziale‌ Nachhaltigke‌it zu förde‌rn. Mit se‌ine‌m "Vision 2030"-Programm hat das Königre‌ich ambitionie‌rte‌ Zie‌le‌ formulie‌rt, um se‌ine‌ Wirtschaft zu dive‌rsifizie‌re‌n und nachhaltige‌ Entwicklung zu förde‌rn (vgl. Benlaria et al., 2022).

Die‌se‌ Arbe‌it zie‌lt darauf ab, die‌ ve‌rschie‌de‌ne‌n Nachhaltigke‌itsproje‌kte‌ de‌s Lande‌s darzuste‌lle‌n, zu analysie‌re‌n und kritisch zu be‌we‌rte‌n. Zu Beginn wird Saudi-Arabiens Standpunkt in der Welt als Ölexporteur be‌le‌uchte‌t. De‌s We‌ite‌re‌n werden die Herausforderungen, die bei der Umstellung auf nachhaltige Projekte entstehen,‌ e‌rörte‌rt. Im Anschluss werden die Potenziale und Strategien für eine nachhaltige Energiezukunft vorgestellt.

Mittwoch, 17. Januar 2024

Gemeinwohl-Ökonomie in Höxter

In der ostwestfälischen Provinz Höxter setzen Unternehmer und Kommunalpolitiker sich aktiv für eine neue Form der Ökonomie ein. Dieser Wandel wurde initiiert, als der Apotheker Albrecht Binder dem Bürgermeister seiner Stadt das Buch "Gemeinwohlökonomie" von Christian Felber übergab. Christian Felber präsentiert in seinem Buch ein zukunftsweisendes Wirtschaftsmodell, das den Fokus von reinen Profiten auf das Wohlergehen aller Menschen legt. Es handelt sich um eine ethische Marktwirtschaft, die auf Kooperation statt Wettbewerb, Nachhaltigkeit statt Ausbeutung setzt.

Apotheker Binder setzt diese Vorstellungen bereits in seiner Apotheke um. Sieben Monate nach der Lektüre von Felbers Buch legte er die erste Gemeinwohl-Bilanz für seine Apotheke und drei Filialen vor. Dabei wurden Fragen zur ethischen Ausrichtung beantwortet, wie beispielsweise, ob Firmengelder bei einer Ethikbank angelegt sind oder wie umweltfreundlich die Angestellten zur Arbeit gelangen.

Im Mittelpunkt steht nicht der Umsatz und Gewinn, sondern unternehmerisches Handeln wird an Werten wie Menschenwürde, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitspracherechten für die Angestellten gemessen. Ein Auditor überprüft diesen Bericht und vergibt Punkte.

Binder erreichte in der Bewertung 439 Punkte auf einer Skala von -3600 bis 1000. Diese positive Bewertung zeigt, dass er bereits erfolgreiche Schritte in Richtung einer nachhaltigen und sozial verantwortlichen Marktwirtschaft unternommen hat. Dazu gehören Maßnahmen wie die Verwendung eines Elektrofahrrads für Botenfahrten, kein Zeitarbeitspersonal oder die Nutzung von Recycling-Papier im Drucker.

Montag, 15. Januar 2024

Klimaschutz ohne Ökodiktatur

Jonas Schaible wird am Mo 4. März 2024 um 19:00 Uhr im Hospitalhof (Büchsenstr. 33, 70174 Stuttgart) sein Buch "Demokratie im Feuer. Warum wir die Freiheit nur bewahren, wenn wir das Klima retten - und umgekehrt" vorstellen. Anmelden kann man sich bei der LpB BW unter folgendem Link: https://www.lpb-bw.de/einzelansicht-aktuell/demokratie-im-feuer-04-03-2024.

Zum Thema: Klimaschutz und Demokratie, das passt für viele Menschen nicht zusammen. Den einen geht der Kampf gegen den Klimawandel zu langsam voran, während die anderen sich von einer angeblichen "Ökodiktatur" bedroht sehen. Der Journalist Jonas Schaible räumt in seinem Buch mit falschen Widersprüchen auf. Er zeigt, dass Klima und Demokratie sich sogar gegenseitig bedingen: Demokratie gibt es nur auf einem bewohnbaren Planeten – und das Klima wird sich nur mit demokratischen Mitteln retten lassen. Dafür ist aber Umdenken nötig. Demokratie kann nur als Klimademokratie bestehen. Schaible entwirft eine Zukunftsvision, in der sich Freiheit und Klimaschutz gegenseitig stärken.

Sonntag, 14. Januar 2024

Klima-Taler - eine App für mehr Nachhaltigkeit

https://klima-taler.com/de/home-de/ - Wenn Menschen sich bewusst dafür entscheiden, individuell dem Klimawandel begegnen zu wollen, stoßen sie früh auf die Problematik, bereits viele klimaschädliche Angewohnheiten in ihren Alltag integriert zu haben. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Hilfen. Zu diesen zählen neben schriftlichen Ratgebern auch Apps, die ein klimafreundlicheres Leben erleichtern wollen.

Diese offerieren CO2-Rechner, eine Art Ablasshandel durch Spendenmöglichkeiten oder Tipps, an welchen Stellen die Kohlenstoffemissionen im Alltag reduziert werden können. Grundsätzlich hebt sich Klima-Taler nicht von diesen Apps ab. Klimafreundliche Aktivitäten werden getrackt und Bilanzen erstellt. So lässt sich der Strom-, Wasser- und Gasverbrauch sowie die Fortbewegung klimafreundlicher gestalten.

Motivieren sollen die sogenannten "Klima-Taler", die hierbei verdient werden. Die verdienten Taler können im lokalen Einzelhandel für Rabatte genutzt werden, sofern die jeweiligen Geschäfte ebenfalls teilnehmen. Dies motiviert zu einem klimafreundlicheren Kaufverhalten, da Nutzer zum Kauf regionaler Produkte animiert werden. Teilnehmende Händler profitieren durch eine erhöhte Werbewirkung, da ihr Geschäft und ihre Produkte Nutzern in der App vorgeschlagen werden. Des weiteren werden die Nutzer durch verschiedene Bestenlisten motiviert, möglichst viele Klima-Taler zu sammeln. Sollte das Wettsammeln gegen den Nachbarn nicht genug Ansporn sein, werden mit zunehmender Anzahl von gesammelten Talern auch Abzeichen, sogenannte "Badges" freigeschaltet.

Die Klima-Taler App richtet sich jedoch nicht an einzelne Personen, sondern explizit an Kommunen. Diese können den Zugang mit einem Mindestlaufzeitraum von 12 Monaten erwerben. Für die Nutzer ist die App kostenlos und eine Registrierung ist nicht notwendig. Laut der Blacksquared GmbH aus Berlin, welche die App vertreibt, können Kommunen die App "ab 4800 Euro/Jahr" nutzen. Diese können sich anschließend mit einem Siegel schmücken sowie die Erfolge ihrer Bürger zur Schau stellen. Hier beispielhaft die Website der hessischen Stadt Nidderau: https://www.nidderau.de/leben-wohnen/umwelt-klima-energie/klima/klimataler-app/

Die App selbst lässt sich intuitiv bedienen und ist angenehm gestaltet. Die Verbuchung der Leistungen erfolgt unkompliziert. Sinn macht die App jedoch ausschließlich, wenn sie von einer ausreichenden Anzahl von Personen im Umfeld genutzt wird. Die versprochene "Gamification" beschränkt sich auf die lieblich gestalteten Badges, welche mich persönlich jedoch wenig motiviert haben. Ich selbst konnte die App allerdings nicht vollumfänglich testen, da meine Heimatgemeinde keine Partnerschaft eingegangen ist.

Dienstag, 9. Januar 2024

Was Frieden mit Klimaschutz zu tun hat

Am 25.08.2023 veröffentlichte Deutschland Funk Nova im Podcast-Format "Hörsaal" einen Podcast zu der Thematik “Was Frieden mit Klimaschutz zu tun hat“. Die wichtigsten Erkenntnisse hieraus möchte ich in diesem Blogbeitrag kurz zusammenfassen. Jürgen Scheffran ist Physiker und Professor für Klimawandel und Sicherheit und schätzt die Zusammenhänge von Frieden und Klimaschutz wie folgt ein:

  • Schon lange bestünde die These, dass der Klimawandel ein Multiplikator für Probleme sei wie beispielsweise Konflikte, Migrations- und Fluchtbewegungen sowie auch für Krankheiten. Wenn diese Probleme ein zu großes Ausmaß annehmen, so Scheffran, nehme auch das Konfliktpotential zu, aus welchen wiederum multiple Krisen resultieren können.
  • Gleichzeitig bestehe die Möglichkeit, dass die positiven Effekte einander verstärken können, so Scheffran. Dieser Punkt sei bisher von Politik und Forschung weitgehend verkannt. Gerade hierauf sollte jedoch der Fokus gesetzt werden.
  • Auch die zivile Konfliktbearbeitung spiele bislang im Umweltbereich nur eine untergeordnete Rolle. Dies würde dazu führen, dass eine stetige Zunahme der Konfliktfelder im Umweltbereich zu verzeichnen sei.
  • Der nachhaltige Frieden fokussiere sich auf die sich wechselseitig positiv verstärkenden Effekte von Nachhaltigkeit und Frieden. Auch das Peacebuilding, der Friedensaufbau durch ökologische Aktivitäten, sei ein weiterer positiver Synergieeffekt.
  • Es wäre ein positiver Effekt davon zu erhoffen, wenn Friedens- und Klimabewegungen verstärkt miteinander kooperieren würden.
  • Kriege ziehen die Aufmerksamkeit der Politik sowie Ausgaben und Ressourcen auf sich, die dann an anderen wichtigen Stellen, beispielsweise bei der Lösung von Klimaproblemen, fehlen.
  • Gewaltkonflikte seien mit Umweltbelastungen verbunden wie z.B. durch verstärkte Emissionen.
  • Nachhaltigkeit ohne Frieden sei kaum umsetzbar.
  • Einige der planetaren Grenzen seien bereits überschritten, wodurch u.a. die Konflikte um Ressourcen sowie die klimabedingte Fluchtmigration weiter zunehmen.
  • Es gibt eine Reihe von Klimakonflikten. Zum einen, v.a. von den Rechtspopulisten, ob es den Klimawandel überhaupt gebe. Zum anderen, wie dieser zu bewältigen sei. Aus jenen resultieren wiederum neue Konflikte usw.
  • Krieg löse Umweltzerstörung aus: Um den Gegner zu schwächen, werden dessen Ressourcen wie z.B. Wasser zerstört. Auch werden ganze Landstriche zerstört. Teile davon, wie bspw. der nukleare Winter, hätten längerfristige Auswirkungen auf das Klima.
  • Klimafolgen des Militärs: Zwar können durch das Militär Ressourcen verteidigt werden, jedoch setze es gleichzeitig hohe Emissionen frei. Betont wird hier die Konkurrenz zwischen dem 1,5 bis 2 Grad Ziel der Klimapolitik und dem 2 % Ziel, welches die NATO habe. Klimaziele und Rüstungsziele seien nicht miteinander vereinbar.
  • Der Begriff Befriedigung (unserer Bedürfnisse) enthalte das Wort Frieden, wodurch der Zusammenhang erneut verdeutlicht werde.

Er schließt seinen Vortrag mit einem Zitat von Carl Friedrich von Weizsäcker: ,,Es gibt keinen Frieden zwischen den Menschen ohne Frieden mit der Natur und es gibt keinen Frieden mit der Natur ohne Frieden zwischen den Menschen“.

Hier können Sie den Podcast in voller Länge anhören: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/juergen-scheffran-frieden-heisst-auch-klimaschutz.