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Dienstag, 8. April 2025

"Verkaufte Zukunft" als Lizenzausgabe bei der bpb erhältlich

Zu den besten deutschspachigen Büchern zum Themenkomplex Nachhaltigkeit zählt das Buch "Verkaufte Zukunft. Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht " von Jens Beckert, das auch in den Seminaren Verwendung findet. Dieses Buch können Sie ab sofort bei der bpb für 5,- € bestellen. Auf der bpb-Website findet sich folgende Beschreibung:

"Seit Jahrzehnten ist der Zusammenhang zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und der Erhitzung der Erdatmosphäre bekannt – genau wie seine potenziell desaströsen Konsequenzen. Dennoch hat die Menschheit in dieser Zeit nicht weniger, sondern immer mehr Treibhausgase ausgestoßen: In den vergangenen drei Jahrzehnten ist so viel CO₂ emittiert worden wie in den zwei Jahrhunderten zuvor. Worin liegt diese eklatante Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln begründet? Der Soziologe Jens Beckert analysiert, welche massiven Hürden moderne Gesellschaften davon abhalten, angemessen auf die Klimakrise zu reagieren: die kapitalistische, an Gewinn orientierte Wirtschaft, das auf demokratische Legitimation angewiesene politische System sowie soziokulturelle Bedingungen, die Konsum, Identität und sozialen Status eng aneinander koppeln. Da keine einfachen Auswege aus diesen strukturellen Dilemmata hinausführen, so Beckert, sei es wichtig, diese zu reflektieren und sie im politischen Handeln zu berücksichtigen. Auch wenn die Klimaerhitzung bereits Realität sei und sich ein weiterer Temperaturanstieg nicht mehr abwenden lasse, sei es nötig, Handlungspotenziale auszuloten und zu nutzen, um ihn so weit wie möglich zu begrenzen. Zugleich müssten Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden, die den Menschen Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels bieten und den sozialen Zusammenhalt im Angesicht verschlechterter Lebensbedingungen stärken."

Samstag, 4. November 2023

Nachschlag zur Harvard Studie

Der TED Talk von Robert Waldinger (siehe Seite "Videos") über die Harvard Studie und die Bedeutung sozialer Beziehungen für das gute Leben, den wir in der vergangenen Seminarsitzung besprochen haben, war ein (überraschend großer) Erfolg und wurde millionenfach angeschaut. Seit ein paar Monaten gibt es einen Nachschlag in Form eines Interviews mit dem sympathischen Studienleiter:

Außerdem ist vor kurzem ein Buch zu den Ergebnissen der Harvard Studie erschienen, das seit August 2023 auch in deutscher Übersetzung vorliegt:


Donnerstag, 14. September 2023

Neue Bücher bei der bpb zum Thema Klimakrise

Seit einigen Jahren nimmt die Klimakrise als wichtigstes Thema der Gegenwart auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) immer größeren Raum ein. Neben dem Online-Angebot (siehe hier) gilt das auch für die bpb-Schriftenreihe. In den letzten Tagen sind drei lesenswerte Titel hinzugekommen:

  • Dixson-Declève, Sandrine / Gaffney, Owen / Ghosh, Jayati / Randers, Jørgen / Rockström, Johan / Stoknes, Per Espen (2022), Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten, Lizenzausgabe der bpb - für 4,50 € bestellbar
  • Adler, Michael (2022), Klimaschutz ist Menschenschutz. Warum wir über die Klimakrise anders sprechen müssen, Lizenzausgabe der bpb - für 4,50 € bestellbar
  • Meilicke, Tobias / Strobel, Cornelius (Hg.) (2023), Aufgeheizt. Verschwörungserzählungen rund um die Klimakrise, bpb - für 4,50 € bestellbar oder kostenlos als pdf

Ältere einschlägige Veröffentlichungen wurden an dieser Stelle bereits vorgestellt: https://nachhaltigkeit-seminar.blogspot.com/2023/04/verfugbare-titel-zum-thema-klimakrise.html

Samstag, 29. April 2023

Verfügbare Titel zum Thema Klimakrise bei der bpb

Zum Themenbereich Klima/Ressourcen/Umwelt sind bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) im Moment folgende Bücher bestellbar: 

  • Über Leben und Natur - Es geht nicht ohne sie: Biologische Vielfalt ist entscheidend für das Überleben von Mensch und Natur. Das Buch erklärt, warum das so ist und was für den Erhalt biologischer Vielfalt zu tun ist.
  • Klimaschutz: Wissen und Handeln - Zwischen dem Wissen über Ursachen, Folgen und geeignete Strategien zur Eindämmung der Klimakrise einerseits und der Umsetzung in Handeln andererseits klafft eine große Lücke. 
  • Im Strudel - Unser Verhältnis zur Umwelt ist ambivalent. Frank Uekötter entwirft eine Umweltgeschichte, die die vielen Facetten in den Blick nimmt. 
  • In Zukunft hitzefrei? - Der Klimawandel ist in aller Munde – doch selten wird genauer nachgefragt: Was hat er mit der Sonne, mit Kohlenstoff und der Erdatmosphäre zu tun? Warum erwärmt sich die Erde so stark...
  • Mehr aus weniger - Geht das denn überhaupt? Mehr Wachstum und Wohlstand für alle Menschen, trotz geringeren Ressourceneinsatzes? Der Wirtschaftswissenschaftler Andrew McAfee ist überzeugt, dass eine kluge Kombination...
  • Heißzeit - Kaum eine Erdregion, in der nicht inzwischen die Folgen des menschengemachten Klimawandels zu spüren sind. Mojib Latif erläutert unmissverständlich dessen Ursachen und Folgen und wendet sich gegen...
  • Der Boden - Unter uns: Die meisten Menschen verspüren wenig Anlass, über die Welt unterhalb ihrer Schuhsohlen nachzudenken. Dabei gibt es gute Gründe dafür. Peter Laufmann zeigt, was intakte Böden ausmacht...
  • Zieht euch warm an, es wird heiß! - Der Klimawandel mit seinen vielen bedrohlichen Folgen geht vom Menschen aus. Daher drängt uns die Wissenschaft zum notwendigen Gegensteuern, doch immer noch zu vielen Menschen scheint das...
  • Land unter im Paradies - Der Klimawandel hat viele Auswirkungen - viele davon sind in anderen Weltgegenden noch dramatischer als hierzulande. Wie sehen diese konkret aus? Wie steht es um das Bewusstsein für die Problematik...
  • Plastik - Plastik: unverzichtbar, unvernichtbar oder beides? Ein Stoff, der einst wegen seiner Nützlichkeit und Vielseitigkeit den Siegeszug durch unseren Alltag antrat, bereitet heute weltweit große...
  • Das Klimabuch - Niemand kann mehr ernsthaft den Klimawandel leugnen. Was passiert konkret? Welche Faktoren sind beteiligt? Wie wirken sich die Veränderungen weltweit aus? Was können Einzelne oder viele bewirken?
  • Die Erde rechnet ab - Der Klimawandel ist ein Faktum, dessen Auswirkungen kaum mehr zu übersehen sind: Starkregen und Dürren, Waldschäden, Ernteausfälle, extreme Hitze.
  • Das Tier und der Nutzen - Nutztierhaltung ist zunehmend breiter öffentlicher Kritik ausgesetzt, die sich vor allem auf die damit verbundene ökologische Belastung und das eingeschränkte Wohlbefinden der Tiere bezieht. 
  • Ewigkeitslasten - Kann man radioaktive Abfälle "endlagern"? Gibt es technisch verlässliche, sozial und politisch vermittelbare Lagerstätten für den atomaren Müll, der nach jahrzehntelanger Nutzung der Atomkraft...
  • Das Verstummen der Natur - Es ist weithin still geworden. Insbesondere Vögel und Insekten leiden darunter, dass ihre Lebensgrundlagen und Futterpflanzen Raubbau, Gleichgültigkeit oder Unkenntnis zum Opfer fallen. 
  • Leute machen Kleider - Woher stammen die Kleidungsstücke, die wir tragen? Wer produziert sie und wo? Welchen Arbeitsbedingungen sind die Menschen in der Kleidungsindustrie unterworfen? Und welche ökologischen und sozialen...
  • Wasser - Wasser ist lebenswichtig. Doch während es die einen verschwenden (können), haben andere zu wenig, zu schlechtes oder gar kein Wasser zur Verfügung. Wasserkrisen verschärfen sich zudem durch den...
  • Klimapolitik - Veränderungen des globalen Klimas sind unübersehbar. Doch vielfach wird hoch kontrovers über Ursachen, Ausmaß und Folgen gestritten. Die Autoren bieten einen Problemaufriss, diskutieren…
  • Das Ozeanbuch - Verschmutzung und Überfischung sind nur die offenkundigsten Bedrohungen unserer Weltmeere. Der Klimawandel hat spürbar Einfluss auf Temperaturen, Strömung und Wasserqualität der Meere. 
  • Das Ende der Natur - Artensterben? Vor unserer Haustür? Vögel, Insekten, Amphibien, Wildkräuter und deren Lebensräume sind, so Susanne Dohrn, massiv bedroht durch eine agroindustrielle Landwirtschaft, in der alles dem...
  • Ökoroutine - Gewohnheiten sind erst Spinnweben, dann Drähte, sagt ein Sprichwort. Eingefahrene Verhaltensweisen bremsen die Hinwendung zu einer ressourcenschonenderen (Land)Wirtschaft, Mobilität oder...
  • Magnet Stadt - Die Städte des Globalen Südens ächzen unter dem Zustrom von Menschen, deren Lebensgrundlagen durch Entrechtung, Katastrophen oder Kriege verloren gingen und die ihr Überleben in urbanen Räumen...
  • Global Gardening - Bioökonomie? Klingt gut, aber wie ist das Verhältnis zwischen Bio und Ökonomie dabei? Bedeutet der Begriff Wirtschaften im Einklang mit den Ressourcen der Erde? Oder tarnt sich hier weiterer...
  • Deutschland in Grün - Umwelt und Umweltschutz – zwei viel zitierte Begriffe. Wie steht es um beides in Deutschland? Welche Akteure setzen sich für welche Ziele ein? Welche Initiativen hatten Erfolg und warum?
  • Endspiel - Eine Welt ohne Regenwälder ist dem Untergang geweiht. Doch wie steht es um sie? Rodung, Zerschneidung und viele andere negative Einflüsse setzen ihnen zu. Claude Martin analysiert in seinem ebenso...
  • Schlussbericht der Enquete-Kommission - Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" hat ihren Schlussbericht vorgelegt. Unter anderem schlägt sie einen neuen Begriff von Wohlstand und eine neue... 
  • Wasser - Ohne Wasser ist kein Leben möglich. Im Überfluss ist es ebenso zerstörerisch wie bei Mangel. Und Wasser spaltet: in Arme und Reiche, in Verschwender und Sparsame, in Zerstörer und Bewahrer.

Mittwoch, 8. Februar 2023

Bürger & Staat: Nachhaltigkeit

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Bürger & Staat" (Heft 4/2022), die von der Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg herausgegeben wird, widmet sich dem Thema Nachhaltigkeit und ist damit unmittelbar einschlägig für diesen Blog und die dazugehörigen Lehrveranstaltungen. Die Zeitschrift kann kostenlos bestellt werden, steht aber auch online zur Verfügung: https://www.buergerundstaat.de/4_22/nachhaltigkeit.pdf

Samstag, 24. September 2022

Kapitalismus und Klimaschutz - Podcast mit Ulrike Herrmann

Gestern war die Wirtschaftsjournalistin (taz) Ulrike Herrmann zu Gast bei der SWR1-Sendung "Leute". Es lohnt sich, das Gespräch nachzuhören. Herrmann macht deutlich, dass grünes Wachstum eine Illusion ist und dass sich der Kapitalismus deshalb grundlegend in eine "Überlebenswirtschaft" weiterentwickeln muss. Für diese Transformation im Rahmen einer demokratischen Ordnung gibt es - wenn überhaupt - nur ein einziges historisches Vorbild, nämlich die britische Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg. Den Podcast gibt es hier: "Was bedeutet "Überlebenswirtschaft" für uns?" Er kann als Anregung dienen, sich anhand des neuen Buches von Herrmann ("Das Ende des Kapitalismus: Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden", Kiepenheuer & Witsch 2022) genauer mit den Inhalten zu beschäftigen:


Donnerstag, 8. September 2022

Nachhaltigkeit und Philosophie

In zwei Zeitschriften für Philosophie sind Ausgaben zum Thema "Nachhaltigkeit" erschienen, die eine sehr anregende Lektüre bilden:

  • der blaue reiter - Journal für Philosophie: Nachhaltigkeit. Eine Frage der Verantwortung, Heft 48, 2021.
  • Philosophie Magazin: Sonderausgabe Klimakrise: Was können wir wissen – Was sollen wir tun – Was dürfen wir hoffen, 2020.

         

Dienstag, 1. Dezember 2020

Zygmunt Baumans zentrales Buch zur Konsumgesellschaft

Wir leben in einer Gesellschaft, die sich nur durch Steigerung erhalten kann (siehe Vortrag von Hartmut Rosa), die also von Wachstum abhängig ist. Die steigende Produktion muss aber auch Abnehmer finden. Würden wir nur das kaufen und konsumieren, was wir benötigen, wäre das Ende der Fahnenstange schnell erreicht. Und hier kommt die Konsumgesellschaft ins Spiel. Wer diese Gesellschaftsformation, die sich in den USA etwas früher, in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet und in den 1980er Jahren vollständig durchgesetzt hat, verstehen will, dem sei die Lektüre von Zygmunt Baumans 2007 erschienenen Buchs "Consuming Life" empfohlen, das auch in deutscher Übersetzung vorliegt:

  • Zygmunt Bauman (2009), Leben als Konsum, Hamburger Edition.
Dieses Buch und damit eine Analyse zentraler Elemente der Konsumgesellschaft wird im folgenden Text vorgestellt. Alle nicht anderweitig gekennzeichneten Zitate stammen daraus.

Kennzeichen der Konsumgesellschaft

Die in der Gesellschaft der Produzenten aufgewachsenen Älteren unter uns sind an folgendes Szenarium gewöhnt: Es gibt auf der einen Seite Objekte, die gewählt bzw. gekauft und konsumiert werden, und auf der anderen Seite Subjekte, die wählen, kaufen, konsumieren. Oder anders ausgedrückt: Waren und Käufer. Wenn man dieses Modell auf die Konsumgesellschaft überträgt, geht man an der Wirklichkeit vorbei, weil in ihr jeder Käufer (Subjekt) gleichzeitig Ware (Objekt) ist.

Wenn junge Menschen im Internet ihre persönlichen Daten, Merkmale und Gewohnheiten preisgeben, dann deshalb, weil sie (vielleicht unbewusst) verstanden haben, dass sie Ware sind. Wer unsichtbar bleibt, verschwindet als Ladenhüter in den Magazinen. Als Ware ist der Mensch z.B. potentieller Lebensgefährte oder Arbeitnehmer. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden somit zu Begegnungen zwischen Käufern und Waren. Dabei muss der Einzelne darauf achten, sich so zu präsentieren, dass er als Ware attraktiv ist.

Ein Arbeitsuchender z.B. ist für einen Personalchef attraktiv, wenn er so ungebunden und flexibel wie möglich ist, anpassungsfähig und immer bereit für neue Aufgaben, und den die Firma entlassen kann, ohne viel Geschrei oder gar Rechtsstreitigkeiten fürchten zu müssen.

Vergleich Produzentengesellschaft – Konsumgesellschaft

Die Gesellschaft von Produzenten ist auf Langfristigkeit, Dauerhaftigkeit und Sicherheit angelegt. Man übt Bedürfnisverzicht in der Gegenwart, um sich in der Zukunft dafür etwas leisten zu können, das einem wichtiger ist. Man spart z.B. auf ein Haus oder ein Auto. In der Konsumgesellschaft ist das sofortige Befriedigen momentaner Bedürfnisse zum Lebensmittelpunkt geworden. Man nimmt z.B. Schulden auf, um mit einem attraktiven neuen Auto losfahren zu können. Damit einher geht ein von Wirtschaft und Werbung gefördertes Hasten zu immer neuen und größeren Wünschen.

In einer solchen Gesellschaft ändert sich die Vorstellung von Zeit. Bisher hat man sich die Zeit als eine ununterbrochene Linie vorgestellt, die aus der Vergangenheit kommt, die Gegenwart durchläuft und sich in die Zukunft hineinbegibt. Für die Zeitvorstellung der Konsumgesellschaft sind die Begriffe „pointillistische Zeit“ und „gebrochene Zeit“ geprägt worden. Man muss sie sich nicht als eine Linie vorstellen, sondern als unverbundene Punkte.
"Pointillistische Zeit ist zersplittert, ja geradezu pulverisiert zu einer Vielzahl von „ewigen Augenblicken“ – Ereignissen, Zwischenfällen, Unfällen, Abenteuern, Episoden." (S. 46)
"(Das Leben ist) eine Abfolge von Gegenwart, eine Verknüpfung von Augenblicken, die mehr oder weniger intensiv erlebt werden." (S. 47)
"Würde man eine Karte des pointillistischen Lebens zeichnen, so hätte sie eine geradezu unheimliche Ähnlichkeit mit einem Friedhof für imaginäre, eingebildete oder fahrlässig vernachlässigte und unerfüllt gebliebene Möglichkeiten." (S. 47)
Für das menschliche Verhalten hat das gravierende Folgen. Man lebt ausschließlich in der Gegenwart, versucht, diese so gut wie möglich zu nutzen (carpe diem), und kümmert sich weder um die Erfahrungen der Vergangenheit, noch um die Konsequenzen seiner Handlungen in der Zukunft, und schon gar nicht um die Ewigkeit (memento mori). Und man empfindet diese Handlungsweise als Ausdruck seiner individuellen Freiheit.

Bei einem Fehlschlag hätte man früher (in der Gesellschaft der Produzenten) einen neuen Anlauf genommen, sich mehr angestrengt oder konzentriert und vielleicht mit einem verbesserten Werkzeug gearbeitet. In der Konsumgesellschaft wird der Plan fallengelassen. Wenn es sich um eine Beziehung handelt, wird diese kurzerhand beendet. Der Ausruf Fausts "Könnt ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch, du bist so schön!" stößt in der Konsumgesellschaft auf Unverständnis. Es wäre so, als wolle man einen Punkt der pointillistischen Zeit zu einer Geraden verlängern wollen.

Der Übergang von der Gesellschaft der Produzenten zur Konsumgesellschaft wird als Entwicklung hin zu persönlicher Freiheit verstanden, der den Menschen von vielfältigen Zwängen (Routine, verpflichtende Verhaltensmuster, Bindungen) befreit und ihm endlich die Wahl lässt, sich zu verhalten, wie er will. Diese angeblich freie Wahl aber ist eine Illusion. Der Mensch kommt vom Regen in die Traufe. Er kann moralische Zwänge abwerfen, unterliegt aber neuen Zwängen. Es sind die Zwänge des Konsumgütermarktes, deren Gesetze nun zu Lebensgrundsätzen werden.

Man erwartet von denen, die sich diesen Regeln unterwerfen, "dass sie sich auf dem Markt anbieten und in Konkurrenz zu den übrigen Mitgliedern einen möglichst hohen „Marktwert“ anstreben." (S. 83) Sie müssen unter den angebotenen Waren "jene Werkzeuge und Rohstoffe (…) finden, die sie benutzen können (und müssen), um dafür Sorge zu tragen, dass sie selbst „für den Konsum geeignet“ und damit markttauglich sind." (S .83) Wer sich diesem Spiel verweigert, wird mit Exklusion bestraft.

So wenig, wie Glück und Freiheit in der Konsumgesellschaft zugenommen haben, so wenig hat das Leid abgenommen, es ist nur anders geworden. Früher galten Moralgesetze mit einer Fülle von Verboten, deren Übertretung zu Schuldgefühlen und im schlimmsten Fall zu Neurosen führten. In der Konsumgesellschaft werden die Neurosen von den Depressionen abgelöst. Sie entstehen dadurch, dass das Übermaß an Möglichkeiten, die die Gesellschaft bietet, zu Angst vor Unzulänglichkeiten (Zeitmangel, Geldknappheit) führt und diese Angst Depressionen auslöst.

Die Konsumgesellschaft wäre nicht, was sie ist, wenn sie nicht auch dagegen ein Heilmittel anböte. Es besteht darin, die Punkte, aus der die Zeit besteht, mit Handlungen zu füllen und von einem Punkt zum nächsten zu eilen.
"Permanente Aktivität, bei der eine dringliche Aufgabe auf die andere folgt, gibt einem die Sicherheit eines erfüllten Lebens oder einer „erfolgreichen Karriere“, die einzigen Beweise der Selbstverwirklichung in einer Welt, aus der alle Bezüge auf ein Jenseits verschwunden sind.(…) Allzu oft ist Handeln nur eine Flucht vor dem Selbst, ein Heilmittel gegen den Schmerz." (S.125/126).

Wie „funktioniert“ die Konsumgesellschaft?

Sie beruht auf einem inneren Widerspruch, den sie mit allen Mitteln kaschieren muss. Auf der einen Seite ist ihr proklamiertes Ziel das glückliche Leben, nicht irgendwann im Jenseits, sondern im Hier und Jetzt. Auf der anderen Seite muss sie danach trachten, dass ihre Mitglieder dieses Ziel nicht erreichen, weil das den Stillstand im Warenumsatz und damit den Verlust des Fundaments bedeuten würde, auf dem sie aufgebaut ist.
"Die Konsumgesellschaft floriert, solange sie erfolgreich dafür sorgt, dass die Nicht-Befriedigung ihrer Mitglieder (und damit in ihren eigenen Begriffen ihr Unglücklichsein) fortwährend ist." (S. 64)
Die Wirtschaft muss um jeden Preis angekurbelt werden. "Schulden zu machen und auf Kredit zu leben, ist in Großbritannien mittlerweile Teil des vom Staat entworfenen, abgesegneten und subventionierten nationalen Lehrplans geworden" (S. 104). Der Wirtschaftskreislauf, der nicht unterbrochen werden darf, besteht darin, Umsatz und Kauflust dadurch anzukurbeln, dass immer neue und (angeblich) bessere Produkte auf den Markt kommen und die Entsorgung der ausgedienten Produkte organisiert wird.

Beispiele für diesen Prozess reichen von den schnurlosen Telefonen, die immer mehr und bessere Funktionen haben müssen, um den Konsumenten davon zu überzeugen, ihre alten Geräte zu ersetzen, bis hin zu Online-Partnervermittlungen, die den Schwerpunkt darauf legen, ihre Kunden dahingehend zu beraten, wie sie unerwünscht gewordene Partner rasch und sicher loswerden können.

Die Folge von alledem ist, dass in einer Gesellschaft mit konsumorientiertem Wirtschaftssystem "Unbehagen und Unglücklichsein, (…) Stress oder Depressionen, lange und sozialunverträgliche Arbeitszeiten, zerfallende Beziehungen, Mangel an Selbstvertrauen" (S. 63) zunehmen. Die Konsumgesellschaft verspricht Glück, macht aber die Menschen unglücklich. Damit ist der "Konsumismus (…) nicht nur eine Ökonomie des Überschusses und des Abfalls, sondern auch eine Ökonomie der Täuschung" (S. 65).

Körperkult in der Konsumgesellschaft

Mit dem Aufkommen der Konsumgesellschaft kann man eine gesteigerte Hinwendung zum Körperlichen beobachten. Sonnenstudios, Fitness-Studios und Schönheitssalons sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Schönheitsoperationen haben in großem Umfang zugenommen. Warum?

In der Konsumgesellschaft ist der Mensch selber zur Ware geworden. Den Vergleich mit der hohen Qualität des hergestellten Dings jedoch muss er scheuen. Der Mensch schämt sich wegen der offensichtlichen Unvollkommenheit seines Körpers (prometheische Scham). Und wähnt sich vor die Aufgabe gestellt, seinen Körper zu vervollkommnen. "Als nackt (…) gilt heute nicht mehr der unbekleidete Leib, sondern der „unbearbeitete“" ( S. 80).

Körperkult auf der einen Seite, eine veränderte Haltung zur Zeit auf der anderen haben zu der Überlegung geführt, die unzusammenhängenden Punkte der Zeit dafür zu nutzen, sich neue Identitäten zu schaffen, um damit das Ärgernis zeitlich begrenzten Lebens wenigstens teilweise dadurch aus der Welt zu schaffen, dass man sich mehrere Leben zulegt. Das Mittel dazu ist die körperliche Veränderung durch Schönheitsoperationen, wobei von Anfang an die Möglichkeit von Folgeoperationen ins Kalkül gezogen wird. Es gibt bereits Firmen, die Kundenkarten für Folgeoperationen anbieten. Eine entsprechende Flatrate wird nicht lange auf sich warten lassen.

Der Siegeszug des Fastfood

Wo keine dauerhaften Bindungen entstehen können und auch nicht erwünscht sind, hat die Familie einen schweren Stand. Eines der Integrationselemente ist das gemeinsame Essen meist selbst zubereiteter und manchmal sogar gemeinsam produzierter Speisen. All das schweißte die Gruppe zusammen und ließ Bindungen entstehen. Die Zunahme der Beliebtheit von Fastfood, die natürlich auch – und vielleicht vor allem – auf mangelnde Zeit und/oder Lust zurückzuführen ist, ein Essen selber zu bereiten, hat als Folge, dass Bindungen schwerer entstehen können, kann aber auch als Folge davon gesehen werden, dass Bindungen nicht gewünscht sind. "Fastfood ist dazu da, die Einsamkeit einsamer Konsumenten zu schützen" (S. 103).

Zwischenmenschliche Beziehungen

Wenn der Mensch zur Ware wird, wirkt sich das auf die zwischenmenschlichen Beziehungen aus. Aus ihnen verschwinden Fürsorge und Verantwortung für den anderen und machen radikalem Egoismus Platz. "Konsum ist alles, was für den „sozialen Wert“ und das Selbstwertgefühl des Individuums von Bedeutung ist" (S. 77). In einem Ratgeber („Der Cinderella Komplex“) warnt Colette Dowling: “Im Impuls, für andere zu sorgen, und in der Sehnsucht, von anderen umsorgt zu werden, lauert die schreckliche Gefahr, abhängig zu werden, die Fähigkeit zu verlieren, die Strömung auszuwählen, die sich derzeit am besten zum Surfen eignet, und leichtfüßig von einer Welle zur anderen zu hüpfen, sobald sie die Richtung ändert.“
"Der Raum, den flüchtig-moderne Konsumenten brauchen, für den sie, so der Rat von allen Seiten, kämpfen und den sie mit Zähnen und Klauen verteidigen sollen, kann nur dadurch errungen werden, dass man andere Menschen aus ihm hinausbefördert – vor allem jene Art von Menschen, die fürsorglich sind und/oder die es nötig haben könnten, dass man für sie sorgt" (S. 69).
Der ideale Konsument

„(Er) lebt von einem Augenblick zum nächsten.(…) Sein Verhalten ist impulsiv, entweder, weil er nicht die Disziplin aufbringen kann, eine gegenwärtige Befriedigung einer zukünftigen zu opfern, oder weil er gar keinen Sinn für Zukunft hat. Vorausschauendes Handeln ist ihm daher völlig fremd; was er nicht sofort konsumieren kann, hat für ihn keinerlei Wert“ (S. 175) (Zitat aus dem Buch von Ken Auletta: The Underclass)

Kürzer und genauer könnte man den typischen Vertreter der Konsumgesellschaft nicht charakterisieren. Bei dem Zitat handelt es sich allerdings um die Charakterisierung des Verhaltens eines typischen Vertreters der sogenannten Unterschicht.

Samstag, 14. November 2020

Nachhaltige Ernährung: Podcast und Buch

Vor kurzem hat Deutschlandfunk Nova einen hörenswerten Vortrag von Prof. Dr. Nina Langen zum Thema nachhaltige Ernährung veröffentlicht. Die Website mit weiteren Informationen finden Sie hier, hier geht es direkt zum Podcast.

Wer lieber Bücher liest, für den gibt es eine interessante neue Publikation des Verlags Brandes & Apsel. In diesem Verlag ist auch das Handbuch für fairen Konsum erschienen, das an dieser Stelle bereits vorgestellt wurde.

Volker Manz (2020): Food for Future! Einstieg in eine klimagerechte, nachhaltige und gesunde Ernährungsweise, Brandes & Apsel.

 

Dienstag, 10. November 2020

Neues Buch: Glück und Nachhaltigkeit

Kürzlich ist ein für unser Thema unmittelbar einschlägiges Buch erschienen, was schon für sich genommen eine gute Nachricht ist. Es kommt aber noch besser: Dieses Buch steht im epub- oder pdf-Format kostenlos zur Verfügung:

  • Dallmer, Jochen (2020), Glück und Nachhaltigkeit. Subjektives Wohlbefinden als Leitmotiv für nachhaltige Entwicklung, transcript.

Die Beschreibung auf der Verlagswebsite, von der aus man sich das Buch auch herunterladen kann, liest sich folgendermaßen:

"Wie lassen sich Glück und Nachhaltigkeit verbinden? Um die gegenwärtige ressourcenintensive Lebensweise zu überwinden, braucht es neue Leitbilder von subjektivem Wohlbefinden, die das gute Leben jenseits von Produktion und Konsum verorten. Die bisherige Debatte um Suffizienz und Postwachstum ist dabei vor allem von asketischen Idealen geprägt, welche für die Mehrzahl der Menschen nicht attraktiv erscheinen. Als eine vielversprechende Variante entwickelt Jochen Dallmer das Modell eines aufgeklärten Hedonismus, welcher das Streben nach subjektivem Wohlbefinden zu einem Beitrag für Nachhaltigkeit werden lässt."

Sonntag, 7. Juni 2020

Externalisierungsgesellschaft

"Neben uns die Sintflut" ist der eindrückliche Titel (Untertitel: "Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis"), den der Soziologe Stephan Lessenich seiner treffenden Diagnose unserer Gesellschaft gegeben hat. Das Buch ist 2016 im Carl Hanser Verlag erschienen und unbedingt lesenswert.

Zentrale Aussage ist, dass es uns gut geht, weil es anderen schlecht geht. Glück und Unglück müssen in Tateinheit betrachtet werden. So schreibt der Autor hinsichtlich der Ziele, die er mit dem Buch verfolgt:
"Ebendiese Doppelgeschichte soll hier in den Blick genommen werden. Es geht um den Einblick in Zusammenhänge, die Einsicht in Abhängigkeiten, in globale Beziehungsstrukturen und Wechselwirkungen. Es geht um die andere Seite der westlichen Moderne, um ihr 'dunkles Gesicht', um ihre Verankerung in den Strukturen und Mechanismen kolonialer Herrschaft über den Rest der Welt. Es geht um Reichtumsproduktion auf Kosten und um Wohlstandsgenuss zu Lasten anderer, um die Auslagerung der Kosten und Lasten des 'Fortschritts'. Und es geht noch um eine weitere, dritte Geschichte: um die Abwehr des Wissens um ebendiese Doppelgeschichte, um deren Verdrängung aus unserem Bewusstsein, um ihre Tilgung aus den gesellschaftlichen Erzählungen individuellen und kollektiven 'Erfolgs'. Wer von unserem Wohlstand hierzulande redet, dürfte von den damit verbundenen, verwobenen, ja ursächlich zusammenhängenden Nöten anderer Menschen andernorts nicht schweigen. Genau das aber ist es, was ununterbrochen geschieht." (S. 17)
Im weiteren Verlauf des Textes wird Lessenich noch deutlicher, wenn er schreibt: "Gegen ebenjenes Vergessen aber richtet sich dieses Buch" (S. 24). Es geht darum, die Mechanismen und Strukturen darzustellen, die zu der perversen "internationalen Arbeitsteilung" geführt haben, die sich so beschreiben lässt:
"Wir haben uns aufs Gewinnen spezialisiert - und die anderen aufs Verlieren festgelegt." (S. 25)
Die Anzeichen mehren sich, dass Ungleichheit und Ungerechtigkeit im Weltmaßstab immer mehr Menschen Unbehagen bereitet.
"Diesem einstweilen noch unterschwelligen, aber - so die Vermutung - zunehmend um sich greifenden Unbehagen an der Externalisierungsgesellschaft und ihrem Preis will das vorliegende Buch Ausdruck und Auftrieb geben." (S. 29)
Es geht Lessenich also um "eine Gegenwartssoziologie der Externalisierungsgesellschaft" (S. 50), wobei er diesen zentralen Begriff entlang der drei zentralen Kategorien von Macht, Ausbeutung und Habitus folgendermaßen definiert:
"In der Externalisierungsgesellschaft besteht Macht in der Chance, die Kosten der eigenen Lebensführung auf andere abzuwälzen - und diese Chance ist strukturell ungleich verteilt. Sie ist dies, weil es bestimmten sozialen Kollektiven gelungen ist, sich Möglichkeiten zur Externalisierung anzueignen und sie zugleich anderen vorzuenthalten. Diese anderen werden von den machtvollen Positionen aus ausgebeutet, insofern sie vorrangig die Kosten der Externalisierung zu tragen haben, von den Profiten derselben aber dauerhaft ausgeschlossen bleiben. Sozial wirksam und gesellschaftlich stabilisiert werden Machtungleichgewicht und Ausbeutungsdynamik in der Externalisierungsgesellschaft durch einen spezifischen Habitus derjenigen, die aus machtvollen Positionen heraus ausbeuterisch handeln: Externalisierung wird für sie zu einer sozialen Praxis, die sie als möglich, üblich und legitim wahrnehmen und daher wie selbstverständlich vollziehen." (S. 62f., eigene Hervorhebung)
Auf den Seiten 179/180 bilanziert der Autor seine Analyse. In zwei Anläufen habe er zu ergründen versucht, wie es sich mit Wohlstand und "Übelstand" verhält:
"Zunächst wurde gezeigt, wie die gesamte (...) Lebensführung in den reichen Gesellschaften des globalen Nordens auf einem schon seit langem praktizierten, großangelegten System ungleichen Tauschs beruht: In weiter Ferne, an den vielen Peripherien der kapitalistischen Weltökonomie, werden Arbeiten erbracht, Ressourcen gefördert, Giftstoffe freigesetzt, Abfälle gelagert, Landstriche verwüstet, Sozialräume zerstört, Menschen getötet - für uns, für die Menschen in den Zentren des Wohlstands, für die Ermöglichung und Aufrechterhaltung ihres Lebensstandards, ihrer Lebenschancen, ihres Lebensstils." (S. 179f.)
Der zweite Schritt besteht darin, das Mobilitätsregime dieser globalen Formation in den Blick zu nehmen. Hier kommt Lessenich zu folgender Einschätzung:
"Sodann wurde in einem zweiten Schritt nachgezeichnet, wie sich diese Zentren des Wohlstands von der sie nährenden und entlastenden Außenwelt abschließen, oder genauer: wie sie 'fremde' Lebenswelten als ein 'Außen' konstruieren, auf das sie zur Sicherung ihrer Lebensweise zugreifen können, ohne selbst jedoch von diesem in ihrer Integrität berührt zu werden. Die Beziehungen zwischen Zentren und Peripherien sind nach dem Prinzip der Halbdurchlässigkeit gestaltet: Während nach 'außen' viel geht, soll nur wenig nach 'innen' gelangen. Die globale Mobilitätskluft zugunsten des globalen Nordens ist dafür ein treffendes Beispiel: Die eine Hälfte der Welt bereist kollektiv die andere, eröffnet dieser aber nur einen höchst selektiven Zugang zu ihrem eigenen Wirtschafts- und Sozialraum. Wie die Lebens- sind auch die Bewegungschancen offensichtlich global teilbar - und effektiv geteilt. Was den einen möglich ist, bleibt den anderen verwehrt: Das nennt sich dann das Zeitalter der 'Globalisierung'." (S. 180)
In dieser Analyse bestand das Hauptanliegen des Buches. Hinzu kam das Ziel, mit "der Schweigespirale des Wohlstandskapitalismus" (S. 192) zu brechen. Was mögliche Reaktionen auf die dargestellte schreiende Ungerechtigkeit betrifft, beschränkt sich Lessenich auf einige Andeutungen zur "radikalen institutionellen Reform der Externalisierungsgesellschaft" (S. 195):
"...von einer mit den Privilegien der Zentrumsökonomien brechenden Revision des Welthandelsregimes, einer effektiven Besteuerung weltweiter Finanztransaktionen und einem Umbau der reichen Volkswirtschaften in Postwachstumsökonomien bis hin zu einem Sozialvertrag zur Verzögerung des Klimawandels (...) und einer transnationalen Rechtspolitik, die globale soziale Rechte wirkungsvoll verankert. Auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, liefe eine solche Reform auf eine konsequente Politik der doppelten Umverteilung hinaus: im nationalgesellschaftlichen wie im weltgesellschaftlichen Maßstab, von oben nach unten und von 'innen' nach 'außen'." (S. 195)

Freitag, 13. Dezember 2019

Radikale Wende – Lösungsansatz von Graeme Maxton zur Rettung unseres Planeten

Der Klimawandel ist in den vergangenen Jahren zu einem immer wichtigeren Thema geworden. Die Sorge um die Erde und ihre Zukunft wird immer stärker thematisiert und wir finden in Zeitschriften wie dem Spiegel Titelthemen vor wie „Was der Erde droht und was wir tun können – der Plan gegen die Klimakatastrophe“ (Der Spiegel, Nr. 49/01.12.2018). Einer der radikalsten Denker, welcher sich dieser Thematik angenommen hat, ist Graeme Maxton. In der vorliegenden Arbeit soll seine Position näher betrachtet werden. 

Zur Person: Graeme Maxton

Graeme Maxton ist ein britischer Ökonom und Vollmitglied des Club of Rome. Von 2014 bis 2018 fungierte er dort als Generalsekretär (Maxton, 2018, S. 153). Von 1988 bis 2002 war er Visiting Professor an der Cass Business School in London und arbeitete in der Technologieberatung für Booz Allen Hamilton, für American Express und für die Citigroup (URL: https://www.clubofrome.org/member/graeme-maxton/ [abgerufen am 25.03.2019, 23:00]).

Maxton ist auch als Autor tätig und hat in den vergangenen Jahren mehrere Publikationen veröffentlicht. Unter anderem im Jahr 2011 das Werk "Die Wachstumslüge: Warum wir alle die Welt nicht länger Politikern und Ökonomen überlassen dürfen", gefolgt von dem Werk "Ein Prozent ist genug", welches im Jahr 2016 erschien, bis hin zu seinem jüngsten Werk "Change – Warum wir eine radikale Wende brauchen". In seinen Publikationen befasst sich der Autor ausschließlich mit dem Klimawandel, ergründet dessen Ursachen und versucht, Lösungsansätze zu entwickeln.

Club of Rome

Der Club of Rome ist ein Zusammenschluss von Experten, der sich aus Wissenschaftlern und Humanisten, Ökonomen, Erziehungsfachleuten, Beamten und Industriellen zusammensetzt (vgl. Peccei, Siebker, 1974, S. 19). Die Zielsetzung des Clubs lässt sich wie folgt definieren:
„Ein tiefgreifendes Verständnis des kritischen Stadiums der menschlichen Lebensbedingungen und der sich verengenden und unsicheren Zukunftsaussichten zu erwerben und zu verbreiten und dadurch unter den aufgeschlosseneren Meinungs- und Entscheidungsträgern ein Klima für politisches Handeln zu schaffen; neue politische Richtlinien und Organisationsformen zu erarbeiten und vorzuschlagen, um die menschlichen Geschicke in Zukunft vernünftiger lenken zu können.“ (Peccei, Siebker, 1974, S. 19-20). 

Nachhaltigkeit

Der Begriff der Nachhaltigkeit findet sich im alltäglichen Gebrauch immer häufiger wieder. Da er in den unterschiedlichsten Zusammenhängen genutzt wird, ist es schwierig, eine einheitliche Definition des Begriffes abzuliefern. Die am häufigsten angeführte Definition stammt aus dem Brundtland-Bericht der UN von 1987:
„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Genrationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“ (Grober, 2010, S. 20).
Ulrich Grober schreibt in seinem Werk „Die Entdeckung der Nachhaltigkeit“:
„Die Idee der Nachhaltigkeit ist weder eine Kopfgeburt moderner Technokraten noch ein Geistesblitz von Ökofreaks der Generation Woodstock. Sie ist unser ursprüngliches Weltkulturerbe“ (Grober, 2010, S. 13).
Er unterscheidet den Begriff der Nachhaltigkeit im Deutschen in zwei Dimensionen. So sei er einmal ein allgemeinsprachliches Wort, welches nichts weiter bedeutet wie »nachdrücklich« oder »dauerhaft« (vgl. Grober, 2010, S. 17). Die andere Dimension sei Nachhaltigkeit als politischer Begriff, welche die ökologisch aufgeladene Bedeutung des Begriffes zum Erhalt der Erde meint (vgl. Grober, 2010, S. 17).

Zu einem Problem kommt es bei dieser Unterscheidung des Begriffes dann, wenn beispielsweise ein Unternehmen ein letztlich umweltschädliches Vorgehen tätigt, es aber durch die allgemeinsprachliche Bedeutung des Begriffes als nachhaltig tituliert.
„Man erklärt den Bau eines Kohlekraftwerks zur »nachhaltigen« Lösung, weil es sauberer sei als das alte und Arbeitsplätze erhalte“ (Grober, 2010, S. 17).
Die Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaftlerin Iris Pufé spricht in ihrem Werk „Nachhaltigkeit“ davon, dass Nachhaltigkeit ein erst noch an Kontur gewinnendes, unterschiedlich interpretierbares Leitbild sei, welches voneinander abweichende, wenn nicht gegensätzliche Natur-, Mensch- und Weltbilder ebenso wie Anliegen, Bedürfnisse und Modelle einer „guten Gesellschaft“ vereint (vgl. Pufé, 2018, S. 25).

Der Philosoph Hans Jonas lehnt sich an Kants kategorischen Imperativ an und schreibt in seinem Hauptwerk „Das Prinzip Verantwortung“ folgenden Satz:
„Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden“ (Jonas, 2017, S. 36).
Letztlich lässt sich hier eine kurze und prägnante Definition dessen finden, was Nachhaltigkeit bedeutet.

Das jüngste Werk: Change!

In einem knapp einstündigen Gespräch geht Maxton persönlich auf sein Buch ein und erklärt, worum es ihm bei seiner Arbeit hauptsächlich geht:



Das Problem

Zu Beginn des Werkes bezieht sich Maxton auf den Bericht von 1972, der unter dem Titel "Grenzen des Wachstums" weltberühmt wurde. Er stellt das Ergebnis der Studie vor, welche besagt, dass die menschliche Zivilisation zusammenbrechen werde, wenn sie sich nicht ändert. Das Ergebnis des Standardszenarios, welches aufzeigt, wie die Menschheit sich entwickeln würde, wenn Bevölkerungswachstum, Nahrungsmittelproduktion, Industrieproduktion, Verschmutzung und Nutzung nicht-erneuerbarer Ressourcen weiterhin ihren gewohnten Kurs fahren, sieht so aus:
„Mit zunehmender Bevölkerung und Industrieproduktion würde die Verfügbarkeit nicht erneuerbarer Ressourcen sinken und der Verschmutzungsgrad der Umwelt steigen. Das ganze System würde aufgrund höherer Ressourcenkosten und größerer Verschmutzung instabil werden. Die Industrieproduktion würde dann sinken und die menschliche Bevölkerung schrumpfen.“ (Maxton, 2018, S. 14-15).

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Buchempfehlung: Smarte grüne Welt?

„Unsere Generation steht vor zwei Herkulesaufgaben: Wir müssen die Welt mit 7,5 Milliarden Menschen gerechter machen und gleichzeitig die Umwelt vor dem Kollaps bewahren. […] Wir stehen also vor der Megaherausforderung des nachhaltigen gesellschaftlichen Wandels, während der Megatrend Digitalisierung sich in vielen Lebensbereichen Bahn bricht. Kann das disruptive Potenzial der Digitalisierung helfen, den dringend nötigen Wandel anzustoßen und die Welt von morgen zu einer sozial gerechteren und ökologisch nachhaltigeren zu machen?“ (Lange & Santarius 2018, S.8ff.)

Die Autoren Steffen Lange und Tilman Santarius beschäftigen sich mit den Herausforderungen der Digitalisierung im Spannungsfeld von Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit. Zu Beginn untersuchen sie in einem ersten Block des Analyseteils, wie sich Informations- und Kommunikationstechnologien auf den weltweiten Energie- und Ressourcenverbrauch auswirken. Im zweiten Block des Analyseteils nehmen die Autoren soziale und ökonomische Gerechtigkeit näher in den Blick. Sie untersuchen die Auswirkungen der Digitalisierung auf Einkommen, Machtkonzentration und Arbeitsplätze.

Auf der Grundlage des Analyseteils werden drei Leitprinzipien zur Gestaltung und Ausrichtung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Digitalisierung dargelegt. Konsequenter Datenschutz, digitale Suffizienz und Gemeinwohlorientierung als Leitperspektiven sollen den Weg in eine sozioökonomische Transformation bahnen. Das letzte Kapitel bietet einen Überblick über Gestaltungsvorschläge für Politiker*innen, Nutzer*innen und zivilgesellschaftliche Akteure und die Wirtschaft, um eine Digitalisierung nach menschlichem und ökologischem Maß zu errichten.
Zum kostenlosen Download des Buchs

Sonntag, 27. Oktober 2019

Buchempfehlung zum Thema "Digitalisierung"

In dem Buch "Globales Lernen im digitalen Zeitalter" geht es vor allem um die zunehmende Digitalisierung der Schule und des Unterrichts. Auf der Verlagswebsite wird der Inhalt so zusammengefasst:
Digitale Medien und virtuelle Lernumgebungen verändern zunehmend fachdidaktische Zugänge, Inhalte und Methoden. In diesem Zusammenhang werden derzeit Strategien zur „Bildung in der digitalen Welt“ und der „Digitalen Grundbildung“ bildungspolitisch diskutiert. Wie wird „gestaltbare“ Globalisierung in sozialen Netzwerken erfahrbar und wie können partizipative Bildungsprozesse in Schulen, Hochschulen, in der außerschulischen Bildungsarbeit und für Lebenslanges Lernen entwickelt werden? Können digitale Reflexionsmedien beim Globalen Lernen, zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung und bei Global Citizenship Education besonders unterstützend wirken? Diesen Fragen wird mit vielfältigen Beiträgen zur Theorie und Praxis von Globalem Lernen und Digitalisierung nachgegangen.
Das Buch versucht praktische Tipps zu geben, wie digitale Medien (Apps, Smartphone, Tablettes, etc.) sinnvoll in den Unterricht eingebracht werden können und somit zum Lernfortschritt beitragen können. Auch werden Tipps gegeben, wie fächerübergreifend und vernetzt gelernt werden kann, beispielsweise durch den Einsatz von Foren oder Blogs, auf denen verschiedene Projekte, Lernfortschritte etc. festgehalten werden.
Besonders wird auch auf das kooperative Lernen eingegangen, bei dem die Schülerinnen und Schüler durch den Einsatz von Medien voneinander profitieren sollen und sich gegenseitig ergänzen beziehungsweise unterstützen können.

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Buchtipp zum Thema Globalisierung

Ein Buch, welches mir Grundbegriffe der Globalisierung nähergebracht hat, ist "21.0 - Eine kurze Geschichte der Gegenwart" von dem Historiker Andreas Rödder. In seinem Buch beschreibt Rödder, wie aktuelle Entwicklungen aus einem historischen Kontext entstanden sind. Dabei ist das Buch in verschiedene Teilbereiche, wie politische und wirtschaftliche Strukturen, gesellschaftliche Normen, soziale Verfasstheit und technische Entwicklungen, gegliedert. Über Prozesse, die sich in diesen Teilbereichen in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten entwickelten, erklärt er aktuelle Phänomene und gibt vereinzelt auch Prognosen für die Zukunft.

Im zweiten Kapitel, das er "Global Economy" nennt, teilt er die Globalisierung in zwei Teile auf. Nach Rödder hat die erste Globalisierung zwischen 1850 und 1913 stattgefunden und die zweite Globalisierung ist erst nach Fall des Eisernen Vorhangs entbrannt. Unterbrochen wurde die Globalisierung durch die Stärkung der Nationalstaaten im 20. Jahrhundert und deren kriegerische Auseinandersetzungen. Durch die Nachkriegsordnung war eine Globalisierung nicht möglich, jedoch verbreitete sich in den westlichen Ländern die Marktwirtschaft, die ein wichtiger Faktor für die zweite Globalisierung darstellt. Rödder belegt mit eindrücklichen Statistiken, was für Auswirkungen die Globalisierung auf die gesamte Menschheit hatte, und vergleicht die beiden Globalisierungen auch anhand dieser Statistiken miteinander.

Alles in einem kann ich das Buch nur weiterempfehlen, da Rödder die Entstehung aktueller Prozesse gut verständlich aus historischen Kontexten erklärt und seine Aussagen meistens mit Statistiken unterstützt.

Samstag, 14. September 2019

Nachhaltigkeitsforscher Felix Ekardt im Interview

Vor ein paar Tagen war der Nachhaltigkeitsforscher Felix Ekardt zu Gast bei der Sendung SWR 1 Leute. Das rund halbstündige Gespräch kann und sollte man als Podcast nachhören. Auf der entsprechenden Website findet man folgenden Teaser:
"Er fliegt nicht, er hat keinen Führerschein und fährt nicht Auto. (...) Er hat kein Handy und ernährt sich vegan. (...) Felix Ekardt ist Jurist, Soziologe und Religionswissenschaftler. Er hat eine Professur an der Universität Rostock und er leitet die Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig. Und er fordert eine radikale Änderung unseres Verhaltens und der politischen Vorgaben, um den Planeten Erde zu retten."
Bereits im August ist ein Gastbeitrag von Felix Ekardt in der ZEIT erschienen, der unbedingt lesenswert ist: "Wie können wir ohne Wachstum leben?"

Etwas älter ist ein Beitrag auf dem Blog Postwachstum, in dem Ekardt sein (damals neu erschienenes) Buch "Wir können uns ändern" vorstellt.

Dienstag, 28. Mai 2019

Anleitung zum Unglücklichsein

Ein Buchtipp zum Thema "glücklich sein"
"Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer!".
"Die Geschichte mit dem Hammer" stammt von Paul Watzlawick, dem in Österreich geborenem Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Soziologe, Philosoph und Autor. In seinem Bestseller offenbart er genau das, was der Titel verspricht: Die Anleitung zum Unglücklichsein. Mit zahlreichen Anekdoten, Aphorismen und Geschichten gibt er uns zu verstehen, wie sich glücklich sein am Besten vermeiden lässt. Denn in unserer aufgeklärten Zeit, wie Watzlawick sarkastischerweise behauptet, wisse doch jeder, dass das Streben nach dem Unglücklichsein das höchste Ziel im Leben sei. Im Gegensatz zu den unzähligen Glücksratgebern, die wir heutzutage überall finden, führt Watzlawick uns vor Augen, wie die Menschheit ihrem Glück oftmals selbst im Wege steht. Die Beispiele sind aus dem Leben gegriffen, enthalten viel Humor und Ironie und sind ausgesprochen lehrreich. Ein Klassiker, den zu lesen lohnt!

Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein. 15. Auflage, Piper-TB 4938, München 2009 (Erstausgabe 1983)

Nachhaltige Buchbestellung:
"Buch7.de" spendet 75% seines Gewinns an soziale, kulturelle oder ökologische Projekte. "Ecobookstore.de" wiederum setzt sich für Klima- und Umweltschutz ein. Am Besten leiht Ihr es aber einfach aus...

Samstag, 9. März 2019

Die Donut-Ökonomie

Der viel diskutierte Ansatz der Donut-Ökonomie von Kate Raworth hat es für kommendes Semester ins Seminarprogramm geschafft und bildet nun neben Postwachstumsgesellschaft, Gemeinwohl-Ökonomie etc. einen der diskutierten Lösungsansätze für die Probleme unserer Konsum- und Externalisierungsgesellschaften. Die deutsche Übersetzung des Buches gibt es auch als Sonderausgabe für die Zentralen für politische Bildung. Sie kann bei der Landeszentrale Baden-Württemberg für 6,- € bestellt werden...

Donnerstag, 7. März 2019

Naomi Klein - This Changes Everything

"Naomi Klein setzt ihren feinen, scharfen und akribischen Verstand für die größten, dringendsten Fragen unserer Zeit ein." (Arundhati Roy)

Naomi Klein ist eine kanadische Journalistin und Kolumnistin, die bereits etliche Preise gewonnen hat, unter anderem den kanadischen National Business Book Award im Jahr 2000 sowie den James Aronson Award for Social Justice Journalism im Jahr 2004. International hat sich Naomi Klein als Globalisierungskritikerin und Kämpferin für nachhaltiges Leben und Konsum einen Namen gemacht.

Naomi Klein ist politisch aktiv und hat 2017 die Graswurzelbewegung "The Leap Manifesto" - "Das Aufstehmanifest" ins Leben gerufen. Der Untertitel des Manifests lautet "Ein Weckruf für ein Kanada, welches sich darauf beruft, sich um die Welt und umeinander zu sorgen". Nebst ihrer hier besprochenen Publikation "This Changes Everything: Capitalism vs the Climate" hat sie weitere, viel beachtete Werke in den vergangenen zwanzig Jahren verfasst (vor allem ihr Buch "No Logo: taking aim at the brand bullies" oder in der deutschen Ausagabe "No Logo! Der Kampf der Global Players um Marktmacht: ein Spiel mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern").

Ihr neuestes Buch, in Deutschland 2017 unter dem Titel "Gegen Trump. Wie es dazu kam und was wir jetzt tun müssen" erschienen, ist ein Aufruf an ihre Leserschaft, sich in der Ära Trumps politisch zu engagieren und einen Fußabdruck hinein in eine gerechtere, lebenswertere Welt zu hinterlassen.