Eine der größten dieser Deponien weltweit befindet sich in der ghanaischen Hauptstadt Accra - die Elektroschrottmüllhalde Agbogbloshie. Rund 6000 Frauen, Kinder und Männer leben in diesem, vom Müll überfluteten Stadtteil. Vor nicht allzu langer Zeit war hier noch unberührtes Sumpfland. Heute gilt es als eines der giftigsten Gebiete der Welt.
"Sodom" nennen sie das Areal. Wie die Stadt, die nach Erzählungen aus der Bibel und dem Koran, von Gott wegen ihrer Sündhaftigkeit zerstört wurde. Der Dokumentarfilm „Welcome to Sodom“ bietet einen erschütternden Einblick in das Leben der Menschen, die versuchen, aus unserem Schrott ein bisschen Geld zum Überleben zu machen.
„Für die Europäer ist es nur Müll, aber ich kann noch ein paar Dollar damit verdienen“, sagt ein Mann in dem Film, der auf der Deponie lebt und arbeitet. Amerigo heißt er. Seine Mutter hat ihn nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten benannt. „Je mehr Müll sie uns bringen, umso besser ist das für mein Geschäft“, sagt er. „Sie sollten noch viel mehr schicken“. Was für mich zynisch klingt und mir beim Hören richtig weh tut, meint er ernst. Im giftigen Rauch verbrennenden Elektroschrotts, zwischen Ziegen, Rindern und abgemagerten Kindern im Müll nach Kupfer und Zink zu suchen, stellt für ihn die einzige Möglichkeit dar, ein bisschen Geld zu verdienen.
Jeden Morgen leiht er sich einen Wagen, den er durch die Müllberge und Rauchschwaden zieht, um neuen Elektroschrott aus Europa zu suchen. Er bezahlt für kaputte Monitore und Kabel, um an die verbauten Edelmetalle zu kommen und sie weiterzuverkaufen. Er setzt sich auf einen alten Röhrenbildschirm, bindet die Kabel zu einem großen Knoten zusammen und zündet ihn an. Indem er alles Überflüssige verbrennt, kommt er an das wertvolle Kupfer.
Von pechschwarzem Rauch umhüllt, schlägt er mit einer Metallstange auf den brennenden Kabelhaufen ein. Für ihn sei das Feuer eine gute Sache. Es helfe ihm, die Metalle vom Plastik zu trennen. „Aber das Feuer lässt meinen Körper heiß werden. Es gelangt in deinen Körper und macht dich verrückt – macht dich krank“, sagt Amerigo.
Ist alles Plastik drumherum verbrannt, gehen die Metalle die übrig bleiben wieder zurück nach Europa oder wo auch immer. Dort werden sie dann in neue Handys und Computer verbaut, die bald wieder weggeschmissen werden können. Ist das nicht Recycling? „Von dort kommt es und dorthin geht es auch wieder zurück. Und eines Tages landet es wieder bei uns“, weiß Amerigo.
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