Der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ bezog sich zunächst vornehmlich auf physische Konzepte, bei denen es um den Erhalt und den Schutz eines vorhanden ‚Landschaftsbilds‘ ging (vgl. Schulte-Tickmann 2023, S.11ff). Die Wurzeln des Nachhaltigkeitsbegriffs lassen sich dabei auf Carl von Carlowitz zurückführen, einen Oberberghauptmann aus Freiberg im 17. Jahrhundert. Carlowitz betonte, dass in einem Wald nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie sich innerhalb einer bestimmten Zeit auf natürliche Weise wieder regenerieren konnte. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer „klugen Art der Waldbewirtschaftung" (Hans Carl von Carlowitz & Joachim Hamberger 2013, S. 87) und "einer beständigen und nachhaltigen Nutzung des Waldes" (ebd. S. 105). Das Prinzip der Nachhaltigkeit sollte somit sicherstellen, dass ein regeneratives, natürliches System in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt (Pufé 2014, S. 3). Auf dieser Grundlage wurde das Verständnis von Nachhaltigkeit als ressourcenökonomisches Prinzip geprägt.
Die heutzutage am weitesten verbreitete Definition von Nachhaltigkeit stammt aus dem Brundtland-Bericht von 1987. In diesem Bericht wurde festgelegt, dass "nachhaltige Entwicklung die Entwicklung ist, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen" (zit. nach Pufé 2014, S. 3).
Aus dieser Definition heraus wurden in der Folge Verhaltensregen abgeleitet, die Menschen im Sinne der Nachhaltigkeit berücksichtigen sollen. Diese besagen, dass eine nachhaltige Lebensweise die Bedürfnisse sowohl der heutigen als auch der zukünftigen Generationen berücksichtigt, wodurch intergenerationelle Gerechtigkeit gewährleistet wird (Schulte-Tickmann 2023, S.13). Zudem hat die Priorisierung der Bedürfnisse der ärmsten Bevölkerungsschichten der Welt und die Bekämpfung der Armut einen hohen Stellenwert, um intragenerationelle Gerechtigkeit zu erreichen (ebd.). Der Erhalt der Umwelt und ihrer grundlegenden Funktionen ist zudem ein wichtiger Grundsatz, der die Integration der Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik erfordert. Ziel ist es demnach sicherzustellen, dass kommende Generationen nicht weniger Zugang zu Ressourcen und Nahrung haben als wir heute, und dass sie ein gesundes, sicheres, freies und soziales Leben führen können (bpb 2021, S. 154).
Um zu beschreiben, was nötig ist, damit die Ziele erreicht werden können, hat sich das Drei-Säulen-Modell zur Beschreibung der Nachhaltigkeitsdimensionen entwickelt. Es besagt, dass Ökologie, Ökonomie und Soziales gleichberechtigt für Nachhaltigkeit stehen (Pufé 2014, S. 6). Die ökologische Dimension bezieht sich auf den Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen, die soziale Dimension auf die Förderung von sozialer Gerechtigkeit und die Wahrung von Menschenrechten und schließlich die ökonomische Dimension auf die Schaffung von Wohlstand und das Management von Ressourcen (vgl. Leipold & Scheumann, 2019). Um dem Geist und Prinzip der Nachhaltigkeit gerecht zu werden, müssen alle drei Dimensionen zusammengeführt, verbunden und integriert werden. Dies ist auch das Ziel aller Nachhaltigkeitsmodelle, um wiederherzustellen, was in der Natur immer verbunden war, aber in der Wirtschaft getrennt betrachtet wird.
Literatur
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). (2021). Einfach Politik: Lexikon A-Z. bpb.
- Carlowitz, H. C. von / Hamberger, J. (Hrsg.). (2013). Sylvicultura oeconomica oder Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht. München: Bayerischer Landwirtschaftsverlag. (Originalarbeit veröffentlicht 1713).
- Pufé, I. (2014). Was ist Nachhaltigkeit? Dimensionen und Chancen. Aus Politik und Zeitgeschichte, 64(29-30), 3-9.
- Schulte-Tickmann, D. (2023). Was ist Nachhaltigkeit? Naturphilosophische Reflexion auf einen vielfältig verwendeten Begriff. Marburg: Tectum Wissenschaftsverlag.
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