In „Sharing Economy: Gutes Teilen, schlechtes Teilen?“ beschreibt
Loske die „Ökonomie des Teilens“ und welche Aspekte daran er befürwortet und
welche er ablehnt. Unter der Ökonomie des Teilens bzw. der Sharing Economy
fallen Dienste wie beispielweise „Car, Bike oder Ride Sharing, Couchsurfing
oder Kleidertausch, Urban Gardening oder Food Sharing, Crowdfunding oder
Office Sharing, Coworking oder freie Software“[1]. Für die Prognose der
zukünftigen Entwicklung der Sharing Economy stellt er eine pessimistische und
eine optimistische Perspektive dar. Dabei stellt er meiner Meinung nach eine
falsche Dichotomie auf, da beide Perspektiven, so wie er sie beschreibt, eine
negative Grundeinstellung zu freien Märkten haben und er damit die
Selbstverständlichkeit dieser Annahme impliziert. So heißt es bei der positiven
Perspektive:
„Hier wird dem Sharing-Modus, der im gesellschaftlichen
Alltag an die Stelle kompetitiver Grundorientierungen treten soll, eine
transformative und letztlich systemsprengende Kraft zugeschrieben. Am Horizont
erscheint nichts Geringeres als das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen.“[2]
Der Charakter der kompetitiven Grundorientierung, welcher
umfangreiche gesellschaftliche und wirtschaftliche Fortschritte mit sich
brachte, wird hierbei als etwas Negatives gesehen. Dabei ist diesem Prinzip zu verdanken, dass der Wohlstand ein Level erreicht hat, welches
Menschen dazu bewegt, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und sich
Gedanken über Klima und Umwelt zu machen. Jene wären im Bewusstsein lediglich
Sekundärerscheinungen, wenn sich das Lebensniveau auf einem niedrigeren Level befände,
da dabei gänzlich andere Problematiken für die Menschen von Relevanz wären. In der negativen Perspektive heißt es:
„Im sogenannten Plattformkapitalismus drohe die Erosion
sozialstaatlicher Errungenschaften und eine allumfassende Entsolidarisierung
der Gesellschaft – also das exakte Gegenteil dessen, was die Sharing-Optimisten
voraussehen. Was wir ehedem aus Empathie und ohne ökonomisches Kalkül taten, so
die Befürchtung, machen wir in Zukunft nur noch aus Berechnung und gegen Geld.“[3]
Auch hier wird ein falscher Dualismus aus Marktwirtschaft
und ökonomisch sinnvollem Denken auf einer Seite und Aspekten wie Solidarität
und Empathie auf der anderen Seite erstellt. Dies suggeriert, dass die Aspekte Solidarität
und Empathie in einem freiheitlichen System verschwinden würden, sofern sie
nicht staatlich erzwungen werden. Loske stellt seine eigene Position daraufhin als eine Art
„vernünftige Mitte“ dar, auch wenn er ebenfalls auf der markwirtschaftskritischen Grundprämisse aufbaut:
„Die politische Gestaltungsaufgabe ist meines Erachtens eine
dreifache: Wo Sharing gemeinwohlorientiert organisiert ist, hat Politik die
Aufgabe, es zu fördern, zu stabilisieren und auch vor feindlichen Übernahmen zu
schützen. Wo Sharing eine gewinnorientierte Wirtschaftsaktivität wie jede
andere ist oder wird, sind durch adäquate Regulierung Wettbewerbsfairness,
Steuergerechtigkeit und die Einhaltung von Sozial-, Sicherheits- und
Umweltstandards zu gewährleisten. Wo wirtschafts- und sozialpolitische
Grundsatzentscheidungen getroffen werden, sollte in Zukunft systematisch
mitgedacht werden, ob sie eher zur Bildung von sozialem Kapital beitragen oder
eher zu dessen Erosion.“[4]
Sein Lösungsansatz hat also meiner Meinung nach eher einen
ideologischen Charakter, da sich seine Kritik weniger daran orientiert, was gut
für die Umwelt ist, sondern sich direkt gegen kapitalistische Mechanismen
richtet. Die sich aus dem Markt heraus gebildete Sharing Economy hat durchaus
positive Aspekte für die Umwelt. Dies geht dem Autor jedoch nicht weit genug
und so fordert er umfangreiche politische Interventionen in den Markt. Auch
stellt er Marktwirtschaft in direkte Verbindung mit umweltschädlichem
Verhalten, ohne dies kausal in einem zufriedenstellenden Maße zu begründen.
Loske reiht sich damit unter jene ein, die das Narrativ
vertreten, dass der Klimaschutz eine Legitimation dafür sei, in Freiheits- und Eigentumsrechte
einzugreifen bzw. den Kapitalismus einzudämmen. Jeder, dem der Liberalismus und die Freiheit des Menschen etwas
bedeuten, sollte sich diesem Narrativ konsequent entgegenstellen.
[1] Loske, Reinhard (2015): Sharing Economy: Gutes Teilen, schlechtes Teilen?; in: Blätter für deutsche und internationale Politik (Hg.), Mehr geht nicht! Der Postwachstums-Reader, Blätter, S. 295.[2] Ebenda S. 296
[3] Ebenda S. 296
[4] Ebenda S. 299