Eine Veranstaltung wie für unseren Seminarkontext gemacht: Wie ist das "Gute Leben" in planetaren Grenzen möglich? Und was ist dafür zu tun?. Am Mittwoch, den 24.11.21 ab 20 Uhr präsentierte Prof. Julia Steinberger aktuelle Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Living Well Within Limits“. Prof. Steinberger referierte auf Englisch, allerdings wurde simultan auf Deutsch übersetzt. Wer also Schwierigkeiten mit akademischem Englisch hat, kann darauf ausweichen.
Das Projekt untersucht Fragen der sinnvollen Nutzung knapper Ressourcen. Ausgangslage ist die Tatsache, dass die Ressourcen auf unserem Planeten endlich sind, wir folglich den Verbrauch verringern müssen und gleichzeitig aber den Anspruch haben, weiterhin ein gutes Leben zu führen. Dabei wird ein interdisziplinärer Ansatz angestrebt, um umfassende Antworten auf diese komplexen Fragen zu suchen.
Ziel der Forschung ist kurz gesagt herauszufinden, was der Energiebedarf für ein gutes Leben ist, um dann weiterzugehen und zu fragen, wie Ressourcennutzung durch soziale und technische Versorgungssysteme beeinflusst ist und letzten Endes eine Vision davon zu entwickeln, wie die knappen Ressourcen zur Steigerung des weltweiten Wohlbefindens bestmöglich eingesetzt werden können. So verstehe ich zumindest die Herangehensweise. Ich glaube, der Vortrag könnte spannende Denkanstöße aus volkswirtschaftlicher Perspektive bieten. Wer weiter reinlesen möchte: https://lili.leeds.ac.uk/
Konkret zum Vortrag:
Nach einer kurzen Kontextualiserierung in der Thematik des Klimwandels und einer Darlegung, warum gehandelt werden muss, stellt sie den analytischen Rahmen des Forschungsprojekts vor.
Hier fande ich ihre Verdeutlichung des Donuts auch nochmal sehr spannend, vor allem die Auswertungen aus denen man zurzeit schließen könnte: Ein Gutes Leben innerhlab der Limits ist zurzeit nicht möglich. Nicht unter der gegebenen internationalen Realität. (Wenn ein Land ein Gutes Soziales Fundament hat, sprengt es den ökologischen Rahmen, wenn es den Rahmen einhält, sprengt es ihn nicht --> kein Land ist, dort, wo wir sein sollten.)
Daraufhin folgt dann, die Abarbeitung der Forschungsfrage: wie ist ein Gutes Leben innerhalb der Limits möglich? Sie nennt dabei drei Punkte:
1. Gleiche Verteilung
Dabei spielt sie auf den Fakt an, dass die Topverdienenden 1% der Weltbevölkerung ausmachen, aber mehr als doppelt so viel Emmissionen erzeugen wir die 50% der am geringsten Verdieneden. Den Löwenanteil haben dabei Transportemissionen. Bei einer gerechten Verteilung der Einkommen, würde der Energieverbauch zwar nicht zwangsläufig sinken, aber wofür die Energie genutzt wird, würde sich ändern: es würde mehr in Heizung & Co fließen. Hier kann man aber deutlich leichter mit nachhaltiger Technik ansetzten als bei Transport.
2. Sozio-ökonomische Faktoren
Hierbei unetsuchte die Forschungsgruppe welchen Versorgungssysteme Einfluss auf den Sozialen Outcome haben: wenig verwunderlich: Eine öffentlich geregelte Gesundheitsversorgung hat einen stark positiven Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden, währen Ökonomischer Wachstum einen stark Negativen hat usw.
3. Angemessenheit & Effizienz
Kann also eine andere Zukunft modiliert werden? Theoretisch ist es möglich, dass alle Menschen weltweit 2050 ein Gutes Leben führen, bei 40 % der jetztigen Energieverbrauchs.
Und was steht uns im Weg? Sie zeigt am Beispiel der Autoindustrie, dass es eben mehrere Stellschrauben sind, die es so erschweren Veränderungen herbeizuführen - das haben wir im Seminarkontext ja auch schon diskutiert.
Ihr Fazit: Es braucht radikale Veränderungen, die nur durch Druck aus der Gesellschaft entstehen könnten, da Regierungen sonst nicht reagieren. Für sich als Wissenschaftlerin sieht sie die Aufgabe für Bewegungen wie fridays for future & Co eine gute argumentative Basis bereit zu halten.
Ich werde auf jeden Fall versuchen dabei zu sein und ggf. nochmal was Ergänzendes schreiben.
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