Bitumen ist das wichtigste Bindemittel für Asphalt. Es hält Kies und andere Materialien zusammen und sorgt dafür, dass Straßen stabil sind. Bislang wird Bitumen aus Rohöl hergestellt – einer Ressource, die nicht nur begrenzt, sondern auch schlecht für die Umwelt ist. In Stuttgart wird nun eine nachhaltige Alternative getestet: Bio-Bitumen, das aus Cashewschalen-Abfall gewonnen wird. Zum ersten Mal wird damit eine komplette Straße gebaut. Auch der Frankfurter Flughafen plant, diesen Asphalt zu nutzen, aber zuerst wird er in Stuttgart-Nord verlegt.
Die Idee stammt vom Start-up b2 Square - Bitumen beyond oil in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik in Stuttgart. Statt Rohöl zu verwenden, wird eine Flüssigkeit aus den Schalen der Cashewnüsse gewonnen. Diese Flüssigkeit wird mit einem speziellen Pulver vermischt, um das Bio-Bitumen herzustellen. Die Cashewkerne werden wie gewohnt als Snack verkauft, die Schalen wären normalerweise Abfall. So wird kein essbares Material verschwendet, und ein Abfallprodukt bekommt eine sinnvolle neue Verwendung.
Ein weiterer Vorteil: Bio-Bitumen hat immer eine gleichbleibende Qualität, während herkömmliches Bitumen aus Rohöl oft stark schwankt. Außerdem ist Bio-Bitumen CO2-negativ, da es Kohlenstoff aus der Luft bindet. Damit ist es deutlich umweltfreundlicher als das bisherige Material. Der neue Bio-Asphalt bringt auch viele praktische Vorteile:
- Weniger Energieverbrauch: Er kann bei niedrigeren Temperaturen verarbeitet werden, was Energie spart.
- Gesündere Arbeitsbedingungen: Der Asphalt riecht und qualmt weniger, was für Bauarbeiter angenehmer und sicherer ist.
- Längere Haltbarkeit: Straßen aus Bio-Asphalt sollen stabiler sein und seltener repariert werden müssen.
- Klimafreundlich: Durch die Verwendung von Abfällen wird kein Rohöl benötigt, was CO2 spart und Ressourcen schont.
Herausforderungen: Auch wenn der Bio-Asphalt viele Vorteile hat, steht die Technik noch am Anfang. Es muss erst sichergestellt werden, dass er in großen Mengen hergestellt werden kann und dabei nicht zu teuer wird. Außerdem braucht es noch mehr Tests, um zu prüfen, wie gut der Bio-Asphalt unter verschiedenen Wetterbedingungen und bei starker Belastung hält.
Die bisherigen Ergebnisse machen aber Hoffnung. In Stuttgart wird der neue Asphalt am Höhenpark Killesberg unter realen Bedingungen ausprobiert. Dort fahren viele Autos und Lastwagen darüber, sodass man sehen kann, wie gut er funktioniert. Wenn der Test erfolgreich ist, könnte der Bio-Asphalt bald an vielen anderen Orten verwendet werden.
Auch Flughäfen interessieren sich für den Bio-Asphalt. Am Frankfurter Flughafen und in London-Heathrow soll er bald bei Nachtbaustellen getestet werden. Da er schneller verarbeitet werden kann, spart das Zeit und Kosten.
Langfristig könnte die Technologie auch in anderen Ländern eingesetzt werden, vor allem dort, wo viele pflanzliche Abfälle anfallen, wie in Indien oder Brasilien. Cashewschalen sind nur ein Beispiel – auch andere Abfallprodukte könnten zu nachhaltigem Bitumen verarbeitet werden.
Für Stuttgart ist das Projekt ein Schritt in Richtung Klimaschutz. Die Stadt hat das Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden. Der Bio-Asphalt könnte dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen und gleichzeitig Straßenbau nachhaltiger zu machen.
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