Montag, 20. November 2023

Führt eine Sharing Economy zu mehr Nachhaltigkeit?

Der Podcast von SWR Aktuell - Klimazentrale wurde am 23.06.2023 veröffentlicht. Gegenstand des Podcasts ist die Frage, ob und wie nachhaltig die Sharing Economy tatsächlich ist. Hierüber diskutieren die beiden SWR Reporter Werner Eckert und Tobias Koch (vgl. 00:00 – 00:50). Denn auch wenn man zunächst meinen könnte, dass durch das Teilen in der Sharing Economy der Konsum reduziert wird und diese dadurch zur Nachhaltigkeit beiträgt, gibt es auch Kritik daran zu äußern (vgl. 00:51 – 00:55).

Das Angebot der Sharing Economy ist sehr vielseitig und wird sowohl von Firmen als auch Privatpersonen betrieben. Diese sind in den unterschiedlichsten Bereichen zu finden wie etwa Mobilität, Lebensmittel, Kleidung, Reisen, Technik, Garten- und Haushaltsgeräte sowie Maschinen. Die wohl bekanntesten Angebote der Sharing Economy sind das Car-Sharing, AirBnB, die Mitfahrgelegenheit sowie die Möglichkeit, im Baumarkt Baumaschinen auszuleihen (vgl. 00:35 – 01:30).

Die Angebote der Sharing Economy werden Umfragewerten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages zufolge hauptsächlich von jüngeren Leuten genutzt. Ältere Leute nutzen die Angebote weniger, da bei ihnen oftmals noch Vorbehalte bestehen, da mit dem Teilen Armut assoziiert werden könnte. Dies verdeutlicht erneut, dass Besitz häufig als Statussymbol angesehen wurde und immer noch wird (vgl. 09:59 – 10:30).

Doch auch bei älteren Menschen scheint allmählich die Bereitschaft zu wachsen, Angebote der Sharing Economy zu nutzen, denn laut einer Umfrage wäre jeder zweite bereit, ein Sharing Angebot zu nutzen (vgl. 03:18 – 03:40). Ein Anstieg der Nutzung der Angebote der Sharing Economy war deutlich im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 zu sehen. Daraus folgern Experten, dass Menschen in Krisenzeiten, wenn sie weniger Geld verdienen, vermutlich eher dazu geneigt sind, Angebote der Sharing Economy zu nutzen (vgl. 05:25 - 05:40).

Das größte Interesse beim Sharing gibt es im Bereich Mobilität, gefolgt von Reiseunterkünften wie AirBnB, darauf folgen die Haushalts- und Gartengeräte sowie Technik. Am geringsten scheint das Interesse im Bereich Kleidung (vgl. 04:09 – 04:25). Insgesamt gehen mit der Sharing Economy sowohl positive Aspekte in Hinblick auf die Nachhaltigkeit einher als auch negative (vgl. 02:11 – 02: 22). Diese sollen im Folgenden aufgelistet werden.

Pro-Argumente

Ein positiver Effekt der Sharing Economy ist, dass dadurch die Befriedigung der Bedürfnisse an Konsumgütern zu geringeren Kosten in finanzieller sowie ökologischer Hinsicht erfolgen kann (vgl. 07:15 – 08:16). Auch ermöglicht die Sharing Economy Menschen, die finanziell schlechter gestellt sind, Konsumgüter zu erwerben, die sie sich sonst nicht leisten könnten (vgl. 24:33 – 25:16).

Ebenso führt die Sharing Economy dazu, dass sich der CO2-Einsatz in der Produktion der Waren verringert. Die Produkte werden zwar dadurch nicht weniger, zum Teil sogar mehr genutzt, vielmehr bezieht sich die Einsparung von CO2 auf die verringerte Produktion von Neuwaren. Dies würde jedoch bedeuten, dass sich eine neue Art der Wirtschaft entwickeln müsste, welche nicht auf Massenproduktion ausgelegt ist, sondern darauf, weniger Waren in höherer Qualität zu produzieren, welche dadurch eine längere Nutzungsdauer ermöglichen (vgl. u.a. 11: 20 – 11:53 / 13:03 – 13:40).

Dadurch wären Produkte in der Anschaffung zwar teurer, jedoch auf Dauer billiger sowie nachhaltiger. Der Kostenanstieg bei der Anschaffung könnte dadurch ausgeglichen werden, dass die Parteien das Geld zusammenlegen (vgl. 11:20 – 11:53). Doch dies ist vermutlich aktuell mit Blick auf die Umsatzzahlen weder von Wirtschaft noch Politik gewollt (vgl. 13:03 – 13:40).

Contra-Argumente

Ein großer Kritikpunkt, der den Nachhaltigkeitsaspekt bei der Sharing Economy infragestellt, ist, dass es dabei zu einem Rebound-Effekt kommen kann (vgl. 06:30 – 06:35). Da Sharing Economy-Angebote häufig deutlich kostengünstiger sind, führt dies oftmals dazu, dass dadurch mehr konsumiert wird, da man das an einer Stelle eingesparte Geld an einer anderen Stelle wieder ausgibt (vgl. 05:15 – 05:23).

Auch wird kritisiert, dass bei einigen Nutzern oder auch Anbietern die Sharing Economy nicht etwa aus Nachhaltigkeitsgründen genutzt wird, sondern aus eigenem egoistischem Interesse. Beispielsweise werden E-Scooter oftmals nicht genutzt, weil sie benötigt werden, sondern weil es für den Einzelnen bequemer sein könnte als zu laufen (vgl. 07:00 – 07:07).

Auch bei vielen Firmen, die Sharing Economy-Angebote unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit offerieren, steht nicht immer der Nachhaltigkeitsaspekt im Vordergrund. Als Beispiel ist hier Uber zu nennen, eine profitorientierte Dienstleistung ohne wirklichen Nachhaltigkeitsaspekt, da die bestellten Uber erst zur Abholstelle fahren müssen, dadurch CO2 verursacht und womöglich der ÖPNV weniger genutzt wird (vgl. 16:35 – 16:50).

Auch kann die Sharing Economy nachteilige Effekte auf Privatpersonen haben. So führt das zunehmende Angebot an AirBnB-Unterkünften dazu, dass man in Städten keine Wohnungen mehr finden. Denn Vermieter profitieren finanziell mehr davon, wenn sie die Unterkunft über AirBnB an Touristen vermieten (vgl. 17:00 – 18:40).

Fazit: Die beiden SWR-Reporter kommen zu dem Fazit, dass mit der Sharing Economy hinsichtlich Nachhaltigkeit sowohl positive als auch negative Aspekte einhergehen. Gut sei die Sharing Economy dann, wenn dadurch weniger Ressourcen verbraucht werden und sie Menschen Zugang zu Dingen gebe, welche sie sich sonst nicht leisten könnten. Zu negativen Aspekten führt sie dann, wenn es zum Rebound-Effekt kommt oder der Aspekt der Nachhaltigkeit nur als Denkmantel fungiert, um finanziell zu profitieren (vgl. 24:33 - 25:16).

Quelle

SWR Aktuell Podcast Klimazentrale: Sharing Economy. Führt Teilen zu mehr Nachaltigkeit, v. 23.06.2023. Online verfügbar unter: https://www.swr.de/swraktuell/radio/sharing-economy-fuehrt-teilen-zu-mehr-nachhaltigkeit-100.html (zuletzt geprüft am 20.11.2023)

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