Donnerstag, 16. November 2023

Das Konzept der planetaren Grenzen (Johan Rockström)

Das Konzept der planetaren Grenzen wurde von dem Resilienzforscher Johan Rockström gemeinsam mit seinem Team entwickelt und im Jahr 2009 erstmals veröffentlicht (vgl. Eckert 2023). Es beschreibt den Zustand der Erde anhand von 9 Grenzbereichen, welche jeweils entweder im sicheren Bereich, im unsicheren Bereich oder im gefährlichen Bereich liegen (vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz o.A. o.D. 2023). Die Einstufung darüber, in welchem der drei Bereiche wir uns innerhalb der 9 Grenzbereiche befinden, wird jährlich aktualisiert (vgl. Krautwig / Krieger 2022). Die 9 Grenzbereiche sind die Folgenden (vgl. Schulz 2023):

1. Klimawandel: Der Grenzbereich bezieht sich auf die Veränderung des Klimas auf unserem Planeten. Stand 2023 befinden wir uns in diesem Bereich bereits im gefährlichen Bereich (vgl. Potsdam- Institut für Klimaforschung o.A. 2023). Grund hierfür sind unter anderem enorm hohe Treibhausgas-Emissionen. Folgen hiervon sind u.a., dass der Meeresspielgel ansteigt, was verehrende Folgen haben wird (vgl. Deutsche Umwelthilfe o.A. o.D.).

2. Giftmüll und neue Substanzen: Der Grenzbereich bezieht sich auf giftige Substanzen, welche der Mensch durch sein Handeln in die Umwelt einbringt und die schwerwiegende Folgen für Mensch, Tier und Umwelt haben (vgl. Schulz 2023). Aufgrund einer unzureichenden Forschungslage war bis 2022 auch nicht bekannt, in welchem der drei Bereiche wir uns innerhalb dieser globalen Grenze befinden. Seit letztem Jahr (2022) steht jedoch fest, dass wir auch diesen Grenzbereich bereits überschritten haben (vgl. Krautwig / Krieger 2022).

3. Ozonschicht: Der planetare Grenzbereich der Ozonschicht beschreibt den Anteil an Ozon in unserer Atmosphäre, welches dafür verantwortlich ist, die schädliche ultraviolette Sonneneinstrahlung zu filtern (vgl. Krautwig / Krieger 2022). Ein anzustrebendes Ziel ist es also stets, den Anteil an Ozon in der Atmosphäre möglichst hoch zu halten. Befanden wir uns im Jahr 1985 mit der Entdeckung des Ozonloches noch im unsicheren-gefährlichen Bereich, befinden wir uns durch Interventionen heute wieder im sicheren Bereich (vgl. ebd. 2022).

4. Luftverschmutzung: Da Messungen der Luftverschmutzung lokal stark schwankend ausfallen, lässt sich diese planetare Grenze global gesehen nur schwer in einen der drei Bereiche einordnen (vgl. Krautwig / Krieger 2022). Die Aerosole werden u.a. durch die Industrie, den Verkehr, die Landwirtschaft oder auch im Privaten durch z.B. Heizen freigesetzt (vgl. EWE o.A. o.D.). Ist die Luftverschmutzung besonders hoch, kann dies u.a. zu Atemwegserkrankungen führen und sich auf die Niederschläge auswirken. Dies hat u.a. zur Folge, dass es an manchen Orten zu stark regnet und die Gefahr von Überschwemmungen besteht und es andernorts zu wenig regnet und in der Folge durch Dürre und Hitze Ernteausfälle drohen (vgl. ebd.).

5. Ozeanversauerung: Auch wenn wir uns aktuellen Messungen zufolge in der planetaren Grenze der Ozeanversauerung im sicheren Bereich befinden, ist es erstrebenswert, diesen Bereich auch zu halten, insbesondere, da auch hier sich allmählich ein Negativtrend abzeichnet (vgl. Potsdam- Institut für Klimaforschung o.A. 2023). Ozeane dienen als Speicher von Kohlenstoffdioxid, was als Mittel gegen den voranschreitenden Klimawandel fungieren kann (vgl. EWE o.A. o.D.). Gleichzeitig senkt sich durch eine zunehmende Aufnahme von C02 jedoch der pH-Wert der Ozeane, weshalb diese zunehmend saurer werden. Dies wirkt sich wiederum negativ auf die Meereslebewesen und somit das Artensterben aus (vgl. Serlo. Die freie Lernplattform o.A. o.D.). Es zeigt sich, dass die einzelnen globalen Grenzen eng miteinander zusammenhängen (vgl. Potsdam- Institut für Klimaforschung o.A. 2023).

6. Stoffkreisläufe: Eine planetare Grenzüberschreitung, welche aufgrund ihres angenommenen enormen Ausmaßes im gefährlichen Bereich Sorgen bereitet, ist die der Stoffkreisläufe (vgl. Potsdam- Institut für Klimaforschung o.A. 2023). Hierbei handelt es sich um die beiden Stoffe Phosphor und Stickstoff, wovon sich aufgrund menschlichen Handelns ein deutlich zu hoher Anteil in der Umwelt befindet (vgl. Schulz 2022). Insbesondere wenn diese Stoffe ins Grundwasser gelangen, führen sie dort zu einem Massensterben. Zugleich wirken sie sich negativ auf den Klimawandel aus (Deutsche Umwelthilfe o.A. o.D.). Auch hier zeigt sich erneut, wie sehr die planetaren Grenzen miteinander zusammenhängen.

7. Süßwasser: Auch die planetare Grenze des Süßwassergebrauches hat mittlerweile den sicheren Bereich verlassen und befindet sich nun im unsicheren Bereich (vgl. Potsdam- Institut für Klimaforschung o.A. 2023). Durch einen hohen Verbrauch von Süßwasser trocknen nach und nach Flüsse und Seen aus, was neben dem Artensterben auch die elementar bedeutende Versorgung mit Wasser von Pflanzen, Tieren und Menschen gefährdet (vgl. EWE o.A. o.D.).

8. Landnutzung: Die Rodung von Wäldern schreitet stetig weiter voran – ein Ende ist nicht in Sicht. Die verheerende und bereits spürbare Folge hiervon ist, dass dem Planeten durch das Abholzen der Bäume große Kohlenstoffdioxid- und Wasserspeicher genommen werden (vgl. Krautwig / Krieger 2022). Schon länger befinden wir uns daher innerhalb dieser planetaren Grenze im unsicheren Bereich (vgl. Potsdam- Institut für Klimaforschung o.A. 2023).

9. Biosphäre: Die Biosphäre ist eine der planetaren Grenzen, welche aktuell am stärksten überschritten ist (vgl. Potsdam- Institut für Klimaforschung o.A. 2023). Bereits in den vorigen Überschreitungen der planetaren Grenzen zeigten sich Auswirkungen auf die Biosphäre, insbesondere beim Artensterben (vgl. Krautwig / Krieger 2022; Schulz 2023).

Bereits bei der Veröffentlichung des Modells im Jahr 2009 hatten wir schon vier der insgesamt neun planetaren Grenzbereiche überschritten (vgl. Deutsche Umwelthilfe o.A. o.D.). Nach dem letzten veröffentlichten Bericht im Jahr 2023 liegen bereits sechs der Grenzbereiche außerhalb des sicheren Bereiches (vgl. Potsdam- Institut für Klimaforschung o.A. 2023). Dies sind die Grenzbereiche Klimawandel, Giftmüll und neue Substanzen, Stoffkreisläufe, Süßwassergebrauch, Landnutzung sowie Biosphäre. Besonders stark betroffen sind sowohl das Artensterben als auch die Stoffkreisläufe.

Nicht jede der neun Grenzen lässt sich ohne weiteres in einen der drei Bereiche (sicher, unsicher, gefährlich) einteilen, da - wie im Falle der Luftverschmutzung - große regionale Unterschiede bestehen. Sobald wir den gefährlichen Bereich einer globalen Grenze erreichen, folgen spürbare negative Auswirkungen auf unser ökologisches System (vgl. Deutsche Umwelthilfe o.A. o.D.). Es zeigte sich, dass die einzelnen planetaren Grenzen untereinander zusammenhängen und mit sozialen und politischen Folgen verbunden sind (vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz o.A. o.D.).

Das Modell soll nicht nur dazu dienen, planetare Grenzen zu definieren und jährlich einen Überblick über den Stand zu liefern, in welchem der drei Bereiche sie sich befinden, sondern auch einen Appell an die Menschen richten, ihr Handeln darauf auszurichten, möglichst viele der planetaren Grenzen wieder in den sicheren Bereich zu bringen (vgl. Krautwig / Krieger 2022). Dass dies funktionieren kann, zeigte sich am Beispiel der Ozonschicht. Auch zeigte sich, dass sich globale Grenzen aufgrund mangelnder Intervention innerhalb weniger Jahre vom sicheren in den unsicheren oder sogar gefährlichen Bereich bewegen können (vgl. ebd. 2022).

Hier finden Sie visuell veranschaulicht den aktuellen Stand (Stand: 2023): Potsdam- Institut für Klimaforschung o.A. 2023: Schwindende Widerstandskraft unseres Planeten: Planetare Belastungsgrenzen erstmals vollständig beschrieben, sechs von neun bereits überschritten, in: Potsdam- Institut für Klimaforschung, https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/schwindende-widerstandskraft-unseres-planeten-planetare-belastungsgrenzen-erstmals-vollstaendig-beschrieben-sechs-von-neun-bereits-ueberschritten-1/@@images/image.jpeg.

Das Konzept der planetaren Grenzen lieferte die Grundlage für das Konzept der Donut-Ökonomie von Raworth (vgl. Serlo. Die freie Lernplattform o.A. o.D.). Im Konzept der Donut-Ökonomie werden die Spannungen zwischen den sozialen Bedürfnissen der Menschen und der ökologischen Grenzen des Planeten aufgezeigt. Diese werden im Modell durch zwei Kreise verdeutlicht. Dabei beschreibt der innere Kreis die sozialen Bedürfnisse der Menschen und der äußere Kreis die ökologischen Grenzen des Planeten. Somit finden sich die planetaren Grenzen aus dem Konzept von Rockstrom im Außenkreis des Donutmodells von Raworth wieder. Wenn der Mensch bei der Erfüllung seiner sozialen Bedürfnisse nicht die Einhaltung der planetaren Grenzen beachtet, folgen negative Auswirkungen auf die Umwelt, wie sie im Konzept der planetaren Grenzen genannt wurden.

Quellen

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