Montag, 3. November 2025

Bedingungsloses Grundeinkommen und das gute Leben

Ein Beitrag von Helena Grammer 

Höher, weiter, schneller, mehr … das weltweit dominierende System des Kapitalismus ist auf dauerhaftes Wachstum, Gewinn und daraus resultierendem Wohlstand ausgerichtet. Inzwischen ist lange bekannt, dass es so wie wir wirtschaften, so wie wir leben nicht lange weitergehen kann. Vor allem der menschengemachte Klimawandel führt dazu, dass unser Lebensstandard immer schwieriger zu steigern ist. Das Versprechen der Moderne, dass es der kommenden Generation besser geht, scheint verloren.

Die Anleitung zu einem neu definierten „guten Leben“ oder jedenfalls den Impuls für eine Anleitung finden wir in den Ideen von Hartmut Rosa zur„Resonanz“ (siehe vorheriger Beitrag hier im Blog). Er beschreibt Resonanz als eine wechselseitige, lebendige Beziehung zwischen Mensch und Welt, in der wir uns berühren lassen und darauf reagieren beziehungsweise antworten können. Resonanz bedeutet dabei nicht Kontrolle oder Harmonie, sondern ein offenes Antwortverhältnis, das nur unter Bedingungen von Zeit, Achtsamkeit und Offenheit entstehen kann, aber unverfügbar bleibt.

Was dem entgegensteht, ist laut Rosa die Logik der Beschleunigung, durch die unsere Gesellschaft dynamisch stabilisiert und angetrieben wird. Resonanz soll also der Gegenentwurf zur aus dieser Beschleunigung resultierenden Entfremdung sein und eine Grundlage des „guten Lebens“ bilden, das sich nicht im Haben, sondern im In-Beziehung-Sein erfüllt.

Wenn nun Resonanz das Ziel ist, um gut zu leben, so ist die Handlungsanweisung für politische Entscheidungsträger, die daraus resultiert, es der Bevölkerung zu vereinfachen und sich Fragen zu widmen, die klären, wie Menschen Zeit, Ruhe und Sicherheit finden, um in echte Beziehungen zur Welt (und zueinander) treten zu können.

Ein schon lange diskutierter, vielversprechender Ansatz ist dabei das bedingungslose Grundeinkommen: Ein Konzept, das jedem eine ausreichende Grundsicherung zukommen lässt, um von Existenzängsten zu befreien. Das bedingungslose Grundeinkommen könnte also einen gesellschaftlichen Resonanzraum schaffen, und zwar dadurch, dass es die materielle Sicherheit, die notwendig ist, um den permanenten Druck zu durchbrechen, herstellt, so dass Sorgen vor finanziellem Ruin und sozialem Abstieg abgemildert werden können.

Wer nicht mehr aus Angst handelt, gewinnt Zeit und Freiheit, kann Tätigkeiten nachgehen, die als sinnstiftend empfunden werden, Beziehungen pflegen und sich mit der Welt verbunden fühlen. Das Verständnis von Mensch, Arbeit und Umwelt soll sich umgestalten: weg von der Logik, die „höher, weiter, schneller, mehr“ verlangt, hin zu einer Kultur der Achtsamkeit und des In-Beziehung-Seins. Zwar entsteht Resonanz dadurch nicht automatisch, aber die Bedingungen, unter denen sie möglich werden kann, werden deutlich verbessert und sind geprägt von Entschleunigung, Selbstbestimmung und sozialer Teilhabe.

Doch so überzeugend diese Vorstellung auch klingt, bleibt unsicher, ob das bedingungslose Grundeinkommen tatsächlich halten kann, was es verspricht. Es ist nicht garantiert, dass eine finanzielle Absicherung automatisch zu mehr Resonanz führt. Sie kann zwar Sorgen und Ängste mildern, ersetzt aber keine Haltung der Offenheit oder Achtsamkeit, die Resonanz erst ermöglicht. Resonanz ist nicht plan- oder garantierbar. Zudem besteht die Gefahr, dass ein solches Grundeinkommen innerhalb der von Rose skizzierten Wachstumslogik nur als Mittel zur Steigerung von Konsum und Stabilisierung des Marktes dient. Auch sozialpolitisch bleibt unklar, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen tatsächlich mehr Teilhabe und Gemeinschaft schafft oder ob es nur neue Formen von Vereinzelung und Passivität, gar Faulheit in unserer Gesellschaft hervorbringt.

Damit Resonanz wirklich entstehen kann, müsste das Grundeinkommen also Teil eines umfassenden kulturellen Wandels sein, der hin zu einer Gesellschaft führt, die Beziehungen, Zeit und Sinn höher bewertet als Leistung, Profit und Konsum. Nur wenn dieser Wandel gelingt, kann das bedingungslose Grundeinkommen mehr sein als ein wirtschaftliches Experiment, nämlich ein Schritt hin zu einer Gesellschaft, in der Menschen wieder in lebendige Beziehungen zur Welt treten können und „gutes Leben“ nicht länger aus dem Streben nach „höher, weiter, schneller, mehr“ besteht. Wo ein „gutes Leben“ Verbundenheit, Achtsamkeit und die Fähigkeit, auf einen Impuls der Welt zu antworten, bedeutet.

Freitag, 31. Oktober 2025

Hartmut Rosa über das gute Leben

Ein Beitrag von Theresa Klagholz

Wir alle streben nach dem guten Leben – einem Leben, das Sinn gibt, uns erfüllt und berührt. Doch was genau ist dieses gute Leben und warum scheint es in unserer modernen Welt beinahe unerreichbar? Mit diesen Fragen hat sich einer der bedeutendsten deutschen Soziologen, Hartmut Rosa, beschäftigt. Er fasst seine Erkenntnisse in einem Vortrag zusammen, um den es in diesem Text geht.

 

Der Vortrag ist in drei Teile gegliedert, die jeweils in einen strukturellen und einen kulturellen Aspekt untergliedert werden. Zunächst beschreibt Rosa das Weltverhältnis der Moderne auf struktureller Ebene. In diesem Zusammenhang spricht er von dynamischer Stabilisierung. Damit meint er, dass unsere Gesellschaft nur bestehen kann, wenn sie sich stetig steigert. Nur durch fortwährende Steigerung kann der Status quo erhalten werden.

Besonders deutlich sieht man das im Bereich der Wirtschaft. Kernmerkmal des kapitalistischen Systems ist Wachstum und Beschleunigung. Die Steigerungslogik, die sich in der Wirtschaft durch Gewinnmaximierung und Innovation ausdrückt, illustriert Rosa anhand der Marxschen Formel G–W–G′: Geld wird eingesetzt, um Waren zu kaufen, die anschließend weiterverkauft werden, um das Geld zu vermehren. Diese Logik liegt dem kapitalistischen System zugrunde.

Rosa verweist auch auf andere Bereiche, in denen sich dieselbe Steigerungslogik zeigt. So formuliert er die eigene Formel W–F–W′, was so viel bedeutet wie: Wissenschaft investiert in Forschung, um sich selbst zu erweitern. Diesem Beschleunigungszwang unterliegen alle gesellschaftlichen Bereiche – von der Wirtschaft über die Wissenschaft bis hin zur Kunst.

Doch Wachstum ist heute kein Ausdruck von Fortschritt mehr, wie es früher der Fall war, sondern eine Bedingung, um den Status quo zu erhalten. So hat diese Steigerungslogik, die alle gesellschaftlichen Bereiche durchdrungen hat, ihren Sinn verloren: Sie führt nicht zur Verbesserung, sondern dient nur noch dazu, nicht zurückzufallen.

Nun könnte man einwenden, dass dieser Beschleunigungszwang allein dem Kapitalismus zuzuschreiben sei. Doch hier kommt die zweite, die kulturelle Dimension ins Spiel: Auf kultureller Ebene argumentiert Rosa mit dem Konzept der Reichweitenvergrößerung. Diese sei ein natürliches menschliches Streben – der Wunsch, sich die Welt verfügbar zu machen. Er verdeutlicht dies am Beispiel der Mobilität: Wenn man als Kind das Fahrradfahren lernt, erschließt man sich eine neue Möglichkeit, die Welt eigenständig erfahrbar und somit auch erreichbar zu machen. Mit dem Moped und Auto vergrößert sich die eigene Weltreichweite immer weiter. Das reicht bis zum Flugzeug, das selbst ferne Orte zugänglich und somit verfügbar macht.

Ähnlich ist es mit der Technik: In einer zunehmend digitalen Welt können wir uns die Welt durch Geräte wie das Smartphone verfügbar machen. Eine mit entscheidende Rolle spielt dabei das Geld, das als eine Art „Zaubermittel“ fungiert, um Welt verfügbar zu machen. Dieser unwiderstehliche Reiz der Reichweitenvergrößerung ist eine anthropologische Konstante, die in Wechselwirkung steht mit der strukturellen Konstante der dynamischen Stabilisierung.

Doch die Steigerungslogik hat auch Nebenfolgen. Rosa spricht hier von einer Desynchronisation auf struktureller Ebene. Nicht alles lässt sich gleich schnell beschleunigen, manches kann nicht im Tempo der Moderne mithalten und wird dadurch abgehängt. Ein Beispiel ist die Natur: Sie ist „zu langsam“, weshalb wir eine ökologische Krise erleben. Die Natur kann sich nicht so schnell regenerieren, wie sie genutzt wird. Daraus ergibt sich auch die Klimakrise, da die Erdatmosphäre nicht so viele Treibhausgase aufnehmen kann, wie wir produzieren.

Auch die Demokratie mit ihren längeren Entscheidungsprozessen braucht länger Zeit, als ihr durch die schnelle Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Entwicklungen zur Verfügung steht. Sie kann nicht mithalten, es entsteht eine Demokratie-Krise. Selbst innerhalb der Wirtschaft kommt es zur Desynchronisation: Finanzmärkte können binnen Sekundenbruchteilen hohe Geldsummen verschieben, während die Realökonomie nicht in diesem Tempo folgen kann.

Auf kultureller Ebene führt Rosa weitere Nebenfolgen an, die er unter dem Stichwort Entfremdung zusammenfasst. Die Logik der Reichweitenvergrößerung bewirkt paradoxerweise das Gegenteil: Statt, dass die Welt verfügbarer wird, wird sie unverfügbar und fremd. Dies zeigt sich etwa in der Klimakrise, bei der z.B. Gletscher schmelzen und uns buchstäblich Welt verloren geht. Gleichzeitig fühlen sich Menschen zunehmend überfordert. Nicht zufällig spricht man von der Psycho-Krise (burn-out). Der Mensch entfremdet sich durch Überforderung und Kontrollverlust, er wird nicht mehr berührt und die Welt weicht zurück. Rosa spricht hier von einer schweigenden Welt. Statt sich die Welt verfügbar zu machen, kommt es zu einem Weltverlust. 

Rosa erkennt die negativen Folgen des modernen Weltverhältnisses und stellt diesem ein alternatives gegenüber: Auf struktureller Ebene spricht er von adaptiver Stabilisierung. Das bedeutet, Steigerung soll nur noch dort stattfinden, wo sie tatsächlich Verbesserung bewirkt, z.B. im Kampf gegen Hunger oder Krankheiten, nicht aber, um bloß den Status quo zu sichern.

Auf kultureller Ebene prägt Rosa den Begriff der Resonanz als Gegenbegriff zum steigerungsorientierten Weltverhältnis. In der Beziehung zur Welt gehe es nicht um Anerkennung, sondern um das Andere der Entfremdung. Resonanz ist für Rosa kein emotionaler Zustand, sondern abhängig von fünf Kenrmerkmalen:

  • Der Mensch muss von etwas berührt, erreicht oder bewegt werden.
  • Er muss darauf antworten.
  • Nur wenn dabei eine Transformation und Veränderung stattfindet, also wenn man spürt „ich bin jetzt jemand anderes“, kann Resonanz gelingen.
  • Resonanz ist nicht systematisch herstellbar, weder erzwingbar noch steigerbar. Resonanz bleibt unverfügbar.
  • Sie entsteht nur unter bestimmten Voraussetzungen, wenn man verletzbar wird und sich darauf einlässt, nur dann bildet sich ein sogenannter Resonanzraum.

Rosa ist überzeugt: Eine Gesellschaft kann nur dann ein gutes Leben führen, wenn viele Resonanzmöglichkeiten im Leben bereitstehen. Doch wie kann Politik dazu beitragen? Klar ist, Politik kann die Kernmerkmale – Berührung, Antwort, Veränderung und Unverfügbarkeit – nicht direkt steuern oder beeinflussen, doch sie kann Rahmenbedingungen und Resonanzräume schaffen und fördern, in denen Resonanz möglich wird.

So könnte etwa in der Bildungspolitik die Rückkehr von G8 zu G9 Schülerinnen und Schüler entlasten, ihnen mehr Zeit und Raum für echte Erfahrungen geben und damit Resonanzmöglichkeiten schaffen. Auch politische Reformen wie eine Wirtschaftsdemokratie oder ein bedingungsloses Grundeinkommen könnten der Gesellschaft ingesamt Raum geben, zu reagieren, sich berühren zu lassen, sodass es möglicherweise zu mehr Resonanz kommen kann. Nur dann, so Hartmut Rosa, ist ein gutes Leben möglich.

Samstag, 25. Oktober 2025

Nachhaltigkeit: Individuelle Verantwortung und (konsum)gesellschaftliche Muster

Ein Beitrag von Anh Tran

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich unsere Gesellschaft zunehmend zu einer Konsumgesellschaft entwickelt. Materieller Wohlstand und ständiger Konsum prägen seither den Alltag vieler Menschen. Immer häufiger werden Produkte gekauft, die nicht wirklich benötigt werden, oft aus dem Wunsch heraus, gesellschaftlichen Trends zu folgen.

Mit der fortschreitenden Globalisierung und der zunehmenden Vernetzung durch digitale Technologien hat sich dieses Konsumverhalten weiter verstärkt. Waren und Dienstleistungen werden international gehandelt, wodurch der ökologische Fußabdruck maßgeblich gewachsen ist. In Anbetracht des Klimawandels, der Ressourcenknappheit und der Konsumgesellschaft stellt sich die Frage, wie nachhaltiges Handeln im Alltag gelingen kann.

Nachhaltig zu leben bedeutet weit mehr, als lediglich auf Fleischkonsum zu verzichten oder wiederverwendbare Produkte zu nutzen. Es geht vor allem darum, so zu handeln, dass die Bedürfnisse künftiger Generationen nicht beeinträchtigt werden und ökologische, soziale und ökonomische Aspekte im Einklang stehen.

Ein guter Anfang ist der Blick auf den eigenen Alltag: Ist es wirklich notwendig, mit dem Auto in die Stadt zu fahren oder kann ich auch mit dem Fahrrad fahren, um weniger Treibhausgasemissionen auszustoßen? Schon solche kleinen Veränderungen können den individuellen ökologischen Fußabdruck deutlich verringern und langfristig zu umweltfreundlicheren Lebensweisen beitragen. Des Weiteren spielt die Nachhaltigkeit auch beim Einkaufen eine zentrale Rolle. Wer regionale und saisonale Produkte einkauft, unterstützt nicht nur die heimische Wirtschaft, sondern verhindert auch lange Transportwege.

Allerdings fördert in einer globalisierten Welt das aktuelle Wirtschaftssystem, geprägt vom Neoliberalismus, stetiges Wachstum und Konkurrenz. Diesbezüglich steht dieses Denken im Widerspruch zu echter Nachhaltigkeit. Politische Entscheidungen orientieren sich oft an kurzfristigen ökonomischen Interessen statt am ökologischen Wohlstand. Aufgrund dessen bleibt Nachhaltigkeit häufig ein schönes Ideal, das in der Realität schwer umzusetzen ist.

Ein Gegenentwurf zu dieser Wachstumslogik stammt von der britischen Ökonomin Kate Raworth. In ihrem Modell der Donut-Ökonomie entwirft sie ein Konzept, wie Wirtschaft und Nachhaltigkeit miteinander vereinbar sein können. Das Modell wird sinnbildlich als Donut dargestellt. Der innere Ring symbolisiert das soziale Fundament. Jeder Mensch soll Zugang zu ausreichend Nahrung, Wasser, Bildung, Gesundheit, Einkommen und Gleichberechtigung haben. Der äußere Ring markiert die planetaren Grenzen: Klimawandel, Artensterben, Umweltverschmutzung oder Übernutzung von Böden dürfen nicht überschritten werden. Zwischen diesen beiden Ringen befindet sich das Gleichgewicht, in dem soziale Bedürfnisse erfüllt sind, ohne die ökologische Stabilität des Planeten zu gefährden.

Angesichts der globalen Herausforderungen wurden auf internationaler Ebene zahlreiche Lösungsansätze entwickelt. Ein zentrales Beispiel ist das Pariser Abkommen, in dem sich die teilnehmenden Staaten verpflichtet haben, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur unter 2 Grad Celsius auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Ein weiteres Beispiel zeigt sich mit der Agenda 2030. Damit haben die Vereinten Nationen 17 Sustainable Development Goals (SDG) verabschiedet mit dem Ziel, die Armut zu bekämpfen, Bildung zu fördern, Gleichberechtigung zu stärken und den Klimawandel einzudämmen. Sie verdeutlichen, dass Nachhaltigkeit mehr bedeutet als Umweltschutz, denn sie ist eine globale Aufgabe, die wirtschaftliche Fairness, soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung miteinander verbinden muss.

Doch nachhaltiges Handeln verlangt mehr als politische Programme. Es fordert ein Umdenken in unseren Werten, weg von kurzfristigem Konsum, hin zu einem bewussteren, verantwortungsvolleren Lebensstil. Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Haltung, und wenn man sie konsequent zu Ende denkt, ist sie sogar ein radikales Konzept. Denn sie stellt die Art infrage, wie wir leben, arbeiten und wirtschaften. Letztendlich zeigt sich, dass jede Entscheidung, die wir im Alltag treffen, ob beim Essen, beim Einkauf oder in der Mobilität, Auswirkungen hat auf unsere Umwelt.

Freitag, 24. Oktober 2025

Grundlegendes zum Nachhaltigkeitsseminar

Ein Beitrag von Alia Negendank

Wie können wir ein gutes Leben führen, ohne die natürlichen Grundlagen unseres Planeten zu zerstören? Um dieser Frage nachzugehen, beschäftigen wir uns im Seminar "Nachhaltigkeit: Klima, Wachstum, und das gute Leben" mit 3 Themenkomplexen.

  • Teil 1: Das gute Leben - hier geht es darum, was Menschen brauchen, um ein erfülltes Leben zu haben. Dabei steht im Mittelpunkt Glück, Resonanz, Beziehungen und Basisgüter.
  • Teil 2: Problemdiagnose - hier beschäftigen wir uns mit den Themen Wachstumsfixierung, Ungerechtigkeit, Artensterben, mit Problemen der Umweltpolitik und mit zwei zentralen Konzepten zur Charakterisierung unserer Gesellschaft: Konsumgesellschaft und Externalisierungsgesellschaft.
  • Teil 3: Lösungsansätze - nach der Diagnose betrachten wir Wege in eine nachhaltige Zukunft. Wir schauen uns dafür unterschiedliche Ansätze an: EU-Emissionshandel, den Green New Deal, den Schutz von Mooren und Wäldern oder technologische Ideen wie Geoengineering.

Begriff Nachhaltigkeit: Der Begriffsursprung stammt aus der Forstwirtschaft zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Hans Carl von Carlowitz. Er wollte nicht mehr Holz schlagen, als nachwächst. Damit legte er den Grundstein für Nachhaltigkeit, da er erkannte, dass der Wald dauerhaft bestehen muss.

Was ist eine nachhaltige Gesellschaft? Unser zentrales Ziel ist eine nachhaltige Gesellschaft. Aber was heißt das überhaupt? Eine nachhaltige Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich selbst erhalten kann. Das bedeutet, sie besteht über einen längeren Zeitraum und die Ressourcen werden schonend genutzt. Der richtige Umgang mit Müll, die Wiederverwendung von Ressourcen (Recycling, Upcycling...) spielen hierbei eine wichtige Rolle. Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Trend – sie ist ein radikales Konzept. Eine nachhaltige Gesellschaft denkt an zukünftige Generationen, denn Nachhaltigkeit ist ein intergenerationelles Konzept. Wir müssen verantwortungsvoll handeln und dafür sorgen, dass die zukünftigen Generationen ein gutes Leben führen können. Dies wurde auch im Brundtland-Bericht 1987 „Our Common Future“ so das erste Mal international definiert und bildet seither die Grundlage.

Donut-Ökonomie: Kate Raworth visualisierte erstmals das Prinzip einer nachhaltigen Gesellschaft (Grafik siehe hier, weitere Informationen hier). Das Modell besteht aus zwei Kreisen ähnlich wie ein Donut. Der innere Kreis steht für das soziale Fundament. Er beschreibt, was Menschen für ein gutes Leben brauchen - dazu zählt Nahrung, sauberes Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Der äußere Kreis befasst sich mit ökologischen Grenzen des Planeten. Er zeigt die Belastungsgrenze, die wir nicht überschreiten dürfen. Themen wie Klimawandel, Artenvielfalt und Wasserverschmutzung spielen hierbei eine Rolle. Das Ziel der Donut-Ökologie ist es, innerhalb beider Ringe zu bleiben.

Warum funktioniert nachhaltige Entwicklung in der Realität oft nicht? Die Ziele sind klar, doch in der Praxis stoßen wir auf mehrere Hindernisse. Ein zentraler Punkt ist, dass wir sehr wachstumsfixiert sind und viel zu viele Güter konsumieren. Viele Menschen konsumieren weit mehr Güter als sie brauchen. Der Wunsch nach Wohlstand und gutem Leben führt dazu, dass materielle Gegenstände einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft haben. Heutzutage ist es fast schon ein Trend, immer das neueste Handy oder die angesagtesten Klamotten zu haben. Diese Konsumgüter verschaffen uns einen gewissen Status in der Gesellschaft.

Ein weiteres Problem liegt bei der Verteilung der Verantwortung. Die meisten Mensch sehen die Verantwortung nicht bei sich. Sie denken: „Wenn ich allein mein Verhalten ändere, etwa aufs Fahrrad umsteige, während alle anderen weiterhin das Auto nutzen, bringt das nichts.“ Aus diesem Grund handeln sie nicht nachhaltig, sondern passen sich dem Verhalten der Mehrheit an. Hinzu kommt, dass nachhaltiges Handeln oft keine sofortige Belohnung bringt. Die positiven Auswirkungen zeigen sich meist erst nach vielen Jahren, was es schwierig macht, sich schon heute dafür zu engagieren.

Solange wir in der individuellen Verantwortung verharren, wird sich nichts ändern. Denn die individuelle Verantwortung reicht nicht aus, um das große Ganze zu verändern. Hier kommt die Klimapolitik ins Spiel, denn wirkliche Veränderungen sind nur auf politischer Ebene möglich. Doch auch hier stoßen wir leider auf einige Hindernisse. Es bleibt wenig Aufmerksamkeit und Zeit für Nachhaltigkeit, denn oft gibt es andere Probleme die als wichtiger empfunden werden. Außerdem verursacht Nachhaltigkeit einige Kosten, die niemand übernehmen möchte. Viele Politiker fürchten, dadurch unpopulär zu werden und so Stimmen zu verlieren und nicht wiedergewählt zu werden.

Abschließend wird deutlich, dass Nachhaltigkeit weit mehr bedeutet als nur Umweltschutz. Sie fordert ein Umdenken in unserem Verhalten, unserem Konsum und unserer Vorstellung von Wohlstand. Wenn wir lernen, achtsam mit Ressourcen umzugehen und soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte miteinander zu verbinden, können wir eine lebenswerte Zukunft gestalten. Ein gutes Leben ist dann möglich, wenn es nicht auf Kosten anderer Menschen oder der Natur geht.

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend

Ein Beitrag von Laura-Sophie Hägenläuer

"Gemeinsam machen wir Nachhaltigkeit zur normalsten Sache der Welt." Dieser Satz aus der Aldi-Werbung klingt zunächst inspirierend, aber was steckt wirklich dahinter? Ist Nachhaltigkeit heute mehr als ein Label, das man auf die Verpackung druckt? Heute hatte ich an der Uni ein spannendes Seminar über das Thema Nachhaltigkeit. Anfangs dachte ich, es geht nur um den Umweltschutz. Doch schnell wurde klar, dass der Begriff weit über reinen Umweltschutz hinausgeht. Aber was heißt es eigentlich, nachhaltig zu sein?

Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft aus dem Jahr 1713. Geprägt wurde er von Hans Carl von Carlowitz, der das Prinzip formulierte, nur so viel Holz zu schlagen, wie auch wieder nachwächst. Zu dieser Zeit wurde das Holz insbesondere zum Heizen und Verhütten verwendet. Durch den steigenden Bedarf wurden jedoch immer mehr Wälder abgeholzt, sodass die Bestände stark zurückgingen. Carlowitz wollte dem entgegenwirken und forderte eine nachhaltige Nutzung des Waldes. Um die Versorgung in der Zwischenzeit zu sichern, griff man zusätzlich auf Kohle als Energiequelle zurück.

Während Hans Carl von Carlowitz mit seinem Prinzip vor allem den Erhalt natürlicher Ressourcen, insbesondere der Wälder, im Blick hatte, greift der Brundtland-Bericht von 1987 diese Idee auf und führt sie weiter. Aus dem Gedanken der reinen Ressourcenschonung wird ein umfassender Ansatz: „sustainable development“, also nachhaltige Entwicklung.

„Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“ (Brundtland-Bericht)

Damit verschiebt sich der Fokus von einem Prozess, der darauf abzielt, Bestehendes zu bewahren, hin zu einem Prozess, der auf Veränderung, Weiterentwicklung und die nachhaltige Gestaltung der Zukunft gerichtet ist. Nachhaltigkeit bedeutet also im Grunde viel mehr: Sie ist ein ganzheitliches Konzept, das immer Ökologie, Ökonomie und Soziales gemeinsam in den Blick nehmen sollte. Doch wie hat sich diese Idee auf internationaler Ebene durchgesetzt?

Der Begriff der ,,nachhaltigen Entwicklung“ erhielt durch die Rio-Konferenz („Erdgipfel“) 1992 erstmals eine klare politische Bedeutung. In Rio wurde das Konzept der nachhaltigen Entwicklung als internationales Leitbild anerkannt (siehe: https://www.bmz.de/de/service/lexikon/un-konferenz-fuer-umwelt-und-entwicklung-rio-konferenz-1992-22238).

Ein weiterer Meilenstein, um die Idee auf internationaler Ebene durchzusetzen, war das Pariser Klimaabkommen von 2015. Hier verpflichteten sich fast alle Staaten der Welt, den Klimawandel einzudämmen. Im Mittelpunkt steht das sogenannte 1,5-Grad-Ziel: Staaten wollen die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzen (siehe: https://www.bmz.de/de/service/lexikon/klimaabkommen-von-paris-14602).

Eine anschauliche Vorstellung davon, wie eine nachhaltige Gesellschaft aussehen könnte, liefert Kate Raworth mit ihrem Konzept der „Donut-Ökonomie“:

Donut-Ökonomie von Kate Raworth: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Doughnut_(economic_model).jpg

Der Innenring des Donuts steht für das soziale Fundament, also die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen, wie z.B. Wohnen, Wasser, Bildung oder Gesundheit. Der Außenring markiert die planetaren Grenzen, die die Erde nicht überschreiten darf. z.B. beim Klimawandel. Der Bereich dazwischen, der sogenannte „sichere und gerechte Raum“, zeigt den Spielraum, in dem Menschen gut leben können: Hier sind die Grundbedürfnisse erfüllt, ohne dass die ökologischen Grenzen überschritten werden.

Doch was in der Theorie so leicht klingt, ist in der Praxis leider nicht immer so einfach umzusetzen. Obwohl viele Menschen in Deutschland die Möglichkeit hätten, nachhaltig zu leben, sind sie weiterhin in einem übermäßigen Konsumverhalten gefangen. Niemand von uns braucht ständig das neueste iPhone oder jeden Monat ein neues Paar Schuhe. Doch obwohl wir die Folgen unseres Konsums kennen, handeln wir oft nicht danach.

Zusammenfassend möchte ich dazu anregen, dass jede*r sein Konsumverhalten überdenken sollte! Auch kleine Taten bewirken Großes: Wenn wir zum Beispiel weniger Plastik verwenden oder mit dem Fahrrad zur Uni fahren, können wir gemeinsam die Welt nachhaltiger gestalten.

Donnerstag, 4. September 2025

Vortrag: Nachhaltigkeit in der liberalen Demokratie

Am Mittwoch, den 24. September 2025, findet um 18:00 Uhr im Theodor-Heuss-Haus (Feuerbacher Weg 46, 70192 Stuttgart) ein Vortrag der Historikerin Prof. Dr. Elke Seefried statt zum Thema "Nachhaltigkeit in der liberalen Demokratie - Geschichte und Gegenwart". Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie die Möglichkeit zur (kostenlosen) Anmeldung findet man hier: https://shop.freiheit.org/#!/Veranstaltung/6ttns.

Zum Thema: Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Leitbild politischer Kommunikation geworden. Der Begriff steht nicht nur für einen Ausgleich zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen, sondern auch für eine langfristig ausgerichtete Umwelt- und Klimapolitik. Wie aber lassen sich solche Zukunftsfragen in einer liberalen Demokratie verhandeln? Wie hat sich das Verhältnis zwischen parlamentarischer Entscheidungsfindung und zivilgesellschaftlichem Aktivismus in der Umwelt- und Klimapolitik entwickelt? Und schließlich: Wie kann und soll eine liberale Nachhaltigkeitspolitik angelegt sein?

Dienstag, 29. April 2025

PH-Nachhaltigkeitstage 2025

Kommende Woche (6.-8. Mai 2025) finden die Nachhaltigkeitstage der PH Ludwigsburg statt. Details zum Programm finden sich hier: Programm [pdf]

 

Dienstag, 8. April 2025

"Verkaufte Zukunft" als Lizenzausgabe bei der bpb erhältlich

Zu den besten deutschspachigen Büchern zum Themenkomplex Nachhaltigkeit zählt das Buch "Verkaufte Zukunft. Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht " von Jens Beckert, das auch in den Seminaren Verwendung findet. Dieses Buch können Sie ab sofort bei der bpb für 5,- € bestellen. Auf der bpb-Website findet sich folgende Beschreibung:

"Seit Jahrzehnten ist der Zusammenhang zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und der Erhitzung der Erdatmosphäre bekannt – genau wie seine potenziell desaströsen Konsequenzen. Dennoch hat die Menschheit in dieser Zeit nicht weniger, sondern immer mehr Treibhausgase ausgestoßen: In den vergangenen drei Jahrzehnten ist so viel CO₂ emittiert worden wie in den zwei Jahrhunderten zuvor. Worin liegt diese eklatante Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln begründet? Der Soziologe Jens Beckert analysiert, welche massiven Hürden moderne Gesellschaften davon abhalten, angemessen auf die Klimakrise zu reagieren: die kapitalistische, an Gewinn orientierte Wirtschaft, das auf demokratische Legitimation angewiesene politische System sowie soziokulturelle Bedingungen, die Konsum, Identität und sozialen Status eng aneinander koppeln. Da keine einfachen Auswege aus diesen strukturellen Dilemmata hinausführen, so Beckert, sei es wichtig, diese zu reflektieren und sie im politischen Handeln zu berücksichtigen. Auch wenn die Klimaerhitzung bereits Realität sei und sich ein weiterer Temperaturanstieg nicht mehr abwenden lasse, sei es nötig, Handlungspotenziale auszuloten und zu nutzen, um ihn so weit wie möglich zu begrenzen. Zugleich müssten Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden, die den Menschen Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels bieten und den sozialen Zusammenhalt im Angesicht verschlechterter Lebensbedingungen stärken."

Samstag, 18. Januar 2025

PETA-Bericht: Die vegan-freundlichsten Mensen

Wer sich vegan ernährt, trägt etwas zum Natur- und Klimaschutz bei. Laut dem WWF werden "im Vergleich zur aktuellen durchschnittlichen Ernährungsweise in Deutschland […] bei einer rein pflanzlichen Ernährung [...] 48 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen und der Flächenverbrauch um 50 Prozent reduziert". Das liegt daran, dass riesige Flächen, die momentan zum Anbau für Futtermittel und zur Tierhaltung genutzt werden, umstrukturiert werden könnten. Dadurch bleiben Lebensräume erhalten und Treibhausgasemissionen können reduziert werden.

Jeder Mensch hat das Recht, selbst zu entscheiden, wie er sich ernährt. Und trotzdem können Kantinen und Mensen einen Beitrag dazu leisten, Student*innen an die vegane Ernährungsweise heranzuführen oder sie dazu bringen, eine vegane Mahlzeit in der Uni einzunehmen. Das tun Studierendenwerke, die in ihrer Mensa rein vegetarisches oder veganes Essen anbieten.

PETA hat im September einen Bericht zu vegan-freundlichen Mensen in Deutschland im Jahr 2024 herausgebracht. Die Auswahl der veganen Gerichte in den Mensen steigt laut PETA von Jahr zu Jahr. 37 Studierendenwerke haben am Rennen um den Titel der vegan-freundlichsten Mensa teilgenommen. Die vegan-freundlichsten Mensen wurden mit bis zu fünf Sternen bewertet. Mit fünf Sternen gewonnen haben die:

  • Mensa Veggie 2.0 des Studierendenwerks Berlin
  • Mensa Rote Beete des Akademischen Förderungswerks Bochum

Jetzt bleibt nur noch die interessante Frage: Hat das Studierendenwerk Stuttgart nicht teilgenommen oder keine Sterne für seine Mensen erhalten?

Quelle:

Mittwoch, 15. Januar 2025

Nachhaltigkeit im Second-Hand-Kaufhaus in Stuttgart

Das Second-Hand-Sozialkaufhaus in Stuttgart-Wangen vereint ökologische und soziale Aspekte. Hier bekommen gebrauchte Kleidungsstücke eine zweite Chance, wodurch Abfall reduziert und Ressourcen geschont werden. Angesichts der immer schlechter werdenden Qualität der Kleidung, die im Fast-Fashion-Zyklus produziert wird, haben viele Vintage-Artikel im Kaufhaus eine deutlich längere Lebensdauer als aktuelle Neuware.

Das Kaufhaus fördert nicht nur Nachhaltigkeit, sondern bietet auch günstige Einkaufsmöglichkeiten für einkommensschwache Menschen sowie Schülerinnen und Studierende. Mit einer Bonuskarte erhalten einkommensschwache Menschen 30 Prozent Rabatt auf ihren Einkauf, während Schülerinnen und Studierende jeweils 20 Prozent erhalten.

Ein Teil der Erlöse wird an „Brot für die Welt“ in Brasilien gespendet, wodurch das Kaufhaus auch international solidarisch handelt. Durch die regionale Sammlung von Waren werden Transportwege und Umweltbelastungen reduziert.

Insgesamt bietet das Kaufhaus eine umweltbewusste und soziale Einkaufsalternative, die sowohl der Gemeinschaft als auch der Umwelt zugutekommt. Zusätzlich ist das Kaufhaus ein Inklusionsbetrieb, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten.

Links:

Sonntag, 5. Januar 2025

Oxfam Shops

Oxfam Shops (https://shops.oxfam.de) sind Secondhand-Läden, die bereits getragene Kleidung und überschüssige Dinge wie Accessoires, Bücher, Medien etc. an neue Besitzer:innen verkaufen. So finden die ausrangierten Klamotten und Gegenstände noch einen neuen Nutzen und wertvolle Ressourcen werden geschont. Die Mitarbeiter:innen der Shops arbeiten ehrenamtlich. Die Erlöse des Verkaufs fließen in Nothilfe, Entwicklungsprojekte und Kampagnen.

Als Privatperson kann man einerseits seine überschüssigen, aber noch gut erhaltenen Klamotten etc. an einen Oxfam Shop spenden und somit einen Beitrag gegen unsere Wegwerfgesellschaft leisten. Andererseits kann man in Oxfam Shops zu günstigen Preisen nachhaltig einkaufen und dabei entwicklungspolitische Arbeit unterstützen. In Deutschland gibt es ein bundesweites Netz von Oxfam Shops mit insgesamt 55 Läden. In Stuttgart befinden sich beispielsweise zwei Shops.

Ziel der Läden ist, die Umwelt zu entlasten, indem gebrauchte Dinge wieder verwendet werden, dem wachsenden Konsum entgegenzuwirken und somit wertvolle Ressourcen zu schonen. Durch das Spenden der Finanzmittel unterstützen sie zusätzlich Menschen, die in Armut leben.

Foodsharing-Café in Stuttgart

Das Foodsharing-Café „Raupe Immersatt“ befindet sich im Stuttgarter Westen in der Johannesstraße 97 und stellt das erste Foodsharing-Café Deutschlands dar. Das Café gibt es seit 2019 und es hat seitdem ca. 50 Tonnen Lebensmittel gerettet und an Besucher:innen des Cafés verteilt.

Foodsharing rettet genießbare Lebensmittel vor dem Müll und stellt sie dem menschlichen Verzehr zur Verfügung. Im Café werden kostenlos gerettete Lebensmittel angeboten. Dem Verein ist Regionalität und Qualität bei ihren angebotenen Produkten wichtig. Es gibt daher nachhaltige und regionale Getränke aus der Umgebung wie zum Beispiel Demeter-Limonaden und biologische Kaffee-Spezialitäten.

Das Café hat ein offenes und solidarisches Preismodell. Jeder Gast entscheidet selbst, wie viel er oder sie für die konsumierten Getränke bezahlen möchte. Zudem finden im Café regelmäßig Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Kunstausstellungen und Kochkurse statt.

Durch ein Startkapital von 26.000 €, das im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne eingesammelt wurde, konnte das Café aufgebaut werden. Es handelt sich nun um einen gemeinnützigen Verein, der sich selbst trägt. Miete, Betriebskosten und Gehälter sind durch den Getränkeverkauf gedeckt.

Das Foodsharing-Café Raupe Immersatt ist nicht nur ein Ort der Begegnung, sondern auch ein nachhaltiges Projekt, das sich für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln und einen achtsamen Umgang mit Ressourcen einsetzt.

Quellen:

Dienstag, 17. Dezember 2024

Ist TRIGEMA nachhaltig?

Die globale Textilindustrie steht zunehmend im Fokus der Nachhaltigkeitsdebatte, insbesondere hinsichtlich umweltfreundlicher Produktionsprozesse. Angesichts der eskalierenden ökologischen Herausforderungen und der steigenden Konsumentennachfrage nach umweltverträglichen Produkten gewinnt die Pionier- und Vorbildfunktion von Unternehmen wie TRIGEMA an Bedeutung. TRIGEMA, ein 1919 gegründetes deutsches Traditionsunternehmen, hat sich durch nachhaltige Praktiken und Engagement für lokale Produktion profiliert (Die TRIGEMA Geschichte, 2024).

Diese Seminararbeit untersucht die Nachhaltigkeit von TRIGEMA und analysiert die Maßnahmen des Unternehmens zur Förderung umweltfreundlicher Textilproduktion. Die Textilindustrie ist für ihren erheblichen Ressourcenverbrauch und ihre Umweltbelastung bekannt, insbesondere durch Wasserverschmutzung bei Färbeprozessen und Abfallproduktion im Kontext von Fast Fashion. Nachhaltigkeit in diesem Sektor erfordert nicht nur die Minimierung von Schadstoffen und Abfällen, sondern auch die Förderung einer Kreislaufwirtschaft, die das Recycling oder die Kompostierung von Produkten am Ende ihres Lebenszyklus ermöglicht (Umweltauswirkungen von Textilproduktion und -abfällen, 2020). Innovative Konzepte wie Cradle-to-Cradle, die von Unternehmen wie TRIGEMA angewandt werden, zielen auf die Herstellung vollständig biologisch abbaubarer Kleidung ab, um Abfälle zu vermeiden (Umwelt & Ressourcen, 2024).

Die vorliegende Untersuchung wird die Nachhaltigkeitsstrategien von TRIGEMA analysieren und bewerten. Dabei wird untersucht, inwiefern das Unternehmen durch seine Produktionsmethoden und Materialauswahl zur Reduzierung von Umweltbelastungen beiträgt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der TRIGEMA-Produkte und deren Einfluss auf die Umweltverträglichkeit. Darüber hinaus wird die soziale Verantwortung des Unternehmens betrachtet, einschließlich der Arbeitsbedingungen und der lokalen Produktion in Deutschland. Im Rahmen der Arbeit wurde der technische Leiter von TRIGEMA zu potenziellen Verbesserungen und zukünftigen Projekten befragt. In der Schlussbetrachtung wird TRIGEMAs potenzielle Vorbildfunktion für Nachhaltigkeit in der Textilbranche betrachtet.

Donnerstag, 12. Dezember 2024

Too Good To Go

Das Ziel dieses Projekts ist es, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. Nutzer in der Nähe von teilnehmenden Restaurants, Cafés, Supermärkten und Bäckereien haben die Möglichkeit, mit Hilfe einer App zu erkennen, welche Geschäfte übrig gebliebene Lebensmittel anbieten, und diese direkt zu reservieren. Das Konzept trägt zur Schonung von Ressourcen bei und sensibilisiert für das Problem der Lebensmittelverschwendung. Die wesentlichen Vorteile sind:
  • Es wird verhindert, dass genießbare Lebensmittel weggeworfen werden.
  • Für die Produktion und Entsorgung von Nahrungsmitteln werden kostbare Ressourcen wie Wasser und Energie verwendet.
  • Nutzer haben die Möglichkeit, qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu einem niedrigeren Preis zu kaufen, was vor allem in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten von Vorteil ist.
  • Restaurants, Cafés, Bäckereien und Supermärkte haben die Möglichkeit, Verluste zu reduzieren und gleichzeitig zur Nachhaltigkeit beizutragen, indem sie überschüssige Lebensmittel verkaufen.
  • Das Konzept hilft dabei, die Lebensdauer der Produkte zu verlängern und unterstützt die Förderung eines Umdenkens in Richtung einer ressourcenschonenderen Konsumgewohnheit.
  • Die App ist leicht zu bedienen und erleichtert es Konsumenten, nachhaltige Entscheidungen in ihren Alltag einzubringen.
  • Durch das Projekt werden alle Beteiligten ermutigt, verantwortungsvoll mit Lebensmitteln umzugehen.

„Jede Mahlzeit, die durch Too Good To Go vor der Verschwendung bewahrt wird, steht für 2,7 kg vermiedene CO2-Emissionen, die Vermeidung des Verbrauchs von 810 Litern Wasser sowie der Vermeidung von 2,8 m2 Landnutzung für ein Jahr.“

Fazit: Too Good To Go ist ein gutes Beispiel dafür, wie soziale Innovation und Technologie zur Förderung von Nachhaltigkeit beitragen können. Es ist nicht nur eine praktische Lösung für das Problem der Lebensmittelverwendung. Es hat weltweit Menschen erreicht, ein Bewusstsein für nachhaltigen Konsum geweckt und bereits messbare ökologische und wirtschaftliche Effekte erzielt.

Quelle: https://www.toogoodtogo.com/de/

Dienstag, 10. Dezember 2024

Mobile und nachhaltige Toiletten

Ein unbeliebter Begleiter auf Veranstaltungen sind die Dixi-Toiletten. Auf Festivals, Baustellen und Open-Air-Events sind die mobilen Plastik-Toiletten häufig zu finden. Um den Geruch der Toiletten zu überdecken, werden Chemikalien eingesetzt, doch selbst mit diesen Chemikalien werden die Gerüche meist nicht ausreichend überdeckt. Die Chemikalien gelangen häufig in die Umwelt und schädigen Natur und Wildtiere.

Das Start-Up „Eco Toiletten” aus Rüdersdorf bei Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Festivals und andere Orte, an denen mobile Toiletten gebraucht werden, angenehmer und nachhaltiger zu machen. Statt Chemikalien zu nutzen oder mit Wasser zu spülen, wirft man hier nach jedem Toilettengang eine handvoll Holzspäne nach. Es überdeckt Gerüche und Hinterlassenschaften.

Bei den Eco-Toiletten werden ausschließlich ökologisches Toilettenpapier und Holzspäne verwendet. Vorteil ist: es wird kein Wasser benutzt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Fäkalien verwertbar gemacht werden, um diese als Kompost weiterverwenden zu können.

Dem Vorurteil und der Angst, Fäkalien als Kompost zu verwenden, treten die Gründer des Start-Ups entgegen. Sie klären auf, dass Bedenken, dass dadurch Krankheiten ausbrechen könnten, auf das Mittelalter zurückgehen. Zu dieser Zeit hatte man keine Möglichkeit, Krankheitserreger zu erkennen. Heute ist dies jedoch möglich und aus diesem Grund ist die Verwendung als Kompostmaterial unbedenklich.

Ein weiterer Vorteil: Die mobilen Toiletten des Start-Ups sind nicht aus Plastik, sondern aus Holz und somit nachhaltiger.

https://www.relaio.de/menschen/eco-toiletten-nachhaltige-alternativen-zum-stillen-oertchen/

Recht auf Reparatur - ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit

Die im Juli 2024 verabschiedete EU-Richtlinie zielt darauf ab, die Reparatur von Konsumgütern zu fördern und damit die Lebensdauer von Produkten zu verlängern. Heutzutage erlischt mit dem Ablauf der gesetzlich geregelten 2 Jahre Garantie meistens auch die Option auf eine rentable Reparatur, auch wenn dem Produkt nur ein kleines Ersatzteil fehlt. Diese Maßnahme ist Teil des EU-Green Deal und soll den Abfall reduzieren sowie die Umweltbelastung verringern. Kernpunkte der Richtlinie sind:
  • Reparaturpflicht der Hersteller: Hersteller müssen bestimmte Produkte auch nach Ablauf der Gewährleistungsfrist zu angemessenen Preisen reparieren (länger als 2 Jahre).
  • Verfügbarkeit von Ersatzteilen: Ersatzteile müssen für Verbraucher zugänglich und preislich angemessen sein.
  • Förderung von Reparaturen: Einführung von Online-Plattformen zur Unterstützung bei der Suche nach Reparaturdiensten.
Diese Richtlinie soll bis 2026 in nationales Recht umgesetzt werden und bietet Verbrauchern eine nachhaltigere Alternative, anstatt neu einzukaufen.

Everdrop – Nachhaltige Reinigungsprodukte

Everdrop ist ein junges Unternehmen, das seit 2019 nachhaltige Reinigungs- und Haushaltsprodukte entwickelt und vertreibt. Das Besondere an Everdrop ist das Refill-Konzept: Statt herkömmlicher, mit Wasser gefüllter Reinigungsflaschen setzt das Unternehmen auf Tabs und Pulver, die zu Hause mit Leitungswasser gemischt werden. Dieses Prinzip spart Transportkosten, reduziert CO₂-Emissionen und vermeidet Plastikmüll, da keine Einwegplastikflaschen benötigt werden.

Produktpalette von Everdrop:

  • Reinigungsmittel
  • Waschmittel
  • Spülprodukte
  • Körperpflege

Vorteile:

  • Reduktion von Plastikmüll: Durch die Nutzung von Tabs, Pulver und wiederverwendbaren Behältern wird der Verbrauch von Einwegplastik deutlich reduziert.
  • Reduzierte CO₂-Emissionen: Da kein Wasser transportiert werden muss, spart Everdrop bis zu 97 % der CO₂-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Reinigungsmitteln.
  • Chemikalienreduktion: Angepasste Rezepturen reduzieren den Einsatz unnötiger Chemikalien
  • Online und im Einzelhandel käuflich (auch als Abo erhältlich)

https://www.everdrop.de

Iris Skateboards - Ein neues Leben für alte Boards

Bei Iris Skateboards entsteht jedes Deck aus recycelten Skateboards – genauer gesagt aus über 20 alten Decks, die sonst auf der Mülldeponie gelandet wären. Der Prozess beginnt mit kaputten Boards, die zerlegt und zu neuen Rohlingen zusammenklebt werden. Die recycelten Skateboarddecks sind dabei voll funktionsfähig. Ob auf den Straßen von San Francisco oder in der selbstgebauten Backyard-Bowl der Gründer: Die Iris-Decks beweisen sich in allen Disziplinen.

Die Geschichte von Iris Skateboards begann mit einem simplen Gedanken. Inspiriert von den Skulpturen des japanischen Künstlers Haroshi schnappte sich der Gründer von Iris Skateboards, George Rocha, eine Handvoll alter Boards, um für seine Freundin ein dreidimensionales Herz zu bauen. Es war Valentinstag, und das Experiment gelang. Bald darauf wagte er sich an eine größere Herausforderung: ein Skateboarddeck komplett aus recycelten Decks zu bauen. Was folgte, war ein Lernprozess voller Höhen und Tiefen, der schließlich zur Geburtsstunde von Iris Skateboards führte.

Die Decks von Iris Skateboards tragen die Erinnerungen in jeder Schicht Holz. Die bunten Schichten erzählen Geschichten von Tricks, Stürzen und Skate-Sessions – eine greifbare Nostalgie, die mit jedem neuen Deck weiterlebt. „Es ist immer noch ein besonderes Gefühl, einfach ein Board zu nehmen und die Straße runterzurollen“, sagt George. Genau dieses Gefühl, diese einfache Freude am Skateboarden, steht im Mittelpunkt von Iris Skateboards.

George Rocha ist mehr als nur der Gründer von Iris Skateboards – er ist ein „Skater’s Skater“. Seine Leidenschaft begann im Alter von fünf Jahren, als er auf einem grünen Skateboard, damals noch aus Plastik gefertigt, hinter dem Haus seiner Großeltern einen Hügel heruntergerast ist. Von diesem Moment an war er vom Skateboarding fasziniert, baute Rampen in seiner Einfahrt und engagierte sich für den Bau von Skateparks. Heute blickt er auf eine Karriere zurück, in der er unzählige Parks und Rampen geschaffen hat, die das Skaterleben bereichern.

Mit Iris Skateboards zeigt George Rocha, dass Nachhaltigkeit und Skateboarding Hand in Hand gehen können. Seine Boards verkörpern nicht nur den Geist der Straße, sondern auch ein tiefes Bewusstsein für unsere Umwelt. Sie sind ein Statement dafür, dass aus Altem Neues entstehen kann – und dass Skateboarding nicht nur ein Hobby, sondern eine Einstellung zum Leben und zur Welt sein kann.

https://www.irisskateboards.com

Nachhaltiger Konsum statt Kaufrausch: Green Friday 2024

Black Green Friday

Am 29.11. waren unzählige Menschen auf Einkaufsstraßen, in Läden und Online-Shops unterwegs. Der Black Friday ist weltweit durch seine hohen Rabatte und Konsumanreize bekannt, doch dazu setzt die Arbeitsgemeinschaft der Landjugend (ARGE) im bayerischen Bauernverband einen bewussten und nachhaltigen Gegentrend. Statt übermäßigem Konsum dreht sich bei dieser Aktion alles um nachhaltigen Konsum.

Der Green Friday soll zeigen, wie nachhaltiger Konsum unseren Planeten positiv beeinflussen kann. Dabei steht Ressourcenschonung, nachhaltiges Leben und bewusstes Konsumverhalten im Vordergrund. Das Ziel ist es, auf einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen aufmerksam zu machen, die jeder von uns im Alltag umsetzen kann. Anders als beim Black Friday handelt es sich bei diesem Projekt um eine ganze Aktionswoche. Die Aktionswoche war dieses Jahr wie folgt aufgebaut:

1. Montag - Auftakt durch BBVnextgeneration
Gestartet wird mit Tipps zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung. Der Fokus liegt auf besserer Lebensmittelverwertung und Müllvermeidung.

2. Dienstag - Wiederverwertung im Fokus
Weiter geht es mit kreativen Tipps zum upcyceln von alten Gegenständen. Kreative Ideen erschaffen zweite Chancen für Weiterverwendung statt Entsorgung.

3. Mittwoch - Regional und saisonal einkaufen
Am dritten Tag klärt die bayerische Jung Bauernschaft auf, weshalb regionalen und saisonale Produkte nicht nur die Wirtschaft vor Ort stärken, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

4. Donnerstag - Altkleider nachhaltig nutzen
Außerdem wird die Wiederverwendung von Alltagskleidern thematisiert. Ressourcenschonung durch Recycling und bewussten konsumieren.

5. Green Friday - Abschluss und Reflexion
Der letzte Tag der Aktionswoche beendet die Kampagne mit einem großen Abschluss. Bei diesem sollen die gesammelten Nachhaltigkeitsideen und Anregungen aus der gesamten Woche in den Mittelpunkt gestellt werden. Es geht darum, das Bewusstsein der Menschen zu ändern und die Tipps langfristig in ihren Alltag zu integrieren.

Der Green Friday soll ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität setzen. Kleine Veränderungen können schon eine große Wirkung entfalten mit dem passenden Bewusstsein. Diese Aktion ist dabei für uns und für unsere zukünftigen Generationen.

Link zum weiterlesen und selbst aktiv werden: https://www.bayerischerbauernverband.de/der-bbv/bbvnextgeneration/green-friday-2024-34864

Montag, 9. Dezember 2024

UMverpackt - Dein Lieferservice

Unverpackt-Läden gibt es heutzutage in vielen verschiedenen Formen. UMverpackt stellt dabei ein innovatives und nachhaltiges Konzept in Stuttgart dar. Sie bieten Bio-Lebensmittel in einem regionalen Glaspfandsystem an, das den Einkauf bequem und zeitsparend gestaltet. Die Idee für dieses zeitgemäße Konzept stammt von zwei Gründer*innen aus Möhringen bei Stuttgart, die mit ihrem Ansatz Müll vermeiden und gleichzeitig regionale Lieferketten stärken möchten. Der nachhaltige Kreislauf von UMverpackt besteht aus fünf Schritten:

  • Regionaler Warenbezug: Lebensmittel kommen von regionalen Lieferanten in Pfandbehältern zum bhz Stuttgart e.V., einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Die Rohstoffe stammen größtenteils aus der Region, wobei besonderer Wert auf Nachhaltigkeit, Bio-Qualität, Fairtrade und ethische Arbeitsbedingungen gelegt wird.
  • Lokal und sozial umfüllen: Dort werden die Produkte in Gläser umgefüllt und an Kunden oder Hofläden weitergeleitet, wodurch soziale Projekte unterstützt werden.
  • Schnell und bequem einkaufen: Kunden können die Produkte online innerhalb Stuttgarts oder in einem der neuen Partner-Hofläden erwerben. Die Lieferung erfolgt klimafreundlich innerhalb Stuttgarts.
  • Ästhetische Aufbewahrung: Die Pfandgläser sind langlebig und praktisch für die Küche. Wenn der Vorrat aufgebraucht ist, können sie neue Produkte nachbestellen und die leeren Gläser zurückgeben. Außerdem sind die großen Glasgrößen ressourcenschonend.
  • Lokal reinigen: Nach der Rückgabe werden die Gläser im bhz gereinigt und erneut befüllt. Der Kreislauf beginnt von vorne.

Das Sortiment von UMverpackt ist vielfältig und reicht von Nüssen, Kernen, Snacks bis hin zu Getreide, Pasta und Gewürzen. Mit ihrem fairen und sozialen Ansatz bietet UMverpackt eine nachhaltige Alternative, die Umwelt und regionale Wirtschaft zu unterstützt. Für weitere Infos schaut gerne auf der Webseite vorbei: https://www.umverpackt.shop.

Foodsharing (auch an der PH)

Auch in diesem Blog wurden schon einige Beiträge zum Thema „Foodsharing“ geteilt. Foodsharing ist ein Konzept, das sich zur Aufgabe gemacht hat, weniger Lebensmittel zu verschwenden. Damit kann unser Ernährungssystem nachhaltiger gestaltet werden. Personen können sich über eine Plattform anmelden, um in verschiedenen Läden die Lebensmittel, die vor kurzem abgelaufen sind, bald ablaufen oder nicht mehr so schön aussehen, abzuholen. Diese werden dann zu Tafeln gebracht, zu Fairteilern (dort können Lebensmittel hingebracht werden und von allen Menschen, die gerne etwas davon haben möchten, mitgenommen werden) oder beispielsweise auch zu Studierenden.

Auch an unserer Hochschule, gibt es eine Gruppe von Studierenden, die sich fast täglich dem Retten von Lebensmitteln widmen und diese zu unterschiedlichen Zeiten im Studidorf verteilen. Wer gerne mitmachen möchte oder auch Lebensmittel bekommen möchte, kann der WhatsApp-Gruppe „StudiFoodi“ beitreten. Dort gibt es täglich Infos zu Abholzeiten oder Informationen, wie man sich bei der Abholung der Lebensmittel beteiligen kann.

14 Tage den Müll nicht rausbringen 🗑️ Selbstexperiment

Was passiert, wenn man zwei Wochen lang den Müll nicht rausbringt? Joseph vom YouTube-Kanal DeChangeman, hat in seinem Selbstexperiment genau das getestet. Wirkt zunächst harmlos, oder? Für Joseph entwickelte es sich zu einer eindrucksvollen Erfahrung über Konsum, Müllproduktion und Nachhaltigkeit.

  • Idee: DeChangeman startete mit dem Gedanken, dass all sein Müll bequem auf einen Stuhl passen würde. Wie viel Abfall produziert ein Einzelner wirklich?
  • Realität: Am Ende der zwei Wochen hatte er acht prall gefüllte Müllsäcke und mehrere Stapel Kartons gesammelt – ein erschreckender Kontrast zu seiner ursprünglichen Erwartung.
  • Erkenntnisse: Der Müll, der sonst einfach "verschwindet", war plötzlich omnipräsent. Nicht nur, dass zunächst der Stuhl und danach das Zimmer immer voller mit Müll wurde, (der auch begann zu stinken), sondern auch im Alltag draußen nahm er immer mehr wahr, wie viel Abfall überall rumliegt.

Das Experiment verdeutlichte, wie schnell sich Abfall anhäuft und wie wenig wir uns normalerweise darüber Gedanken machen.

Fazit: Ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit

DeChangeman zieht ein klares Fazit aus seinem Experiment: Es hat ihm die Augen geöffnet, ihn aber auch ermutigt, einen Beitrag leisten zu können. Ihm wurde bewusst, dass kleine Veränderungen in seinem Alltag dazu beitragen können, nachhaltiger zu leben. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern um den Mut, erste Schritte in die richtige Richtung zu gehen.

Das Selbstexperimente zeigt auf anschauliche Weise, wie unser Handeln im Alltag Auswirkungen hat – nicht nur auf uns selbst, sondern auch auf die Umwelt. Mich hat es auch dazu angeregt, Gewohnheiten zu überdenken. Egal, ob es um Mülltrennung, die Reduzierung von Verpackungsmüll oder den Verzicht auf Einwegprodukte geht – jeder Schritt zählt.

Wie können wir nachhaltiger leben? Wir alle müssen erstmal unsere Gewohnheiten reflektieren, und danach Schlüsse ziehen und handeln. Nutzung von Produkten und Diensten wie ReBowl und ReCup, Too Good To Go oder Stofftaschen statt Plastiktüten sind ein Anfang. Saubere Mülltrennung und diesen nicht in die Natur oder auf die Straße werfen, gehören natürlich auch dazu. Weitere tolle Ideen und Produkte finden sich auch im Blog.

Quelle: YouTube-Video von Joseph DeChangeman

Bio-Bitumen aus Cashewschalen

Bitumen ist das wichtigste Bindemittel für Asphalt. Es hält Kies und andere Materialien zusammen und sorgt dafür, dass Straßen stabil sind. Bislang wird Bitumen aus Rohöl hergestellt – einer Ressource, die nicht nur begrenzt, sondern auch schlecht für die Umwelt ist. In Stuttgart wird nun eine nachhaltige Alternative getestet: Bio-Bitumen, das aus Cashewschalen-Abfall gewonnen wird. Zum ersten Mal wird damit eine komplette Straße gebaut. Auch der Frankfurter Flughafen plant, diesen Asphalt zu nutzen, aber zuerst wird er in Stuttgart-Nord verlegt.

Die Idee stammt vom Start-up b2 Square - Bitumen beyond oil in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik in Stuttgart. Statt Rohöl zu verwenden, wird eine Flüssigkeit aus den Schalen der Cashewnüsse gewonnen. Diese Flüssigkeit wird mit einem speziellen Pulver vermischt, um das Bio-Bitumen herzustellen. Die Cashewkerne werden wie gewohnt als Snack verkauft, die Schalen wären normalerweise Abfall. So wird kein essbares Material verschwendet, und ein Abfallprodukt bekommt eine sinnvolle neue Verwendung.

Ein weiterer Vorteil: Bio-Bitumen hat immer eine gleichbleibende Qualität, während herkömmliches Bitumen aus Rohöl oft stark schwankt. Außerdem ist Bio-Bitumen CO2-negativ, da es Kohlenstoff aus der Luft bindet. Damit ist es deutlich umweltfreundlicher als das bisherige Material. Der neue Bio-Asphalt bringt auch viele praktische Vorteile:

  • Weniger Energieverbrauch: Er kann bei niedrigeren Temperaturen verarbeitet werden, was Energie spart.
  • Gesündere Arbeitsbedingungen: Der Asphalt riecht und qualmt weniger, was für Bauarbeiter angenehmer und sicherer ist.
  • Längere Haltbarkeit: Straßen aus Bio-Asphalt sollen stabiler sein und seltener repariert werden müssen.
  • Klimafreundlich: Durch die Verwendung von Abfällen wird kein Rohöl benötigt, was CO2 spart und Ressourcen schont.

Herausforderungen: Auch wenn der Bio-Asphalt viele Vorteile hat, steht die Technik noch am Anfang. Es muss erst sichergestellt werden, dass er in großen Mengen hergestellt werden kann und dabei nicht zu teuer wird. Außerdem braucht es noch mehr Tests, um zu prüfen, wie gut der Bio-Asphalt unter verschiedenen Wetterbedingungen und bei starker Belastung hält.

Die bisherigen Ergebnisse machen aber Hoffnung. In Stuttgart wird der neue Asphalt am Höhenpark Killesberg unter realen Bedingungen ausprobiert. Dort fahren viele Autos und Lastwagen darüber, sodass man sehen kann, wie gut er funktioniert. Wenn der Test erfolgreich ist, könnte der Bio-Asphalt bald an vielen anderen Orten verwendet werden.

Auch Flughäfen interessieren sich für den Bio-Asphalt. Am Frankfurter Flughafen und in London-Heathrow soll er bald bei Nachtbaustellen getestet werden. Da er schneller verarbeitet werden kann, spart das Zeit und Kosten.

Langfristig könnte die Technologie auch in anderen Ländern eingesetzt werden, vor allem dort, wo viele pflanzliche Abfälle anfallen, wie in Indien oder Brasilien. Cashewschalen sind nur ein Beispiel – auch andere Abfallprodukte könnten zu nachhaltigem Bitumen verarbeitet werden.

Für Stuttgart ist das Projekt ein Schritt in Richtung Klimaschutz. Die Stadt hat das Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden. Der Bio-Asphalt könnte dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen und gleichzeitig Straßenbau nachhaltiger zu machen.

Quellen:

WWF-Patenschaften: Ein sinnvolles Weihnachtsgeschenk mit Herz und Verstand?

Weihnachten steht vor der Tür, und viele suchen nach sinnvollen und nachhaltigen Geschenken. In einer Zeit, in der wir immer mehr über den Konsum nachdenken, sind Geschenke wie die World Wildlife Fund Patenschaften eine gute Alternative. Aber ist diese Idee wirklich so nachhaltig und sinnvoll, wie sie scheint?

Das Prinzip hinter der WWF-Patenschaft ist einfach: Schützen statt besitzen. Anstatt ein weiteres physisches Geschenk zu kaufen, unterstützt man mit einer Patenschaft bedrohte Tiere wie Gorillas, Tiger, Eisbären, Wale, Nashörner oder Elefanten. Die Beschenkten erhalten ein schönes Paket mit einer Urkunde, einem Kalender und oft auch einem Plüschtier. Damit wissen sie, dass ihr Geschenk hilft, die Tiere zu schützen.

Eine WWF-Patenschaft ist somit ein nachhaltiges Geschenk, das keine Ressourcen verbraucht, wie es bei normalen Geschenken oft der Fall ist. Statt Plastik und Verpackungen gibt man etwas, das der Natur hilft und bedrohte Tiere schützt.

Für Kinder und Jugendliche ist eine Patenschaft auch eine gute Möglichkeit, mehr über den Naturschutz zu erfahren. Materialien wie Urkunden, Kalender und Plüschtiere machen das Thema spannend und sorgen dafür, dass das Interesse an der Natur geweckt wird.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Spenden in Deutschland steuerlich absetzbar sind. Wer kurz vor Weihnachten noch ein Geschenk braucht, kann die Urkunde sofort herunterladen und ausdrucken. So spart man sich Verpackungsmüll und Versandkosten. Mit einer Patenschaft schenkt man nicht nur Freude, sondern auch einen Beitrag für die Zukunft der Erde.

Trotz dieser vielen Vorteile gibt es auch Dinge, die man bedenken sollte. Zum Beispiel ist nicht immer klar, wie das gespendete Geld verwendet wird. Wie viel davon geht wirklich an den Naturschutz und wie viel für Werbung oder Verwaltung? Eine höhere Transparenz wäre hilfreich, um Vertrauen zu schaffen.

Ein weiteres Thema ist das Plüschtier. Es ist süß und beliebt, vor allem bei Kindern, aber ist es wirklich notwendig? Auch wenn es aus nachhaltigen Materialien besteht, verbraucht ein Plüschtier oder auch der Tischkalender und die Poster Ressourcen.

Außerdem wünschen sich viele Menschen etwas „Greifbares“ zu Weihnachten. Auch wenn die Patenschaft kein physisches Geschenk ist, kaufen manche zusätzlich ein Produkt aus dem WWF-Shop, wie zum Beispiel T-Shirts oder Taschen. Das schmälert die Nachhaltigkeit der Patenschaft, weil trotzdem Ressourcen verbraucht werden. Es zeigt, wie sehr wir an der Idee hängen, ein Geschenk in den Händen zu halten, auch wenn wir uns für eine nachhaltige Option entschieden haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass WWF-Patenschaften eine gute und nachhaltige Geschenkidee sind, die den Naturschutz unterstützt. Aber es gibt auch Dinge, die man bedenken sollte, wie die Verwendung des Geldes, die Notwendigkeit von Plüschtieren und wie viel Konsum wirklich vermieden wird. Wer sich für eine Patenschaft entscheidet, sollte sich bewusst machen, dass wahre Nachhaltigkeit nicht nur in der Geste liegt, sondern auch darin, wie wir unsere eigenen Erwartungen und Gewohnheiten ändern. Vielleicht ist es an der Zeit, uns von der Vorstellung zu lösen, dass jedes Geschenk materiell sein muss, und stattdessen den gemeinsamen Einsatz für unseren Planeten zu schätzen.

Sharing: Teil einer Nachhaltigkeitskultur

Immer mehr Menschen hinterfragen, ob neue Anschaffungen tatsächlich notwendig sind, und setzen auf nachhaltigere Alternativen wie das Teilen, Tauschen oder Leihen von Gegenständen. Dieses Umdenken trägt dazu bei, Ressourcen zu schonen, Müll zu vermeiden und Geld zu sparen.

Besonders im Bereich der Mobilität bieten Sharing-Modelle viele Möglichkeiten. Carsharing ist in Städten eine attraktive Alternative zum eigenen Auto. Dabei kann zwischen stationsgebundenem Carsharing, bei dem Fahrzeuge an festen Standorten abgeholt und zurückgegeben werden, und flexiblem Carsharing unterschieden werden, bei dem verfügbare Autos per App lokalisiert werden können.

Für Autobesitzer gibt es mit privatem Carsharing eine weitere Option, das eigene Fahrzeug zu selten genutzten Zeiten anderen zur Verfügung zu stellen. Plattformen wie Getaround oder Snappcar vermitteln hierbei zwischen Besitzern und Mietern. Auch klassische Fahrgemeinschaften, organisiert über Plattformen wie Blablacar, tragen zur Nachhaltigkeit bei. Wer Fahrräder benötigt, kann auf öffentliche Bikesharing-Systeme zurückgreifen, die in vielen deutschen Städten verfügbar sind und eine flexible Mobilität ermöglichen.

Neben Fahrzeugen können auch Alltagsgegenstände wie Bücher, Kleidung oder Elektrogeräte geteilt oder getauscht werden. Online-Plattformen wie Freecycle.org oder Tauschgnom.de erleichtern es, intakte, aber nicht mehr benötigte Gegenstände weiterzugeben oder gegen andere Dinge einzutauschen. So werden Ressourcen geschont, die Lebensdauer von Produkten verlängert und gleichzeitig Geld gespart.

Eine weitere Möglichkeit, nachhaltig zu konsumieren, bietet das Leben in Wohngemeinschaften. Hier können Elektrogeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke gemeinschaftlich genutzt werden, was sowohl Material als auch Energie spart. Dies zeigt, dass bewusster Konsum und ein nachhaltiger Lebensstil nicht nur gut für die Umwelt sind, sondern auch die Lebensqualität steigern können. Sharing, Tauschen und Leihen fördern eine neue Konsumkultur, die den individuellen Besitz in den Hintergrund rückt und gleichzeitig ökologische und ökonomische Vorteile bietet.

Quelle: https://www.aok.de/pk/magazin/nachhaltigkeit/muell-vermeiden/wie-nachhaltiger-konsum-im-alltag-funktioniert/