Montag, 10. Juli 2023

Solardach-Radweg in Freiburg

Informiert man sich über konkrete politische Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe, dann fällt auf, dass viele dieser Maßnahmen bisher nur das Stadium von Modellstudien, Pilotprojekten oder Testphasen erreicht haben. Das zeigt zwar, dass es eine große Vielzahl an Ideen und nachhaltigen Konzepten gibt, die aber, weil sie bisher noch nicht großflächig gebaut wurden, ihren Beitrag gegen die Klimakatastrophe noch nicht ausschöpfen.

Einer der Aspekte, warum viele Projekte bisher noch nicht über die Pilotphase hinausgekommen sind, ist die Schwierigkeit der Umsetzung der Maßnahmen, gerade in den dicht bebauten Städten. Daher möchte ich ein Pilotprojekt vorstellen, das besonders für die Stadtentwicklung sehr interessant sein könnte, den Solardach-Radweg in Freiburg.

Im April 2023 ist in Freiburg nach sechsmonatiger Bauzeit der erste Radweg mit einem Dach aus PV-Modulen eröffnet worden. Die nun 300 überdachten Meter Radweg sollen etwa 280.000 kWh Strom pro Jahr produzieren und liegen gegenüber dem neu erbauten Stadion des SC Freiburg. Auch hier kennt man sich mit PV-Modulen aus. So wurde auf dem Dach des Europa-Park Stadions 2022 die weltweit zweitgrößte PV-Anlage auf einem Fußballstadion errichtet und soll den erwarteten Strombedarf des Komplexes abdecken.

In seiner jetzigen Pilotphase kann der Solardach-Radweg bisher den jährlichen Stromverbrauch von etwa 180 Personen stillen. Dem gegenüber stehen Projektkosten von etwa einer Million Euro. Errichtet wurde die Anlage vom Energieversorgungsunternehmen badenova, der Stadt Freiburg und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Letzteres stellt auch die wissenschaftliche Begleitung des Projekts und erhofft sich mit den gemachten Erfahrungen weitere städtebauliche Konzepte in Verbindung mit PV-Anlagen zu erarbeiten. Die Vorteile des Solardach-Radwegs sind:

  • die Stromerzeugung im öffentlichen und bisher ungenutzten Raum
  • die Aufwertung von Radwegen
  • der Schutz der Radfahrer vor Wettereinflüssen und durch die Konstruktion des Solardachs auch vor anderen Verkehrsteilnehmern
  • die über Bewegungsmelder gesteuerte gezielte Beleuchtung einzelner Streckenabschnitte
  • die Lichtdurchlässigkeit der PV-Module, die tagsüber eine natürliche Sonneneinstrahlung ermöglichen

Das Projekt ist darauf ausgelegt, dass zukünftig die Tragkonstruktion der PV-Module nicht als Einzelanfertigung konzipiert, sondern als erweiterbares System kostengünstig in Masse hergestellt werden kann. Auch im Hinblick auf die technische Weiterentwicklung des Systems ist durch das Pilotprojekt der erste Schritt getan. Laut den Projektpartnern gibt es Anfragen aus ganz Europa und es bleibt zu hoffen, dass das Konzept Solardach-Radweg über die Testphase hinauskommt und flächendeckend umgesetzt wird. 

Quellen

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