Mittwoch, 5. Juli 2023

Eine Skipiste mitten in der Stadt - Wie kann das nachhaltig sein?

Kopenhagen gilt als eine der Vorreiterstädte für nachhaltige Stadtentwicklung, dennoch wurde 2017 CopenHill eröffnet. CopenHill stellt ein Naherholungsgebiet dar, in dem neben einer künstlichen Skipiste auch ein Wandergebiet und die weltweit höchste Kletterwand mit inbegriffen sind (Vgl. Bjarke Ingels Group o. D.).

Das ganze Jahr über Skifahren, in einem Land, dessen höchste Erhebung auf 170 Metern liegt. Wie kann das mit dem nachhaltigen Konzept der Stadt Kopenhagen einhergehen? Der Clou an dem Naherholungsgebiet: Das Gelände befindet sich auf dem geneigten Dach des Abfallwirtschaftszentrums der Stadt. Die Müllverbrennungsanlage hat die vorrangige Aufgabe, aus jährlich 440.000 Tonnen Müll über 150.000 Haushalte mit Fernwärme und elektrischer Energie zu versorgen. Mittels neuster Technologien wird Abfall in dem Amager Ressource Center in saubere Energie umgewandelt (vgl. ebd.).

Neben der Energiegewinnung wurde bei dem Gebäudebau auf weitere nachhaltige Funktionen geachtet. So besteht beispielsweise die Fassade des Abfallwirtschaftszentrums aus gestapelten Aluminiumsteinen, die begrünbar sind. Als Naherholung bietet die Fassade die Möglichkeit, sie über die weltweit höchste Kletterwand zu erklimmen (vgl. Copenhill 2019).

Auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage befindet sich eine 500 Meter lange Kunstrasen-Skipiste, die mit klassischen Wintersportgeräten genutzt werden kann und verschiedene Schwierigkeitsstufen beinhaltet. Durch den Kunstrasen hindurch wächst Gras, das automatisch durch die scharfen Kanten von Ski und Snowboards gekürzt wird. Entlang der Skipiste kann das Dach zudem erwandert werden. Der Wanderweg führt am Rand des Daches an Grünflächen entlang. Diese dienen als Lebensraum für Vögel und Insekten, absorbieren Wärme sowie schädliche Luftpartikel und minimieren den Regenwasserabfluss des Daches (vgl. Bjarke Ingels Group o. D.).

Der Architekt selbst bezeichnet das Bauwerk als „ein kristallklares Beispiel für hedonistische Nachhaltigkeit – dass eine nachhaltige Stadt nicht nur besser für die Umwelt ist – sie ist auch angenehmer für das Leben ihrer Bürger“ (Bjarke Ingels Group o. D.).

Sowohl der Architekt, die Stadt Kopenhagen als auch das Gebäude sprechen für sich. Es zeigt sich, dass Neubauten und bestehende Gebäude hinsichtlich ihres generellen Potenzials geprüft werden sollten. So bietet sich beispielsweise die Wärme in Tunneln für die Beheizung anderer Gebäude an, Dächer können begrünt oder zu weiteren Zwecken (zum Beispiel Spielplätze, Photovoltaik) genutzt werden (vgl. Baier/ Friedmann 2016).

Die Stadtplanung der dänischen Hauptstadt zielt genau darauf ab. Sie denkt den Klimawandel mit und versucht gleichzeitig, die Lebensqualität der Stadt maximal zu erhöhen. Das zeigt unter anderem auch das Regenwassermanagement der Stadt. Der steigende Meeresspiegel und häufigere starke Niederschläge sind eine große Herausforderung für die Stadt. 2011 fielen innerhalb von zwei Stunden fast 150 mm Niederschlag und überfluteten Kopenhagen. Daraus zog man die Konsequenz, Flächen zu schaffen, die große Mengen an Wasser aufnehmen und zeitverzögert wieder abgeben können. Für die Verwirklichung der sogenannten Schwammstadt wurden neue Grünflächen geschaffen, Parkanlagen erneuert und Straßen in ihrem Neigungswinkel verändert. Dabei sind die Parkanlagen so konstruiert, dass sie im Katastrophenfall ein Rückhaltebecken bilden können (vgl. Klöck 2022).

Es wird deutlich, dass Kopenhagen multifunktional denkt. Sicherheit, Klimaschutz und Lebensqualität sind Faktoren, die bei der Stadtplanung berücksichtigt werden. Daran können wir uns ein Beispiel nehmen.

Literatur

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