Donnerstag, 7. März 2019

Naomi Klein - This Changes Everything

"Naomi Klein setzt ihren feinen, scharfen und akribischen Verstand für die größten, dringendsten Fragen unserer Zeit ein." (Arundhati Roy)

Naomi Klein ist eine kanadische Journalistin und Kolumnistin, die bereits etliche Preise gewonnen hat, unter anderem den kanadischen National Business Book Award im Jahr 2000 sowie den James Aronson Award for Social Justice Journalism im Jahr 2004. International hat sich Naomi Klein als Globalisierungskritikerin und Kämpferin für nachhaltiges Leben und Konsum einen Namen gemacht.

Naomi Klein ist politisch aktiv und hat 2017 die Graswurzelbewegung "The Leap Manifesto" - "Das Aufstehmanifest" ins Leben gerufen. Der Untertitel des Manifests lautet "Ein Weckruf für ein Kanada, welches sich darauf beruft, sich um die Welt und umeinander zu sorgen". Nebst ihrer hier besprochenen Publikation "This Changes Everything: Capitalism vs the Climate" hat sie weitere, viel beachtete Werke in den vergangenen zwanzig Jahren verfasst (vor allem ihr Buch "No Logo: taking aim at the brand bullies" oder in der deutschen Ausagabe "No Logo! Der Kampf der Global Players um Marktmacht: ein Spiel mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern").

Ihr neuestes Buch, in Deutschland 2017 unter dem Titel "Gegen Trump. Wie es dazu kam und was wir jetzt tun müssen" erschienen, ist ein Aufruf an ihre Leserschaft, sich in der Ära Trumps politisch zu engagieren und einen Fußabdruck hinein in eine gerechtere, lebenswertere Welt zu hinterlassen.


Grundlage der Recherche ist die englischsprachige Ausgabe von "This Changes Everything: Capitalism vs the Climate" (2014). Der deutschsprachige Titel "Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima" wurde 2015 im Fischer Verlag veröffentlicht.

Naomi Klein stammt aus einer politisch links orientierten jüdischen Familie. Mit diesem Hintergrund positioniert sie sich öffentlich; nicht zuletzt kritisiert sie die israelische Außen- und Innenpolitik. Beispielsweise rief sie 2009 in der internationalen Presse zum Boykott gegen Israel auf. Grund für den Boykottaufruf war der Gazakrieg im selben Jahr. Bemerkenswert ist allerdings, dass gerade Naomi Klein von der deutschen Presse wegen ihres Boykottaufrufs als antisemitisch verurteilt wurde. Ihr Ziel war aber keineswegs, Israel zu attackieren. Vielmehr wollte sie den Staat Israel als politischen Vorreiter begreifen, welcher sich mit der Beendigung seiner Besatzungspolitik an die Spitze einer "Art globalen Bewegung" (The Guardian, 2009) setzen sollte.

In einem Spiegel-Interview im September 2015 sprach Naomi Klein mit einem Journalisten über den Klimawandel und wen sie dafür verantwortlich macht. Sie hält "einen zügellosen Kapitalismus, der zu einem ungeheuren Anstieg der Treibhausgasemissionen führte", für den Kern und die Ursache der globalen Erwärmung (Spiegel, 2015, S. 64). Naomi Klein antwortet auf die Frage, weshalb es den Menschen nicht gelänge, den Klimawandel aufzuhalten, dass sie die Verantwortung dafür bei den Regierungen sieht. Diese fühlten sich nicht verantwortlich, Marktregulierungen vorzunehmen und würden z.B. Ölfirmen keine strikten Vorschriften machen (Spiegel, 2015, S. 65). Naomi Klein plädiert dafür, "dass wir kämpfen müssen, solange wir die kleinste Chance auf Erfolg oder auf Minderung des Schadens haben" (Spiegel, 2015, S. 65).

Das Ziel der internationalen Staatengemeinschaft, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, hält sie augenblicklich für utopisch. Dies wäre mit den amtierenden Regierungen, bzw. mit den politischen Systemen, nicht machbar. Technisch-physikalisch hält sie dieses Unterfangen allerdings für realisierbar, es müsste nur sofort in Angriff genommen werden (Spiegel, 2015, S. 65). Es lässt sich hier klar herausarbeiten, dass Naomi Klein die Regierungen als Schlüssel für tiefgreifende Veränderungen sieht und darum vornehmlich Maßnahmen auf der politischen Ebene getroffen werden müssen (Spiegel, 2015, S. 65).

Aber nicht nur Regierungen müssten für eine Reduktion von Emissionen sorgen; es sind mehr denn je auch Wirtschaftsunternehmen in die Pflicht zu nehmen. Eine Minderung von Exporten und Importen könnte die Lösung sein. Dazu müsste die Gesellschaft aber als Gesamtheit ihren Verbrauch an Konsumgütern deutlich zurückschrauben (Spiegel, 2015, S.65). Die kanadische Autorin hält ein stetiges Wirtschaftswachstum generell nicht für verkehrt, dennoch gäbe es eine Wachstums-besesseneheit; dies hängt ihrer Meinung nach wiederum mit dem System zusammen, in dem wir leben (Spiegel, 2015, S. 66).

Mit ihren gesellschafts- und kapitalismuskritischen Ansichten macht sich die Klimaaktivistin Naomi Klein nicht nur Freund*Innen.
"Die Autorin wird von den einen heftig verehrt als Vordenkerin der Anti-Globalisierungs-Bewegung, ebenso heftig aber von den anderen gehasst, angefeindet und verunglimpft als linke Propagandistin" (Spiegel Special, 2008, S. 86).
Naomi Klein provoziert, irritiert und stört. So zumindest wird sie von ihren Gegner*Innen gesehen.
"Eine Frau, die mit radikalen, weit ausgreifenden Thesen den politischen Grundkonsens herausfordert und versucht, neue Erklärungen für gesellschaftliche Entwicklungen anzubieten. Klein ist die Frau für den großen Wurf: Wenn sie sich äußert, rappelt es im Diskurs. Solche Provokationen werden bis heute viel eher von Männern erwartet - und respektiert" (Spiegel Special, 2008, S. 86).
Äußerlich bedient Naomi Klein nicht im Geringsten das Klischee einer alternativen Ökotante. Ebensowenig tritt sie dogmatisch auf und appelliert auch nicht ständig an das schlechte (Klima)Gewissen ihrer Zuhörer*Innen. Nicht zuletzt deshalb ist sie auch bei jungen Leuten sehr beliebt, weil Naomi Klein sie versteht und begeistern kann (Spiegel Special, 2008, S. 87).

Christiane Grefe schreibt in einem 2015 in Zeit Online erschienenen Artikel über Naomi Kleins "This Changes Everything", dass "einen diese Lektüre rasch wachrüttelt. Zu spannend ist Kleins Mischung aus einer wie besessen zusammengetragenen Faktendichte und kühler Polemik, Passion und Angriffslust" (Zeit Online, 2015). Weiterhin ist in diesem Zeit Online-Artikel zu lesen, dass sich Naomi Klein mit ihrem Thema offenbar am Puls der Zeit befindet.
"Klein geht also, wie sie es schon seit 15 Jahren tut, dem Kapitalismus in seiner Raubtierversion an den Kragen, und dabei zeigt sie ein weiteres Mal Gespür für den richtigen Zeitpunkt" (Zeit Online, 2015).
Dennoch kommt Naomi Klein nicht von dem Ruf weg, ein wenig zu dogmatisch in ihrer pro Klima-Zielgerichtetheit zu sein.
"Doch wenn diese "heilige Johanna der Schlachthöfe", wie Naomi Klein einmal genannt wurde, für den "Aufbruch in die neue Zeit" mobilisiert, dann geht ihr auch schon mal ganz schön das linke Pathos durch. Der Star der Globalisierungskritik kennt wenig Ambivalenzen. Was die gerade Linie stört, fällt einfach runter" (Zeit Online, 2015).
Kritisch betrachtet wird ebenfalls, dass Naomi Klein gerne mit Zahlen und Studienergebnissen hantiert, was tatsächlich im Lesefluss mitunter störend wirkt, da Langeweile als Bruch durch den ingesamt spannenden Erzählstrang evoziert wird.
"Im bewährten, faktengesättigten Stil informiert Klein über die sogenannte Geo-Clique, von scheinheiligen Milliardären wie Bill Gates oder Richard Branson geförderte Wissenschaftler und Ingenieure, die zielstrebig über das Geo-Engineering nachdenken" (Deutschlandfunk, 2015).
Naomi Klein gliedert ihr Buch "This Changes Everything" inhaltlich in drei große Kapitel, nämlich "Bad Timing", Magical Thinking" und "Starting Anyway". Neben der Einleitung, respektive dem Vorwort "Introduction", sind dies drei umfassende, in sich geschlossene Kapitel.

Im ersten Kapitel, "Bad Timing", stellt Naomi Klein zunächst vor, wie der Klimawandel vornehmlich in den USA und in Kanada von der politischen Rechten instrumentalisiert wird und wie sich das auf die freie Marktwirtschaft auswirkt. Im nachfolgenden Unterkapitel erklärt die Autorin, wie die ideologische Denkweise und Blockbildungen der "New Economy" überwunden werden könnten. Indem man die städtische Stromversorgung in die öffentliche Hand legen würde, könnten die Bürger*Innen selbst mitentscheiden, ob sie den Strom weiterhin den großen Konzernen überlassen wollten oder der öffentlichen Verwaltung übergeben sollten, was eine größere Kontrolle über den Stromverbrauch einer Stadt mit einschließen würde. Prototypisch führt sie hier die deutsche Stadt Hamburg an. Dort sei seit 2013 der städtische Stromversorgungsmarkt in rein öffentlicher Hand.

Jetzt sei es laut Naomi Klein an der Zeit, die globale Wirtschaft viel kritischer zu sehen und die weitverbreitete Gläubigkeit an die Wirtschaft rund um den Globus weniger stark als Allheilmittel zu betrachten. Sogar in den USA seien jetzt über lange Zeit stabile ideologische Tabus gebrochen worden, die nicht erlaubt hätten, direkt in den Marktkreislauf einzugreifen, um faire Jobs zu schaffen (Klein, 2014, S. 121).

Ihr erstes Kapitel in This Changes Everything schließt die Klimaaktivistin mit der Forderung ab, den "Klimanegierer" direkt zu konfrontieren und verantwortlich zu machen. Anhand des Beispiels der südpazifischen Insel Nauru macht sie klar, dass die lange koloniale Ausbeutung der Insel durch Phosphatabbau zu schlimmen Naturverheerungen geführt hat, und sie macht darauf aufmerksam, dass ein weiterer exzessiver Abbau des Phosphats als Düngemittel die Insel Nauru in wenigen Jahrzehnten unbewohnbar machen würde.
"Nauru wurde anders ausgedrückt dazu geschaffen, zu verschwinden, konstruiert durch die australische Regierung und die Bohrfirmen, die ihr Schicksal als Wegwerfland kontrollierten." (Klein, 2014, S. 163).
Insgesamt würde in vielen Städten in Deutschland und den USA die Stromversorgung wieder zurück in staatliche Aufsicht gegeben. Dies hängt mit der Dienstleistung und der Preispolitik privater Energieversorger zusammen, mit welcher viele Bürger*Innen sich nicht mehr einverstanden zeigten. Ebenso sei der Wunsch nach grüner Energie seit Jahren bereits sehr stark vorhanden. Zudem sollte ein ideologisches Umdenken passieren, denn lange Zeit gaben die Gesetze der freien Marktwirtschaft vor, dass private Stromanbieter öffentliche Stromanbieter schlagen (Klein, 2014, S. 98-99). Zwischen dem Staat als Stromversorger und der Fähigkeit der Kommunen, sich schmutzigen Stroms zu entledigen, sieht Naomi Klein eine direkte Verbindung (Klein, 2014, S.99 ).

Naomi Klein fordert insgesamt auch ein Umdenken bei privaten, wohlhabenden Konsumenten. Es könne nicht sein, dass sich diese aufgrund ihres Reichtums das Brechen von Regeln erlauben dürften (Klein, 2014, S. 116). Falls wir die enormen Veränderungen der Klimakrise gemeinsam meistern wollten, müssten wir eine starke soziale Bewegung hervorbringen, die wiederum eine politische Führung fordert und schafft, welche nicht nur Umweltverschmutzer für ihre Vergehen bezahlen lässt, sondern viel tiefgreifender als öffentlicher Planungsträger auftritt und "Nein" zu mächtigen Unternehmen sagt (Klein, 2014, S. 119).

Insgesamt fällt auf, dass die englischsprachige Presse mit Naomi Kleins Ansichten weitaus freundlicher ins Gericht geht, als es die deutschsprachige Presse macht.
"Klein enthüllt die Zeit- und Geldverschwendung, welche Deckelung und Handel ist. Sie spießt grandiose Betriebsablaufsteuerungsschemata auf, die dazu da sind, das Weltklima zu rekonstruieren" (The New York Times, 2014).
Im selben Jahr schreibt John Gray für den Guardian, dass es in "This Changes Everything" mehr um die Psychologie des Negierens des Klimawandels ginge als um den Klimawandel selbst. Hier würde Klein zeigen, dass hinter dieser Klimanegierung mächtige Lobbygruppen steckten (The Guardian, 2014). Hier werden deutlich ihre Bestrebungen um einen lebenswerteren Planeten herausgestellt.

Die Zeitung "Welt" hingegen hat Klein 2015 als "Mutter der Globalisierungskritik" dargestellt. So würde sie mit ihrem Werk "This Changes Everything" "die Widersprüche der Welt enorm vereinfachen" (Welt Online, 2015). John Gray von The Guardian sieht Naomi Klein hingegen als "mutige und leidenschaftliche Schriftstellerin, die es immer verdient hat, gehört zu werden, und das ist ein kraftvolles und dringliches Buch, das jeder, der sich um den Klimawandel sorgt, lesen möchte" (The Guardian, 2014).

Obwohl Naomi Klein in "This Changes Everything" zunächst sachlich an das Klimaproblem herantritt, wird nach und nach ersichtlich, dass ihre Forderungen zum Erhalt des Klimas und der Umwelt weitaus radikaler sind. Dass sie die politischen Entscheider*Innen als verantwortlich sieht für ein Umdenken hin zu einer klimafreundlicheren Politik, ist ihr Credo, welches sie herausstellt. Ihrer Ansicht nach erstickt die Ideologie der freien Marktwirtschaft sogar das Potential für weitreichende Klimaschutzaktionen.

Allerdings sei ein Gestaltungswandel bei hinreichendem Spielraum sehr wohl möglich (Klein, 2014, S. 120). Naomi Klein sieht zudem einen direkten Zusammenhang zwischen der Armut einzelner Länder, z.B. Griechenland, und dem verheerenden Zustand des Klimas. 2013 sei es in Athen so kalt gewesen, dass die Bürger*Innen mangels Geld für eine Heizung Möbel verbrannt hätten. Dazu seien sie gezwungen gewesen, weil die EU den Griechen eine strenge Austeritätspolitik auferlegt hatte (Welt Online, 2015).

Problematisch an diesem Gestaltungswandel sieht Naomi Klein die bisherige Einstellung einiger Fabrikeigentümer, hier denkt sie an kanadische Firmen, die sich mit einer solchen transformativen Haltung kaum anfreunden könnten, sofern die Gewinnmargen gering bleiben würden (Klein, 2014, S. 123). Dabei müssten auch die Banken in die Pflicht genommen werden. Sofern sich Unternehmen dazu bereit erklärten, zukünftig ihre Produkte auf "saubere" Weise zu produzieren, dürfte es für Banken als Kreditgeber auch keine Hindernisse geben, solchen Firmen entsprechende Kredite zu gewähren (Klein, 2014, S. 123).

Gerade im Jahr 2009 hätte man dahingehend weitgreifende Vorsorgen treffen können, denn es war die Zeit, als viele Banken weltweit Konkurs anmeldeten und durch den Staat gerettet werden mussten. Hier hätten also staatliche Organe schon eingreifen können und einen "Deal" aushandeln können. So könnten Banken, die ein Bailout-Verfahren durchlaufen, sich im Gegenzug für "faire" Unternehmen finanziell einsetzen. Falls Banken dazu nicht bereit wären, könnte man betroffene Unternehmen verstaatlichen, so wie es in der Zeit auch zahlreichen Banken ergangen ist (Klein, 2014, S. 121-123). Somit hätte der Staat, und somit auch die Bürger*Innen, mehr Kontrolle über alle Finanz, Kapital- und Marktplätze. So würden also die Bürger*Innen an den Entscheidungen partizipieren können, was mit "ihrem" Geld geschieht und wofür es eingesetzt wird.

Naomi Klein fordert weiterhin, eine gänzlich neue Wirtschaftsform zu erschaffen, auch wenn es in Zeiten der Krise kein leichtes Unterfangen ist. "Das ist jedoch natürlich ein neues Vermächtnis, das uns durch die Konterrevolution des freien Marktes hinterlassen wurde" (Klein, 2014, S. 125). Die amerikanische Vorgängerregierung unter Barack Obama habe es nämlich versäumt, den großen und mächtigen Firmen zu sagen, dass etwas gewaltig schief laufe, und das nicht deshalb, weil Obama und andere damalige Entscheidungsträger nicht die Macht zur Intervention gehabt hätten, sondern weil er durch eine "unsichtbare Hand" daran gehindert worden sei (Klein, 2014, S. 124-125). Barack Obama habe sonst eher die Meinung vertreten, dass die Regierung die Wirtschaft in die "richtige Richtung stupsen" sollte (Klein, 2014, S. 125).

Im zweiten großen Kapitel ihres Buchs setzt sich Naomi Klein nochmals dezidiert mit dem desaströsen Zusammenhang des "Big Business" und des "Big Green" auseinander. Selbst für grüne und ökologische Organisationen sei es äußerst schwierig, sich klimafreundlich zu engagieren, da es ihnen schlichtweg an den benötigten finanziellen Mitteln fehle. Zudem könnten diese Organisationen auch kaum mit kommerziellen Unternehmen zusammenarbeiten, weil sie von Verschmutzern (eben jene Firmen) aus ethischen Gründen ohnehin kein Geld nehmen könnten (Klein, 2014, S. 197).

Im Unterkapitel des zweiten Kapitels "No Messiahs: The Green Billionaires Won´t save us" hegt Naomi Klein infolgedessen wenig Hoffnung, dass selbst Unternehmen, die sich eigentlich einem ethischen und ökologischen und fairen Handeln verschrieben hätten, diese Ziele kaum einhalten würden. Am Ende des Tages sind selbst "grüne" Milliardäre an Gewinnmargen mehr interessiert als an der Mehrung ihres grünen Rufs (Klein, 2014, S. 230-255).

Im dritten und letzten Teil ihres Buchs macht Naomi Klein Vorschläge, wie der Klimawandel auf demokratischer Ebene eingedämmt werden kann. Dazu schlägt sie die Gründung einer "Blockadia-Bewegung" vor, die sich in etwa als Klimakrieger verstehen sollen. Diese Klimakrieger sollen ihre Ziele aber nicht mit militanten Mitteln umsetzen, sondern sollen durch konsequentes Nicht-Tolerieren von kapitalistischen Regierungen ihre Visionen praktikabel machen.
"Was Blockadia auch vereint ist die Tatsache, dass die Leute an der Spitze - die örtliche Gemeinderatssitzungen verdichten, in Hauptstädten aufmarschieren, in Polizeifahrzeugen abtransportiert werden, ja sogar ihre Körper zwischen die Planierraupen und die Erde stecken - nicht so sehr aussehen wie eure typischen Aktivisten, noch gleichen die Leute einer Blockadiaregion denen einer anderen. Sie sehen eher nach den Orten aus, in welchen sie leben und sie sehen aus wie jedermann: die örtlichen Ladenbesitzer, die Universitätsprofessoren, die Gymnasiasten, die Großmütter" (Klein, 2014, S. 295).
Naomi Klein beendet ihre Streitschrift mit der doch versöhnlichen Haltung, dass nun die Jahre des Sich-Erhebens gekommen seien und dass wir Menschen, wenn wir jetzt noch rechtzeitig aufstehen, "genügend Zeit für das Unmögliche" hätten (Klein, 2014, S. 449-466).

Naomi Kleins Werk "This Changes Everything" ist inzwischen fünf Jahre alt. Die Autorin erkannte bereits vor Jahren, wie bewegend und eindringlich das Thema Klimawandel heute diskutiert, eingeschätzt und verfolgt wird. Gerade in jüngster Zeit haben vermehrt ganz junge Leute damit angefangen, sich für Klimathemen einzusetzen. Als prominentestes Beispiel sei hier die von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg ins Leben gerufene Bewegung #FridaysForFuture angeführt. Seit Jahresbeginn demonstrieren auch in Deutschland freitags Schüler*Innen in deutschen Städten, um auf das Klimaproblem aufmerksam zu machen (Fridays For Future, 2019 ; jetzt, 2019; Zeit Campus, 2019). Diese Bewegung dürfte Naomi Klein mit großer Hoffnung erfüllen, will sie doch das umsetzen, was die amerikanische Autorin so eindringlich fordert und wofür sie die Regierungen sämtlicher Staaten für unfähig erachtet: Kämpft gegen die Erderwärmung, macht sämtliche Metropolen zu (utopischen) Blockadias! (Welt, 2015). 

Literatur
  • Klein, N. (2014). This Changes Everything. UK: Penguin Random House.
  • The New York Times (2014). Naomi Klein´s `This Changes Everything´. Abgerufen von https://www.nytimes.com/2014/11/09/books/review/naomi-klein-this-changes-everything.html
  • The Guardian (2014). This Changes Everything: Capitalism vs the Climate review - Naomi Klein´s powerful and urgent polemic. Abgerufen von https://www.theguardian.com/books/2014/sep/22/this-changes-everything-review-naomi-klein-john-gray
  • Welt (2015). Wer das Klima rettet, killt den Kapitalismus. Abgerufen von https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article138704058/Wer-das-Klima-rettet-killt-den-Kapitalismus.html
  • Deutschlandfunk (2015). Wider die Logik des Geo-Engineering. Abgerufen von https://www.deutschlandfunk.de/naomi-klein-kapitalismus-vs-klima-wider-die-logik-des-geo.1310.de.html?dram:article_id=315072
  • Zeit Online (2015). Ganz schön heiß. Abgerufen von https://www.zeit.de/2015/11/naomi-klein-kapitalismus-kritik-entscheidung
  • Weingarten, S. (2008, Februar). Die Provokateurin. Spiegel Special, 1, 86-87.
  • "Der kaputte Planet". (2015, September). Der Spiegel, 9, 64-67.
  • Böcking, A. (2015). Globalisierungskritikerin Naomi Klein. Kohle frisst Klima auf. Abgerufen von http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/naomi-klein-buch-die-entscheidung-ueber-klimaschutz-a-1025026.html
  • Klein, N. (2009). It´s time for a boycott. Abgerufen von https://www.theguardian.com/commentisfree/2009/jan/10/naomi-klein-boycott-israel
  • Fridays for Future (2019). Fridays for Future- Gemeinsam gegen die Klimakrise. Abgerufen von https://fridaysforfuture.de
  • jetzt (2019). Die besten Schilder der #FridaysForFuture - Streiks. Abgerufen von https://www.jetzt.de/politik/fridays-for-future-greta-thunberg-in-hamburg-und-die-besten-schilder
  • Zeit Campus (2019). Die Strategin. Abgerufen von https://www.zeit.de/campus/2019-02/fridays-for-future-luisa-neubauer-organisatorin-demonstration-schueler-klimaschutz



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