Montag, 19. November 2018

Fleisch aus dem Labor

Mark Post präsentierte 2013 im Rahmen eines Livestreams aus seinem Labor an der Universitätsklinik Maastricht ein Stück Fleisch im Wert von ca. 250.000 €. Es war einer der ersten Burger-Patties aus der Petrischale. Ihm war es gelungen, aus den Stammzellen eines Rindes Muskelfasern herzustellen. Diese wiederum verarbeitet er zu Hackfleisch.

Ziemlich teuer für einen Burger. Aber schon zwei Jahre später hat Mark Post mit dem Start-Up "Mosa Meat" den Preis auf 70 € pro Burger gesenkt. Letztes Jahr dann verkündete das Unternehmen, es wäre ihnen möglich, einen Patty für gerade mal 10€ herzustellen. Mit seinem Team arbeitet Post weiterhin an der Produktion.

Die Methode, mit der die Wissenschaftler arbeiten, hört sich deutlich simpler an, als sie im Endeffekt ist. Mit Stammzellen vom Rind, welche sie wiederum in Bio-Reaktoren vermehren. Dabei verdoppelt sich die Zelle. Bis aus einer Zelle zwei werden, dauert es anfangs noch 24 Stunden. Danach aber wachsen die Zellen exponentiell. Nach nur 50 Tagen ergibt dies ca 10.000 kg Fleisch. Vom Prinzip her wächst das Fleisch im Labor genau so, wie es auch im Tier wächst. Nur eben außerhalb, unter künstlichen Bedingungen. Das Unternehmen versichert auch, dass keine genetischen Modifikationen nötig sind.

Auch am Geschmack arbeiten die Wissenschaftler. Neuerdings versucht man auch Fettgewebe und wichtige andere Bestandteile zu züchten, die von enormer Relevanz für den Geschmack des Produktes sind. Denn ist das Endprodukt nicht mindestens genauso gut wie das Fleisch vom Supermarkt, wäre es den Aufwand nicht wert gewesen. Es sollte den gesamten Markt überzeugen.

Falls das Team rund um den Medizinprofessor Mark Post weiterhin so erfolgreich ist, könnten wir bald von den vielen Vorteilen des "Labor-Fleisches" profitieren. Als erstes wäre es ein großer Schritt zur Sicherung von genügend Lebensmitteln für die immer größer werdende Menschheit.

Des weiteren könnte man den Wasserverbrauch, der für die Produktion von Rindfleisch benötigt wird, drastisch senken. Für ein 250 g Patty benötigt man etwa 5000 Liter Wasser. "Mosa Meat" sagt voraus, dass sie mit ihrer Produktion von Fleisch 99% weniger Land benötigen und 96% weniger Wasser verbrauchen.

Bei der Herstellung im Labor benötigen die Produzenten keine Medikamente. Das Fleisch ist dementsprechend deutlich gesünder. Es werden außerdem keine Hormone benötigt, die das Wachstum beschleunigen, und die Herstellung im sterilen Labor sichert ein "sauberes" Produkt, was in Schlachthöfen niemals gegeben sein kann.

Etwa 15% der Treibhausgase entstehen durch Viehzucht. Das Unternehmen behauptet, diesen Wert um 96% senken zu können, wenn man Fleisch ausschließlich auf ihre Art und Weise herstellen würde.

Zu guter Letzt, bleibt der Vorteil für die Tiere. Massentierhaltung, wie wir sie heute kennen, wird es nicht mehr geben müssen. Die Zeiten, in denen Tiere auf engstem Raum unter katastrophalen Umständen gehalten werden müssten, wären vorbei.

Inzwischen gibt es auch andere Unternehmen in Israel und in den USA, die auf diesem Gebiet forschen. Außerdem investieren viele Menschen in die Idee, wie auch Sergey Brin, einer der Mitbebgründer von Google, oder Bill Gates, Mitbegründer von Microsoft. Aber auch Unternehmen wie "Tyson Food", ein großes Schlachterunternehmen aus den USA, oder PHW, die vor allem für ihre Marke "Wiesenhof" in Deutschland bekannt sind. Dass bereits Firmen aus der Fleischindustrie ihr Geld in diesen Bereich investieren, zeigt, wie zukunftsfähig die Idee vom Fleisch aus dem Labor ist.

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