Sonntag, 25. November 2018

Bits und Bäume - Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Wie kann durch die zunehmende Digitalisierung gezielt Einfluss auf die Umwelt, Gesellschaft und auf das gute Leben genommen werden? Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für aufstrebende und schon etablierte Tech-Unternehmen? Wie weh tut ein Bit? Diese und noch viele weitere Fragen wurden auf der erstmalig veranstalteten Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit "Bits und Bäume" vom 17. bis zum 18. November 2018 behandelt.

Die Konferenz zielte hauptsächlich darauf ab, die digitalen Menschenrechtler und die Umweltaktivist*innen an einem Ort zu versammeln um damit unterschiedliche Akteure und Organisationen in Kontakt zu bringen. Zusätzlich sollten Schnittstellen zwischen Nachhaltigkeitsthemen und einer umsichtigen Digitalisierung herausgearbeitet werden. Außerdem zielte die Konferenz auch auf visionäre Lösungen, die gemeinsam umgesetzt werden können.

Neben klassischen Vorträgen bot die Konferenz auch Diskussionsrunden, Workshops, Aktivisten-Infotische und Hackathons. Der Großteil des Programms wurde mittlerweile auf der offiziellen Homepage "Bits und Bäume" zum Nachhören, -schauen und -lesen veröffentlicht. Im folgenden will ich noch auf einige sehr interessante Beiträge genauer eingehen.

Wie weh tut ein Bit? 
Videobeitrag "Wie weh tut ein Bit"

In diesem Beitrag von Sebastian Jekutsch werden die unfairen Bedingungen im Lebenszyklus der Informationstechnologie dargestellt und ein möglicher Weg zur Erstellung von Sozialbilanzen für Elektroprodukte präsentiert.

Community Supported Agriculture meets OpenSource 
Videobeitrag - Community supported Agriculture Meets OpenSource
Was haben Ernährungssouveränität und Datensouveränität gemeinsam? Es geht um Verantwortung, Mitbestimmung und Transparenz - darum, was konsumiert wird! Es liegt nahe, dass neue Formen des (Land)Wirtschaftens nicht nur neue Software brauchen, sondern auch neue Formen digitaler Infrastruktur. Wie kann Technologie die Bewegung der solidarischen Landwirtschaft stärken und wie sieht so eine Technologie aus?

Solidarische Landwirtschaft basiert auf dem Kostendeckungsprinzip und darauf, dass Mitglieder mitgestalten und Verantwortung übernehmen. Mitglieder wissen, wie und wo ihr Gemüse angebaut wird - lokal, saisonal und meist biodynamisch. Diese alternative Form des Wirtschaftens verlangt nach passender Software, die die neuen Prozesse abbildet und die Bewegung unterstützt. Gleichzeitig finden Themen wie Datensouveränität und gemeinschaftliche Softwareentwicklung in OpenSource-Projekten mehr Resonanz innerhalb der Bewegung. Der Funke des Wandels springt auf die IT-Branche über. Passende Geschäftsmodelle entstehen - gemeinschaftlich und demokratisch.

Feinstaubsensor selbstgebaut
Videobeitrag - Feinstaubsensor selbstgebaut

Bastelanleitungen für Feinstaubsensoren gibt es im Internet viele. Leider sind die Anforderungen an die technische Expertise der Bastelnden oft relativ hoch. In diesem Beitrag der Gruppe Geekfem aus Hamburg wird ein für Laien verständlicher Weg präsentiert. Anschließend kann man mit relativ günstigen Teilen einen eigenen mobilen Feinstaubsensor bauen und die Messwerte direkt auf dem Smartphone auslesen.
Zunächst werden die erforderlichen Bauteile einzeln vorgestellt. Dann wird eine Einführung in die Programmierumgebung, zum Beispiel für Arduinos, geboten, die Suche nach Code-Bibliotheken besprochen und dann der für den Feinstaubsensor zu nutzende Code geschrieben. Der Vortrag schließt mit einem Ausblick auf alternative Sensoren, andere Anwendungsgebiete und einen Blick in Richtung einer Zusammenstellung von verschiedenen Sensordaten im heimischen Netzwerk. Das Ziel ist ein anschaulicher Vortrag, so dass keine technischen Vorkenntnisse beim Publikum vorhanden sein müssen.

Digitalisierung und Degrowth. Wege zu einem enkeltauglichen Wirtschaften 
Videobeitrag - Digitalisierung und Degrowth

Selbstbestimmt und bedürfnisorientiert zu produzieren und zu nutzen - das wollen Hacker*innen, Postwachstumsbewegte und solidarische Ökonomie-Unternehmer*innen gleichermaßen. Mithilfe von digitalen Tools ist es heute möglich, neue Formen des Wirtschaftens auszuprobieren: open source, open data, free software, peer-to-peer sharing und vieles mehr. Zugleich inspiriert das Nachhaltigkeitsdenken die Techie-Szene, um nachhaltige Geschäftsmodelle mit fairen und demokratischen Arbeitsbedingungen zu schaffen. Unter welchen Bedingungen bietet die Digitalisierung Chancen für den Übergang in eine nachhaltige, lokale und kooperative Ökonomie, die ohne Wachstumszwang auskommt? Wo sind Risiken und Grenzen solcher Möglichkeiten?
In dieser Diskussionsrunde wird versucht auszuloten, inwiefern "nachhaltiges" Wirtschaften in einer postkapitalistischen Wirtschaft möglich ist und ob beim Übergang zu einer solchen Wirtschaft digitale Tools helfen können. Ebenfalls wird darüber diskutiert, ob eine nachhaltige postkapitalistische Wirtschaft denkbar ist, die so viel Ressourcen und Geld in digitale Infrastrukturen stecken kann, wie das derzeit mit 5G, Internet der Dinge geplant ist, oder ob eine postkapitalistische Wirtschaft sich nur eine "mäßige" Digitalisierung leisten kann.

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