Dienstag, 7. Dezember 2021

Die wilde Hecke – Klimaretter, Biotop, Schlemmerparadies

Für viele ist die wilde Hecke nur überflüssiges Gestrüpp. Was man häufig vergisst:  Die Hecke hat einen positiven Einfluss auf unser Klima, dient als Lebensraum und kann auch noch köstlich sein.

Vor Jahren war die Hecke noch ein beliebter Sichtschutz, um vor neugierigen Blicken der Nachbarn zu schützen. Mittlerweile wird das vermeintlich wertlose Gestrüpp häufig durch Steinkorb-Gabionen ersetzt. Diese Steinkorb-Gabionen ersparen einem das mühevolle Heckenschneiden. Doch wird eine Hecke regelmäßig geschnitten, um sie vital zu halten, sterben immer Teile der Wurzeln ab. Eben diese abgestorbenen Wurzeln wandeln sich mit der Zeit zu kohlenstoffreichem Humus um. Dieser "Hecken-Humus" dient als Langzeitspeicher für Kohlenstoff und ist für den Klimaschutz ein enormer Gewinn.

Diese zentralen und wichtigen Erkenntnisse lieferte das Projekt „CarboHedge“ des Braunschweiger Thünen-Instituts unter Axel Don, Institutsleiter für Klimaschutz. Bis zum Projektstart von „CarboHedge“ im Juni 2019 konnte niemand genau sagen, wie sich Hecken auf die Klimabilanz auswirken. Nach drei Jahren nun die erstaunliche Bilanz. Wenn man 520 Meter einer Hecke neu pflanzt, dann kann man den CO2-Fußabdruck eines durchschnittlichen Deutschen für 10 Jahre kompensieren. Hochrechnungen zeigen, dass so jährlich mehrere Millionen Tonnen an CO2 eigespart werden könnten. „CarboHedge“ zeigt auch auf, dass Kohlenstoff nicht nur im Humus der Hecken gespeichert wird. Auch die weitere Biomasse einer Hecke wie Stämme, Wurzeln und struppige Blätter bestehen zu 50% aus Kohlenstoff.

Axel Don bezeichnet die Hecke deshalb als hervorragende Klimaschutzoption für die Landwirtschaft, um entstandene Treibhausgasemissionen bei der Bewirtschaftung zu neutralisieren. Hecken benötigen wenig Fläche, speichern sehr viel Kohlenstoff und dienen als Wind-Stopper. Die Hecke als Wind-Stopper kann ,die von Landwirten sehr gefürchtete, Winderosion und Austrocknung verringern oder sogar verhindern.

Bei all den herausragenden Klimabilanzen dienen Hecken auch als Biotope heimischer Tierarten. Hierbei fungieren sie zum einen als Verbindungsbrücke verschiedener Biotope, wie beispielsweise zwischen Bachlauf und Feld. Zum anderen sind sie Winterquartiere für Igel, Verstecke und Brutplätze für Vögel oder dienen als Nahrungsraum für Insekten, Vögel und Säugetiere aller Art.

Wichtig ist aber, dass nur neu gepflanzte Hecken weiteren Kohlenstoff im Boden einlagern und sichern, während alte Hecken bereits eingelagerten Kohlenstoff nur weiter speichern. Das bedeutet für uns: Wieder mehr Hecken pflanzen! Genau das versucht Alexandra Werdes mit Gleichgesinnten und ihrem Verein „Heckenretter e.V“. Es soll dafür gesorgt werden, dass Wildhecken wieder wertgeschätzt werden. Hecken schützen, indem man sie nutzt. Die Heckenretter versuchen auch Firmen für sich zu gewinnen, die durch Hecken einen Teil ihrer CO2-Emissionen kompensieren wollen.

Als Heckenretter ist es ihr Anliegen, Naturschutz und Genuss zu verbinden. Sie pflanzen neue Wildhecken und sorgen für die naturschutzgerechte Pflege. Die heimischen „Superfruits“ der Wildhecken wie Holunder, Hagebutte, Schlehe und Brombeere verarbeitet Alexandra Werdes dann als Eis, Punsch oder Sirup mit ihrer Marke "Tofte". Die Produkte von Tofte schmecken und schützen die Natur: Für je 100 verkaufte Eis pflanzt Tofte 2 Meter Hecke aus heimischen Vogelschutzgehölzen an.

Tofte und die Heckenretter wollen, dass sich moderne Landwirtschaft und Naturschutz nicht ausschließen. Ein regionaler Kreislauf rund um die Anpflanzung und Pflege von Wildhecken soll sich entwickeln. Wie man als einzelner helfen kann? Pflanzt Hecken oder regt zum Heckenpflanzen an! Wenn euch die Fläche dafür fehlt, bietet der „Heckenretter e.V.“ auch Heckenpatenschaften an. Für 12 Euro übernehmen sie das Kaufen und Pflanzen der Hecke für euch.

Die „olle“ Hecke als unscheinbare Retterin von nebenan. Die aktuellsten Forschungsergebnisse zeigen, dass jede gepflanzte Hecke Kohlenstoff speichert und auf diese Weise der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid entzieht. Je mehr Kohlenstoff wir auf diese Weise binden, desto weniger Kohlenstoffdioxid schwirrt durch unsere Atmosphäre. Mehr Hecken zu pflanzen, erscheint da wie das Gebot der Stunde.

Quellen:

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