Dienstag, 26. April 2022

Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie an Land

Angesichts zunehmender Wetterextreme und Naturkatastrophen wird die voranschreitende Klimakrise sowie die damit einhergehende Dringlichkeit, wirksame Gegenmaßnahmen zu ergrefen, immer offensichtlicher. Der Ausbau erneuerbarer Energien, wie beispielsweise der Windenergie, erscheint dabei als eine Maßnahme, die als Hoffnungsträger gesehen wird (vgl. hierzu bspw. BMWK; BMUV 2022b, S. 1). Dennoch stagnierte der Windenergie-Ausbau im Jahr 2021 (vgl. Schader 2021).

Einer der Gründe für diese Stagnation besteht in den politischen und rechtlichen Hürden, die in Bezug auf den Aufbau von Windrädern eine Rolle spielen. So verweist das Umweltministerium auf Rückfrage des SWR in erster Linie auf „die langwierigen Genehmigungsverfahren und Artenschutzgründe, die den Ausbau bremsten“ (ebd.). Im Schnitt dauert die Zulassung von Windenergieanlagen an Land in etwa vier (vgl. Quentin 2015, S. 25), die gesamte Umsetzung des Projektes circa fünf Jahre (vgl. ebd., S. 29).

In Anbetracht der sich zuspitzenden Klimakrise ist das problematisch. Daher wollen Bundesumwelt- und Bundeswirtschaftsministerium nun die genannten Hürden mithilfe eines neuen Beschlusses reduzieren und einen effizienteren Ausbau der Windenergie an Land ermöglichen (vgl. BMWK; BMUV 2022a). Bestandteil dieses Beschlusses sind unter anderem „bundeseinheitliche, gesetzliche Standards für die Prüfung und Bewertung […], inwieweit eine Windenergieanlage das Kollisionsrisiko für gefährdete Vogelarten signifikant erhöht“ (ebd.), die Vereinfachung von „artenschutzrechtliche[n] Ausnahmen für die Genehmigung von Windenergieanlagen an Land“ (ebd.), die Freigabe von geschützten Landschaftsgebieten für Windenergieanlagen, sowie der weitreichende Entfall langwieriger Prüfungen bei der Ersatzbeschaffung neuer Anlagen für schwächere alte (vgl. ebd.). Auch die Reduzierung des vorgeschriebenen Mindestabstands zu Wetterradaren u.ä. ist Teil der Maßnahme (vgl. BMWK; BMUV 2022b, S. 1).

Somit erfolgt eine Förderung der Windenergie in zweierlei Hinsicht: Einerseits wird die verfügbare Fläche für Windräder vergrößert, andererseits die Dauer und Komplexität der Zulassungsverfahren verringert. Dementsprechend können im besten Fall mehr leistungsstarke Windenergieanlagen in einem kürzeren Zeitraum errichtet und dementsprechend der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt und wirksamer vorangetrieben werden.

Doch worin genau besteht nun die Chance dieses Ausbaus? In erster Linie tragen die durch diesen Beschluss veranlassten Vereinfachungen zu einer beschleunigten Erreichung des Ziels bei, „den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch bis 2030 auf mindestens 80 Prozent und bis 2035 auf 100 Prozent zu erhöhen. Klimaneutralität soll bis spätestens 2045 erreicht werden“ (BMWK; BMUV 2022b, S. 1).

Wie ZEIT ONLINE berichtet, weist Robert Habeck in diesem Zusammenhang darauf hin, dass allein die durch die Verringerung des vorgeschriebenen Mindestabstands zu Radaranlagen hinzugekommene verfügbare Fläche für Windkraftanlagen ein zusätzliches Potential von „rund fünf Gigawatt zusätzlicher Windkraft“ (ZEIT ONLINE 2022) erschließt, welches den gesamten Berliner Stromverbrauch decken könnte (vgl. ebd.).

Deutlich wird allerdings auch, dass die beschriebenen Maßnahmen ausschließlich der Emissionsreduzierung dienen und nicht zur Bindung oder Reduzierung der sich bereits in der Atmosphäre befindenden Emissionen beitragen können. Sie können somit lediglich die Bremsung der Klimakrise, nicht aber deren Umkehrung unterstützen. Im diesem Rahmen scheint der Ausbau der Windkraft jedoch eine ausschlaggebende Rolle für die Erreichung der Klimaschutzziele zu spielen (vgl. ebd.), dessen Bedingungen durch den erläuterten Beschluss durchaus optimiert werden.

Der Windkraft-Ausbau ist auch dahingehend besonders sinnvoll, als er – wie die Tagesschau berichtet - laut der regierungsunabhängigen Energy Watch Group (EWG) eine sehr kostengünstige Stromerzeugungsmethode darstellt (vgl. Schader 2021). Dies könnte beispielsweise auch dahingehend von Bedeutung werden, dass weitere Nachhaltigkeitsmaßnahmen zur Entfaltung ihrer größtmöglichen Wirksamkeit auf diesen grün erzeugten Strom angewiesen sind. Exemplarisch sei an dieser Stelle unter anderem auf den Bereich der Mobilität inklusive der Elektroautos oder S-Bahnen verwiesen.

Es kann somit festgehalten werden, dass der dargestellte Beschluss zur Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie an Land durchaus einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten kann, auch wenn an dieser Stelle offen bleibt, inwiefern davon ausgegangen werden muss, dass nur noch weitreichendere, globalpolitische Maßnahmen die Klimakrise wirksam eindämmen könnten.

Quellen:

  • Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK); Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) (2022a): Einigung bei naturverträglichem Ausbau der Windenergie an Land erzielt, 04.04.2022. Online verfügbar unter https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/04/20220404-einigung-bei-naturvertraglichem-ausbau-der-windenergie-an-land-erzielt.html, zuletzt geprüft am 23.04.2022.
  • Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK); Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) (2022b): Beschleunigung des naturverträglichen Ausbaus der Windenergie an Land. Eckpunktepapier. Online verfügbar unter https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Artenschutz/eckpunkte_windenergie_land_artenschutz_bf.pdf, zuletzt geprüft am 23.04.2022.
  • Nick Schader (2021): Wie stark de Windkraft-Ausbau stockt. In: tagesschau, 22.12.2021. Online verfügbar unter https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/windkraft-ausbau-deutschland-101.html#:~:text=Beim%20Ausbau%20der%20Windenergie%20war,Windkraftanlagen%20an%20Land%20in%20Betrieb, zuletzt geprüft am 23.04.2022.
  • Quentin, Jürgen (2015): Dauer und Kosten des Planungs- und Genehmigungsprozesses von Windenergieanlagen an Land, 24.02.2015. Online verfügbar unter https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Redaktion/DE/Downloads/marktanalyse-windenergie-an-land-workshop-01-vortrag-fachagentur-windenergie-an-land.pdf, zuletzt geprüft am 23.04.2022.
  • ZEIT ONLINE (2022): Bundesregierung schafft zusätzliche Flächen für Windräder, 05.04.2022. Online verfügbar unter https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-04/windenergie-ausbau-robert-habeck-volker-wissing-nachhaltiger-strom, zuletzt geprüft am 23.04.2022.

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