"You are not what you own!" sang die Band Fugazi in den 80er Jahren in ihrem Lied "Merchandise". Konsequenterweise weigerten sich die Mitglieder dann auch, ebensolchen zu verkaufen. Sie wollten damit ein Zeichen gegen die Konsumgesellschaft setzen.
Nun ist es leider keinesfalls kostenlos, Musik zu machen, aufzunehmen und zu veröffentlichen. Dieser Fakt macht es für Künstler*innen unvermeidbar, Einnahmen zu generieren, wenn sie die Kosten nicht aus eigener Kasse tragen können oder wollen.
Früher - also etwa zur Hochzeit von Fugazi - waren Konzerte und der Verkauf von Tonträgern durchaus einträglich, was den Verzicht auf Merchandise möglich werden ließ. In Zeiten von Streaming-Diensten und einer (zumindest gefühlt) aussterbenden Konzertszene können die genannten Optionen allerdings kaum mehr als sichere und wirklich profitable Geldquelle betrachtet werden.
Was stattdessen zu bleiben scheint, sind eben bedruckte T-Shirts, Taschen und Mützen, mit denen Fans ihre Held*innen unterstützen und gleichzeitig ihrer Umwelt zeigen können, was sie gerne hören. Dies müsste ja auch gar nicht zwangsläufig schlecht sein, wenn denn tatsächlich jede*r nur so viel davon kaufen würde, wie er*sie auch tatsächlich braucht. Häufig ist es aber stattdessen so, dass sich die Merch-Artikel im Kleiderschrank zu Haufen aufstapeln, die - um der grundsätzlichen Funktion von Kleidung nachzukommen - ganz sicher nicht nötig wären.
Als Fan kann man sich nun natürlich vornehmen, weniger zu kaufen - sicher eine sinnvolle Überlegung -, doch welche Möglichkeiten eröffnen sich Bands, die an dieser Praxis etwas ändern wollen? Eine erste könnte der Schritt weg von günstigen Produkten hin zu fair gehandelten und qualitativ hochwertigeren sein, wie etwa Heisskalt das praktizieren.
Im eben verlinkten Artikel relativiert Sänger Mathias Bloech allerdings den Nutzen dieser Vorgehensweise selbst, indem er mit einer Aussage zitiert wird, die darauf abzielt, dass auch dieses Merchandise extra auf den Bedarf der jeweiligen Band hin produziert wird. Der gute Wille und auch ein kleiner Fortschritt kann dennoch nicht bestritten werden - vor allem auch, da faire Produkte in der Regel teurer sind. Dies dürfte in einigen Fällen zum Verzicht auf den Kauf führen.
Was Bloech dann nur andenkt, hat eine andere Band schon in diesem Jahr umgesetzt: Kafvka nämlich, die sich Zeit nahmen, um auf Flohmärkten und bei Freunden nach gut erhaltener, aber nicht mehr benutzter Kleidung zu suchen. Diese wurde anschließend in Druck gegeben und was herauskam, lässt es wohl zu, dass sich Kafvka mit Fug und Recht als die Erfinder des Second Hand Merchandise bezeichnen können. Das tun sie auch. Und zwar sowohl Online, als auch Live, was ich durchaus für wichtig halte. Schließlich kann ein Handeln nach der Maxime "tu Gutes und sprich darüber" gerade in einem Kontext, in dem wenige Künstler*innen ein großes Publikum erreichen, ein Problembewusstsein schaffen und damit Umdenken induzieren oder beschleunigen.
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