Samstag, 5. Oktober 2019

Ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört – die Donut-Ökonomie

In Zeiten, in denen allein in Deutschland die Fridays For Future-Bewegung am 20. September 2019 1,4 Millionen Menschen mobilisieren konnte und weltweit in vielen verschiedenen Ländern für das Klima gestreikt wurde, scheint es, als wäre eine Wende unumgänglich (vgl. dpa 2019). Ironischerweise wurde am gleichen Tag das Klimaschutzprogramm von der Bundesregierung verabschiedet. Das Programm scheint eher ein verzweifelter Versuch zu sein, überhaupt eine Einigung zu erreichen. Die Wichtigkeit des Klimaschutzes kommt in dem Programm nicht zum Tragen, als Beispiel könnte man hierfür die fehlenden Zielvorgaben in Zahlen anführen.

Doch können wir so weiterleben? Wohl kaum, wenn man den Zahlen der Wissenschaftler*innen glauben mag. So haben wir bereits am 29.07.2019, drei Tage früher als im Vorjahr, die Ressourcen verbraucht, die unsere Erde innerhalb eines Jahres erneuern könnte (vgl. Umweltbundesamt 2019). Führen wir Deutschland als Beispiel an, leben wir bereits seit dem 3. Mai 2019 auf Pump, und würde jede*r so Leben wie wir, bräuchten wir mehr als drei Erden (vgl. ebd.). Fest steht, es muss sich etwas ändern. Die Frage ist, was steht dem Klimaschutz entgegen? Eine logische Antwort wäre: die Wirtschaft, aber kann man eine Wirtschaft auch so ausrichten, dass sie den Planeten nicht zerstört?

Was ist eigentlich Ökonomie und ist das wichtig?


Kate Raworth, eine britische Wirtschaftswissenschaftlerin, beginnt ihr Buch damit, zu erklären, was Ökonomie überhaupt ist. Denn ihr Ziel ist, dass nicht nur Studierende der Wirtschaftswissenschaften ihr Buch verstehen, denn in jede*r von uns schlummert ein*e Ökonom*in. Ökonomie wird als „Kunst der Haushaltsführung" (Raworth 2017, S. 13) bezeichnet. Die Wirtschaftslehre ist wahnsinnig einflussreich und es ist uns in vielen Bereichen nicht bewusst, wie sehr wir von ihr beeinflusst werden.

Egal welche Ausbildung oder welches Studium wir anstreben, immer gibt es Anknüpfungspunkte mit der Ökonomie. Als Beispiele führt Raworth die Sprache und Denkweisen an, die die Theorie vermittelt (vgl. Raworth 2017, S. 17). Die Wirtschaftslehre sei die „Muttersprache der öffentlichen Ordnung, die Sprache des öffentlichen Lebens und die Geisteshaltung, welche die Gesellschaft formt“ (Raworth 2017, S. 15). Sie kritisiert, dass die Theorien längst überholt und widerlegt seien:
„Der Weg der Menschheit wird von den politischen Entscheidungsträgern, den Lehrern, Journalisten, Gemeinschaftsorganisationen, Aktivisten und Wählern bestimmt werden, die heute ihre Ausbildung erhalten. Doch diese Bürger des Jahres 2050 werden in einer Geisteshaltung erzogen, die aus Lehrbüchern aus den 1950er-Jahren stammt, die auf Theorien von 1850 beruhen“ (Raworth 2017, S. 17).
Sie appelliert an jeden, die Ökonomie neu zu denken, denn so wie die Zusammenhänge, unsere Werte und Ziele ständig im Wandel sind, so muss sich auch die Ökonomie ständig verändern (vgl. Raworth 2017, S. 33). Doch Vorsicht ist geboten, denn es gibt nicht die eine richtige Ökonomie, sondern wir müssen eine Ökonomie erschaffen, die uns nützt und uns hilft, unsere Ziele zu verfolgen, und jedes Modell, das wir erschaffen, ist immer nur ein Modell, eine Vereinfachung der Wirklichkeit (vgl. ebd.). Die Frage, ob Ökonomie für uns relevant ist, lässt sich relativ leicht mit ja beantworten, und der folgende Text wird noch zeigen, in welchen Bereichen die Ökonomie eine Rolle spielt.


 

Die Donut-Ökonomie


Das Ziel von Kate Raworth ist also, ein neues Modell zu zeichnen, das den Planeten erhält und regeneriert. Sie möchte neue Bilder zeichnen, denn für sie ist das visuelle Framing mindestens genauso wichtig wie das verbale. Für sie ist die Macht der Bilder ausschlaggebend: „Was wir zeichnen, das bestimmt, was wir sehen können und was nicht. Es beeinflusst, was wir wahrnehmen und was wir vernachlässigen, und prägt dadurch alles, was daraus folgt“ (Raworth 2017, S. 25). Und so entsteht ihr Bild vom Donut.

Die Donut-Ökonomie versucht die langfristigen Ziele der Menschheit an den Anfang zu setzen und sucht einen Weg, diese Ziele zu erreichen. Dabei möchte die Donut-Ökonomie das Denken verändern, es soll keine konkrete Handlungsanweisung sein oder direkte institutionelle Veränderungen anbieten (vgl. Raworth 2017, S. 42).

Abbildung 1: Raworth 2017, S. 20

Der innere Ring des Donuts stellt das gesellschaftliche Fundament dar. Überschreitet man die Grenze führt dies zu Depravierungsprozessen (vgl. Raworth 2017, S. 19). Der äußere Ring visualisiert die ökologische Decke unserer lebendigen Welt, der Übertritt der Grenze führt zu planetaren Degradierungsprozessen (vgl. ebd.). Zwischen den Grenzen befindet sich der Donut, der süße Donut, zu dem jede*r vordringen möchte. Innerhalb des Donuts befindet sich der gerechte und sichere Raum, „in dem wir die Bedürfnisse aller mit den Mitteln des Planeten befriedigen können“ (Raworth 2017, S. 19f). Dafür hat Raworth sieben Ansätze für die Ökonom*innen des 21. Jahrhunderts entwickelt:
  1. Das Ziel der Ökonomie muss verändert werden: Jeder Mensch soll in den Raum des Donuts gelangen.
  2. Das Gesamtbild muss erfasst werden: Die Wirtschaft muss in die Gesellschaft und die Natur eingebettet werden.
  3. Die menschliche Natur muss gepflegt und gefördert werden: Das Bild des Menschen muss verändert werden.
  4. Das Systemische Denken muss gelernt werden: Wirtschaft muss als komplexes System erfasst werden.
  5. Die Ökonomie muss auf Verteilungsgerechtigkeit zielen: Es müssen neue Umverteilungsmöglichkeiten entwickelt werden.
  6. Die Ökonomie muss auf Regeneration zielen: Es muss eine zirkuläre Wirtschaft entwickelt werden, in der der Mensch ein Teilnehmer im Lebensprozess der Erde ist.
  7. Es muss eine agnostische Haltung zum Wachstum eingenommen werden: Das BIP muss als Wirtschaftsziel aufgegeben werden. Es wird eine Wirtschaft benötigt, die uns unabhängig vom Wachstum nutzt.
    (vgl. Raworth 2017, S. 37-42)
Diese sieben Ansätze werden nun ausführlicher dargestellt.

„Das Ziel verändern“ – „Vom BIP zum Donut“


Raworth bezeichnet das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als „Kuckuck im Nest der Ökonomie“ (Raworth 2017, S. 45). Die Ziele der Ökonomie wurden aus dem Blick verloren und anstelle dieser Ziele machte sich der Kuckuck breit. Es werden neue Ziele der Ökonomie gebraucht, um das BIP aus dem Nest zu vertreiben.

Die Wertvorstellung der Ökonomie wird durch den Nutzen definiert, dieser stützt sich auf die Zufriedenheit des Menschen, die aus dem Konsum bestimmter Güter und Dienstleistungen erwächst (vgl. Lipsey 1989 in Raworth 2017, S. 50). Durch den Kuckuck wurde der Preis mit der Höhe des Nutzens gleichgesetzt. Daraus folgte, dass das menschliche Wohlergehen mithilfe des Einkommenswachstums ermittelt wurde (vgl. Raworth 2017, S. 50). Und so wird Wachstum bis heute als „Allheilmittel für soziale, ökonomische und politische Probleme unterschiedlichster Art“ (Raworth 2017, S. 53) verstanden. Mit dieser Vorstellung lässt sich auch verstehen, warum das BIP mithilfe einer exponentieller Wachstumskurve dargestellt wird.

Abbildung 2: Raworth 2017, S. 55

Doch ist Wachstum immer wünschenswert? Und ist Wachstum eine Notwendigkeit? Ist Wachstum denn überhaupt immer möglich? Diese Fragen wurden nicht beantwortet, da das BIP nach und nach zu einer politischen Notwendigkeit und zu einem politischen Ziel wurde (vgl. Raworth 2017, S. 55f.).
Trotz Wachstum (oder vielleicht auch deswegen) driftet die Schere der Ungleichheit immer weiter auseinander, zudem sind die Berechnungen der Wissenschaftler*innen zu unserem Klima immer düsterer, die Klimakatastrophen nehmen zu und viele planetare Grenzen werden überschritten. Ist es also an der Zeit, ein neues Ziel in den Blick zu nehmen?

Hier bietet Kate Raworth den Donut an, er soll dem Menschen ein gutes Leben ermöglichen. Der Donut soll als neuer Kompass dienen, um alle Bedürfnisse befriedigen zu können und gleichzeitig den Schutz der Welt sicherzustellen (vgl. Raworth 2017, S. 60).

Abbildung 3: Raworth 2017, S. 61

Das gesellschaftliche oder soziale Fundament setzt sich aus den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen zusammen: angemessenes Wohnen, Zugang zu Netzwerken, Zugang zu Energie und Kochgelegenheiten, sauberes Wasser und funktionierende sanitäre Einrichtungen, ausreichend Nahrung, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Zugang zu Bildung, Mindesteinkommen und Arbeit, Frieden und Gerechtigkeit, politische Teilhabe, soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung (vgl. Raworth 2017, S. 60-62).

Wird überschießender Druck auf die Erde ausgeübt, wird die ökologische Decke durchbrochen. Dann werden die planetaren Belastbarkeitsgrenzen nach Rockström und Steffen überschritten: Rückgang der Ozonschicht, Klimawandel, Versauerung der Meere, chemische Umweltverschmutzung, Stickstoff- und Phosphorbelastung, Süßwasserverknappung, Flächenumwandlung, Verlust der Artenvielfalt, Luftverschmutzung. Alle Grenzen bedingen und beeinflussen sich gegenseitig. Und es scheint, als wären wir uns immer noch nicht bewusst, „dass das menschliche Wohlergehen vom Wohlergehen des Planeten abhängig ist“ (Raworth 2017, S. 67). Wir müssen unser Ziel dementsprechend verändern und versuchen, in den Donut zu gelangen. Dafür sind laut Raworth folgende fünf Faktoren bedeutsam (vgl. Raworth 2017, S. 76-79):
  • Bevölkerungsentwicklung: Es muss eine Stabilisierung der Bevölkerung stattfinden. Beispiele hierfür sind die Verringerung der Kindersterblichkeit, Schulbildung von Mädchen und Frauenförderung.
  • Distribution: Es muss eine gerechtere Verteilung der Ressourcennutzung stattfinden. Es könnten beispielsweise die Lieferketten überarbeitet werden und Reste von Nahrungsmittel reduziert werden, um den Hunger der Welt zu stillen.
  • Ansprüche der Menschen: Unsere Ansprüche werden je nach Wohnort, Werbung und sozialem Netzwerk beeinflusst.
  • Technologie: Durch die Verstädterung ist eine effizientere Versorgung möglich, sofern wir gute Technologien einsetzen. Transportsysteme und Energiesysteme stellen Beispiele hierfür dar.
  • Lokale, regionale, nationale und globale Regierungsführung: Es müssen Regierungsstrukturen geschaffen werden, die den Druck auf die planetaren Grenzen vermindern. Zudem müssen die Regierungen imstande sein, schnell und effektiv auf komplexe Sachverhalte reagieren zu können, zu interagieren und die Technologie umsichtig vorantreiben.
Um adäquat handeln zu können, muss zuallererst eine Transformation des ökonomischen Denkens stattfinden, vom BIP zum Donut (vgl. Raworth 2017, S. 79).

„Das Gesamtbild erfassen“ – „Vom eigenständigen Markt zur Eingebetteten Ökonomie“


Kate Raworth vergleicht die Ökonomie mit einem Theaterstück. Im Theaterstück entwirft Paul Samuelson das Bühnenbild mithilfe des Kreislaufdiagramms der Volkswirtschaftslehre, das die Ökonomie nachhaltig prägte (vgl. Raworth 2017, S. 83f.).

Abbildung 4: Raworth 2017, S. 84

Das Kreislaufmodell ist ein geschlossenes System. Die privaten Haushalte investieren Kapital und liefern Arbeitskraft an die Unternehmen, die Unternehmen geben den privaten Haushalten im Gegenzug Löhne und Profit. Außerdem können sich die Haushalte, durch das Einkommen Güter und Dienstleistungen von den Unternehmen kaufen. Zudem hat man in dem System noch Ab- und Zuflüsse durch Banken mit Sparguthaben und Investitionen, den Staat mit Steuern und Staatsausgaben und den Handel mit Im- und Exporten (vgl. ebd.). Energie, Rohstoffe und die Gesellschaft kommen in diesem System nicht vor. Autorin des Stücks ist die Mont Pelerin Society, die ein internationales Netzwerk aus marktliberalen Denkfabriken aufbaute, Lehrstühle gründete und Stipendien vergibt (vgl. Raworth 2017, S. 87). Sie vergaben folgende Rollen (vgl. Raworth 2017, S. 88-90):
  • Der effiziente Markt: Ihm soll Freiraum gewährt werden.
  • Innovative Unternehmen: Sie sollen die Führung übernehmen, müssen sich aber an gesetzliche Vorgaben halten.
  • Die unfehlbare Finanzwirtschaft: Diese passt sich ständig an, genießt hohes Vertrauen.
  • Der Handel, der allen Gewinn bringt: Daraus ergibt sich, dass Grenzen geöffnet und die Handelsschranken abgebaut werden müssen.
  • Der inkompetente Staat: Er verzerrt die Anreize und soll sich deshalb im Hintergrund halten.
Das Stück ist gekennzeichnet vom blinden Vertrauen in die Märkte. Des Weiteren gibt es noch Rollen, die nicht auf der Bühne gebraucht werden, wie die von Frauen geführten privaten Haushalte, die erschöpften Allmende, die nicht existierende Gesellschaft, die unerschöpfliche Erde und die irrelevante Macht (vgl. ebd.). Doch da auch diese Rollen es verdienen, auf der Bühne zu sein, muss ein neues Stück geschrieben werden: die Eingebettete Ökonomie.

Abbildung 5: Raworth 2017, S. 92

Grundlage ist die Energie, die die lebendige Welt von der Sonne erhält. Die Gesellschaft ist in die Erde eingebettet. In der Gesellschaft finden die ökonomischen Aktivitäten in verschiedenen Sphären statt (private Haushalte, Markt, Allmende und Staat), die dazu dienen, die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen (vgl. Raworth 2017, S. 91f.). Die Rollen wurden ebenso verändert (vgl. Raworth 2017, S. 93-114):

Lebensspendende Erde: Die Grenzen müssen respektiert werden. Die Erde stellt als geschlossenes System die Quelle der endlichen Ressourcen dar. Außerdem spendet sie uns mithilfe der Sonne Energie, von der die Wirtschaft abhängig ist.

Grundlegende Gesellschaft: Verbindungen müssen gepflegt werden, da unsere menschlichen Bedürfnisse davon abhängen. „Offensichtlich hängt die Lebendigkeit der Wirtschaft vom Vertrauen, den Normen und dem Gefühl von Gegenseitigkeit ab, das in der Gesellschaft gepflegt wird“ (Raworth 2017, S. 98). Die Lebendigkeit wird durch die Struktur der Volkswirtschaft geprägt, und politisches Engagement hängt von der Gesellschaft ab.

Vielfältige Wirtschaft: Die Wirtschaft ist ein offenes System und besteht aus vier Versorgungsphären, dem Haushalt, der die Kerngüter liefert, den Allmenden, die gemeinsam erschaffene Güter für beteiligte Gemeinschaften bereitstellen, dem Markt, der private Güter gegen Bezahlung produziert, und dem Staat, der öffentliche Güter für die Bevölkerung zur Verfügung stellt. Die Systeme müssen unterstützt werden und arbeiten zusammen.

Private Haushalte: Sie sind das Herzstück, deshalb müssen ihre Kerngüter wertgeschätzt und Ungleichheiten abgebaut werden.

Machtvoller Markt: Er muss klug eingebunden werden, denn eine Wirtschaft ohne Markt ist nicht vorstellbar. Allerdings liefert er Dinge nur gegen Bezahlung und schreibt nur Dingen einen Wert zu, die auch einen Preis haben. Dies unterstützt die zunehmende Ungleichheit und wirtschaftliche Instabilität. „Wenn dem Markt keine Grenzen gesetzt werden, dann belastet er die Quellen und Senken der Erde über Gebühr und zerstört so die lebendige Welt“ (Raworth 2017, S. 103). Deshalb sind staatliche Regulierungen erforderlich, denn einen wirklich freien Markt gab es noch nie.

Kreative Allmende: Allmende sind nicht zum Scheitern verurteilt, sondern das Potenzial muss entfesselt und genutzt werden. Allmende werden in natürliche, kulturelle und digitale Allmende unterteilt. Besonders die digitalen Allmende spielen eine wichtige Rolle bei der Schaffung von kollaborativen Allmenden.

Entscheidender Staat: Der Staat muss zur Verantwortung gezogen werden. Denn nur er bietet öffentliche Güter an, zum Beispiel Bildung, Infrastruktur und Gesundheitsversorgung, die ohne Geld erworben werden können. Er fördert damit die Gesellschaft und die Wirtschaft. Ihm fällt die Fürsorgerolle der Haushalte zu, indem er in Familien und in die Versorgung junger und alter Menschen investiert. Er kann die Potenziale der Allmende entfesseln, indem er Gesetze und Institutionen etabliert, die die Allmende vor Übergriffen schützen. Außerdem kann er den Markt im Wohle der Gemeinschaft regulieren, beispielsweise durch Arbeitnehmergesetze. Eine weitere Rolle des Staates ist die des Wirtschaftspartners, die immer wieder vergessen wird, denn oft fördert er Innovationen für neue Technologien. Um Machtmissbrauch zu verhindern, ist eine demokratische Politik und eine intakte Gesellschaft unabdingbar.

Dienstbare Finanzwirtschaft: Derzeit erschaffen Banken Geld und trennen nicht zwischen Spareinlagen und Spekulationsgeschäften. Die Finanzmärkte sind unberechenbar und spielen dennoch eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft. Das Finanzwesen muss so umgestaltet werden, „dass es Wirtschaft und Gesellschaft dient“ (Raworth 2017, S. 109).

Innovative Unternehmen: Derzeit herrscht eine große Machtungleichheit zwischen Arbeiter*innen und Teilhaber*innen eines Unternehmens. Die Machtunterschiede müssen durch die Sicherstellung der Rechte der Arbeiter und Änderungen der Besitzstruktur der Unternehmen ausgeglichen werden.

Zweischneidiger Handel: Der grenzüberschreitende Handel bringt sowohl Nutzen als auch Risiko, deshalb ist es sinnvoll, die Handelsströme zu lenken. Den „freien Handel“ gibt es nicht, da „alle internationalen Ströme (…) vor dem Hintergrund der Geschichte und der gegenwärtigen Institutionen eines Landes sowie internationaler Machtverhältnisse statt [finden]“ (Raworth 2017, S. 112). Umso wichtiger ist eine effektive und faire Zusammenarbeit zwischen den Staaten.

Einflussreiche und allgegenwärtige Macht: „Machtverhältnisse gibt es überall, wo Menschen sind“ (Raworth 2017, S. 113). Der Missbrauch muss gestoppt werden, und es bedarf einer Umverteilung von Einkommen und Reichtum, um der Macht der Elite etwas entgegensetzen zu können.

„Die menschliche Natur pflegen und fördern“ – „Vom rationalen ökonomischen Menschen zum sozial anpassungsfähigen Menschen“


Im Mittelpunkt der derzeitigen ökonomischen Theorie steht der rationale ökonomische Mensch, der „homo oeconomicus“.
„Er ist der Protagonist in jedem konventionellen volkswirtschaftlichen Lehrbuch; er bestimmt politische Entscheidungen überall auf der Welt; er prägt die Art und Weise, wie wir sprechen; und er sagt uns ohne Worte, wie wir uns zu verhalten haben“ (Raworth 2017, S. 118).
Er ist „einzelgängerisch, berechnend, konkurrenzbezogen und unersättlich“ (ebd.), außerdem hat er das vollkommene Wissen und ist unsterblich. Und die Ökonomen übernahmen die Figur als Modell, wie sich der wirkliche Mensch zu verhalten hat, es wurde ein Modell für den Menschen (vgl. Raworth 2017, S. 123).

Verschiedene Untersuchungen zeigten, dass es weitreichende Veränderung im Verhalten von Menschen gibt, wenn man sie zuvor mit dem Modell des rational ökonomischen Menschen konfrontiert. In den Medien wird die Bürger*in zur Verbraucher*in und Verbraucher*innen benötigen immer einen Markt, um agieren zu können (vgl. Raworth 2017, S. 127). „Das Bild, das wir von uns selbst zeichnen, beeinflusst maßgeblich, wer wir werden“ (Raworth 2017, S. 127). Und genau deshalb benötigen wir ein neues, realistischeres Bild von uns. Der Mensch ist sozial, Netzwerke und Austausch sind für ihn essentiell, da wir voneinander abhängig sind. Er hat keine festgefügten Präferenzen, mit jeder Rolle, die er einnimmt, verändert sich auch seine Wertvorstellung, er bemüht sich um Annäherungswerte und er ist eingebettet in die lebendige Welt (vgl. Raworth 2017, S. 127).

Die Grundlage für das Menschenbild ergibt sich aus der WEIRD-Gesellschaft (westlich, gebildet, industrialisiert, reich, demokratisch). Je nach Gesellschaft und Struktur des Wirtschaftssystems gibt es unterschiedliche Auffassungen der sozialen Normen der Reziprozität (vgl. Raworth 2017, S. 130f.). „Obwohl sich das menschliche Verhalten zwischen den einzelnen Gesellschaften unterscheidet, besitzt die Menschheit eine wichtige Gemeinsamkeit: Kein Mensch entspricht jenem engen alten Modell des rationalen ökonomischen Menschen“ (Raworth 2017, S. 128).

Das Modell des Werte-Komplexes von Shalom Schwartz geht noch weiter, denn er erkannte zehn Werte, die in allen Kulturen anerkannt werden: Selbstbestimmung, Anreiz, Lebensgenuss, Leistung, Macht, Sicherheit, Anpassung, Tradition, Fürsorge und Universalismus. Jeder Mensch wird in unterschiedlichen Ausprägungen von ihnen beeinflusst. Die Werte können aktiviert werden und die Wichtigkeit der einzelnen Werte kann sich mehrmals täglich, je nach sozialer Rolle und Zusammenhang, verändern. Zudem beeinflussen sich die Werte gegenseitig (vgl. Raworth 2017, S. 133ff.).

Durch die Netzwerke und Abhängigkeiten folgen wir dem, was andere von uns erwarten. Sie beeinflussen die Vorlieben, das Kaufverhalten und das Handeln. Dies führt oft zu „demonstrativem Konsum“, um den anderen den Status zu signalisieren und sie sogar zu übertreffen. Diese Interdependenzen könnte man sich für Verhaltensänderungen im Sinne der lebendigen Welt zunutze machen (vgl. Raworth 2017, S. 136f.).

Dem Menschen liegt die Natur nicht zu Füßen, sondern er ist Teilnehmer. Dies beinhaltet das Respektieren der Welt und ihrer Grenzen, und das Sorgen und Kümmern um das Ökosystem. Die Partnerschaft zwischen den Menschen und der Natur muss gefördert werden, beispielsweise durch Ökokompetenz in der Schule und Verstärkung der intrinsischen Motivation, durch Aktivierung unserer Werte. Dies kann durch Anstöße und Netzwerkeffekte intensiviert werden. Die extrinsische Motivation scheint eher einen gegenteiligen Effekt zu erzielen und die intrinsische Motivation zu verdrängen (vgl. Raworth 2017, S. 141-153).

Abbildung 7: Raworth 2017, S. 156


Das neue Bild des Menschen scheint ein Hologramm zu sein, das sich im Schein des Lichts verändert. So ist der Mensch beispielsweise in der Gemeinschaft, als Sämann und Schnitter und als Akrobat zu sehen, und das Hologramm ist noch nicht vollständig und verändert sich ständig (vgl. Raworth 2017, S. 155ff).

„Systemisches Denken lernen“ – „Vom mechanischen Gleichgewicht zur dynamischen Komplexität“


Wirtschaft wurde an die Gesetze Newtons angeglichen und als stabiles mechanisches System dargestellt. Dieses System war und ist geprägt von linearer Mechanik (vgl. Raworth 2017, S. 160). Und so kam die Rolle der Preise bei der Herstellung eines Marktgleichgewichts der Rolle der Schwerkraft gleich, wobei die Käufer*innen und Verkäufer*innen, die gleichzeitig die Preisnehmer darstellen, dem Gesetz des abnehmbaren Ertrags unterliegen. Jede*r möchte seinen Nutzen maximieren, aber je mehr man von einem Produkt kauft, desto geringer wird der Nutzen, deshalb sinkt die Nachfrage nach einer gewissen Menge.

Die Verkäufer*in bestimmt, wie viel sie von einem Produkt für einen bestimmten Preis abgibt, auch sie möchte den Ertrag maximieren. Doch die Kosten für mehr Menge steigen, deshalb wird das Produkt teurer. Der Marktpreis, so die Theorie nach Alfred Marshall, wird durch die Überschneidung von Kosten der Anbieter*in und Nutzen der Verbraucher*in bestimmt und dies stellt den Gleichgewichtspunkt des Marktes dar (vgl. Raworth 2017, S. 162f.). Die Theorie erkennt zwar an, dass es zu Oligopolen führen könnte, sieht dies jedoch als Ausnahme. Dies lässt sich leicht am Beispiel der Agrarwirtschaft oder der Banken widerlegen, da man hier von einer Oligopolisierung, oder vielleicht sogar einer Monopolisierung, sprechen kann (vgl. Raworth 2017, S. 180).

Abbildung 8: Raworth 2017, S. 163


Doch jetzt kommt die Realität, denn die Welt ist dynamisch, unvorhersehbar und instabil. „Aufgrund der Interdependenz der Märkte in einer Volkswirtschaft ist es nicht möglich, sämtliche individuelle Nachfragekurven zusammenzufassen und eine verlässlich abwärts geneigte Nachfragekurve für die Gesamtwirtschaft zu konstruieren. Und ohne sie ist auch kein allgemeines Gleichgewicht denkbar“ (Raworth 2017, S. 164f.). Zudem ist dieses Modell vom rational ökonomischen Menschen als Verbraucher, Eigentümer und Arbeiter geprägt, der unsterblich ist und auf ewig Gewinnmaximierung erreichen möchte, und von an den Wettbewerb angepasste Unternehmen (vgl. Raworth 2017, S. 165f.).

Deshalb müssen die Ökonom*innen des 21. Jahrhunderts lernen, systemisch zu denken, und dies ist durch Ausbildung und Erfahrung möglich. Denn „solange die restriktiven Bedingungen in Kraft sind, werden sie [Anm. d. Verf.: die wirtschaftlichen Akteure] sich wie gewünscht verhalten. Doch wenn diese Bedingungen und Annahmen wegfallen – wenn sie also in die wirkliche Welt eintreten -, könnte das Chaos ausbrechen“ (Raworth 2017, S. 176).

Die Kernpunkte des Systemdenkens sind Bestands- und Fließgrößen, Rückkopplungsschleifen, die sowohl verstärkend als auch ausgleichend wirken können, und Verzögerungen zwischen Zu- und Abflüssen. Aus dem Zusammenspiel und der Interaktion entstehen unvorhersehbare Ereignisse. Dadurch ist das System komplex, aber anpassungsfähig, da es sich immer weiterentwickeln kann (vgl. Raworth 2017, S. 168-172).

Abbildung 9: Raworth 2017, S. 171


Viele Menschen verstehen die Dynamik und deswegen auch die Ausmaße und die Geschwindigkeit, die zur Entwicklung von erneuerbaren Energien gebraucht werden, nicht. Hierfür bedient sich Raworth an dem Beispiel der CO2-Badewanne nach John Sterman: Die Badewanne ist gefüllt mit einer bestimmten Konzentration Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre (Wasserpegel in der Badewanne) und wir wollen, dass dieses Level sinkt. Dann reicht es nicht, wenn die CO2-Emission, die aus dem Hahn kommt, gleich groß ist, wie der Abfluss des CO2 beispielsweise durch Photosynthese. Dann würde der Pegel immer gleichbleiben. Der Abfluss muss also einen größeren Wert als der Zufluss haben, um den Pegel zum Sinken zu bringen. Im Jahr 2009 betrug der Zustrom circa neun Milliarden Tonnen CO2 und der Abfluss fünf Milliarden, das heißt der Zustrom des CO2 müsste für ein Absinken des Pegels halbiert werden (vgl. Raworth 2017, S. 185f.). Dies verdeutlicht die Wichtigkeit des Verstehens von systemischem Denken.


Es kann nicht einfach weitergemacht werden, denn bereits zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden schon vier planetare Grenzen überschritten (Klimawandel, Versauerung der Meere, Stickstoff- und Phosphorbelastung und Verlust der Artenvielfalt) und die reichsten 1% der Menschen besitzen 50% des Reichtums, wobei viele andere Menschen einen grundlegenden Mangel erfahren müssen (vgl. Raworth 2017, S. 189).
„Die heutige Wirtschaftsordnung ist von Grund auf spaltend und degenerativ. Die Wirtschaftsordnung von morgen muss von vornherein distributiv und regenerativ angelegt sein“ (ebd.).
Die neue Wirtschaftsordnung muss zirkulierend und verteilend wirken und die Menschen müssen an der Regenerierung der Erde teilnehmen (vgl. Raworth 2017, S. 190). Die Wirtschaft muss als Organismus verstanden werden, welcher wie eine Pflanze gepflegt werden muss. Hierbei greift Raworth auf die Bilder von Gärtner und Ingenieur zurück. Wir müssen die Vorstellungen und die Werkzeuge des Ingenieurs beiseitelegen und dafür zu Gartenhandschuhen und Gartenschere greifen (vgl. ebd.).

Aufgabe der Politik ist es, die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft zu formen, zu diversifizieren, auszuwählen und zu verstärken. Dabei sollte sie zuerst beobachten, verstehen wie etwas derzeit funktioniert und sich mit der Geschichte befassen. Nur dann kann ein nachhaltiges System erbaut werden (vgl. Raworth 2017, S. 192). Die Systeme sollen ihre Effektivität entfalten können, indem die Eigenschaften gesunde Hierarchie, Selbstorganisation und Belastbarkeit unterstützt werden (vgl. Raworth 2017, S. 194).

Da die Ökonomie heutzutage als „Richtschnur für die Verwaltung von Staaten und unseres planetaren Haushalts“ (Raworth 2017, S. 195) gilt und unser aller Leben beeinflusst, ist es wichtig, Maximen für die Ökonomen zu entwickeln. Hierfür schlägt die Autorin vier vor:

  • „Handle im Dienst des menschlichen Wohlergehens“ (Raworth 2017, S. 196).
  • „Respektiere die Eigenständigkeit der Gemeinschaften, in deren Dienst du stehst“ (ebd.).
  • „Sei umsichtig bei politischen Entscheidungen und bemühe dich (…), das Schadensrisiko so gering wie möglich zu halten – insbesondere gegenüber jenen, die am verletzlichsten sind“ (ebd.).
  • „Arbeite mit Demut, indem du die Annahmen und Unzulänglichkeiten deiner Modelle offenlegst und auch alternative ökonomische Sichtweisen und Instrumente anerkennst“ (ebd.).

„Auf Verteilungsgerechtigkeit zielen“ – „Vom Wachstum, das ‚für Ausgleich sorgen wird‘ zu einer von vornherein distributiven Ausrichtung“


In der veralteten Theorie wird die zunehmende Ungleichheit als notwendig betrachtet, um später eine Angleichung zu erhalten (vgl. Raworth 2017, S. 200). Die Kuznets-Kurve wird hier erneut angewendet, sie soll zeigen, dass die Einkommensunterschiede zuerst zunehmen, dann stagnieren und schließlich verringert werden, während im gleichen Zug das Wachstum stetig steigt (vgl. Raworth 2017, S. 202f.).

Abbildung 10: Raworth 2017, S. 204


Doch Raworth entgegnet, dass zunehmende Ungleichheit keine notwendige Phase in der Entwicklung einer Nation sei, „sondern eine bewusste politische Entscheidung“ (Raworth 2017, S. 199). Die Ungleichheit-Kuznets-Kurve zeigt eine Möglichkeit, wie sich die Ungleichheit in einer Nation entwickeln könnte, doch „wenn das Einkommen in einer Volkswirtschaft wuchs, kam es in einigen Ländern zu einem Anstieg der Ungleichheit, die dann wieder fiel; in anderen Ländern ging sie zunächst zurück und stieg erst danach; in wiederum anderen stieg sie nur oder fiel sie nur. In Bezug auf den Zusammenhang von Ungleichheit und Wirtschaftswachstum ist also alles möglich, wie sich gezeigt hat“ (Raworth 2017, S. 205).

Außerdem sollte bedacht werden, dass nicht nur Einkommen umverteilt werden muss, es muss eine Umverteilung von Reichtum erfolgen. Dies beinhaltet den Reichtum aus der Verfügung über Grund und Boden, aus der Kontrolle über die Geldschöpfung, über Unternehmen, Technologie und Wissen (vgl. Raworth 2017, S. 200). Es müssen insbesondere auch nationale Umverteilungsprozesse untersucht und verbessert werden. Denn es stellt sich immer die Frage, wer wie viel besitzt, denn aus einer Konzentration von Einkommen und Besitz erwächst Macht und diese wird dafür verwendet, um die Regeln zugunsten der Eliten umzuschreiben (vgl. Raworth 2017, S. 113f.).

Die Einkommensunterschiede spiegeln in keiner Weise die unterschiedlichen Begabungen und Leistungen in der Gesellschaft. Vielmehr wies Thomas Piketty darauf hin, dass der Kapitalismus das meritokratische Prinzip der demokratischen Gesellschaft untergrabe (vgl. Piketty 2013 in Raworth 2017, S. 206). Denn Kapitalerträge wachsen schneller als die Wirtschaft und diese Vermögenskonzentration kann dann wiederum für politische Einflüsse genutzt werden. Dieser Rückkopplungsschleife „Erfolg den Erfolgreichen“ muss etwas entgegengesetzt werden, denn sonst wird die Ungleichheit zunehmen und damit entfernen wir uns weiter vom Donut (vgl. Raworth 2017, S. 207).

Doch stellt die Verminderung der Ungleichheit eine Notwendigkeit dar? Zum einen wird die Demokratie durch Ungleichheit gefährdet, wenn es zu einer Machtkonzentration kommt. Zum anderen erweisen sich die Gesellschaften mit mehr Gleichheit, egal ob arm oder reich, als gesünder und glücklicher (vgl. Raworth 2017, S. 209). Ein weiterer wichtiger Punkt ist: „ein höheres Maß an nationaler Ungleichheit (…) geht oft auch mit zunehmender ökologischer Degradation einher“ (ebd.). Denn Ungleichheit fördert den demonstrativen Konsum und führt „zu einer Erosion des sozialen Kapitals“ (ebd.). Des Weiteren gefährdet es die Biodiversität und die wirtschaftliche Stabilität, wenn sich die Ressourcen lediglich bei den mächtigen Menschen konzentriert (vgl. Raworth 2017, S. 210).
„Wenn die ärmsten Familien in einer Gesellschaft nicht aus eigner Kraft ihre elementaren Bedürfnisse befriedigen können, wenn die ärmsten Arbeiter in einer Gesellschaft keine Arbeit finden, von der sie sich ernähren können, und die Dynamik der Wirtschaft gerade jene nicht erfasst, die sie am dringendsten benötigen, dann stagniert der Markt“ (Raworth 2017, S. 211).
All diese Gründe legen nahe, warum man eine Wirtschaftsordnung schaffen muss, die von vornherein auf Verteilungsgerechtigkeit abzielt (vgl. ebd.) und Einkommen, Reichtum, Zeit und Macht gerecht verteilt. Die Wirtschaft muss als verzweigtes Netzwerk strukturiert werden, das mithilfe von Fließgrößen das Einkommen und den Wohlstand besser und gerechter verteilen kann. Es geht zum einen um die Umverteilung von Einkommen. Das könnte durch eine Erhöhung der Spitzensteuersätze, Erhöhung der Besteuerung von Kapitalerträgen und Mieteinnahmen, Höchstgrenzen für Gehälter und existenzsichernde Löhne erreicht werden (vgl. Raworth 2017, S. 215). Doch viel innovativer ist der Vorschlag einer Demokratisierung der Verfügung über Reichtum:

Verteilung von Grundeigentum

Es muss eine gerechtere Landverteilung stattfinden. Funktionieren kann dies nur, wenn die Maßnahmen an die Gegebenheiten angepasst werden. Es bringt dann den größten Erfolg, wenn die Ansätze von Staat, Markt und Allmende miteinander verbunden werden. Beispiele wären gesicherte Besitzrechte, wenn Lebensunterhalt und Kultur davon abhängen, eine höhere Besteuerung für Grund und Boden oder Boden als gemeinschaftliches Eigentum (vgl. Raworth 2017, S. 217-221).

Macht der Geldschöpfung

Geld ist ein Versprechen auf Rückzahlung, das mit Vertrauen einhergeht. Eine Möglichkeit, die Umverteilung in Gang zu setzen, wäre die „quantitative Lockerung für die Bürger“, das den privaten Haushalten zur Rückzahlung von Schulden dient. Komplementärwährungen könnten helfen, die sozialen Gemeinschaften zu fördern. Sie muss so gestaltet werden, dass die Menschen bestärkt werden, sich wieder umeinander zu kümmern.
„Die Art der Gestaltung des Geldes – seine Schöpfung, sein Charakter und seine beabsichtigte Verwendung – [hat] weitreichende Auswirkungen auf die Verteilung des Wohlstands“ (Raworth 2017, S. 228).
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Komplementärwährung ist der Bangla Pesa in Bangladesh, einem Slumbezirk in Mombasa. Raworth empfiehlt außerdem ein Abbau der Monokultur des Geldes. Ein Ansatz wäre, dass das Geld an Wert verliert, je länger es liegt (Demurrage). Sie nimmt die Idee von Silvio Gesell auf, der Geld als Ware verschlechtern möchte, wobei es gleichzeitig als Tauschmittel verbessert wird (vgl. Raworth 2017, S. 329f.). Die Autorin spricht von einem „Bestreben der Werterhaltung“ (Raworth 2017, S. 330), das das Streben nach Gewinn ersetzen soll. Dadurch würden die Menschen ermutigt werden, in langfristige regenerative Aktivitäten zu investieren.

Unternehmen

Bisher werden die Beschäftigten meist als Außenstehende im Unternehmen betrachtet, wohingegen die Anteilseigner als wichtigste Firmenangehörige angesehen werden. Das Ziel der Anteilseigner ist der maximale Gewinn. Die Donut-Ökonomie plädiert für ein tieferes Ziel der Unternehmen. Außerdem nimmt sie den Ansatz von Mojorie Kelly auf. Sie fordert eine verwurzelte Mitgliedschaft der Arbeiter*innen und gleichzeitig die Finanzierung durch Anteilseigner, welche lediglich einen angemessenen festen Ertrag und kein Mitspracherecht erhalten (vgl. Raworth 2017, S. 230).

Technologie

Durch die digitale Revolution ist das Netzwerk-Zeitalter nachhaltig geprägt worden, denn dadurch wurden Kooperationen rund um die Welt erleichtert, da keine Grenzkosten anfallen (vgl. Raworth 2017, S. 232f). Die Unterschiede zwischen Produzenten und Konsumenten verschwimmen zu einem „Prosumer“ (Raworth 2017, S. 233). Dennoch gefährdet die digitale Revolution Arbeitsplätze, die durch Technik ersetzt werden. Hinzu kommen die großen Monopolisten wie Google, Amazon oder Facebook, die ihre digitale Machtkonzentration zu ihren Gunsten nutzen (vgl. ebd.). Die Vergrößerung der Ungleichheit durch Technik muss unterbunden werden, dazu gehören Vorschläge wie die Besteuerung der Nutzung nicht-erneuerbaren Ressourcen statt Besteuerung der Arbeit (Lohnsteuer), Investitionen in die besonderen Qualifikationen der Menschen, die keine Maschine ausführen kann, eine „Roboterdividende“, Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, Lizenzabgaben für öffentlich-private Patente für neue Technologien, in die der Staat mithilfe von Förderung investiert hat (vgl. Raworth 2017, S. 235f).

Wissen

Patente behindern Innovationen, da sie zunehmend zum Ausbremsen der Konkurrenten verwendet werden (vgl. Raworth 2017, S. 237). Dabei profitieren alle von öffentlich zugänglichem Wissen, an dem jeder teilhaben und es weiterentwickeln kann. Freie Hard- und Software, sowie eine gemeinsame Wissensgenerierung könnten zu einer gerechteren Verteilung des Reichtums einen wesentlichen Teil beitragen (vgl. Raworth 2017, S. 238f.). Der Staat muss hierbei die Entfaltung der Wissens-Allmende unterstützen, indem er in die menschliche Kreativität investiert (beispielsweise durch Vermittlung von Kooperation und Problemlösekompetenz an Schulen und Universitäten), indem er dafür sorgen muss, dass öffentlich geförderte Forschungen zu öffentlichem Wissen werden, indem er die Schutzrechte der Unternehmen nur für geistiges Eigentum beschränkt, indem er gemeinschaftliche „Makerspaces“ finanziert und Bürger-Organisationen fördert (vgl. Raworth 2017, S. 239f.).

Da wir heutzutage sehr gut vernetzt sind, sind wir zu einer globalen Gemeinschaft gewachsen. Trotzdem gibt es noch viele Ungleichheiten zwischen den Ländern. Werden hier die Versprechen von einer Umverteilung gebrochen, kommt es zur globalen Migration. Die Migration kann aber als Chance der Umverteilung genutzt werden, denn die Familienangehörigen überweisen ihren Familien Geld. Dadurch können ärmere Länder Krisen besser überstehen. Wichtig ist, dass Verbindungen zwischen Gemeinschaften entstehen. Gelingt dies nicht, ist der Alltag von Fremdenfeindlichkeit geprägt (vgl. S. 241f.).

Zudem haben reiche Länder die Möglichkeit, Geld direkt an die in Armut lebende Bevölkerung zu senden, dies könnte den Markt beleben. Die Hilfsgelder könnten durch globale Steuern auf hohe Privatvermögen, eine Körperschaftssteuer für multinationale Konzerne, die Schließung der Steuerschlupflöcher, eine Steuer auf Schäden verursachende oder destabilisierende Wirtschaftszweige, eine globale Finanztransaktionssteuer oder eine globale Kohlenstoffsteuer auf Öl-Gas-Kohle-Förderung erschlossen werden (vgl. Raworth 2017, S. 243f.). Das Wichtigste des 21. Jahrhunderts scheint jedoch zu sein, dass jede*r Zugang zu Wissen erhält.
„Den Zugang zur globalen Wissens-Allmende zu erweitern, wird sich in diesem Jahrhundert als eine der tiefgreifendsten Möglichkeiten erweisen, den Reichtum gerechter zu verteilen“ (Raworth 2017, S. 247f.).

„Auf Regeneration zielen“ – „Vom Wachstum, das ‚die Umweltverschmutzung beseitigen wird‘ zu einer von vorherein regenerativen Ausrichtung“


Die Ökonomen zogen auch für dieses Problem die Kuznets-Kurve heran, die Umwelt-Kuznets-Kurve.
Abbildung 12: Raworth 2017, S. 251

Die Kurve soll zeigen, dass wenn das Pro-Kopf-Einkommen steigt die Umweltverschmutzung bis zu einem Höhepunkt bei einem gewissen Pro-Kopf-Einkommen ebenfalls steigt. Wird dann jedoch das Pro-Kopf-Einkommen weiter vermehrt, kommt es zu einer Umkehrung und die Umweltverschmutzung geht zurück (vgl. Raworth 2017, S. 250f.).

Raworth hält dem entgegen, dass lediglich nationale Daten zur lokalen Wasser- und Luftverschmutzung herangezogen werden, andere Werte wie Bodenverschlechterung, Abholzung, Artenvielfalt wurden nicht miteinbezogen. Zudem lässt es keinen Rückschluss auf die globale Entwicklung zu, da viele umweltschädigende Auswirkungen ausgelagert werden (vgl. Raworth 2017, S. 251-253). Daraus schließt sie, dass Länder nicht warten sollten, bis sie reich sind und das Wirtschaftswachstum die Umweltverschmutzung beseitigt: „Die ökologische Degradierung ist kein Luxusproblem, das Länder zurückstellen können, bis sie wohlhabend genug sind, um ihm ihre Aufmerksamkeit zu widmen“ (Raworth 2017, S. 250).

Es muss eine Wirtschaft her, die von vornherein regenerativ ausgerichtet ist. Bisher wird die Wirtschaft in einer Art „industriellen Raupe“ gestaltet. Sie nimmt die Nahrung (Energie und Materialien), durchkaut sie (machen, benutzen) und scheidet dann den Abfall und Materie wieder aus (vgl. Raworth 2017, S. 256f).

Abbildung 13: Raworth 2017, S. 256

Schädliche Auswirkungen, die dadurch entstehen, werden als ‚negative externe Effekte‘ anerkannt und mithilfe von Quoten und Steuern „sanktioniert“(vgl. Raworth 2017, S. 257). Eine weitere Möglichkeit wäre ein Preisstaffelungsmodell, bei dem Nutzer*innen umso mehr bezahlen, je mehr sie verbrauchen (vgl. Raworth 2017, S. 258). Doch Raworth gibt zu bedenken, dass diese Maßnahmen meist nur ungenügenden Umfang erreichen, da Regierungen aufgrund von befürchteten Wettbewerbsnachteilen und Lobbyarbeit der Konzerne oft nachgeben. Hier muss ein Paradigmenwechsel stattfinden, und es müssen Lösungsansätze mit großer Hebelwirkung geschaffen werden (vgl. Raworth 2017, S. 259).

Die Unternehmen können einen großen Beitrag leisten. Dabei gibt es verschiedene Arten zu handeln. Raworth fasst die Bandbreite der Möglichkeiten so zusammen (vgl. Raworth 2017, S. 260-263):
  1. Nichts tun, denn Nachhaltigkeit ist lediglich eine Ergänzung.
  2. Etwas tun, was sich auszahlt. Ökoeffiziente Maßnahmen werden nur zur Steigerung des Gewinns eingesetzt.
  3. Unseren angemessenen Beitrag leisten, indem wir sehen, dass Maßnahmen notwendig sind.
  4. Keinen Schaden anrichten und das Streben nach Ressourceneffizienz.
  5. Sei großzügig und tue Gutes. Die Unternehmen beteiligen sich bei der Regeneration der Welt und wollen eine Verbesserung herbeiführen.
Die Firma muss sich klare Ziele setzen und wissen, wohin sie möchte, und diese fest verankern. Dann kann eine Raupe zum Schmetterling werden…

Der Schmetterling – Die Kreislaufwirtschaft

Abbildung 14: Raworth 2017, S. 266

Die Wirtschaft nimmt hierfür die Natur als Modell und bindet die zyklischen Lebensprozesse mit ein. Es soll ein Materialdurchfluss oder besser ein Rundfluss angestrebt werden, bei dem Abfall vermieden wird. Alles soll wieder in den Zyklus eingebracht und genutzt werden. Dabei sollen die verschiedenen Formen von Reichtum anerkannt und erhalten werden (vgl. Raworth 2017, S. 265-269). Das volle Potenzial kann nur dann ausgeschöpft werden, wenn das Wissen, wie man Sachen repariert, weiterentwickelt und wiederverwertet, für alle überall zugänglich gemacht wird. Dafür könnte man die Open Source Circular Economy (OSCE) nutzen. Hierbei gilt der Grundsatz der Transparenz, denn nur wenn man offene Standards, Quelloffenheit und offene Daten gewährleistet, kann dies gelingen (vgl. Raworth 2017, S. 277f.).
„Ein regenerativer Ansatz in der Industrie kann nur dann umfassend umgesetzt werden, wenn er durch einen regenerativen Ansatz der Gesamtwirtschaft getragen wird“ (Raworth 2017, S. 276).
Dazu gehört es auch, dass das Finanzwesen in verschiedene Arten von Wert investiert. Es muss in produktive Anlagen verwandelt werden, die einen langfristigen ökologischen und sozialen Mehrwert schaffen. Das Finanzsystem an sich muss vereinfacht werden und Kundeneinlagen und spekulative Aktivitäten müssen getrennt werden (vgl. Raworth 2017, S. 282-284).

Der Staat muss als Partner wahrgenommen und hinzugezogen werden. Nur er ist in der Lage, Vorschriften, Regulierungen und Steuern zu ändern, er kann Subventionen für erneuerbare Energien vergeben, um eine Transformation voranzubringen. Außerdem kann er Geld und Infrastruktur in Forschung einsetzen und die Dynamik von Allmenden entfalten (vgl. Raworth 2017, S. 286-288).

Auch die Städte können ihren Beitrag leisten, indem sie, ähnlich wie die Kreislaufwirtschaft, die Natur als Vorbild nehmen. Janine Benyus hat dafür das Konzept „großzügige Stadt“ entwickelt. Dabei wird das Ökosystem um die Stadt herum beobachtet und gemessen. Ziel der Stadtentwicklung ist es, die Stadt genauso großzügig zu machen wie das Ökosystem und es zu verbinden.

Ein sehr wichtiger Punkt ist die Überprüfbarkeit einer regenerativen Ausrichtung. Nur wenn man „lebende Indikatoren“ (Raworth 2017, S. 290) verwendet, können einzelnen Maßnahmen überprüft und die Dynamik beobachtet werden. Für die Wirtschaft erwähnt Raworth beispielsweise das Instrument Economy for the Common Good (vgl. Raworth 2017, S. 291). Messmöglichkeiten müssen entwickelt werden, um Vergleiche herstellen und Nachhaltigkeit fördern zu können. Außerdem muss es verlässliche Messsysteme geben, an denen sich die Bürger*innen orientieren und die Regierungen positiv verstärkend auf nachhaltige Unternehmen einwirken können (beispielsweise durch niedrigere Steuern) (vgl. ebd.). Es zeigt sich also, dass die Kreislaufwirtschaft viel Potenzial mit sich bringt, das von allen Akteuren ausgeschöpft werden muss.

„Eine agnostische Haltung zum Wachstum einnehmen“ – „Von Wachstumsabhängigkeit zu einer agnostischen Einstellung zum Wachstum“


Alle Ansätze haben nach und nach gezeigt, dass wir so wie bisher nicht weitermachen können und dass wir all unsere Einstellungen zum Wachstum hinterfragen müssen. Die langfristige Entwicklung des Wirtschaftswachstums beschäftigt sich mit den dargestellten tief verwurzelten Annahmen. Aus dieser Perspektive heraus erwachsen zwei unterschiedliche Möglichkeiten: Es findet immer Wachstum statt und es muss deshalb eine exponentielle Kurve gezeichnet werden.

Abbildung 15: Raworth 2017, S. 297


Oder es muss eine S-Kurve des Wachstums gezeichnet werden, da das Wachstum irgendwann stagniert. Und wenn es die S-Kurve gibt, wo befinden wir uns? Jedes Land steht an einer anderen Stelle der S-Kurve (vgl. Raworth 2017, S. 306).

Abbildung 16: Raworth 2017, S. 303

Und so entstehen zwei Meinungen, eine für das grüne Wachstum und die andere für die Postwachstumsökonomie.
„(…) unsere Einstellungen zum Wirtschaftswachstum [haben] etwas fast Religiöses: Sie sind im Grunde persönlicher Natur, haben politische Konsequenzen, werden privat vertreten, und man spricht nur selten über sie“ (Raworth 2017, S. 293f.).
Die Vertreter*innen des grünes Wachstums sagen: „Wirtschaftswachstum ist noch immer notwendig – und deshalb muss es auch möglich sein“ (Raworth 2017, S. 310). Sie sehen Wachstum als politische und gesellschaftliche Notwendigkeit, gerade auch um die demokratischen Grundsätze beibehalten zu können. Sie fordern eine Entkopplung von BIP und ökologischen Auswirkungen, das bedeutet, dass das BIP steigt, während der Ressourcenverbrauch zurückgeht. Allerdings würde nur eine absolute Entkopplung den Druck auf die planetaren Grenzen zurückdrängen können. Dafür bräuchte man strengere Standards, eine Umstellung auf erneuerbare Energien, Aufbau einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft und die Ausdehnung einer ‚schwerelosen Ökonomie‘ (vgl. Raworth 2017, S. 311-313).

Die Befürworter einer Postwachstumsökonomie sagen: „Wachstum ist nicht mehr möglich – und deshalb ist es wohl nicht notwendig“ (Raworth 2017, S. 310). Sie begründen dies damit, dass es schon zu spät sei, außerdem würde der Ausbau der erneuerbaren Energien zu lang brauchen und die ‚schwerelose Ökonomie‘ wird ihrer Meinung nach eher zu kollaborativen Allmenden und daher nicht zum Wirtschaftswachstum beitragen (vgl. Raworth 2017, S. 315-318).

Es ist Vorsicht geboten, denn beide Parteien haben Punkte, die für sie sprechen. So muss man immer im Blick behalten, dass sinkendes Einkommen zu Unzufriedenheit, Fremdenfeindlichkeit und sozialen Auseinandersetzungen, vielleicht sogar zu Verteilungskonflikten führen könnte (vgl. Raworth 2017, S. 319). Außerdem geht mit dem hohen BIP einer Nation auch die globale Marktmacht und die globale militärische Macht einher, nach denen die Staaten international bewertet werden (vgl. Raworth 2017, S. 335f.).

Dem entgegen steht, dass eine Grenze des Wachstums erreicht ist, wenn die Tragfähigkeit der lebendigen Welt, von der wir abhängig sind, endet (vgl. Raworth 2017, S. 325). Dieses Argument ist unschlagbar, deshalb müssen auch unsere Vorstellungen von internationalen Beziehungen überdacht werden. Wie können wir Nationen anders bewertet als mit dem BIP? Die Autorin schlägt hierfür den Human Development Index , den Happy Planet Index oder den Social Progress Index vor (vgl. Raworth 2017, S. 335f). Zudem müssen wir uns stärker vernetzen und Kooperationen bilden mit gemeinsamen ökonomischen Zielen, hier führt sie das C40-Netzwerk von über 80 Städten an. Das sind alles innovative Ansätze für eine Wirtschaft, die unser Wohlergehen fördert, unabhängig vom Wirtschaftswachstum.
„Wir haben eine Wirtschaft, die wachsen muss, unabhängig davon, ob dies unser Wohlergehen fördert oder nicht. Wir brauchen eine Wirtschaft, die unser Wohlergehen fördert, unabhängig davon, ob sie wächst oder nicht“ (Raworth 2017, S. 322).


Der Wettbewerb für den 8. Ansatz


Da sich die Donut-Ökonomie ebenso wie unsere sich ständig ändernde, dynamische Welt ändert, wollte Kate Raworth innovative Ansätze fördern und schrieb einen Wettbewerb für den 8. Ansatz der Donut-Ökonomie aus. Die Gewinner wurden unterteilt in die Einreichungen von Schüler*innen, Student*innen und allen restlichen Mitbewerbern. Alle Ideen sind eindrucksvoll in ihrem Blog einzusehen.

Besonders beeindruckend sind die Gedanken einer Schülerin: Sie plädiert für eine Respektierung der Menschen, so dass Grenzen der Menschen im beruflichen Umfeld anerkannt werden. Zudem fordert sie, dass Arbeit nicht nur Arbeit sein solle, sondern viel mehr. Denn wenn die Arbeit, der wir nachgehen, uns nicht erfüllt und wir immer monoton das Gleiche machen, würde uns dies krank machen.

Außerdem ist das Video zu „From Buisness Case to System Case“ erwähnenswert, so fand ich die Erläuterungen darin sehr einleuchtend. Hier wird erklärt, dass bei Entscheidungen nicht immer nur das egoistische Selbstinteresse zählen sollte. Die Systeme laufen alle ineinander und erhalten sich gegenseitig, deshalb muss man etwaige Auswirkungen systemisch betrachten. Das fördert die Verbindungen und fördert den Austausch und eine gesunde Wirtschaft. Es gibt weitere zahlreiche Ideen, für die es sich lohnt, den Blog zu durchstöbern.

Fazit


Es scheint, als gebe es in unserer Zeit einen stetigen Kampf zwischen Umwelt-/Naturerhaltung und Wirtschaft. Wirtschaft kann aber nicht mehr ohne die Umwelt, ohne die lebenspendende Erde gedacht werden. Kate Raworth bringt viele innovative Ideen auf den Weg, die, wie sie verdeutlicht, global gelöst werden müssen. Sie appelliert an das Hinterfragen von Theorien, und dies erscheint mir heutzutage sehr wichtig. Die Kompetenz „kritisch zu reflektieren“ muss von Beginn an gefördert werden.

Trotz dem Umstand, dass ich von Wirtschaft nicht viel verstehe, habe ich Kate Raworth‘ Ausführungen, mithilfe ihrer bildlichen Darstellungen und ihrer prägnanten und wissenschaftlich belegten Zahlen, gut verstanden. Sie versucht ein breites Spektrum abzudecken, um den Leser*innen einen umfassenden Blick in den Bereich der Wirtschaft, ihrer Interdependenzen und Verzweigungen in all unser Leben zu ermöglichen. Lediglich die Sprünge, die sie teilweise macht, waren schwer nachzuvollziehen. Ein gelungenes Buch, das von den Ökonom*innen oder denen, die es werden wollen, gelesen werden sollte.

Literatur


Raworth, Kate (2017): Die Donut-Ökonomie. Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört, Carl Hanser Verlag: München.

URL: https://www.kateraworth.com (letzter Zugriff 30.09.2019).

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