Ein Beitrag von Johanna Gold
Wachstum, Wirtschaft, Wohlstand - lange Zeit waren dies die Schlüsselwörter für Entwicklung. Daher traf die Veröffentlichung des Berichts „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome 1972 die Menschheit wie ein Schock. Der Bericht wurde zum Thema einer weltweiten Debatte und trieb die Umweltpolitik voran, was schließlich zur Organisation von großen internationalen Konferenzen führte.
Im Jahr 1992 erfolgte der von der UN veranstaltete „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro, bei dem mehrere multilaterale Umweltabkommen wie die Klimarahmenkonvention und die Agenda 21 vereinbart wurden, um die Bemühungen um Nachhaltigkeit und Klimaschutz voranzutreiben. In Nachfolge des Kyoto-Protokolls - des ersten völkerrechtlichen Vertrags zur Begrenzung und Senkung der Treibhausgasemissionen der teilnehmenden Staaten, welches 1997 in Japan beschlossen wurde und 2005 in Kraft trat - wurde dann das Pariser Klimaabkommen beschlossen.
Am 12. Dezember 2015 gelang, was zuvor viele für unmöglich hielten: allen Vertragsparteien der UNFCC (United Nations Framework Convention on Climate Change), also zu dieser Zeit 195 Staaten und die Europäische Union, einigten sich auf ein gemeinsames Ziel: Die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit, idealerweise auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das Pariser Klimaabkommen markiert damit einen Wendepunkt, denn im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem Kyoto-Protokoll, verpflichteten sich erstmals nicht nur Industriestaaten, sondern fast alle Staaten der Welt zu verbindlichen Reduktionszielen. Es war ein Moment der globalen Hoffnung: Die Welt handelte endlich gemeinsam, um den Klimawandel einzudämmen. Die Dringlichkeit dieses Anliegens, die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen, wird wohl jedem bekannt sein. Bereits heute leiden insbesondere südlich gelegene Länder unter enormen Schäden durch die Auswirkungen des Klimawandels. Dürreperioden, Stürme, Überschwemmungen und der Meeresspiegelanstieg bedrohen vielerorts die Existenz der Menschen.
Nun stellt sich aber noch die Frage, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Wenn wir uns vorstellen, wie eine Umsetzung der Reduzierung der Emissionen aussieht, dann denken wir vermutlich zuerst an Winkraft- und Photovoltaikanlagen, die Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen ersetzen. Dieser Gedanke ist auch gut, aber ein alleiniges Vermeiden des Ausstoßes von Emissionen ist nicht ausreichend, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Es braucht viel mehr als das. Es braucht negative Emissionen - eine Entfernung von bereits in die Atmosphäre freigesetztem Kohlenstoffdioxid.
Außerdem müsste für das Erreichen des Ziels die große Lücke zwischen den vereinbarten und den zugesagten Maßnahmen geschlossen werden, denn Stand Oktober 2017 beinhalten die Klimaschutzmaßnahmen der Staaten nur ein Drittel der Emissions-Reduktionen, die nötig wären, um das vereinbarte 2-Grad-Ziel zu erreichen. Eine mögliche Begründung hierfür könnten die sogenannten NDCs (= Nationally Determined Contributions, dt. Nationale Klimabeiträge) sein: anstatt national festgelegte und völkerrechtlich bindende Klimaschutzziele zu setzen, wurden die Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens dazu verpflichtet, regelmäßig eigene Klimaschutzbeiträge, die NCDs, zu formulieren. Die Vertragsstaaten haben dabei großen Spielraum bei der Festlegung der Klimaschutzziele und sind nicht zum Erreichen der in den NDCs genannten Klimaschutzzielen verpflichtet. Die Ausarbeitung der Ziele der einzelnen Staaten außerhalb der UN-Klimaverhandlungen hat allerdings Vorteile, wenn man auf den Klimawandel im Rahmen von „gemeinsamer aber unterschiedlicher Verantwortlichkeit“ blickt, denn Industrieländer und Entwicklungsländer haben verschiedene Mittel bei der Bekämpfung des Klimawandels zur Verfügung und können ihre Ziele dementsprechend individuell festlegen.
Die Vertragsstaaten müssen aber nicht nur NDCs einreichen, sondern auch regelmäßig über den Fortschritt berichten. Dadurch entsteht Transparenz über den Fortschritt zur Erreichung der im Übereinkommen verankerten langfristigen Ziele. Dennoch ist zu erwähnen, dass ingesamt aufgrund der unverbindlichen Vorgaben für die Eigenschaften von NDCs und die von den Staaten einzureichenden Informationen eine Vielfalt entsteht, die die Vergleichbarkeit der Klimaschutzbeiträge und eine Abschätzung der kollektiven Klimawirkung erschwert. Im Ergebnis der Klimakonferenz von Katowice 2018 wurde dann schließlich ein gemeinsames Regelwerk einschließlich Richtlinien für die Berichterstattung von NDCs verabschiedet.
Doch wie sieht es nun mit Blick auf die NDCs der Vertragsstaaten um das 1,5-Grad-Ziel aus? Betrachtet man die bis Ende 2020 eingereichten NDCs, wird man wohl kaum begeistert sein können. Die Klimawirkung der zu dieser Zeit eingereichten NDCs ist selbst bei vollständiger Umsetzung nicht ausreichend, um die Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen teilte mit, dass das international vereinbarte 1,5-Grad-Ziel sehr wahrscheinlich bereits innerhalb des nächsten Jahrzehnts überschritten werde. Mit Ausblick auf das Ende des Jahrhunderts ist Berechnungen zufolge mit einer Erwärmung von 2,3 bis 2,5 Grad Celsius zu rechnen, selbst wenn die Staaten ihre NDCs umsetzen. Das Ziel des Übereinkommens von Paris würde damit eindeutig verfehlt werden.
Es lässt sich feststellen, dass das Pariser Klimaabkommen sein gesetztes Temperaturziel noch nicht erreicht hat und die Frage offen bleibt, ob dies je der Fall sein wird. Um eine Chance zu haben, dieses Ziel noch annähernd zu erreichen, müssten wir raus aus der „Beschlussosphäre“ hin zu aktivem Handeln gehen. Trotzdem ist das Pariser Klimaabkommen ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Umweltpolitik, der die Klimapolitik weltweit spürbar verändert hat. Klimaziele sind jetzt Teil der nationalen Politik vieler Länder und das Bewusstsein für die Dringlichkeit des Klimaschutzes wuchs - nicht zuletzt auch durch die von der Umwelt-Aktivistin Greta Thunberg angestoßene internationale Bewegung Fridays for Future. Es ist wichtig zu beachten, dass der Klimaschutz nicht allein Aufgabe der Staaten ist, sondern auch jeder einzelne von uns etwas tun kann und soll. Es bleibt spannend, wie die Umweltpolitik sich in Zukunft weiter entwickeln wird. Eines ist aber klar: Im Kampf gegen den Klimawandel braucht es globales Verantwortungsbewusstsein und vor allem auch die Bereitschaft, gewohnte Lebensweisen zu verändern.
Quellen:
- https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-europalexikon/309438/pariser-klimaabkommen [zuletzt aufgerufen am 03.12.2025]
- https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Artikel/Industrie/klimaschutz-abkommen-von-paris.html [zuletzt aufgerufen am 04.12.2025]
- https://www.greenpeace.de/klimaschutz/klimakrise/pariser-abkommen#:~:text=Zentrales%20Ziel%20des%20Pariser%20Abkommens,Auswirkungen%20der%20Klimakrise%20geschützt%20werden. [zuletzt aufgerufen am 03.12.2025]
- https://www.wwf.de/themen-projekte/klimaschutz/klimapolitik-international/internationale-verhandlungen-in-der-klimapolitik [zuletzt aufgerufen am 05.12.2025]
- https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimaschutz-erderwaermung-eu-100.html [zuletzt aufgerufen am 05.12.2025]
- Richter, H. und Ulrich, B.(2024):Demokratie und Revolution. Wege aus einer selbstverschuldeten ökologischen Unmündigkeit. Köln: Kiepenheuer und Witsch
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen