Dienstag, 2. Mai 2023

STADTRADELN - Nimm das Rad und lass dein Auto stehen!

An sich handelt es sich hierbei nicht um neue Erkenntnisse. Wer mit dem Fahrrad fährt und sein Auto stehen lässt, tut der Umwelt (und sich selbst) etwas Gutes. Trotzdem sind die Straßen in den Städten regelmäßig verstopft und es dauert oft lange, um im Dschungel der roten Ampeln ans Ziel zu kommen. Wissen über die Vorteile des Radfahrens besteht bereits seit langer Zeit, allerdings lassen die Rahmenbedingungen oft zu wünschen übrig. Damit ist gemeint, dass Radwege teilweise im Nichts enden oder gar nicht vorhanden sind. Oft sind Übergänge unübersichtlich gestaltet und die Radwege voller Schlaglöcher und anderer Gefahren. Vorbeirauschende Autos und LKW sorgen regelmäßig für gefährliche Situationen, genauso wie Radwege, die gleichermaßen als Fußgängerwege ausgeschrieben sind. Nicht selten kommt es zu Konflikten zwischen Radfahrenden, Fußgängerinnen und Fußgängern und den Autofahrenden.

Dies sind nur einige Beispiele, die mir selbst als regelmäßiger Radfahrer eingefallen sind. Da ich selbst betroffen bin, möchte ich heute ein Projekt vorstellen, welches genau diesen Problemen (und mehr) auf den Grund gehen will. Dabei steht die vom Klimawandel bedrohte Umwelt im Vordergrund. Nur wenn Radfahren für alle Menschen attraktiver wird, kann damit ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.

STADTRADELN – radeln für ein gutes Klima „ist ein Wettbewerb, bei dem es darum geht, 21 Tage lang möglichst viele Alltagswege klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückzulegen. Dabei ist es egal, ob man bereits jeden Tag fährt oder bisher eher selten mit dem Rad unterwegs ist. Jeder Kilometer zählt – erst recht wenn man ihn sonst mit dem Auto zurückgelegt hätte“ (STADTRADELN - Darum geht es!).

Aber worum geht es genau? Anstatt die Menschen über die Vorteile des Radfahrens aufzuklären, sollen diese am eigenen Körper erfahrbar gemacht werden. Deshalb sollen so viele Personen wie möglich für 21 Tage auf das Fahrrad umsteigen. Die Ergebnisse der Aktion sollen aufzeigen, wie viele Menschen bereits mit dem Fahrrad unterwegs sind und dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Damit aber noch mehr Menschen dauerhaft vom Auto aufs Rad umsteigen, braucht es eine angemessene Radinfrastruktur, auf der sie schnell und sicher ans Ziel kommen. Um dieses Ziel erreichen zu können, werden Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker einbezogen. Diese sind die Befähigten und Entscheidungstragenden, wenn es um die passende Radinfrastruktur und damit verbunden den praktischen Klimaschutz vor Ort geht.

Die Aktion lädt dazu ein, selbst die Perspektive der Radfahrenden einzunehmen und Vorteile sowie Probleme am eigenen Leib zu erfahren. So lernen die Verantwortlichen, wo die Kommune bereits fahrradfreundlich ist und an welchen Stellen Nachbesserungsbedarf besteht. Um die Arbeit der Kommunalverwaltung zusätzlich verbessern zu können, wurde eine Bürgerbeteiligungsplattform (RADar!) ins Leben gerufen, um auf das Wissen und die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger zurückgreifen zu können.

Die Radfahrenden melden der Verwaltung Schlaglöcher, plötzlich endende Radwege oder unübersichtliche Verkehrsführungen und können diese direkt in einen digitalen Stadtplan eintragen. Durch die „STADTRADELN-App“ kann die Radverkehrsplanung vor Ort zusätzlich profitieren. Die anonym getrackten Strecken werden an der Technischen Universität in Dresden ausgewertet, aufbereitet und anschließend den betroffenen Kommunen und deren Verantwortlichen zur Verfügung gestellt, wie beispielsweise Geschwindigkeit, Radverkehrsfluss, Nadelöhr (vgl. ebd.).

Hintergrund der Aktion ist, dass das Auto lange Zeit die dominierende Kategorie im Bereich Mobilität war. Um Abgase zu vermeiden und damit verkehrsbedingte Umweltschäden zu reduzieren, muss sich dieses Verständnis schnell ändern. Eine willkommene Alternative ist dabei das Fahrrad. Die Verkehrswende muss zunächst im Kopf beginnen, um das Thema Radverkehr im öffentlichen Diskurs präsenter zu machen. STADTRADELN nimmt die Kommunen dabei in die Verantwortung und sorgt für überregionale und lokale Kommunikationsanlässe (vgl. ebd.).

Die zentralen Ziele sind die Vermeidung von Kohlendioxid-Emissionen sowie die Förderung des Radverkehrs. Laut dem Umweltbundesamt entstehen über 20% der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland im Verkehr (vgl. Umweltbundesamt, 2021).

„Im Jahr 2020 verursachten PKW und Motorräder 61% der Kohlendioxid-Emissionen im EU-weiten Straßenverkehr“ (Statistisches Bundesamt 2022).

Nach Hochrechnungen des Umweltbundesamt können durch Radverkehr und Fußverkehr rund 140g Treibhaus-Emissionen pro Personenkilometer im Vergleich zum PKW eingespart werden. Ein zusätzlicher Vorteil entsteht dadurch, dass gesundheitsschädigende Luftschadstoffe durch mehr Radverkehr verringert werden können (vgl. Umweltbundesamt 2021). Somit profitiert die Gesundheit der Bevölkerung gleich doppelt – mehr Bewegung und bessere Luft.

Dazu kommt, dass „in deutschen Großstädten 40-50% der Autofahrten über Strecken von weniger als fünf Kilometer Länge führen. Entfernungen, die auch gut mit dem Fahrrad zu bewältigen sind. Insgesamt könnten Schätzungen zufolge rund 30% der PKW-Fahrten in Ballungsgebieten durch Radverkehr ersetzt werden“ (Umweltbundesamt, 2021). 

Das „Bundesministerium für Digitales und Verkehr“ hat in einer Umfrage 2021 herausgefunden, dass zwischen 53% und 62% der Befragten der Meinung sind, dass die Politik im Ausbau von Fahrradwegen Nachholbedarf habe. Eine weitere Mehrheit spricht sich zudem für eine bessere Trennung von Radverkehr und PKW-Verkehr aus (vgl. BMDV, 2021). So kann nicht zuletzt Verkehrsfläche eingespart werden, womit weniger Böden versiegelt werden müssen.

Quellen:

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