Montag, 14. März 2022

Geplante Obsoleszenz am Beispiel von Apple

Jeder hat sie heutzutage in seinem Zimmer oder Haus. Die eine Schublade voller alter Handys, die sich im Laufe der letzten Jahre angesammelt haben. Allein in meinem Zimmer habe ich 7 Handys von verschiedenen Herstellern liegen, die ich in den letzten 10 bis 12 Jahren genutzt habe. Das entspricht einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von circa eineinhalb Jahren, bis es zu einer Neuanschaffung kommt. Das ist erschreckend kurz, da aber Neugeräte mittlerweile erschwinglich geworden sind, habe ich in der Vergangenheit nie wirklich darüber nachgedacht und mir fast jährlich ein neues Gerät angeschafft.

Die Frage, die sich stellt, ist, ob es an meinem schlechten Umgang mit den Smartphones liegt, dass sie nur kurz überleben, oder steckt dahinter vielleicht sogar ein System der großen Hersteller, das uns nach einem bestimmten Zeitraum zwingt, ein neues Gerät zu kaufen. Natürlich gab es bei mir den einen oder anderen Fall, in dem das Smartphone durch schlechten Umgang das Zeitliche gesegnet hat, doch in der Regel waren es tatsächlich plötzlich auftretende Fehler, die es mit der Zeit unbrauchbar gemacht haben.

Durch die mittlerweile geringen Anschaffungskosten von Smartphones macht eine Reparatur meist nur noch wenig Sinn, da diese meist zu aufwendig und teurer als das Endgerät selbst ist. Die Folge sind immer größer werdende Sammlungen von alten Smartphones und Elektrogeräten bei uns zuhause und immer größer werdende Müllberge aus Elektroschrott in Teilen der Welt, die weit weg von uns sind.

Ein Grund dafür liegt in dem Prinzip der „geplanten Obsoleszenz“, welches eine Strategie der großen Industriekonzerne ist, die mittlerweile in vielen Branchen fester Bestandteil ist und uns zu einem nie endenden Neukauf und Konsum „zwingt“. Ich möchte in dieser Arbeit am Beispiel von Apple beleuchten, was es mit dem Prinzip auf sich hat und warum gerade der Riesenkonzern Apple ein "Spezialist" der geplanten Obsoleszenz ist.

Was ist geplante Obsoleszenz?

Der Begriff besteht aus zwei Teilen, zum einen Obsoleszenz, was vom lateinischen Wort „obsolecere“ kommt und so viel heißt wie abnutzen oder veralten. (Reuß 2013, S. 10) Der Zusatz „geplant“ bedeutet in diesem Kontext, dass es sich hier nicht um eine natürliche Alterung oder Abnutzung handelt, sondern eine geplante und eingebaute Eigenschaft in einem Produkt, die es vorzeitig altern lässt und schließlich unbrauchbar macht. (Reuß 2013, S. 10)

„Vorzeitig heißt dabei, dass der eintretende Verschleiß nicht notwendigerweise im Material selber bedingt ist, sondern vom Hersteller bewusst für einen vorbestimmten Zeitpunkt eingeplant und entsprechend implementiert wurde.“ (Reuß 2013, S. 10)

Das hat zur Folge, dass in einem Produkt - egal ob Elektrogerät, Auto oder Küchengerät - Eigenschaften verbaut sind, die es altern lassen und den Konsumenten nach einer bestimmten Zeit zu einem Neukauf zwingen oder bewegen. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein, da es sich entweder um den Verschleiß von Bauteilen handeln kann oder auch eine beschleunigte Alterung durch neu einsetzende Trends und Updates durch Nachfolgemodelle. Es wird zwischen drei Arten von Obsoleszenz unterschieden:

  • "Funktionelle Obsoleszenz. D.h.: Ein vorhandenes Erzeugnis veraltet durch Einführung eines neuen, das seine Funktionen besser erfüllt.
  • Qualitative Obsoleszenz. D.h.: Ein Erzeugnis versagt oder verschleißt zu einem bestimmten geplanten, gewöhnlich nicht allzu fernen Zeitpunkt.
  • Psychologische Obsoleszenz. D.h.: Ein Erzeugnis, das qualitativ und in seiner Leistung noch gut ist, wird als überholt und verschlissen betrachtet, weil es aus Modegründen oder wegen anderer Veränderungen weniger begehrenswert erscheint."
    (Packard 1960 S. 33)

Die erste Art von Obsoleszenz scheint auf der Hand zu liegen, da sie im Grunde jede Innovation des technischen Fortschritts begleitet. Ein Beispiel ist die Automobilindustrie, die durch die Einführung des Automobils ältere Fortbewegungsmittel wie Pferd und Kutsche obsolet werden lässt, da die Fortbewegung mit dem Auto schneller und bequemer ist. Dieser Fall der Obsoleszenz ist im Grunde nichts Schlechtes, da sie eine zwangsläufige Begleiterscheinung des technischen Fortschrittes darstellt.

Anders sieht es bei der qualitativen Obsoleszenz aus, da es sich hier nicht um eine Verbesserung handelt, sondern um „Sabotage“. Es geht darum, eine geringere Haltbarkeit bzw. Lebensdauer durch eine geplante Fehlfunktion oder durch Verschleiß eines Bauteils zu erzeugen. Hier geht es dem Produzenten darum, durch eine geringere Haltbarkeit einen höheren Umsatz durch Neuanschaffungen zu generieren. (vgl. Reuß 2013; S. 51)

Die psychologische Obsoleszenz - im Englischen auch „obsolescence of desirability“ genannt - grenzt sich von den vorher genannten Arten ab, da es hier nicht um das Produkt geht, sondern um den Konsumenten. Es geht im Kern darum, Maßnahmen zu ergreifen, wie die Einführung einer neuen Produktserie bzw. Auflage, um den Kunden zu einer Neuanschaffung zu bewegen. Der Fokus liegt hierbei nicht auf der Veränderung des Materials durch Sabotage oder Innovation, sondern in der Beeinflussung der Psyche des Konsumenten. Ein großer Fokus liegt hierbei auf Marketing und Werbung, um bewusst die Psyche der Menschen zu erreichen und ein Bedürfnis bei den Kunden zu wecken. (vgl. Reuß 2013, S. 56).

„Die psychologische Obsoleszenz nimmt in gewisser Weise eine Sonderstellung ein. Zum einen wird sie ganz konkret eingesetzt, um Kunden dazu zu bringen, völlig intakte Geräte, Möbel, Kleidung u.a.m. auszumustern. Darüber hinaus bringt sie Menschen aber auch dazu, so etwas wie Obsoleszenz überhaupt zu akzeptieren.“ (Reuß 2013, S. 57)

Die genannten Arten von Obsoleszenz treten in der Praxis nicht selten in verschiedenen Kombinationen auf und sind daher oftmals nur schwer voneinander zu trennen, was es schwer macht, sie zu erkennen und zu entlarven. Die psychologische Obsoleszenz, mit ihrer genannten Sonderstellung, nimmt dabei die Funktion der Rahmenerzählung ein, die es möglich macht, alle Arten von Obsoleszenz in Produkte einzubetten und dem Kunden diese zu verkaufen. Ihre Wirkung ist deshalb so interessant, da bei ihr praktisch alle Fäden zusammenlaufen und sie die Menschen dazu bringt, die große Verschwendung mitzumachen und durch gezielte Emotionalisierung immer neue Kaufanreize schafft. (vgl. Reuß 2013, S. 57) Es ist wichtig zu betonen, dass die qualitative Obsoleszenz, sprich der vorzeitige materielle Verschleiß, gerade auf dem Gebiet der Elektroindustrie nicht die Hauptrolle spielt.

„Entscheidend dabei ist vielmehr die Verkürzung des Produktlebenszyklus. Jedes Jahr werden immer mehr Elektrogeräte auf den Markt geschwemmt, und bei all diesen Produkten ist im Großen und Ganzen eine enorme Beschleunigung bei dem Produktlebenszyklus festzustellen.“ (Reuß 2013; S. 57)

Das bedeutet, dass die Zeitspanne zwischen der Markteinführung von neuen Produkten/Serien und der Herausnahme von „alten“ Produkten auf dem Markt immer kürzer wird. Wie in der Praxis nun alle genannten Formen von Obsoleszenz auftreten und diese zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben, wollen wir uns nun am Beispiel von Apple anschauen.

Geplante Obsoleszenz bei Apple

Apple ist ein amerikanisches Hard- und Softwareunternehmen, das Computer, Smartphones und Unterhaltungselektronik sowie Betriebs- und Anwendungssoftware entwickelt und vertreibt. Es wurde am 1. April 1976 in Kalifornien gegründet und ist ein ständig wachsendes Unternehmen, das aktuell das zweitwertvollste Unternehmen auf der Welt ist mit einem Gesamtwert von 612 Billionen US Dollar.

Apple wird als "Vorbild" gesehen, wie es ein Konzern schafft, alle Arten der geplanten Obsoleszenz zu bedienen, um eine möglichst erfolgreiche Marketingstrategie zu fahren und jedes Jahr aufs Neue die neuen Produkte an die Verbraucher zu bringen.

„Heute wird die hohe Kunst, die Drehung an sämtlichen Schrauben der Obsoleszenz gewinnbringend zu orchestrieren, vorbildlich geführt von dem Konzern Apple.“ (Reuß 2013, S. 87)

Die Frage, die sich natürlich stellt, ist, wie es Apple durch Anwendung von verschiedenen Arten von Obsoleszenz, auf die ich später noch genauer eingehen werde, schafft, Jahr für Jahr die neuen Produkte, egal ob Iphone, Mac oder Ipad an so viele Konsumenten zu verkaufen.

Der Gründer von Apple, Steve Jobs, hatte früh erkannt, dass die Elektronikwelt reif war für eine Strategie der Jahresmodelle. Und zusätzlich dazu war er der Erste, der die Wichtigkeit des Design von technischen Geräte verstand. Somit war Apple die erste Firma, die nicht nur Arbeitsgeräte produzierte, sondern deren Produkte stylische Accessoires sein sollten, die man gerne präsentierte. (vgl. Reuß 2013, S. 87)

Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, war Apple einer der ersten Konzerne, der gezielt die psychologische Obsoleszenz einsetzte, um auch die qualitative und technische Obsoleszenz ihrer Produkte zu rechtfertigen, und somit sicher sein konnte, dass ihm ein großer Teil der Käufer treu zur Seite stehen wird. Ein Beispiel für die psychologische Obsoleszenz ist folgendes: „mit dem markenspezifischen kleinen „i“ davor suggerieren dem Konsumenten, als individuelle Nutzer Teil einer kreativen, hippen Community zu sein.“ (Reuß 2013, S. 88)

Es geht also im Grunde gar nicht mehr um das Produkt und dessen technische Features, sondern viel mehr darum, dass die Marke selbst den Käufer eintreten lässt in eine Art Gemeinschaft, die sich als besonders kreativ und hip bezeichnet und trotzdem das Individuum „I“ im Vordergrund stehen lässt. Durch den Kauf eines Apple-Produkts erhält der Nutzer also neben den technischen Features die Eintrittskarte in eine bestimmte soziale Schicht und wird Teil einer „besonderen Community“. Gutes Beispiel dafür ist folgendes:

„Man kann sogar kostenlos den eigenen Namen in sein Apple Gerät gravieren lassen.“ (Reuß 2013, S. 89)

Dadurch liegt natürlich auch der Gedanke nahe, dass durch diese Methode das signierte bzw. individualisierte Gerät für den „Secondhand“-Markt, d.h. die Nutzung durch einen Dritten unattraktiv gemacht wird, was schließlich wieder zu einem Kauf von einem neuen Apple-Gerät führt.

Apple schafft eine soziale Obsoleszenz, indem appelliert wird „an sein gesellschaftliches Statusbewusstsein, seinen Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit, die sich über ein bestimmtes Konsumverhalten definiert.“ (Reus 2013, S. 106) Es geht im Grunde also nicht mehr um das Produkt selber, sondern den Wunsch nach Zugehörigkeit, welches durch den Konsum von Apple-Produkten gestiftet wird.

„Wer einen Rollenverlust vermeiden möchte, wird die vorgegebenen Konsummuster hinnehmen und befolgen.“ (Zalles-Reiber, 1996)

Es geht den Apple-Nutzern, die sich Jahr für Jahr das neue Iphone kaufen, um mehr als nur „auf dem technisch neuesten Stand zu sein“, sondern vielmehr darum, ein Teil von etwas Großem zu sein.Es lässt sich nicht leugnen, dass Apple es zweifelsfrei geschafft hat, dass - egal wie viele Millionen Konsumenten jedes Jahr neue Apple-Produkte kaufen - ihre neuen Produkte als Symbol für Individualität und persönliche Freiheit gelten. (vgl. Reuß 2013, S. 89) Und damit, dass Jahr für Jahr die neuen Auflagen ihrer Produkte gekauft werden.

Nicht selten werden Aussagen getätigt wie „mein Ipod ist quasi ein Teil von mir“ und so kommt es, dass Apple sogar mit geplanter qualitativer Obsoleszenz durchkommt, da die Kunden einfach darüber hinwegschauen, um ihren Status nicht zu verlieren. Apple hat es durch diese Identifikation mit ihrer Marke und Marketingstrategie geschafft, eine Art „unentäuschbaren“ Kunden zu schaffen.

„Dessen Marketingstrategie hat eine Community loyaler Käufer hervorgebracht, die brav jedes neue Produkt der Marke erwerben - selbst wenn der eingeklebte Akku früh den Geist aufgibt und damit das ganze Gerät wertlos macht. Im Zweifelsfall schraubt man lieber die Ansprüche herunter als auf Produkte des Herstellers zu verzichten.“ (Reuß 2013, S. 168)

Das bedeutet im Grunde, dass Apple sich jeden Mangel in der Qualität erlauben könnte, ohne dabei den Kreis der Nutzer zu verlieren. Im Folgenden wollen wir uns ein Beispiel für qualitative Obsoleszenz bei Apple anschauen und was die Folgen für Kunden und Unternehmen sind.

Ein Beispiel dafür, dass Apple schon früh geplante Obsoleszenz als gezielte Strategie benutzte, war die Einführung des Ipod 2001, der anders als seine Konkurrenten von anderen Herstellern erstmals einen nicht-austauschbaren Akku besaß, der nicht so lange hielt wie angegeben. Nachdem der Konzern auf einzelne Kundenbeschwerden nicht eingegangen war und einfach eine Neuanschaffung empfohlen hatte, folgte im Jahr 2003 eine Sammelklage.

Es kam nie zu einem Urteil und einer kompletten Gerichtsverhandlung, was Apple zu diesem Zeitpunkt sehr recht war, da es nicht zu einem großen Imageschaden kam und das mediale Aufsehen gering blieb. Apple bot den Nutzern der Ipods eine Gutschrift für den Kauf eines neuen Apple-Produkts an und abhängig von der Garantielaufzeit wurde der Akku des Geräts ausgetauscht. (vgl. Reuß 2013, S. 19; Pete Cohen 2005) Der nicht-austauschbare Akku hat sich auch nach der Klage gehalten, mittlerweile ist er in nahezu allen Apple-Geräten ein fester Bestandteil.

Ein weiteres Element der geplanten Obsoleszenz sind die Updates der Software. So werden regelmäßig Updates der eigenen Betriebssoftware IOS für alle Apple-Geräte herausgegeben, natürlich in erster Linie, um neue Features für die Apple-Geräte zu bieten. Jedoch gibt es einige Berichte und Messungen, die belegen, dass ein Update der Betriebssoftware zu einer Leistungsdrosselung der „älteren“ Apple-Geräte führt, was wiederum zu einem Neukauf anregen soll.

Und so kam im Frühjahr 2017 das Update IOS 10.2.1 für alle Apple-Geräte, das gedacht war als Fehlerbehebung für die unerwartete Notabschaltung von IPhones der älteren Generation. Speziell die Modellversionen 6s und 7 hatten mit schwachen Akkuleistungen und daraufhin unerwarteten Notabschaltungen zu kämpfen. Nach dem Update kam es dann aber zu erheblichen Leistungsdrosselungen von einigen IPhones. (vgl. Becker 2020)

Und dieses Phänomen lässt sich auch auf andere Software-Updates und Generationen von IPhones übertragen, es handelt sich somit nicht um einen Einzelfall, sondern um den systematischen Versuch, ältere Geräte einer Produktreihe durch Software-Updates gezielt zu verlangsamen, sodass der Kunde zu einem Neukauf gedrängt wird. So kam es auch bei Softwareupdate IOS 11.2 (Release 02.12.2017), dass IPhone-Geräte ab der Version 7 zu Teilen deutlich langsamer wurden und Performanceprobleme hatten. (vgl. Becker 2017)

Zwischen den Releases der beiden Software-Updates lag nicht einmal ein Jahr. Das wiederum unterstreicht die These des immer kürzer werdenden Produktlebenszyklus, der gezielt von Apple gesteuert wird. Nicht nur durch die Einführung neuer Produkte, sondern auch durch die „geplante“ Verlangsamung soll die Nutzungsdauer geringer gehalten werden, um so Kaufanregungen für die neuen Produktserien zu schaffen.

Nun zu der Leistungsmessung eines IPhone 7 vor und nach den Updates des Betriebssystems IOS 11.2. Die Einheit hierfür ist der sogenannte „Geekbench 4 score“, der die Performance der Geräte misst. Die Ergebnisse (siehe hier) zeigen, dass sich die Werte des gleichen Gerätes nach dem Software-Update verschlechterten. Nach dem Update mit dem Betriebssystem IOS 10.2.1 hatte das IPhone eine stabile Performance um den „Geekbench“ 3500 herum. Nach dem Update auf das neuere Betriebssystem zeigte das IPhone jedoch deutliche Schwankungen in der Performance und Prozessorleistung. So wurden nach dem Update deutliche Schwankungen beim „Geekbench“ score von 2700, 2300 und teilweise nur noch 1800 gemessen, was fast der Hälfte der eigentlichen Prozessorleistung vor dem Update entspricht. (vgl Becker 2017)

Grund für die geringe Leistung sind auch die schwächer werdenden Akkuleistungen der älteren Geräte. Es ist nur in Teilen richtig, dass die Akkus durch die schwächere Leistung geschützt werden sollen. Durch den Energiesparmodus nach dem Update kommt es zur erheblichen Leistungsdrosselung der älteren Geräte. Jedoch sind die Leistungsschwankungen zu groß, um sie nur auf einen Schutz der Batterie bzw. Akkuleistung zurückzuführen. Zwar wurde ein plötzliches Abschalten der Geräte behoben, jedoch werden alle Nutzer nach dem Update eine geringere Leistung und Performance ihres Gerätes wahrnehmen. Was wiederum zu dem Schluss führen könnte, das IPhone-Nutzer nach dem unscheinbaren Auftreten der Performanceleistung sich dazu entscheiden, ein neues Gerät zu kaufen, oder gar dazu gezwungen werden. (vgl. John Pole 2017) Demnach liegt hier ein klarer Fall von geplanter Obsoleszenz bei Apple vor.

Zum Schluss wollen wir uns noch ein Beispiel für geplante Obsoleszenz von Apple beim Thema Zubehör anschauen. Als Beispiel hierfür eignet sich sehr gut der von Apple eigens entwickelte „Apple Pen“, den es mittlerweile schon in zwei Generationen gibt. Der Apple Pen 1 wurde 2015 veröffentlicht und 3 Jahre später kam der Apple Pen 2.

Grundsätzlich ist an einem Update von Zubehör nichts auszusetzten, da der neue Apple Pen mit neuen Funktionen und kabellosem Laden auf den Markt kommt. Der Haken ist jedoch, dass der neue Apple Pen nicht mit älteren IPad-Versionen kompatibel ist und somit der Kunde auch hier „geplant“ zu einem Neukauf gedrängt wird. So ist der Apple Pen 2 nur für die neusten Auflagen der IPad-Serien verwendbar.

Damit drängt Apple den Kunden nach dem Kauf eines Neugeräts der IPad-Serie automatisch auch zu einem Neukauf von Zubehör - in diesem Fall des Apple Pen 2 -, da das alte Zubehör geplant nicht mehr kompatibel mit den neuen Geräten ist. Grund dafür ist, dass bei den neuen Geräten auf den alten „lightning port“ verzichtet wurde, was es nun nicht mehr möglich macht, den Apple Pen 1 mit diesen Geräten zu koppeln. Zum zweiten wird der Kunde auch zum Neukauf eines Gerätes gedrängt, wenn er die neuen Funktionen des Apple Pen 2 nutzen möchte. (vgl. Brecher 2018)

Damit kann man auch hier von einem klaren Fall von geplanter Obsoleszenz im Bereich des Zubehörs bei Apple sprechen, da das ältere Zubehör geplant nicht mehr nutzbar ist für aktuelle Produktreihen und der Kunde, sofern er nicht auf die Nutzung von Zubehör und neuen Features verzichten kann, zu einem Neukauf gedrängt wird.

Folgen der geplanten Obsoleszenz für die Umwelt

Wir haben uns jetzt anhand von Apple angeschaut, wie Konzerne gezielt unsere gekauften Produkte vorzeitig altern lassen. Die immer geringer werdende Nutzungsdauer der Elektrogeräte hat natürlich zur Folge, dass diese langfristig auf dem Müll landen und das mit immer größeren Folgen für uns Konsumenten und speziell unsere Umwelt.

So kommt es, dass wir uns in einem ständigen Kreislauf von Kaufen und Wegwerfen befinden, wobei der Lebenszyklus der Geräte immer kürzer wird, was diesen Prozess immer weiter beschleunigt. So kommen allein in Deutschland jährlich 2,4 Millionen Tonnen Müll zusammen und dabei ist der Elektromüll, vom dem jeder von uns im Schnitt 20 Kilogramm produziert, noch nicht dabei. (vgl. Kemna 2012)

Das „alte Smartphone“ beispielsweise kommt nicht wie angedacht zu einer Sammelstelle, sondern landet erst für ein paar Jahre in einer Schublade und wird dann zu Schrott. So fallen weltweit bis zu 50 Millionen Tonnen Elektroschrott an, was natürlich eine immense Belastung unserer Umwelt ist. Ein Großteil davon wird nicht recycelt, sondern im normalen Müll entsorgt. Somit werden Ressourcen im Wert von zwei Milliarden Euro jährlich vernichtet. (vgl. Kemna 2012) Dieses Problem ergibt sich nicht zuletzt durch die verschiedenen Arten der geplanten Obsoleszenz.

„Wo permanent neu produziert, gekauft, weggeworfen und neu gekauft werden muss, wachsen die Müllberge und schwinden irgendwann die Ressourcen.“ (Reuß 2013, S. 114)

So landet jedes Jahr eine große Menge an Ressourcen nach nur kurzer Nutzungsdauer auf Müllkippen weltweit und werden zur Belastung für Mensch und Umwelt. Allein „die 1,5 Milliarden Handys, die 2010 weltweit verkauft wurden, enthalten zusammen rund 14 Tonnen Palladium, 36 Tonnen Gold und 375 Tonnen Silber.“ (Nordmann 2015) Davon wird nur ein erschreckend geringer Teil wiederwendet bzw. recycelt.

„So kommen nur ein Prozent der Handys bei Recyclingfirmen an. Der Rest landet in heimischen Schubladen, im Hausmüll oder illegal auf Müllkippen in Asien und Afrika.“ (Geyer 2011)

So werden Unmengen an Ressourcen verbraucht und letzten Endes zu Müll gemacht. Achtzig Prozent des Elektroschrotts landen in China, Pakistan, Indien oder Westafrika. Und das Ganze hat einen schlimmen Kreislauf zur Folge. Denn

„auf der einen Seite werden in der sogenannten Dritten Welt für Gold, Silber, Coltan und andere wertvolle Stoffe ganze Berge abgetragen, (..) und auf der anderen Seite kommt ein Großteil davon in Bergen von Zivilisationsmüll wieder zurück, um auf illegalen Müllkippen abgeladen zu werden.“ (Reuß 2013, S. 114)

Ein ziemlich unfairer Kreislauf, von dem wir als Verbraucher nur selten etwas mitbekommen. Das zeigt relativ deutlich, dass Menschen, die nichts mit unserem Konsum zu tun haben, mit den Konsequenzen unserer Wegwerfgesellschaft, wie den immer größeren Müllbergen und der damit verbundenen Verschmutzung von Trinkwasser und Flüssen, zu kämpfen haben. Eine weitere Folge sind die gesundheitlichen Folgen für die Menschen, die darauf angewiesen sind, die Ressourcen aus dem Elektroschrott zu lösen. Sie sind giftigen Dämpfen ausgesetzt, die während des Schmelzens und der Gewinnung der seltenen Rohstoffe aus dem Elektroschrott hervorgehen. Der Ausblick in die Zukunft sieht nicht besser aus. So rechnet das UN-Umweltprogramm mit deutlichen Zuwachsraten:

„Bis 2020 werde sich der Elektroschrott in China und Südafrika im Vergleich zu 2007 vervierfachen, in Indien verfünffachen. In afrikanischen Ländern wie dem Senegal oder Uganda könne der Zuwachs sogar das Achtfache betragen.“ (Bojanski 2010)

Zum Schluss gilt es noch, auf ein weiteres Problem aufmerksam zu machen. Durch die immer schnellere und größere Produktion von Smartphones, auch bedingt durch geplante Obsoleszenz, werden Unmengen an Ressourcen verbraucht. So gilt es einen Irrtum aus dem Weg zu räumen, der folgendermaßen ganz gut zusammengefasst wird: „Miniaturisierung ist keine Entmaterialisierung“.

„So wird bei der Herstellung eines Mikrochips das 630-fache seines Gewichts an fossilen Brennstoffen verbraucht (...), ein zwei Gramm schwerer Mikrochip verbraucht schon mehr als 1,1 Liter Erdöl.“ (Reuß 2017; S. 121).

Das Beispiel verdeutlicht sehr gut, wie viel Energie und Ressourcen in einem technischen Gerät wie dem Smartphone stecken. Wir Konsumenten lassen uns doch von unserem ersten Eindruck gerne täuschen, dass in den immer kleiner werden Geräten auch weniger Ressourcen verbraucht werden. Doch das Gegenteil ist der Fall, da die Smartphone-Produktion enorm zu Lasten der Umwelt und Ressourcen geht.

Ausblick / Fazit

Wir haben uns jetzt angeschaut, welche Folgen unser Konsumverhalten für Teile der Welt hat. Die genannten Folgeprobleme, wie immer größer werdende Müllberge, Verschmutzung der Umwelt und steigender Ressourcenverbrauch werden auch durch die geplante Obsoleszenz, die in vielen unserer Konsumgüter steckt, vorangetrieben.

Letztlich liegt es aber auch an unserem Verhalten und Denken selbst. Das Grundproblem ist und bleibt das unerschütterliche Festhalten an der Notwendigkeit von Wachstum, das tief in unseren Köpfen verankert ist. Und „die geplante Obsoleszenz markiert darüber hinaus aber auch die Schnittstelle eines großen Dilemmas, das das Leben in einer Konsumgesellschaft mit sich bringt.“ (Reuß 2018, S. 11) Denn es geht um den Konflikt des nie endenden Wachstums, verbunden mit einer höheren Produktion und steigenden Umsätzen, und auf der anderen Seite sehen wir die immer größer werdenden Müllberge und schwindenden Ressourcen auf der Welt.

Es muss ein Umdenken in unserer Gesellschaft und den Köpfen der Menschen geben, dass es nicht zwangsläufig um Wachstum geht, wie beispielsweise die ständige Anschaffung der neuesten technischen Geräte. Dieses Denken sollte auch bei den Unternehmen ankommen, die langlebigere Produkte herstellen müssen, bei denen es die Möglichkeit geben muss, diese zu reparieren. Jedoch wird die Abhängigkeit unserer Wirtschaft hier gut deutlich:

„Das Ende der geplanten Obsoleszenz ist das Ende des Wachstums, und das Ende des Wachstums ist das Ende der Welt.“ (Reuß 2018, S. 72)

Es hört sich überspitzt an und dennoch zeigt es ganz gut, wie notwendig die geplante Obsoleszenz für jedes Unternehmen ist, um zu wachsen. Es muss immer eine Nachfrage an Gütern geben, die gesättigt werden kann, da es für Unternehmen sonst nicht weitergeht. Grundsätzlich sehr einleuchtend und dennoch erschreckend, in was für einem Dilemma die Unternehmen stecken, deshalb ist es umso wichtiger, dass ein Umdenken bei uns Menschen weg von dem „mehr“ und wachsen stattfinden muss.

Wir sollten uns eigentlich bei jeder Neuanschaffung die Frage stellen: „Brauche ich das wirklich?“ Und wenn ja: “Brauche ich es jetzt sofort?“ Auch so würden wir vielleicht unser Konsumverhalten ändern und die geplante Obsoleszenz nicht mehr unterstützen. So lassen sich in Zukunft vielleicht Szenen vermeiden, bei denen Menschenmassen verzweifelt versuchen, am „Release-Tag“ ein Iphone zu ergattern. Das Ganze ist natürlich einfacher gesagt als getan, denn

„sich aus dem Teufelskreis der geplanten Obsoleszenz auszuklingen, kann bedingen, dass man sich zumindest teilweise auch aus der gewohnten Logik der Konsumgesellschaft ausklinkt.“ (Reuß 2018, S. 188)

Keiner von uns möchte seinen „Part“ in der Gesellschaft verlieren, wir müssen also dahin kommen, dass Konsumgüter wie Handys nicht als „cool“ oder Indiz dienen, um Teil einer Gesellschaft zu sein und mit einem bestimmten Rang verbunden sind. Nur dann kann es uns gelingen, uns aus den Zwängen der geplanten Obsoleszenz zum Wohl unserer Gesellschaft und unserer Erde zu befreien.

Literaturverzeichnis 

  • Julia Nordmann u.a. (2015): Die Rohstoff-Expedition. Entdecke, was in (d)einem Handy steckt!, 2. Auflage, Springer Verlag.
  • Jürgen Reuß / Cosima Dannoritzer (2013): Kaufen für die Müllhalde. Das Prinzip der Geplanten Obsoleszenz, orange-press.
  • Manuel Zalles-Reiber (1996): Produktveralterung und Industrie-Design, Akademischer Verlag.

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