In Zeiten, in denen allein in Deutschland die
Fridays For Future-Bewegung am 20. September 2019 1,4 Millionen Menschen mobilisieren konnte und weltweit in vielen verschiedenen Ländern für das Klima gestreikt wurde, scheint es, als wäre eine Wende unumgänglich (vgl. dpa 2019). Ironischerweise wurde am gleichen Tag das Klimaschutzprogramm von der Bundesregierung verabschiedet. Das Programm scheint eher ein verzweifelter Versuch zu sein, überhaupt eine Einigung zu erreichen. Die Wichtigkeit des Klimaschutzes kommt in dem Programm nicht zum Tragen, als Beispiel könnte man hierfür die
fehlenden Zielvorgaben in Zahlen anführen.
Doch können wir so weiterleben? Wohl kaum, wenn man den Zahlen der Wissenschaftler*innen glauben mag. So haben wir bereits am 29.07.2019, drei Tage früher als im Vorjahr, die Ressourcen verbraucht, die unsere Erde innerhalb eines Jahres erneuern könnte (vgl.
Umweltbundesamt 2019). Führen wir Deutschland als Beispiel an, leben wir bereits seit dem 3. Mai 2019 auf Pump, und würde jede*r so Leben wie wir, bräuchten wir mehr als drei Erden (vgl. ebd.). Fest steht, es muss sich etwas ändern. Die Frage ist, was steht dem Klimaschutz entgegen? Eine logische Antwort wäre: die Wirtschaft, aber kann man eine Wirtschaft auch so ausrichten, dass sie den Planeten nicht zerstört?
Was ist eigentlich Ökonomie und ist das wichtig?
Kate Raworth, eine britische Wirtschaftswissenschaftlerin, beginnt ihr Buch damit, zu erklären, was Ökonomie überhaupt ist. Denn ihr Ziel ist, dass nicht nur Studierende der Wirtschaftswissenschaften ihr Buch verstehen, denn in jede*r von uns schlummert ein*e Ökonom*in. Ökonomie wird als „Kunst der Haushaltsführung" (Raworth 2017, S. 13) bezeichnet. Die Wirtschaftslehre ist wahnsinnig einflussreich und es ist uns in vielen Bereichen nicht bewusst, wie sehr wir von ihr beeinflusst werden.
Egal welche Ausbildung oder welches Studium wir anstreben, immer gibt es Anknüpfungspunkte mit der Ökonomie. Als Beispiele führt Raworth die Sprache und Denkweisen an, die die Theorie vermittelt (vgl. Raworth 2017, S. 17). Die Wirtschaftslehre sei die „Muttersprache der öffentlichen Ordnung, die Sprache des öffentlichen Lebens und die Geisteshaltung, welche die Gesellschaft formt“ (Raworth 2017, S. 15). Sie kritisiert, dass die Theorien längst überholt und widerlegt seien:
„Der Weg der Menschheit wird von den politischen Entscheidungsträgern, den Lehrern, Journalisten, Gemeinschaftsorganisationen, Aktivisten und Wählern bestimmt werden, die heute ihre Ausbildung erhalten. Doch diese Bürger des Jahres 2050 werden in einer Geisteshaltung erzogen, die aus Lehrbüchern aus den 1950er-Jahren stammt, die auf Theorien von 1850 beruhen“ (Raworth 2017, S. 17).
Sie appelliert an jeden, die Ökonomie neu zu denken, denn so wie die Zusammenhänge, unsere Werte und Ziele ständig im Wandel sind, so muss sich auch die Ökonomie ständig verändern (vgl. Raworth 2017, S. 33). Doch Vorsicht ist geboten, denn es gibt nicht die eine richtige Ökonomie, sondern wir müssen eine Ökonomie erschaffen, die uns nützt und uns hilft, unsere Ziele zu verfolgen, und jedes Modell, das wir erschaffen, ist immer nur ein Modell, eine Vereinfachung der Wirklichkeit (vgl. ebd.). Die Frage, ob Ökonomie für uns relevant ist, lässt sich relativ leicht mit ja beantworten, und der folgende Text wird noch zeigen, in welchen Bereichen die Ökonomie eine Rolle spielt.