Freitag, 24. Oktober 2025

Grundlegendes zum Nachhaltigkeitsseminar

Ein Beitrag von Alia Negendank

Wie können wir ein gutes Leben führen, ohne die natürlichen Grundlagen unseres Planeten zu zerstören? Um dieser Frage nachzugehen, beschäftigen wir uns im Seminar "Nachhaltigkeit: Klima, Wachstum, und das gute Leben" mit 3 Themenkomplexen.

  • Teil 1: Das gute Leben - hier geht es darum, was Menschen brauchen, um ein erfülltes Leben zu haben. Dabei steht im Mittelpunkt Glück, Resonanz, Beziehungen und Basisgüter.
  • Teil 2: Problemdiagnose - hier beschäftigen wir uns mit den Themen Wachstumsfixierung, Ungerechtigkeit, Artensterben, mit Problemen der Umweltpolitik und mit zwei zentralen Konzepten zur Charakterisierung unserer Gesellschaft: Konsumgesellschaft und Externalisierungsgesellschaft.
  • Teil 3: Lösungsansätze - nach der Diagnose betrachten wir Wege in eine nachhaltige Zukunft. Wir schauen uns dafür unterschiedliche Ansätze an: EU-Emissionshandel, den Green New Deal, den Schutz von Mooren und Wäldern oder technologische Ideen wie Geoengineering.

Begriff Nachhaltigkeit: Der Begriffsursprung stammt aus der Forstwirtschaft zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Hans Carl von Carlowitz. Er wollte nicht mehr Holz schlagen, als nachwächst. Damit legte er den Grundstein für Nachhaltigkeit, da er erkannte, dass der Wald dauerhaft bestehen muss.

Was ist eine nachhaltige Gesellschaft? Unser zentrales Ziel ist eine nachhaltige Gesellschaft. Aber was heißt das überhaupt? Eine nachhaltige Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich selbst erhalten kann. Das bedeutet, sie besteht über einen längeren Zeitraum und die Ressourcen werden schonend genutzt. Der richtige Umgang mit Müll, die Wiederverwendung von Ressourcen (Recycling, Upcycling...) spielen hierbei eine wichtige Rolle. Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Trend – sie ist ein radikales Konzept. Eine nachhaltige Gesellschaft denkt an zukünftige Generationen, denn Nachhaltigkeit ist ein intergenerationelles Konzept. Wir müssen verantwortungsvoll handeln und dafür sorgen, dass die zukünftigen Generationen ein gutes Leben führen können. Dies wurde auch im Brundtland-Bericht 1987 „Our Common Future“ so das erste Mal international definiert und bildet seither die Grundlage.

Donut-Ökonomie: Kate Raworth visualisierte erstmals das Prinzip einer nachhaltigen Gesellschaft (Grafik siehe hier, weitere Informationen hier). Das Modell besteht aus zwei Kreisen ähnlich wie ein Donut. Der innere Kreis steht für das soziale Fundament. Er beschreibt, was Menschen für ein gutes Leben brauchen - dazu zählt Nahrung, sauberes Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Der äußere Kreis befasst sich mit ökologischen Grenzen des Planeten. Er zeigt die Belastungsgrenze, die wir nicht überschreiten dürfen. Themen wie Klimawandel, Artenvielfalt und Wasserverschmutzung spielen hierbei eine Rolle. Das Ziel der Donut-Ökologie ist es, innerhalb beider Ringe zu bleiben.

Warum funktioniert nachhaltige Entwicklung in der Realität oft nicht? Die Ziele sind klar, doch in der Praxis stoßen wir auf mehrere Hindernisse. Ein zentraler Punkt ist, dass wir sehr wachstumsfixiert sind und viel zu viele Güter konsumieren. Viele Menschen konsumieren weit mehr Güter als sie brauchen. Der Wunsch nach Wohlstand und gutem Leben führt dazu, dass materielle Gegenstände einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft haben. Heutzutage ist es fast schon ein Trend, immer das neueste Handy oder die angesagtesten Klamotten zu haben. Diese Konsumgüter verschaffen uns einen gewissen Status in der Gesellschaft.

Ein weiteres Problem liegt bei der Verteilung der Verantwortung. Die meisten Mensch sehen die Verantwortung nicht bei sich. Sie denken: „Wenn ich allein mein Verhalten ändere, etwa aufs Fahrrad umsteige, während alle anderen weiterhin das Auto nutzen, bringt das nichts.“ Aus diesem Grund handeln sie nicht nachhaltig, sondern passen sich dem Verhalten der Mehrheit an. Hinzu kommt, dass nachhaltiges Handeln oft keine sofortige Belohnung bringt. Die positiven Auswirkungen zeigen sich meist erst nach vielen Jahren, was es schwierig macht, sich schon heute dafür zu engagieren.

Solange wir in der individuellen Verantwortung verharren, wird sich nichts ändern. Denn die individuelle Verantwortung reicht nicht aus, um das große Ganze zu verändern. Hier kommt die Klimapolitik ins Spiel, denn wirkliche Veränderungen sind nur auf politischer Ebene möglich. Doch auch hier stoßen wir leider auf einige Hindernisse. Es bleibt wenig Aufmerksamkeit und Zeit für Nachhaltigkeit, denn oft gibt es andere Probleme die als wichtiger empfunden werden. Außerdem verursacht Nachhaltigkeit einige Kosten, die niemand übernehmen möchte. Viele Politiker fürchten, dadurch unpopulär zu werden und so Stimmen zu verlieren und nicht wiedergewählt zu werden.

Abschließend wird deutlich, dass Nachhaltigkeit weit mehr bedeutet als nur Umweltschutz. Sie fordert ein Umdenken in unserem Verhalten, unserem Konsum und unserer Vorstellung von Wohlstand. Wenn wir lernen, achtsam mit Ressourcen umzugehen und soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte miteinander zu verbinden, können wir eine lebenswerte Zukunft gestalten. Ein gutes Leben ist dann möglich, wenn es nicht auf Kosten anderer Menschen oder der Natur geht.

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