Ein Beitrag von Laura-Sophie Hägenläuer
"Gemeinsam machen wir Nachhaltigkeit zur normalsten Sache der Welt." Dieser Satz aus der Aldi-Werbung klingt zunächst inspirierend, aber was steckt wirklich dahinter? Ist Nachhaltigkeit heute mehr als ein Label, das man auf die Verpackung druckt? Heute hatte ich an der Uni ein spannendes Seminar über das Thema Nachhaltigkeit. Anfangs dachte ich, es geht nur um den Umweltschutz. Doch schnell wurde klar, dass der Begriff weit über reinen Umweltschutz hinausgeht. Aber was heißt es eigentlich, nachhaltig zu sein?
Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft aus dem Jahr 1713. Geprägt wurde er von Hans Carl von Carlowitz, der das Prinzip formulierte, nur so viel Holz zu schlagen, wie auch wieder nachwächst. Zu dieser Zeit wurde das Holz insbesondere zum Heizen und Verhütten verwendet. Durch den steigenden Bedarf wurden jedoch immer mehr Wälder abgeholzt, sodass die Bestände stark zurückgingen. Carlowitz wollte dem entgegenwirken und forderte eine nachhaltige Nutzung des Waldes. Um die Versorgung in der Zwischenzeit zu sichern, griff man zusätzlich auf Kohle als Energiequelle zurück.
Während Hans Carl von Carlowitz mit seinem Prinzip vor allem den Erhalt natürlicher Ressourcen, insbesondere der Wälder, im Blick hatte, greift der Brundtland-Bericht von 1987 diese Idee auf und führt sie weiter. Aus dem Gedanken der reinen Ressourcenschonung wird ein umfassender Ansatz: „sustainable development“, also nachhaltige Entwicklung.
„Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“ (Brundtland-Bericht)
Damit verschiebt sich der Fokus von einem Prozess, der darauf abzielt, Bestehendes zu bewahren, hin zu einem Prozess, der auf Veränderung, Weiterentwicklung und die nachhaltige Gestaltung der Zukunft gerichtet ist. Nachhaltigkeit bedeutet also im Grunde viel mehr: Sie ist ein ganzheitliches Konzept, das immer Ökologie, Ökonomie und Soziales gemeinsam in den Blick nehmen sollte. Doch wie hat sich diese Idee auf internationaler Ebene durchgesetzt?
Der Begriff der ,,nachhaltigen Entwicklung“ erhielt durch die Rio-Konferenz („Erdgipfel“) 1992 erstmals eine klare politische Bedeutung. In Rio wurde das Konzept der nachhaltigen Entwicklung als internationales Leitbild anerkannt (siehe: https://www.bmz.de/de/service/lexikon/un-konferenz-fuer-umwelt-und-entwicklung-rio-konferenz-1992-22238).
Ein weiterer Meilenstein, um die Idee auf internationaler Ebene durchzusetzen, war das Pariser Klimaabkommen von 2015. Hier verpflichteten sich fast alle Staaten der Welt, den Klimawandel einzudämmen. Im Mittelpunkt steht das sogenannte 1,5-Grad-Ziel: Staaten wollen die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzen (siehe: https://www.bmz.de/de/service/lexikon/klimaabkommen-von-paris-14602).
Eine anschauliche Vorstellung davon, wie eine nachhaltige Gesellschaft aussehen könnte, liefert Kate Raworth mit ihrem Konzept der „Donut-Ökonomie“:
Donut-Ökonomie von Kate Raworth: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Doughnut_(economic_model).jpg |
Der Innenring des Donuts steht für das soziale Fundament, also die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen, wie z.B. Wohnen, Wasser, Bildung oder Gesundheit. Der Außenring markiert die planetaren Grenzen, die die Erde nicht überschreiten darf. z.B. beim Klimawandel. Der Bereich dazwischen, der sogenannte „sichere und gerechte Raum“, zeigt den Spielraum, in dem Menschen gut leben können: Hier sind die Grundbedürfnisse erfüllt, ohne dass die ökologischen Grenzen überschritten werden.
Doch was in der Theorie so leicht klingt, ist in der Praxis leider nicht immer so einfach umzusetzen. Obwohl viele Menschen in Deutschland die Möglichkeit hätten, nachhaltig zu leben, sind sie weiterhin in einem übermäßigen Konsumverhalten gefangen. Niemand von uns braucht ständig das neueste iPhone oder jeden Monat ein neues Paar Schuhe. Doch obwohl wir die Folgen unseres Konsums kennen, handeln wir oft nicht danach.
Zusammenfassend möchte ich dazu anregen, dass jede*r sein Konsumverhalten überdenken sollte! Auch kleine Taten bewirken Großes: Wenn wir zum Beispiel weniger Plastik verwenden oder mit dem Fahrrad zur Uni fahren, können wir gemeinsam die Welt nachhaltiger gestalten.