Sonntag, 10. Mai 2020

Das gute Leben (I): Harvard-Studie



Der folgende, kollaborativ im Rahmen des coronabedingten Online-Semesters verfasste Text fasst die zentralen Aspekte des TED-Talks von Robert Waldinger zur Harvard-Studie zusammen. Hierzu gibt es zunächst einen Abschnitt zu Besonderheiten und Inhalt der Studie, anschließend werden die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse zusammengefasst.

Besonderheiten der Studie

Die größte Besonderheit der Harvard-Studie liegt in ihrer Durchführungsdauer. Die bereits seit 1938 laufende Studie ist die längste Studie über das Erwachsenenleben, die je durchgeführt wurde. Eine weitere Besonderheit liegt in ihrer unbegrenzten Dauer. Rein theoretisch ist es möglich, die Studie unbegrenzt fortzuführen. Mittlerweile befindet sich die Studienleitung in der vierten Generation. Von den ersten 724 männlichen Probanden sind heute noch 60 am Leben und circa 90 Jahre alt. Die Studie wurde weitergeführt, indem nun die mehr als 2000 Kinder dieser Männer weiter befragt werden. 

Inhalt der Studie

Zwei Gruppen von Männern wurden befragt: Junge Männer der »greatest generation«, die an der Harvard-Universität studierten, sowie Männer aus den ärmsten Vierteln Bostons. Zu Studienbeginn gab es Interviews mit den Teilnehmern, ärztliche Untersuchungen und Hausbesuche zur Befragung der Eltern. Während die Boston-Jungs häufig die Frage stellten, wieso sie immer weiter interviewt werden – ihr Leben sei ja schließlich nicht spannend, stellten sich die Harvard-Jungs diese Frage nie.

Inhalte der Studie waren Fragen zur Arbeits- und Familiensituation oder der eigenen Gesundheit. In einem zweijährigen Abstand bekommen die Männer neue Fragen und beantworten diese in ihrem eigenen Wohnzimmer. Auch Ehefrauen, Kinder und Ärzte – um die gesundheitliche Konstitution des Probanden festzuhalten – werden miteinbezogen.

Forschungsvorgehen und -methoden sind interdisziplinär und divers, das Datenmaterial und die Ergebnisse sind somit sehr umfangreich und übergreifend. Das »gute Leben« wird also nicht nur von einem einzelnen Faktor ausgehend gemessen, sondern anhand vieler Aspekte (Gesundheit, Psyche, Soziales Netzwerk, Kommunikation/Interaktion, Wohlstand und viele mehr).

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie

Die Studie führt zu diversen Ergebnissen, besonders sticht jedoch ein Aspekt hervor, nämlich die positive Wirkung von gesunden und starken Beziehungen. Es stellt sich heraus, dass die Männer, die starke Beziehungen in ihren Familien oder im Freundeskreis pflegen, im Alter eine deutlich höhere Zufriedenheit, ein besseres Wohlbefinden und ein besseres Erinnerungsvermögen aufweisen. Hierbei spielt nicht die Quantität, sondern die Qualität dieser Beziehungen eine große Rolle. Dies wird weiter dadurch definiert, dass „gute“ Beziehungen nicht immer reibungslos verlaufen müssen. Ausschlaggebend sind die Verlässlichkeit und der Zusammenhalt.

Die Studie zeigt ebenso, dass sich das Fehlen von solchen intakten sozialen Netzwerken in gleichem Maße negativ auswirken kann. Menschen, die weniger Sozialkontakte haben als von ihnen gewünscht, fühlen sich unglücklicher, ihr Gesundheitszustand und ihre Gehirnfunktionen verschlechtern sich eher und sie haben eine geringere Lebenserwartung. Zudem zeigt sich, dass emotionaler Schmerz körperliche Schmerzen verstärken kann.

Daraus ergibt sich als zentrales Ergebnis, dass Vertrauen und Verlässlichkeit in sozialen Beziehungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem glücklichen Leben führen können. Um dies zu gewährleisten, ist es also wichtig, Beziehungspflege zur Lebensaufgabe zu machen. Streben nach Macht, Ruhm oder Reichtum dagegen sind sekundär. Ab einem gewissen Niveau macht mehr Wohlstand nicht glücklicher.

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