Saudi-Arabien erlebt einen tiefgreifenden Wandel und steht vor großen Herausforderungen, die weit über sein traditionelles Image als Ölexporteur hinausgehen. Das Land, das über Jahrzehnte hinweg stark von der Ölförderung abhängig war und noch immer ist, steht vor besonderen Herausforderungen im Kontext der Nachhaltigkeit. Im Zeitalter von globaler Erwärmung, Ressourcenknappheit und Umweltzerstörung gewinnt das Konzept der Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung.
Es ist daher von großer Relevanz, sich mit den Bemühungen und Initiativen einzelner Länder auseinanderzusetzen, die darauf abzielen, ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit zu fördern. Mit seinem "Vision 2030"-Programm hat das Königreich ambitionierte Ziele formuliert, um seine Wirtschaft zu diversifizieren und nachhaltige Entwicklung zu fördern (vgl. Benlaria et al., 2022).
Diese Arbeit zielt darauf ab, die verschiedenen Nachhaltigkeitsprojekte des Landes darzustellen, zu analysieren und kritisch zu bewerten. Zu Beginn wird Saudi-Arabiens Standpunkt in der Welt als Ölexporteur beleuchtet. Des Weiteren werden die Herausforderungen, die bei der Umstellung auf nachhaltige Projekte entstehen, erörtert. Im Anschluss werden die Potenziale und Strategien für eine nachhaltige Energiezukunft vorgestellt.
Saudi-Arabiens Standpunkt in der Welt (Ölexporteur)
Saudi-Arabien ist als einer der weltgrößten Ölexporteure bekannt, dessen Wirtschaft traditionell stark von der Erdölindustrie abhängig ist. Als eines der führenden Ölexportländer nimmt Saudi-Arabien eine bedeutende Rolle in der globalen Wirtschaft und Energiepolitik ein. Der Reichtum des Landes, der auf den umfangreichen Ölvorkommen beruht, hat das Land nicht nur zu einem wirtschaftlichen Schwergewicht gemacht, sondern auch zu einem Schlüsselakteur auf der geopolitischen Bühne.
Die Einnahmen aus dem Ölexport bilden die Stütze der Staatsfinanzen und ermöglichen es dem Land, umfassende Infrastrukturprojekte zu finanzieren und soziale Programme zu unterstützen. Jedoch ist Saudi-Arabien stark von den Schwankungen des globalen Ölpreises abhängig, was die Wirtschaft anfällig für externe Einflüsse macht.
Mit einem Anteil von rund 42 % am Bruttoinlandsprodukt ist der Erdölsektor ein entscheidender Faktor für die Wirtschaft des Landes (vgl. Alghamdi et al., 2020). In der Vergangenheit trug der Ölreichtum zur Entwicklung verschiedener Wirtschaftsstrukturen bei und ermöglichte es dem saudischen Staat, seine umfassenden Sozialleistungen zu finanzieren (vgl. Henrich, 2023, S. 197).
Die Notwendigkeit, sich von der Öl-Abhängigkeit zu lösen, wurde insbesondere durch die Ereignisse im September 2019 verdeutlicht, als zwei Erdölanlagen der Firma ARAMCO durch Drohnenangriffe beschädigt wurden, wodurch das Königreich kurzzeitig 60 % seiner Produktionskapazitäten verlor (vgl. Akbulut et al., 2022, S.74).
Diese Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen hat langfristige Folgen für die Umwelt und stellt das Land vor Herausforderungen im Zusammenhang mit globaler Erwärmung und Klimawandel. Angesichts der zunehmenden internationalen Bestrebungen zur Reduktion von Treibhausgasen und der Förderung nachhaltiger Energiequellen, steht Saudi-Arabien vor einem Wendepunkt. Es muss seine Wirtschaft diversifizieren und den Weg hin zu einer nachhaltigeren Zukunft einschlagen (vgl. Alghamdi et al., 2022).
Die außenpolitischen Strategien Saudi-Arabiens, insbesondere die Annäherung an Israel und die Beziehungen zu den USA, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Unterstützung der USA, insbesondere im Sicherheitsbereich, bleibt für das Land von zentraler Bedeutung (vgl. Akbulut et al., 2022, S.97f.).
Kritik gibt es an der Ernsthaftigkeit Saudi-Arabiens im Hinblick auf internationale Umweltverträge. Frühere Positionen des Landes bei Verhandlungen zu globalen Umweltabkommen wurden als obstruktiv eingestuft, was teilweise darauf zurückgeführt wurde, dass eine Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen zu einem Rückgang der Nachfrage nach Erdöl und damit zu Einnahmeverlusten führen könnte.
Dennoch zeigt das Engagement und die Teilnahme an globalen Umweltforen ein zunehmendes Bewusstsein für Nachhaltigkeitsfragen innerhalb des Landes. Mit der Umsetzung von Vision 2030, einem ambitionierten Programm des Kronprinzen Mohammed Bin Salman, das darauf abzielt, die Abhängigkeit des Landes vom Öl zu senken und der Förderung nachhaltiger Praktiken in verschiedenen Wirtschaftssektoren, einschließlich der Umwelt-, Energie- und Infrastrukturprojekte, hat Saudi-Arabien bereits wichtige Schritte in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft unternommen (vgl. Akbulut et al., 2022, S.68).
Herausforderungen bei der Umstellung auf nachhaltige Projekte
Als ein bedeutender Exporteur von Erdöl und Erdgas sieht sich Saudi-Arabien vor der Herausforderung, sich von seiner starken Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu lösen und auf nachhaltige Projekte umzusteigen. Außerdem steht das Land vor zahlreichen Entwicklungsproblemen wie hoher Arbeitslosigkeit, schnell wachsender Bevölkerung, schneller Urbanisierung und einem großen Zustrom von Einwanderern, während es gleichzeitig über unzureichendes Ackerland sowie Lebensmittel- und Wasserressourcen verfügt.
Trotzdem strebt Saudi-Arabien an, sich von der Abhängigkeit von Erdöl zu lösen und den Übergang zu erneuerbaren Energiequellen voranzutreiben, um den Energiebedarf des Landes zu decken. Um diese Ziele zu erreichen, wurden umfassende Recyclingprojekte etabliert und Anstrengungen unternommen, um die Wüstenbildung und verschiedene Formen der Umweltverschmutzung zu reduzieren. Ein optimierter Umgang mit Wasserressourcen wird durch die Reduzierung des Verbrauchs und die Nutzung von aufbereitetem und erneuerbarem Wasser gefördert. Darüber hinaus werden Inseln, Naturschutzgebiete und Strände geschützt und rehabilitiert, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Bildungssystem spielt ebenfalls eine Rolle bei der Förderung nachhaltiger Praktiken. Saudi-Arabien hat in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Universitäten erheblich erhöht, was auf sein Engagement für eine nachhaltige nationale Entwicklung hinweist (vgl. Alshuwaikhat et al., 2017).
Saudi-Arabien hat sich internationalen Anstrengungen angeschlossen, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, wie es auch auf der Klimakonferenz von Dubai 2023 deutlich wurde. Dennoch wird das Land aufgrund seiner führenden Rolle in der Erdölproduktion und als einer der zehn größten CO2-Produzenten weltweit weiterhin kritisiert (vgl. Haque et al., 2020). Die Forschung empfiehlt, dass die saudi-arabische Regierung nicht nur die Nutzung erneuerbarer Energien fördern, sondern auch deren Finanzierung verbessern und die Leistungsfähigkeit des Verbrauchs und der industriellen Nutzung von erneuerbaren Energien steigern sollte (vgl. Kahia et al., 2021).
Potenziale und Strategien für eine nachhaltige Energiezukunft
Da Saudi-Arabien über reichlich Sonneneinstrahlung und große Flächen verfügt, die sich ideal für die Nutzung von Solarenergie eignen, sind die Potenziale für erneuerbare Energien in Saudi-Arabien groß. Photovoltaikanlagen könnten einen erheblichen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Aufgrund der klimatischen Bedingungen mit hoher Sonneneinstrahlung und der ausgedehnten, dünn besiedelten Landfläche verfügt das Land über ein großes Potenzial in der Solarenergie, das bisher nur minimal genutzt wird.
Zudem bieten die beträchtlichen Windenergieoptionen zusätzliche Chancen, nachhaltige Energie zu gewinnen. Durch ihr ergänzendes Erzeugungsprofil wird die Windenergie den Ausbau der Solarenergie unterstützen. Darüber hinaus bieten die ausgedehnten Küstengebiete des Landes ideale Bedingungen für die Entwicklung von Windenergieprojekten. Diese erneuerbaren Ressourcen haben das Potenzial, Saudi-Arabien zu einem Vorreiter auf dem Gebiet der nachhaltigen Energie zu machen (vgl. Krebber, 2022).
Die saudi-arabische Regierung hat bereits in verschiedene Projekte investiert, um die nationale Infrastruktur zu verbessern und die Effizienz im Energieverbrauch zu steigern (vgl. Alghamdi et al., 2022). Es ist zu beachten, dass Saudi-Arabien nicht nur im Hinblick auf Energie, sondern auch im Hinblick auf Wasser und Abfallmanagement Nachhaltigkeit anstrebt. Die Einführung von Recyclingprojekten und die Bemühungen zur Reduzierung von Wüstenbildung und Verschmutzung sind Teil dieser Bestrebungen (vgl. Alshuwaikhat et al., 2017).
Die Umsetzung dieser vielfältigen Strategien und Projekte ist allerdings mit Herausforderungen verbunden. Die vollständige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen für die Stromerzeugung und der Mangel an verbindlichen Bauvorschriften, die Nachhaltigkeit berücksichtigen, stellen Hindernisse dar, die es zu überwinden gilt. Die Regierung hat zwar wichtige Schritte unternommen, um Umweltschutz, Biodiversität, natürliche Ressourcen und eine bessere Lebensqualität zu gewährleisten, doch der Weg zu einer nachhaltigen Zukunft erfordert eine fortgesetzte und verstärkte Anstrengung in Bildung, Forschung und Regulierung (vgl. Alghamdi et al., 2022).
Nachhaltigkeitsprojekte in Saudi-Arabien
In Saudi-Arabien hat sich in den letzten Jahrzehnten ein bedeutender Wandel vollzogen, der insbesondere durch die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitsprojekten gekennzeichnet ist. Die Regierung hat erkannt, dass die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen langfristig nicht tragbar ist, und hat daher erhebliche Investitionen in erneuerbare Energiequellen und nachhaltige Entwicklungsprojekte getätigt (vgl. Benlaria et al., 2022).
Dabei hat Saudi-Arabien eine Reihe von Initiativen gestartet, um die Prinzipien der Nachhaltigkeit im Land zu realisieren. Bedeutende staatliche Bauprojekte und die Entwicklung von Infrastruktur und Gebäude, einschließlich Unterkünften, privatem Bau, Krankenhäusern und Schulen, haben zur raschen Entwicklung des Tourismussektors beigetragen. Die Regierung hat zudem wichtige Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und zur Erhaltung der Biodiversität und natürlicher Ressourcen ergriffen (vgl. Alghamdi et al., 2022).
Beispielsweise wurden mit dem Programm "Vision 2030“ ambitionierte Ziele formuliert, um die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Zu den Zielen gehört die Aufnahme erneuerbarer Energien in den Energiemix des Landes, die Steigerung der Produktion von Erdgas und die Kontrolle des Energieverbrauchs durch Subventionspläne für Brennstoffe (vgl. Mohammed et al., 2020). Im folgenden werden drei große Nachhaltigkeitsprojekte Saudi-Arabiens vorgestellt:
Neom - „The Line“
Ein zentrales Element von Vision 2030 ist das Projekt Neom, das als eine Stadt der Zukunft konzipiert ist und als Musterbeispiel für nachhaltige Städteplanung dienen soll. Mit einem Investitionsvolumen von geschätzten 500 Milliarden US-Dollar ist Neom nicht nur ein städtisches Großprojekt, sondern auch ein Symbol für die Transformation des Königreichs.
Neom wird vollständig auf erneuerbare Energiequellen setzen und strebt an, eine Netto-Null-Kohlenstoff-Stadt zu werden. Die Entwicklungspläne für Neom schließen innovative Technologien ein, wie grüne Wasserstoffanlagen, solarbetriebene Entsalzungsanlagen und Systeme für urbane Luftmobilität, die es ermöglichen, Neom als einen globalen Vorreiter in der nachhaltigen Stadtentwicklung zu positionieren (vgl. Yusuf et al., 2022).
Des Weiteren wird „The Line" errichtet, das ein Teil des größeren NEOM-Projekts ist. Es soll eine 170 km lange lineare Stadt werden, die darauf abzielt, alle wesentlichen Alltagsbedürfnisse innerhalb von fünf Gehminuten erreichbar zu machen und dabei auf den Einsatz von Autos zu verzichten. Die Verkehrssysteme werden vollständig unterirdisch geführt und durch künstliche Intelligenz gesteuert, um eine reibungslose Integration und schnelle Massentransitsysteme zu gewährleisten (vgl. Algumzi, 2022).
Trotz der hohen Erwartungen und des Potenzials birgt das Projekt auch Herausforderungen. Die finanzielle Transparenz und das Risikomanagement sind kritische Aspekte, die es zu beachten gilt. Darüber hinaus muss Neom den Spagat zwischen der Bewahrung der kulturellen Identität Saudi-Arabiens und der Einführung von Innovationen meistern. Die Fertigstellung der ersten Phase ist für 2025 geplant, was den ambitionierten Zeitrahmen des Projekts unterstreicht.
Das Projekt soll ein neues Kapitel in der Geschichte der urbanen Entwicklung aufschlagen. Es soll ein Modell sein, das zeigt, dass nachhaltig geplante Städte sowohl aus sozioökonomischer als auch aus technologischer Perspektive machbar sind. Der Erfolg dieses Megaprojekts könnte weitreichende Implikationen für die Stadtplanung weltweit haben und Saudi-Arabien als einen führenden Akteur im Bereich der Nachhaltigkeit etablieren (vgl. Yusuf et al., 2022).
Das Rote Meer Projekt
Saudi-Arabien schlägt durch das Rote Meer Projekt bemerkenswerte Ökotourismus-Bemühungen für eine nachhaltige Zukunft ein. Das Projekt ist ein Beispiel für die Förderung der Tourismusindustrie. Die Vielfalt der natürlichen Ökosysteme und soziokulturellen Merkmale Saudi-Arabiens bieten viele Möglichkeiten für den Ökotourismus. Dieses Luxustourismus-Entwicklungsprojekt erstreckt sich über einen Archipel von 90 Inseln an der Westküste Saudi-Arabiens und den Küsten der Provinz Tabuk.
Das bereits 2017 angekündigte Projekt soll den internationalen Tourismus auf diese unberührten Inseln locken, bis zu 70.000 Arbeitsplätze schaffen und das Ökosystem an der Küste des Roten Meeres schützen. Zu den Zielen gehört das Streben nach 100 Prozent erneuerbarer Energie und schließlich die Erzeugung und Speicherung der vor Ort genutzten Energie aus erneuerbaren Quellen (vgl. Al-Sulbi, 2010).
Grünes Riad
Um der Wüstenlandschaft und dem immer bedrohlicheren Klimawandel entgegenzuwirken, hat Saudi-Arabien das sogenannte Riyadh Green Project ins Leben gerufen. In Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, sollen 7,5 Millionen Bäume den immer extremeren Lebensbedingungen entgegensteuern. Bis 2030 will König Salman Bin Abdulaziz zahlreiche Bäume in der Stadt und der gleichnamigen Provinz pflanzen. Das Projekt soll die Lebensqualität der Millionenmetropole verbessern und zielt darauf ab, den Pro-Kopf-Anteil der Grünfläche der Stadt von 1,7 auf 28 Quadratmeter zu erhöhen.
Ein wesentliches Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen des Klimawandels in der Millionenmetropole zu verringern. Die CO2-Konzentration soll durch die urbane Bepflanzung um 3-6 % gesenkt werden, auch der Feinstaub-Gehalt soll reduziert werden. Dies bringt gesundheitliche Vorteile für die Bevölkerung von Riad mit sich, deren Atemwege von schlechter Luftqualität beeinträchtigt sind. Durch das Projekt soll eine höhere Luftqualität gewährleistet, geringere Temperaturen in der Stadt erreicht und weniger Wasser verschwendet werden (vgl. Hager, 2022).
Beitrag zur globalen Energiewende
Saudi-Arabien hat die Saudi Green Initiative ins Leben gerufen, die zum Ziel hat, bis 2030 50 % des Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. 2019 machte Gas 65 % des saudi-arabischen Strommixes aus, der Rest wird durch Öl abgedeckt. Saudi-Arabien gehört zu den weltweit größten CO₂-Verursachern, will sich jedoch als ambitionierter Akteur im Kampf gegen den Klimawandel etablieren.
Kronprinz Mohammed bin Salman erklärte im Oktober 2021 auf dem Saudi Green Initiative Forum, sein Land strebe an, bis 2060 klimaneutral zu werden. In diesem Zusammenhang hat das Königreich erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Übergang zu erneuerbaren Energien voranzutreiben und eine nachhaltige Infrastruktur zu entwickeln. Die Vision 2030 des Königreichs unterstreicht die Ambitionen, die Abhängigkeit von Öleinnahmen zu verringern und eine nachhaltigere und vielfältigere Wirtschaft zu schaffen.
Die Regierung hat umfangreiche Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien getätigt, insbesondere in Solar- und Windenergie, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Bemühungen sind nicht nur auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und die Bekämpfung des Klimawandels ausgerichtet, sondern auch darauf, die Energieversorgungssicherheit zu stärken und wirtschaftliche Chancen zu schaffen.
Trotz dieser Bemühungen weist die aktuelle Entwicklung erneuerbarer Energien in Saudi-Arabien noch eine erhebliche Lücke im Vergleich zu den gesetzten Zielen auf. Die angestrebten Kapazitäten von 27,3 Gigawatt bis 2023 und 58,7 Gigawatt bis 2030 scheinen aufgrund der bisherigen Fortschritte schwer erreichbar (vgl. Mohammed et al., 2020).
Die saudische Regierung hat wichtige Initiativen ergriffen, um die Umwelt zu schützen und die Biodiversität zu bewahren. Dennoch hängt die Elektrizitätserzeugung vollständig von fossilen Brennstoffen ab, was erhebliche Umweltauswirkungen mit sich bringt (vgl. Alghamdi et al., 2022). Saudi-Arabien hat zwar bedeutende Schritte in Richtung Nachhaltigkeit unternommen, jedoch ist es noch ein langer Weg, bis das Königreich seine ambitionierten Ziele erreicht.
Soziale, ökonomische und ökologische Auswirkungen
Die Nachhaltigkeitsdiskussion in Saudi-Arabien ist eng mit der sozialen, ökonomischen und ökologischen Entwicklung des Königreichs verknüpft. Der Versuch, von der Abhängigikeit von Öl- und Gasexporten wegzukommen und auf erneuerbare Energien und Nachhaltigkeitsprojekte umzusteigen, ist ein schwieriger Schritt, der verschiedene Auswirkungen mit sich bringt. Welche sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen durch diese Projekte entstehen, werden im folgenden Kapitel näher betrachtet.
Unter soziale Auswirkungen fallen neue Arbeitsplätze und neuer Wohnraum für die Bevölkerung Saudi-Arabiens. Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in Saudi-Arabien wird auch durch das Engagement für nachhaltige Praktiken in öffentlichen und privaten Unternehmen unterstrichen, wobei die Regierung ernsthafte Anstrengungen unternimmt, um Umweltprobleme anzugehen (vgl. Hashmi et al., 2014).
Dennoch besteht eine Diskrepanz zwischen den Umweltgesetzen und der Landespolitik sowie den Regelungen, und es mangelt an öffentlichem Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Es wird deutlich, dass trotz der Bemühungen der Regierung zur Adressierung von Umweltproblemen und ökologischen Fußabdrücken noch merkliche Probleme bestehen, die den Fortschritt hin zu einer umweltgerechten Nachhaltigkeit behindern (vgl. Mandeli, 2019).
Ökonomisch wird gehofft, dass Saudi-Arabiens Wirtschaft durch die Projekte wächst. Die Bemühungen des Königreichs, erneuerbare Brennstoffe aus einheimischen Quellen zu fördern, sind ebenfalls ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Energieversorgung. Investitionszuflüsse öffnen und stärken gleichzeitig die Finanzmärkte Saudi-Arabiens, um eine nachhaltige Entwicklung zu realisieren (vgl. Belloumi et al., 2020). Darüber hinaus ist eine umfassende Bildungsreform erforderlich, um Manager auf die Arbeitsplätze der Zukunft vorzubereiten und das Königreich auf den Weg der Nachhaltigkeit zu führen (vgl. Hashmi et al., 2014).
Für die ökologische Nachhaltigkeit ist die Förderung des Ökotourismus in Saudi-Arabien von enormer Bedeutung. Dies erfordert eine ganzheitliche Integration sowohl naturzentrierter als auch menschzentrierter Perspektiven, um einen nachhaltigen Ökotourismus auf nationaler Ebene aufrechtzuerhalten (vgl. Al-Sulbi, 2010). Die strategische Bewegung zur Förderung der Tourismusindustrie in allen Regionen des Königreichs begann im Jahr 2002 und hat sowohl erhebliche Investitionen in diesen aufstrebenden Sektor angezogen als auch eine Änderung der Einstellung der Touristen bewirkt (vgl. Al-Sulbi, 2010).
Trotz dieser Fortschritte ist Saudi-Arabien nach wie vor mit Herausforderungen konfrontiert ist, wie z.B. der zunehmenden Nachfrage nach Wohnraum und finanziellen und institutionellen Kapazitäten (vgl. Mandeli, 2019). Saudi-Arabien muss sich weiterhin für internationale Investitionszuflüsse öffnen und gleichzeitig seine Finanzmärkte stärken, um eine nachhaltige Entwicklung zu realisieren (vgl. Belloumi et al., 2020).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Saudi-Arabien bedeutende Schritte in Richtung Nachhaltigkeit unternommen hat, aber nach wie vor mit der Herausforderung konfrontiert ist, die sozialen, ökonomischen und ökologischen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsprojekten in Einklang zu bringen und die Implementierung dieser Projekte effektiv zu gestalten.
Ausblick
Saudi-Arabien hat in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um seine Wirtschaft diversifizierter und nachhaltiger zu gestalten. Dabei stehen verschiedene Projekte und Initiativen im Mittelpunkt, die darauf abzielen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Umweltauswirkungen zu minimieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in dem Land Saudi-Arabien, das historisch stark von der Ölproduktion abhängig ist, das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Die saudi-arabische Regierung hat ihre Vision 2030 eingeführt, die eine Reihe von strategischen Zielen zur Diversifizierung der Wirtschaft und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung beinhaltet (vgl. Mohammed et al., 2020). Diese Vision beinhaltet die Schaffung einer "lebendigen Gesellschaft", einer "florierenden Wirtschaft" und einer "ehrgeizigen Nation", wobei Nachhaltigkeit in allen drei Bereichen als Schlüsselkomponente betrachtet wird (vgl. Alnasser et al., 2022).
Innerhalb dieser Rahmenbedingungen hat Saudi-Arabien bedeutende Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien initiiert. Ein Beispiel für das Engagement des Landes ist die Entwicklung von Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien. Die positive Auswirkung von erneuerbaren Energien auf das Bruttoinlandsprodukt verdeutlichen die Potenziale für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum (vgl. Benlaria et al., 2022).
Zudem werden in Saudi-Arabien Maßnahmen zur Förderung des nachhaltigen Tourismus ergriffen. Die Planung von nachhaltigen Ökotourismus-Potenzialen erfordert eine ganzheitliche Integration von naturzentrierten und menschenzentrierten Perspektiven, um einen nachhaltigen Ökotourismus auf nationaler Ebene zu gewährleisten (vgl. Al-Sulbi, 2010).
Trotzdem bleibt Saudi-Arabien einer der weltweit größten Energieverbraucher, was die Notwendigkeit für das Land betont, seine Energieeffizienz zu steigern und auf saubere Technologien umzustellen. Reformen bei den Energiesubventionen und Forschungsarbeiten zur Energieeffizienz werden als wichtige Schritte für Saudi-Arabien gesehen, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben (vgl. Belloumi et al., 2020).
Die Herausforderungen, die sich aus der raschen Urbanisierung und dem wachsenden Energie- und Wasserverbrauch ergeben, erfordern jedoch eine umfassende Herangehensweise. Saudi-Arabien hat trotz der Fortschritte im Umweltschutz noch nicht das Ziel der nachhaltigen Entwicklung erreicht, was auf unzureichende Stadtplanung und -management zurückzuführen ist (vgl. Mandeli, 2019).
Trotz dieser Herausforderungen zeigt die saudi-arabische Regierung ein ernsthaftes Engagement für die Bewältigung von Umweltproblemen und fördert die Forschung und das Studium von Umweltherausforderungen, die das Königreich betreffen (vgl. Hashmi et al., 2014).
Insgesamt zeigt Saudi-Arabien mit den Nachhaltigkeitsprojekten eine klare Verpflichtung zum Umweltschutz und zur Reduzierung der Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Ressourcen wie Öl und Gas. Die Entwicklungen und Projekte zeigen das Bestreben des Landes, nachhaltige Praktiken zu fördern und gleichzeitig die Wirtschaft zu diversifizieren.
Nach wie vor muss Saudi-Arabien die Nachhaltigkeitsprojekte und erneuerbare Energien fördern, um die Umweltbedingungen zu verbessern und um die langfristige wirtschaftliche Stabilität des Königreichs fördern. Durch hohe Investitionen in erneuerbare Energien, Bergbau, nachhaltigen Tourismus und verbessertes Umweltmanagement zeigt Saudi-Arabien, dass es bereit ist, eine führende Rolle in der nachhaltigen Entwicklung der Region zu übernehmen.
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