Sonntag, 30. August 2020

Nachhaltiger Konsum in Zeiten von Fast Fashion

Nachhaltigkeitskampagnen, CO2-Kompensationszahlungen für Flugreisen, Recyclingangebote anstatt wegzuwerfen und die Aufforderung zum umweltbewussteren Leben und nachhaltigeren Kaufen findet man heutzutage überall. In sozialen Netzwerken, in Printmedien und im Fernsehen werben Unternehmen mit ihrem „Sustainability“-Management. Und auch Verbraucher selbst betonen oftmals gerne, auf möglichst viele Plastikverpackungen zu verzichten, öffentliche Verkehrsmittel anstelle des eigenen Autos zu nutzen oder sich vegetarisch bis vegan zu ernähren, da dies insgesamt die Umwelt schone. Das Thema Nachhaltigkeit und der bewusste Konsum scheinen in der Gesellschaft angekommen zu sein.

Doch ist dem tatsächlich so? Ein Blick auf die Textil- und Bekleidungsindustrie (TBI) zeigt, dass hier weiterhin nach alten Maßstäben konsumiert und produziert wird. Viel mehr noch scheinen die großen Modeketten den Eindruck zu machen, als fluten sie im monatlichen Rhythmus die Läden mit neuen Kollektionen, immer mit der Hoffnung verbunden, die Verbraucher zum Kaufen anregen zu können. Und so wird weiterhin unter schlechten Arbeitsbedingungen in fernöstlichen Ländern billige Massenware hergestellt, die weder nachhaltig noch fair produziert wird.

In Zeiten von Fridays-for-Future (FFF), in denen ein nachhaltigeres Leben gefordert wird, kann sich die TBI offenbar diesen Erwartungen nach wie vor entziehen und steht nicht im Fokus der Öffentlichkeit. Die Automobilindustrie, die Flugzeugbranche sowie Kreuzfahrtschiffe sind dagegen stark in Verruf geraten, zu wenig für den Klimawandel zu tun bzw. zu viele schädliche Abgase auszustoßen.

Das Ziel der Arbeit ist es, einen Leitfaden für den Leser zu geben, wo und wie fair gehandelte Mode gekauft werden kann. Auf welche Merkmale beim Kauf von Kleidung geachtet werden sollte. Denn ist ein teures T-Shirt automatisch auch ein hochwertiges sowie fair und nachhaltig? Diesen Fragen gilt es auf den Grund zu gehen und Antworten dafür zu finden, wie ein umweltfreundliches Konsumverhalten aussehen kann. Doch natürlich soll in diesem Zusammenhang auch die Frage erläutert werden, wie es sich die TBI leisten kann, in immer kürzeren Abständen neue Kollektionen zu produzieren und diese als Massenware in den Einkaufsläden anzubieten.

Unser Konsumverhalten

Früher war Kleidung vor allem ein Funktionsgegenstand, welcher warmhielt und vor Wind und Regen schützte. Doch dieser Pragmatismus ist zur Nebensache geworden. Heute bedeutet Kleidung vor allem Lifestyle, drückt die individuelle Lebenseinstellung oder politische Gesinnung aus (Franken, 2018; Roos, 2018).

Eine Umfrage von Greenpeace aus dem Jahr 2015 untermauert die Entwicklung, wie Kleidung mittlerweile gesehen und in welchem Umfang diese gekauft wird. Deutsche kaufen demnach im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Rund 40 Prozent des eigenen Kleiderschranks wird nicht getragen. Das sind circa zwei Milliarden von insgesamt 5,2 Milliarden Kleidungsstücke in deutschen Schränken.

Doch nicht nur Deutsche kaufen und horten massenweise Kleidung, auch Amerikaner tun dies. 2013 waren es in den USA bereits 64 gekaufte Kleidungsstücke pro Jahr (Gontek, 2019). Die Zahl dürfte seitdem nicht gesunken sein. Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey hat herausgefunden, dass eine Person heutzutage durchschnittlich 60 Prozent mehr Kleidungsstücke als noch vor 15 Jahren kauft.

Zusätzlich ist die Zeit, wie lange Kleidung getragen wird, im Vergleich zu früher um die Hälfte gesunken. Das lässt sich daran erkennen, dass jede dritte junge Frau Kleidung nach dem zweiten Mal tragen als alt bezeichnet. Und jede siebte kann es sich nicht vorstellen, zweimal im gleichen Outfit fotografiert zu werden (Wahnbaeck, 2019). Insbesondere junge Menschen scheinen somit ein deutlich anderes Bewusstsein für die Wertigkeit und Langlebigkeit von Kleidung zu haben als noch die Generation vor ihnen.

Das deutsche Jugendinstitut gibt an, dass Jugendliche circa 60 Prozent ihres Taschengeldes in Mode investieren, jedoch nur selten in teure Markenkleidung, obwohl sie heute mehr Geld zur Verfügung haben als früher. Alleinstehende, junge Frauen kaufen circa 30 kg Kleidung pro Jahr, denn ein Party-Top wird nicht öfter als zwei Mal getragen, bevor es im Müll landet (Franken, 2018).

In einer Umfrage unter 1.500 Frauen von mindestens 16 Jahren bezeichneten 33 Prozent der Befragten Kleidung nach dem dritten Mal tragen als „alt“. Und eine von zehn Frauen gab an, ein Kleidungsstück nach der dritten Benutzung weiter unten im Kleiderschrank zu verstauen (Buzzo & Abreu, 2019). Abschließend hat eine repräsentative Greenpeace-Studie unter Jugendlichen ergeben, dass 96 Prozent über die unwürdigen Arbeitsbedingungen in der TBI Bescheid wissen, aber nicht mal jeder Achte sein Kaufverhalten demnach ändert (Maxwill, 2015).

Doch auf der anderen Seite lässt sich neben dem Trend zu immer volleren Kleiderschränken und einer immer kürzer werdenden "Halbwertszeit" von Kleidung auch ein weiterer, nachhaltigerer Trend erkennen. Die Secondhandbranche scheint unter den Deutschen immer populärer zu werden. 2016 wurden in der Sparte „Einzelhandel mit sonstigen Gebrauchtwaren“, zu denen auch der Verkauf von gebrauchter Kleidung gehört, 617 Millionen Euro umgesetzt. Das zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Diese Käuferschicht ist meist jung, gut gebildet und trägt Secondhandkleidung nicht aus Gründen der Sparsamkeit, sondern viel mehr als Ausdruck ihres modischen Bewusstseins, frei nach dem Motto „individuell, stilbewusst und nachhaltig“ (Gontek, 2019).

Doch nicht nur das ständige Kaufen von Kleidung wird zum Massenphänomen, auch die Entsorgung will organisiert sein. Das Statistische Bundesamt beziffert die Mengen an Textil- und Bekleidungsabfällen für das Jahr 2010 in Deutschland auf 100.000 Tonnen (Schmidt, 2012). Das entspricht knapp 180 vollbeladenen Airbussen A380-800 (Lufthansa, 2020). Die große Menge an Textilabfällen hat auch mit den begrenzten Recyclingmöglichkeiten der Fasern zu tun. Daher landen 60% aller produzierten Kleider innerhalb eines Jahres wieder auf der Müllhalde oder werden verbrannt ("The price of fast fashion," 2018). 

Fast Fashion 

Definition und Erscheinungsformen

Das Geschäftsmodell bzw. Phänomen Fast Fashion (schnelle Mode) beruht auf schneller, massenproduzierter Mode von schlechter Qualität, welche immer billiger und in immer kürzeren Abständen auf einem an sich gesättigten Markt angeboten wird (Bick et al., 2018; Franken, 2018; Haddick, 2018; Klawitter, 2019; Lorenzoni, 2016; Thöne, 2015).

Das Phänomen Fast Fashion, oder wie es Greenpeace nennt: „Mode für den Augenblick“, wurde das erste Mal in den 1990er-Jahren von der Bekleidungsindustrie geprägt. Es steht für den rapiden Wandel in der Modebranche und die Art und Weise, wie Kleidung heutzutage konsumiert und wieder entsorgt wird (Bick et al., 2018; Buzzo & Abreu, 2019; Cachon & Swinney, 2011; Greenpeace, 2017). Es wird hierbei auch von der „Demokratisierung“ von Mode gesprochen, da die aktuellsten Trends für jede Konsumentenschicht verfügbar sind (Bick et al., 2018).

Doch wie kommt es dazu, dass abgesehen vom Preis die Nachfrage nach Fast Fashion so hoch ist? Zum einen stehen hier junge, weibliche Konsumentinnen im Fokus. Diese fühlen sich aufgrund der oftmals limitierten Auflagen und begrenzten Zeit des Angebots zum sogenannten „Impulskauf“ aufgefordert. Zudem setzt jeder Kauf Glücksgefühle frei, welcher sich positiv auf Fast Fashion auswirkt (Cook & Yurchisin, 2016).

Des Weiteren können Modeunternehmen mit Hilfe eines ausgeklügelten und kostengünstigen Supply Chain Management immer schneller auf Trends und Nachfragen der Kunden reagieren (Fernie & Perry, 2011). So liegen zwischen Entwicklung einer Kollektion und der verkaufsfertigen Ware im Einzelhandel 15 bis 30 Tage. Fast Fashion Unternehmen fluten mit bis zu 24 Kollektionswechsel pro Jahr den Markt, während klassische Modeunternehmen vier bis zwölf Monate für eine Kollektion brauchen (Bethge et al., 2018; Haddick, 2018; Thöne, 2015).

Zara braucht vom Entwurf eines Kleidungsstücks bis zum fertigen Ladenprodukt zwei Wochen und H&M acht Wochen (Buzzo & Abreu, 2019; Salden, 2017). Primark mit mehr als 350 Filialen weltweit ist ein weiterer, aggressiver Vorreiter dieser Entwicklung. Das Unternehmen bringt teilweise im Wochenrhythmus neue Kollektionen in die Läden und kommt dennoch ohne klassische Werbung aus. Hierbei helfen wiederum großteils junge Frauen, die über soziale Medien ihre Shoppingerlebnisse bei Primark teilen (Klawitter, 2019).

Auch Fast Fashion Firmen wie H&M und Zara haben das erkannt. Früher dauerte es eineinhalb Jahre, bis ein Trend vom Laufsteg im Massenmarkt ankam. Heutzutage werden in Echtzeit Trends über Social Media verbreitet und der dortige Response dient als „Fieberthermometer“, welche Trends im Kommen sind. (Buzzo & Abreu, 2019; Wahnbaeck, 2019). So hat Zara knapp 40 Millionen und H&M 35 Millionen Follower auf Instagram (Instagram, 2020).

Konsumenten spielen daher eine zentrale Rolle, wenn es um die Vermarktung von Fast Fashion Produkte geht. Topshop nutzte Twitter parallel zur stattfindenden Fashion Week 2015 in London, um Feedback über die dort gezeigten Trends einzuholen, um es Wochen später in den Läden anzubieten (Buzzo & Abreu, 2019).

Grundsätzlich lässt sich daher sagen, dass hinter dem erfolgreichen Phänomen Fast Fashion drei Elemente stecken: schnelles Reaktionsverhalten, um auf Kundenwünsche und Trends reagieren zu können, demnach häufige Wechsel und Vielfalt von Modedesigns und dies alles zu einem erschwinglichen Preis (Buzzo & Abreu, 2019).

Sozio-ökonomische Folgen

Wer heutzutage auf das Etikett einer Jeans oder eines Shirts achtet, um das Herstellungsland zu finden, wird darauf selten „Made in Germany“ lesen. Seit den 1970er Jahren erlebte die deutsche TBI einen massiven Einbruch. Zu Beginn der 1990er Jahren arbeiteten in Deutschland noch 500.000 Menschen in der TBI. 2014 waren es noch 78.000 und damit ein Rückgang von knapp 85 Prozent. Dieser Strukturwandel lässt sich hauptsächlich auf drei Gründe zurückführen: Produktivitäts- und Preisunterschiede, Globalisierung und auslaufende Handelsbeschränkungen sowie veränderte Verbraucherbedürfnisse.

Somit verlagerte sich die Produktion bereits vor Jahrzehnten mehr und mehr in Entwicklungs- und Schwellenländer. Länder wie China, Indien und Bangladesch sind heute die führenden Textilproduzenten. Aufgrund dessen, dass die Bekleidungsindustrie sehr arbeitsintensiv ist und in viele verschiedene Arbeitsschritte unterteilt werden kann, ist eine deutsche Produktion nicht mehr konkurrenzfähig.

Doch der Preis- und Konkurrenzdruck macht sich auch in den dortigen Ländern bemerkbar. Medienberichte der vergangenen letzten Jahre legten offen, wie prekär die Arbeitsbedingungen in den betroffenen Ländern sind. 2012 starben 300 Menschen in einer Kleiderfabrik in Pakistan. Das gleiche Bild im selben Jahr in Bangladesch mit 112 Toten. Das wohl bekannteste Ereignis dieser Art folgte ein Jahr später abermals in Bangladesch. Bei dem Einsturz einer Kleiderfabrik in Dhaka starben über 1.100 Menschen, und dieser stellt somit den tödlichsten Unfall weltweit in einer Kleiderfabrik dar. Zusammenfassend sind somit seit 2005 mindestens 1.800 Fabrikarbeiter bei Fabrikeinstürzen und Feuern ums Leben gekommen (Franken, 2018; Hobson, 2013).

Doch nicht nur in Fabriken ist die Arbeitslage prekär, bereits auf den Feldern lassen sich große Missstände feststellen. Journalisten deckten 2008 auf, dass in Usbekistan während der Erntezeit massiv Kinder eingesetzt wurden. Diese Entwicklung der schlechten Arbeitsbedingungen offenbart den dahinterstehenden großen Preiskampf, welchem die Fast Fashion Industrie unterliegt. So entsprechen die Produktionskosten in etwa einem Prozent der finalen Preise der Fast Fashion Kleidung.

In Honduras arbeiten bereits 13-jährige Mädchen 13-Stunden Schichten unter strenger Bewachung – Bezahlung 0,31 Dollar pro Stunde. In Myanmar gab es Anfang 2017 einen gewaltsamen Aufstand der Textilarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und diese forderten auch eine Gesundheitsversicherung. Laut dem Guardian beliefert diese Fabrik mit weiteren 40 Zulieferern unter anderem auch H&M. In Bangladesch sind unter den 1,6 Millionen Arbeitern in der Textilindustrie 85 Prozent Frauen im Alter von 16 bis 25 Jahren. Menschenrechtsverletzungen wie Körperverletzungen, sexuelle Übergriffe und Hungerlöhne sind hierbei keine Seltenheit.

Des Weiteren werden insbesondere bei der Baumwollernte Kinder aufgrund ihrer Fingerfertigkeit besonders oft eingesetzt und sprühen bspw. in Usbekistan auch Pestizide auf die Baumwollpflanzen. Die schlechte technische Ausstattung in Entwicklungs- und Schwellenländern ist ein weiterer Grund für eine überwiegend händische anstatt einer maschinellen Ernte der Baumwolle. UNICEF schätzt, dass circa 170 Millionen Kinder in der TBI arbeiten. Das entspricht elf Prozent aller Kinder weltweit.

Ein weiteres gesundheitliches Risiko und Beispiel schlechter Arbeitsbedingungen entsteht bei der Herstellung der „Denim“-Jeans. Diese beliebten ausgebleichten Hosen müssen hierfür sandbestrahlt werden. Dabei entsteht feiner Silikatstaub, welcher ohne Schutzausrüstung zu schweren Atemwegserkrankungen wie Staublunge oder Lungenkrebs führen kann (Buzzo & Abreu, 2019; Franken, 2018; Haddick, 2018).

Doch solange Verbraucher weiterhin in hohem Maße Fast Fashion kaufen, werden die Unternehmen alles versuchen, den Preis und die Produktionskosten möglichst gering zu halten. In Zahlen gesprochen lassen sich die ökonomischen Ausmaße der TBI folgendermaßen zusammenfassen. Weltweit werden jedes Jahr rund 80 Milliarden Kleidungsstücke gekauft, was zu 1,2 Billionen Dollar Einnahmen für die Fast Fashion Industrie führt. Doch die Arbeiter am Ende der Produktionskette bekommen davon nichts (Bick et al., 2018). So haben Unternehmen mit Fast Fashion Mode den mit Abstand größten Marktanteil in der TBI und der Kleiderkonsum stieg in zwei Jahrzehnten weltweit um 400 Prozent an (Franken, 2018).

Ökologische Folgen

Doch nicht nur die schlechten Arbeitsbedingungen, sondern auch die ökologischen Folgen sind nicht mehr zu übersehen. Denn im allgemeinen ist die TBI durch einen starken Chemikalieneinsatz sowie hohen Wasser- und Energieverbrauch geprägt (Haddick, 2018). Wäre es möglich, die verursachten Umweltschäden durch die konventionelle Textilindustrie in Bangladesch, China oder Indien in Europa sichtbar zu machen, wäre der Kontinent wohl nicht mehr wiederzuerkennen. Seen, Flüsse und das Grundwasser wären verseucht und mit Plastikpartikeln „getränkt“.

Der Fluss der Stadt Dhaka in Bangladesch ist tiefschwarz und voller Plastik, da die 3000 bis 4000 ortsnahen Textilfabriken ihre Abwässer in den Fluss leiten (Oberwittler, 2017). Doch nicht nur die Umweltschäden vor Ort sind gravierend, sondern die gesamte Wertschöpfungskette der TBI ist umweltschädlich. Vom Anbau der Baumwolle bis hin zum verkaufsfertigen Produkt hat bspw. ein T-Shirt in deutschen Läden für gewöhnlich einen 50.000 km langen Produktionsprozess durchlaufen.

Damit gehört die Wertschöpfungskette der TBI zu den längsten der Welt bzw. der Weltwirtschaft. Und aufgrund fehlender staatlicher Regulierungen und einheitlichen Standards in den produzierenden Entwicklungs- und Schwellenländern wird weiterhin an solchen Produktionsverfahren und umweltschädlichen Lieferketten festgehalten.

Ein weiterer großer Faktor innerhalb der TBI ist die Herstellung von Baumwolle. Diese ist neben dem Einsatz von Polyester die meistgenutzte Faser und hat starke ökologische Auswirkungen. So haben sich in den letzten 80 Jahren die weltweiten Baumwollanbaugebiete flächenmäßig nicht verändert, doch der Ertrag konnte aufgrund der enormen Nachfrage nach Kleidung dennoch um das Dreifache gesteigert werden.

Dies gelang nur unter dem Einsatz von Chemikalien wie Pestiziden, Entlaubungsmitteln, Wachstumsregulatoren und künstlichen Düngemitteln sowie mit Hilfe von gentechnisch modifiziertem Saatgut (in 2013 hatte dieser einen Anteil von 70 Prozent) (Friedel & Spindler, 2016). Damit fallen allein auf die Baumwollpflanze ein Drittel aller weltweit eingesetzten Insektizide in der Landwirtschaft zurück.

Dies führt unter den 25 bis 77 Millionen landwirtschaftlichen Arbeitskräften zu akuten Vergiftungen. Die Symptome sind Kopfschmerzen, Erbrechen, Atemnot bis hin zum Tod. Des Weiteren ist der Anbau der Baumwollpflanze sehr wasserintensiv: für ein Kilogramm Baumwolle braucht es abhängig von klimatischen Bedingungen und der Anbauart bis zu 3.800 Liter Wasser.

Dies führte bspw. zur praktischen Austrocknung des Aralsees. Einst viertgrößter Binnensee der Welt, hat dieser heutzutage 80 Prozent seines Wasservolumens durch den intensiven Baumwollanbau verloren. Die Fischerei wurde daher schon 1990 eingestellt, da die eingesetzten Chemikalien über das Grundwasser zurück in den See gelangten und die Fische verenden ließ. Daher gilt der Aralsee heute als biologisch tot und gleichzeitig ist Usbekistan der zweitgrößte Baumwollexporteur der Welt.

Weitere Beispiele sind der Rio Grande in den USA und der Murray River in Australien, welche in Folge des Baumwollanbaus ihre ursprüngliche Größe und Wasserflussmenge eingebüßt haben (Franken, 2018). Nach Schätzungen wird der Wasserbedarf der TBI bis 2030 um 50 Prozent auf 118 Milliarden Kubikmeter Wasser steigen (Buzzo & Abreu, 2019). Im Vergleich dazu hat der Bodensee ein Wasservolumen von rund 50 Milliarden Kubikmetern (Wöllper, 2008).

Doch auch die Weiterverarbeitung stellt ein Problem dar. Denn damit die späteren Werbebotschaften wie bügelleicht, knitterfrei oder besonders wind- und wasserdicht eintreten, benötigt die TBI jährlich bis zu 250.000 Tonnen Farbstoffe sowie vier Millionen Tonnen Textilhilfsmittel, Laugen und Salze (Friedel & Spindler, 2016).

Ein weiteres ökologisches Problem neben dem Einsatz chemischer Stoffe oder dem umweltbelastenden Anbau von Baumwolle ist der Boom der bereits oben erwähnten Kunstfaser Polyester. Die Fast-Fashion-Branche ist auf die billige Synthetikfaser zwingend angewiesen, da diese günstiger als Naturfasern sind und unabhängig von Wind und Wetter jederzeit in Massen produziert werden können.

Dadurch stieg deren Einsatz in Kleidungsstücke zwischen 2000 und 2016 von 8,3 Millionen Tonnen auf 21,3 Millionen Tonnen weltweit an und ist heutzutage der Spitzenreiter unter allen Kunstfasern. Laut einer EU-Studie gelangen allein über Europas Waschmaschinen jedes Jahr 30.000 Tonnen Synthetikfasern ins Abwasser und über die Meere wieder in unseren Nahrungskreislauf. Eine einzige Fleece-Jacke verliert bei einem Waschgang circa eine Millionen Fasern und ein Ende des Synthetik-Booms ist nicht in Sicht.

Daher verwundert es auch nicht, dass trotz einem CO2-Ausstoß von 5,5 Kilogramm pro Polyester T-Shirt diese weiterhin einem klassischen Baumwollshirt vorgezogen werden, obwohl dieses nur eine CO2-Bilanz von 2,1 Kilogramm aufweist. Des Weiteren sind Polyester und andere synthetische Fasern der Petrochemie wie Nylon und Polyacryl biologisch nicht abbaubar und finden sich mittlerweile überall in unserer Umwelt.

Forscher haben in der Antarktis, an entlegenen Sandstränden und in der Tiefsee Plastikfasern gefunden. Schätzungsweise kommen auf ein Dutzend Austern 100 Plastikartikel. Hochgerüstete Kläranlagen können hier wohl einen Teil des Mikroplastik zurückhalten, jedoch gelangen immer noch Tausende Tonnen ins Meer. Und so gilt wohl die Plastiktüte mittlerweile als verpönt und wird zudem in Supermärkten besteuert, doch Kleidung mit mehr als 60 Prozent Polyesterfasern ist es nicht (Bick et al., 2018; Buzzo & Abreu, 2019; Claudio, 2007; Greenpeace, 2017; Salden, 2017; "The price of fast fashion," 2018). 

Möglichkeiten des nachhaltigen Konsums 

Nachhaltige Mode und nachhaltiger Konsum

Laut einer Studie der WirtschaftsWoche konnten 82 Prozent der Deutschen 2012 kein Unternehmen nennen, das für Nachhaltigkeit bzw. Umwelt- und Klimaschutz steht sowie soziale Belange berücksichtigt (Franken, 2018). Gleichzeitig ist das Thema Nachhaltigkeit voll im Trend und kaum ein Bereich ist davon ausgenommen. Es betrifft die Gesellschaft, Wirtschaft und ebenso die Politik.

Menschen sollen nachhaltiger einkaufen, Unternehmen umweltverträglicher handeln und die Politik die dafür nötigen Rahmenbedingungen vorgeben. So ist auch die TBI von diesem Thema betroffen, und die Unternehmen werden in ihrem Tun und Handeln stärker hinterfragt als früher. Und wiederum auch das Bewusstsein für fair gehandelte Mode ist deutlich gestiegen und Unfälle wie Fabrikeinstürze sowie menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in Fernost rücken auch durch eine veränderte Berichterstattung stärker in den Fokus der Öffentlichkeit.

Diesen Trend und ein verändertes Verbraucherbewusstsein haben Unternehmen wie H&M und Zara längst erkannt und interne Abteilungen wie „Ethical Marketing“, „Sustainability Marketing“ oder „Sustainable Branding“ aufgebaut (Bauer & Schunk, 2016). Doch zur Wahrheit des nachhaltigen Konsums gehört auch, dass es nach wie vor moralisch nicht verwerflich ist, Fast Fashion einzukaufen. Daher wird das Thema Nachhaltigkeit vom Endverbraucher bezüglich Mode und Kleidung oftmals nicht konsequent umgesetzt oder beim Kauf gar vollständig ausgeklammert (Billig-Shopping bei Primark. Da setzt das Gehirn aus, 2015).

Doch was genau bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit und wie lässt sich diese definieren und eingrenzen? Der Brundtland Bericht 1987 gilt als Ursprung und Definitionsgrundlage bezüglich „nachhaltiger Entwicklung“ und wurde von der Kommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen herausgegeben. Unter dem Titel „Our common future“ wurden Hinweise und Richtlinien erarbeitet, wie Unternehmen und Länder ihre Ressourcen schützen und die Umwelt erhalten können. In diesem Zuge entstand die Definition zur nachhaltigen Entwicklung: „development that satisfies the needs of the present without adversely affecting the ability of future generation to satisfy their needs” (zit. nach Buzzo & Abreu, 2019).

Nachhaltige Mode besteht aus einer Wertschöpfungskette beginnend mit einer Auswahl nachhaltiger Rohstoffe, einer möglichst umweltschonenden Herstellung zu fairen und sozialen Löhnen und einem möglichst langen Produktlebenszyklus. Daher wird hierbei auch von Slow Fashion, Eco Fashion oder Green Fashion gesprochen. Sie soll multifunktionell, langlebig und zeitlos sein.

So hat H&M bereits auf diesen „Trend“ reagiert und ihre darauf abgestimmte Linie „Conscious Exclusive“ genannt, um so ein ethischeres Einkaufen zu ermöglichen und dem Verbraucher ein besseres Gewissen zu vermitteln. Doch nicht nur H&M, auch Patagonia, People Tree, Thought, INDIGENOUS, Stella McCartney sind weitere namhafte Modemarken, die darauf bedacht sind, Kleidung in einem ethischeren, umweltverträglicherem und (sozial)verantwortungsvolleren Rahmen herzustellen und zu verkaufen.

Damit verbunden ist natürlich auch die Tatsache, dass nicht mehr ausschließlich nach Quantität eingekauft, sondern vielmehr auf Qualität geachtet werden soll. Und damit die Qualität auch gewährleistet werden kann, wird speziell nach Kundenwunsch und Nachfrage produziert, angelehnt an das DIY-Konzept (Do-it-yourself).

Wiederverwertung recycelter Materialien und Upcycling sind weitere Erkennungsmerkmale nachhaltiger Mode. Hierbei wird aus alter, weggeworfener Kleidung neue, höherwertige hergestellt. Das indische Label Péro nutzt diesen Verfahren in verstärkter Form in ihren Kollektionen. Studio Metallurgy ist ein weiteres indisches Unternehmen, welches handgefertigten Schmuck aus alten Waschmaschinen herstellt.

Des Weiteren gilt eine „zero-waste-policy“ als wichtiger Baustein in Sachen nachhaltiger Mode. Produktionsausschuss und Müllreste sollen möglichst geringgehalten bzw. nach Möglichkeit wiederverwertet werden. Und auch die Forschung ist beteiligt: es wird insbesondere nach Alternativen zur klassischen Baumwollfaser geforscht. Denn Schätzungen zufolge wird sich die traditionelle Baumwollfaserproduktion bis zum Ende des Jahres 2025 auf circa 130 Megatonnen summieren, was 130 Milliarden Kilogramm entspricht.

Momentan stellen insbesondere Bambusfasern eine sehr erfolgversprechende Alternative dar (Buzzo & Abreu, 2019). Die australische Modemarke Bombshell Bay sammelt Plastikmüll aus den Weltmeeren und verarbeitet dies in ihren Schwimmkollektionen. Ein weiteres indisches Unternehmen, Conserve India, geht hierbei noch einen Schritt weiter und bezahlt sogenannte „waste pickers“, Müllsammler, welche alle verschiedenen Sorten von Plastikmüll einsammeln, um daraus neue Waren herzustellen, sprich „upcyceln“. Aus 12.000 Tonnen Schläuchen, Reifen, Sitzgurten, Zementsäcken Reissäcke und Verpackungsmaterial konnten neue Gürtel und Geldbeutel in alle Welt verkauft werden. Die Müllsammler decken somit 80% des Rohstoffbedarfs des Unternehmens ab (Buzzo & Abreu, 2019; Roy Choudhury, 2014).

Doch nicht nur Unternehmen sind beim Thema nachhaltige Mode gefragt, ihr Portfolio umzustellen, auch der Konsum muss nachhaltiger werden, für welchen wiederum der Verbraucher verantwortlich ist. Nachhaltiger Konsum knüpft daher nahtlos an die Transformationsprozesse der TBI an, diese nachhaltiger und ökologischer zu gestalten. Ein seit Jahren stetig wachsendes Verbraucherbewusstsein für fair produzierte Mode ist erkennbar. Und so verwundert es nicht, dass der momentan am stärksten boomende Geschäftsbereich in Sachen nachhaltigem Konsum Secondhand ist (Gontek, 2019).

Verbraucher haben nicht nur erkannt, dass die Qualität von Kleidung nicht zwingend sinkt, sobald diese schon einmal getragen wurde, sondern auch, dass es im Trend liegt, „alte“ und seltene Kleidungsstücke zu tragen und damit auch ein Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen (Buzzo & Abreu, 2019). Hinzu kommt ein oftmals fairer Preis. Die Käuferschicht von Secondhand-Kleidung zeichnet sich oftmals durch einen sparsamen Lebensstil aus und achtet auf einen ressourcenschonenden Konsum.

Und da Secondhand-Kleidung oftmals Einzelstücke sind und von vergangenen Modekollektionen stammen, kommt dieser Kleidung auch eine gewisse nostalgische Einzigartigkeit zu (Gontek, 2019; Strähle, 2017). Ein weiterer Aspekt nachhaltigen Konsums bezieht sich auf die Bereitschaft, Kleidung zu leihen bzw. zu verleihen. Dieses Geschäftsmodell lässt sich bereits in vielerlei Hinsicht beobachten. Menschen verleihen ihre Wohnung (Airbnb), nutzen Carsharing-Angebote (DriveNow, SHARE NOW) oder tauschen Kleidung mit anderen (Kleiderkreisel).

Und die Bereitschaft zur Partizipation für diese kooperative Form des Konsums ist hoch. 52 Prozent der US-Amerikaner, 54 Prozent der Europäer und sogar 94 Prozent der Chinesen geben an, an dieser alternativen Konsumform interessiert zu sein. Zudem sollen Aktionen in den sozialen Netzwerken wie „#WhoMadeMyClothes“ für mehr Transparenz und ein gesteigertes Verbraucherbewusstsein sorgen (Buzzo & Abreu, 2019). 

Textil-Siegel

Einstürzende und brennende Fabrikgebäude, unmenschliche Arbeitsbedingungen sowie Kinderarbeit, Niedriglöhne, Diskriminierung und Umweltverschmutzung sind - wie bereits weiter oben beschrieben - trauriger Alltag in den Produktionsstätten in Bangladesch, Pakistan, Kambodscha, Indien und weiteren Textilstandorten. Doch wie soll diesen Missständen Einhalt geboten werden?

Für den Verbraucher ist es abgesehen von den Angaben auf dem Etikett zum Ursprungsland oftmals schwer zu erkennen, unter welchen Arbeitsbedingungen die Kleidung produziert wurde. Problematisch ist zudem die Tatsache, dass es keine allgemeingültige Definition von Öko-Textilien gibt, oder was diese in ihren Eigenschaften umweltfreundlich, nachhaltig und gesundheitsverträglich macht.

Eine Recherche von "it fits – Organic Textile Partner" brachte über 120 existierende Öko-Textilsiegel von über 100 Organisationen zutage, jede einzelne mit eigenen Standards. Darunter finden sich auch firmeneigene Siegel, was die Transparenz, Unabhängigkeit und vor allem Aussagefähigkeit des Siegels nochmals stark verwässert.

Das Problem von Öko-Siegeln ist im Gegensatz zu bekannten Öko-Lebensmittelsiegeln wie „Fairtrade“ und „Bio“ die Tatsache, dass es keinen einheitlichen Standard gibt und unterliegt somit auch keinen festen, gesetzlichen Vorschriften. Demnach gibt es nicht nur sehr viele verschiedene Öko-Siegel in der TBI, sondern auch eine ebenso große Anzahl an unterschiedlichen Qualitätssicherungs- und Zertifizierungssystemen. Dies kann schnell zu irreführenden und fehlerhaften Informationen führen, wenn Modeunternehmen selbst Öko-Siegel für ihre Kleidung ausstellen. Hier wird von „Greenwashing“ gesprochen.

Daher wäre die Liste an guten Gründen für Textil-Siegel lang, doch bis Siegel wie GOTS im Bewusstsein der Konsumenten angekommen sind, wird es noch eine Weile dauern. Allerdings ist der GOTS auf dem besten Weg, zum einheitlichen Standard der TBI zu werden (Billig-Shopping bei Primark. Da setzt das Gehirn aus, 2015; Friedel & Spindler, 2016).

Der Global Organic Textile Standard, kurz GOTS, wurde 2002 gegründet und hat seitdem über 3000 Firmen zertifiziert. Dem GOTS ist es wie keinem anderen Siegel bisher gelungen, 10 verschiedene internationale Standards zu einem Regelwerk zu harmonisieren und einheitliche Kriterien auf einem sehr hohen Niveau zu etablieren. Somit sind „ökologische Qualität von Naturtextilien von der Gewinnung textiler Rohfasern über umweltfreundliche und sozialverträgliche Herstellung bis hin zur transparenten Kennzeichnung der Endprodukte“ gewährleistet.

Bis ein Textilprodukt mit dem GOTS-Siegel ausgewiesen werden kann, bedarf es mindestens 70 Prozent biologisch erzeugter Naturfasern. Der Einsatz von Farbstoffen und weiteren chemischen Zusätzen ist nur unter umweltrelevanten und toxikologischen Kriterien zulässig und damit auch eine Kläranlage für alle Betriebe verpflichtend, deren Bearbeitungsschritte Wasser und Chemikalien beinhalten.

Unternehmen in der TBI sind bestrebt, ihr Image durch entsprechende Siegel und Marketingmaßnahmen aufzuwerten und kommunizieren ihre Nachhaltigkeitsabsichten an die Öffentlichkeit. So gibt es aus den Reihen der TBI eine große Bandbreite von Selbstverpflichtungen, welche in Form von Initiativen, Bündnissen und mit der Teilnahme an Kampagnen ihrem Bestreben nach mehr Nachhaltigkeit Ausdruck verleihen wollen: Better Cotton Initiative, Fair Wear Foundation, Bündnis Nachhaltige Textilien, Sustainable Apparel Coalition wären nur einige davon, welche für mehr Nachhaltigkeit bei der Faserherstellung und Weiterverarbeitung sorgen wollen.

Auch Stiftungen wie die Bio-Re-Stiftung der Remei AG, die C&A Foundation und H&M Conscious Foundation setzen sich für eine nachhaltige Textilproduktion ein. Fälschlicherweise werden diese Initiativen jedoch oft als Siegel wahrgenommen, obwohl diese nicht zur Produktkennzeichnung verwendet werden können, sondern ausschließlich Öko-Siegel wie GOTS.

Ein sehr gutes Instrument zur „Kontrolle“ der Nachhaltigkeitsabsichten von Unternehmen bietet Corporate Social Responsibility (CSR). Nach der Definition der Europäischen Union nehmen Unternehmen über die rechtlichen Pflichten hinaus freiwillig gesellschaftliche Verantwortung wahr und weisen diese in ihrer Unternehmensbilanz aus. So nennt Takko als erreichtes Ziel, 2011 Mitglied in der Fair Wear Foundation geworden zu sein. C&A geht hierbei bedeutend weiter und legt auch nicht erreichte Ziele offen. Dennoch wurden im Geschäftsjahr 2013 beachtliche 130 Millionen Bio-Baumwollartikel verkauft (Friedel & Spindler, 2016).

Informationsplattformen

Grundsätzlich bietet das Internet hier die größte Auswahl an deutschsprachigen Informationsmöglichkeiten zum Thema nachhaltige Mode, entsprechenden Einkaufsmöglichkeiten sowie Foren für Diskussionen. Eine Suchanfrage bei Google zum Stichwort „nachhaltige Mode“ listet 106 Millionen Treffer mit Einkaufsmöglichkeiten, Aufklärungsseiten und Fair-Fashion-Modelabels auf.

So bietet bspw. www.getchanged.net die Möglichkeit, nach benutzerdifferenzierten Nachhaltigkeitskriterien Einkaufsläden und Marken in einer Region zu finden. Des Weiteren klärt die Internetseite auch zum Thema Fast Fashion auf und gibt Tipps beim Kleidungskauf. Bekannte Blogs zum Thema Fast Fashion und Nachhaltigkeit sind Grüne Mode von Kirsten Brodde, Grün ist das neue Schwarz von Ellen Köhrer und My fair ladies von Maris Neumeister.

Natürlich finden sich auch auf der bekannten Social Media Plattform Instagram Influencer, welche über diese Themen schreiben und posten. So gehört mit knapp 300.000 Followern dariadaria zu den stärksten deutschsprachigen Accounts, gefolgt von aliaslouiseblog mit 45.000 Followern und fairknallt mit 43.000 Followern. Auch Zeitschriften und Magazine erscheinen zu diesem Thema, wenn auch oftmals unter der Rubrik nachhaltiges Leben. Bekannte Printmedien zum Thema Fair Fashion und Nachhaltigkeit sind FOGS, Ö-Magazin, Noveaux sowie Emotion Slow. 

Fazit und Ausblick

Der Erfolg nachhaltiger Mode und eines nachhaltigeren Konsums ist unweigerlich mit einer Veränderung des momentanen Lebensstils und Konsumverhaltens verbunden. Denn nicht nur Kleidung, auch viele andere Konsumgüter sind einem sehr kurzen Lebenszyklus unterworfen und landen nach dem Kauf schnell wieder im Müll. Die Verbraucher müssen den Mehrwert von fair gehandelter Mode erkennen und auch bereit sein, den dafür höheren Preis zu zahlen.

Nur wenn sich dieser Konsumwandel durchsetzen lässt und sich auch ein Nachhaltigkeitsbewusstsein in der TBI entwickelt, lassen sich die zu Beginn dargestellten prekären Arbeitsbedingungen sowie ökologischen Auswirkungen auf Natur und Umwelt vermindern oder gar stoppen. Und auf der anderen Seite braucht es den politischen Willen, ein einheitliches Öko-Siegel zu etablieren sowie gesetzliche Bestimmungen durchzusetzen, nach denen produziert werden darf.

Nur mit diesen Maßnahmen kann ein nachhaltiger Konsum in Zeiten von Fast Fashion gelingen. Doch bis es dazu kommt, wird es noch lange dauern. Zu sehr ist die TBI auf Maximierung ihres Gewinns bedacht und steht ebenso unter Druck, Aktionären Dividenden auszuschütten. Und auf der anderen Seite ist dieses Thema nicht von der nötigen Dringlichkeit, sodass die Politik dementsprechend mit Nachdruck reagieren würde.

So wird weiterhin in Billiglohnländern Fast Fashion produziert und in den hiesigen Einkaufszentren zum Kauf angeboten, aller bisherigen Kritik zum Trotz. Es bedarf daher neuer Konzepte, angefangen bei Secondhand und Kleider leihen bis hin zum bewussten Verzicht auf exzessive Einkaufstouren oder dem Versuch, kaputte Kleidung zu reparieren.

Doch solange viele Menschen lieber nach Quantität anstatt nach Qualität einkaufen gehen, wird die TBI dieser Nachfrage entsprechen und eben jene nachgefragte “Qualität“ zu billigen Preisen liefern. Es bleibt daher abzuwarten, ob sich alternative Konsummöglichkeiten bezüglich Kleidung durchsetzen lassen und inwiefern die TBI bereit ist umzudenken. 

Literaturverzeichnis

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