Montag, 23. Januar 2023

Konsumgesellschaft und Handys

Können Sie sich denn noch ein Leben ohne Handy vorstellen? Wenn nicht, sind Sie in guter Gesellschaft. Aus unserem modernen Leben sind Handys nicht mehr wegzudenken. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis wirklich jeder auf diesem Planeten ein Handy besitzt. Im Jahr 2021 gab es Statistiken zufolge ca. 3,5 Milliarden Smartphone-User weltweit. Jedoch ist die Anzahl der kursierenden Handys mit über sechs Milliarden fast doppelt so hoch, was bedeutet, dass viele Menschen nicht nur ein Handy besitzen, sondern zwei oder sogar mehr. Allein in Deutschland werden derzeit 60,7 Millionen internetfähige Mobiltelefone benutzt. In den USA sind es ca. 298 Millionen und in China sogar 1,6 Milliarden. Und die Tendenz ist überall gleich: Sie ist steigend (vgl. Otto, S. 2).

Ein Blick in die Zukunft: Im Jahr 2050 werden knapp neun Milliarden Menschen auf der Erde leben, die alle ein Recht auf ein gutes Leben mit ausreichend Nahrung, Sicherheit und Bildung haben. Jedoch wird dieser Zuwachs den Druck auf die natürlichen Rohstoffvorkommen, die biologische Vielfalt und das ökologische Gleichgewicht auf der Erde enorm verschärfen. Es ist uns heute noch unklar, wie die Erde bis dahin aussehen wird. Eines ist jedoch klar: Notwendig sind ein ressourcenschonender Konsum sowie effiziente Produkte. Denn nur so kann den Menschen eine gerechte Teilhabe am Wohlstand ermöglicht werden, ohne den Planeten zu zerstören (vgl. Nordmann et al., S. 1).

Schon heute gibt es den Kampf um seltene und wertvolle Rohstoffe. Besonders für die Herstellung von technischen Geräten, wie zum Beispiel dem Handy, spielen Rohstoffe wie seltene Erden eine wichtige Rolle. Das Problem liegt darin, dass diese meist nur in jeweils kleinen Mengen in weit verstreut lagernden Mineralien vorkommen. Für die Aufbereitung dieser Metalle benötigt man Energie und Chemikalien, welche immense Umweltschäden verursachen (vgl. Nordmann et al., S. 1).

"Die naturwissenschaftlichen Grundlagen unseres Rohstoffverbrauchs und dessen Folgen für Menschen und Umwelt lassen sich besonders gut an dem heute fast wichtigsten Alltagsbegleiter Handy deutlich machen" (Nordmann et al., S. 1).

In der vorliegenden Arbeit geht es um die Auswirkungen der Konsumgesellschaft, die am Beispiel des Handys dargestellt werden. Ziel der Hausarbeit ist es, einen Einblick zu bekommen, welche Auswirkungen der Abbau von Rohstoffen, die für die Herstellung eines Handys benötigt werden, auf die Umwelt haben und wie man diesen entgegenwirken kann. Hierzu wird gezeigt, wie der Abbau der Rohstoffe abläuft.

Als Grundlage soll zunächst geklärt werden, was unter dem Begriff „Konsumgesellschaft“ zu verstehen ist. Hiernach werden die Voraussetzungen einer Konsumgesellschaft und der Zusammenhang von Konsum und Glück erläutert. Darauf aufbauend wird der Abbau der Rohstoffe und deren Auswirkungen auf die Umwelt aufgezeigt, hierbei liegt der Schwerpunkt auf den Metallen Tantal, Kobalt, Kupfer und Aluminium. Im letzten Teil der Arbeit werden zwei verschiedene Lösungsmöglichkeiten - nachhaltiger Konsum und Recycling - vorgestellt.

Konsumgesellschaft

Definition

Die Konsumgesellschaft löst gewissermaßen die Arbeitsgesellschaft ab, die unser Leben zuvor bestimmt hat. Dies bedeutet, man lebt nicht, um zu arbeiten, sondern man arbeitet, um zu leben. Es gibt viele verschiedene Begriffsbestimmungen der Konsumgesellschaft (vgl. König, 2019, S. 15). Die für diese Arbeit gewählte Definition lautet: die Konsumgesellschaft

"zeichnet sich dadurch aus, dass die Mehrheit der Bevölkerung an neuen Konsumformen teilhat und der Konsum herausragende kulturelle, soziale und ökonomische Bedeutung besitzt. In der Konsumgesellschaft wird der Konsument zur soziokulturellen Leitfigur. Konsumhandlungen sind für zentrale ökonomische Größen wie Wachstum und Beschäftigung mitverantwortlich. Konsum dient der individuellen und sozialen Selbstentfaltung und Selbstdarstellung" (König, 2013, zitiert nach König, 2019, S. 15f.).

Mit dieser Definition soll ausgedrückt werden, dass der Konsum eine materielle, aber auch eine mentale Seite hat. Die Konsumgesellschaft wird mit dem Hinweis auf die Mehrheit der Bevölkerung historisch situiert.

"An neuen Konsumformen hatte die Mehrheit der Bevölkerung zuerst in den Vereinigten Staaten etwa seit den 1930er Jahren Anteil, in der Bundesrepublik etwa seit den 1960er Jahren" (König, 2019, S. 16).

Nach diesem Begriffsverständnis hat es Konsum immer schon gegeben, die Konsumgesellschaft ist hingegen ein relativ junges historisches Phänomen (vgl. König, 2019, S. 16).

Voraussetzungen der Konsumgesellschaft

Für die Konsumgesellschaft gibt es zwei Voraussetzungen: Zeit und Geld. Geld bedeutet hierbei disponibles Einkommen, also das, was an Einkommen nach Erfüllung der Grundbedürfnisse noch zur Verfügung steht. Im Lauf des 20. Jahrhunderts stieg der Umfang des disponiblen Einkommens dramatisch an. In der Bundesrepublik vor allem in den ersten Nachkriegsjahrzehnten. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Armut völlig beseitigt ist, dennoch ist sie aber in unserer Gesellschaft in Bevölkerungsminderheiten zurückgedrängt. Seit den 1950er Jahren schaffte sich die Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung langlebige Konsumgüter an, d.h. Fernseher, Automobile, Kühlschränke usw. Die Erinnerung an wirtschaftliche Krisenzeiten verblasst gleichzeitig bei den jüngeren Generationen. Dies bedeutet, traditionelle Sparsamkeitsmuster relativierten sich (vgl. König, 2019, S. 16).

Die zweite Voraussetzung für die Konsumgesellschaft ist die Zeit. Auch hier spricht man von der disponiblen Zeit, die nicht bei der Arbeit verbracht wird, sondern für Konsumhandlungen zur Verfügung steht. Der Umfang der Konsumzeit lässt sich am besten mit Hilfe der Lebensarbeitszeit bestimmen. Die Lebensarbeitszeit ist eine Größe, in welcher die tägliche Arbeitszeit, der Urlaub, das Wochenende, der Renteneintritt und das Lebensalter mit eingehen. Es ist ein dramatischer Rückgang der Lebensarbeitszeit zu sehen (vgl. König, 2019, S. 16).

"Es gibt Berechnungen, die zeigen, dass in der Bundesrepublik bis 1964 der Umfang der Lebensarbeitszeit den der Lebensfreizeit übertraf und erst danach sich das Verhältnis umkehrte" (König, 2019, S. 16).

Es handelt sich bei Zeit und Geld um notwendige Voraussetzungen der Konsumgesellschaft. Dabei eröffnet das Vorhandensein von Zeit und Geld Möglichkeiten des Konsumierens, sagt jedoch nichts darüber aus, in welcher Art und Weise diese Zeit genutzt wird und warum die Menschen überhaupt konsumieren (vgl. König, 2019, S. 17).

Konsum und Glück

Zudem wird oft übersehen, dass jene, die vom Wirtschaftswachstum profitieren, nicht per se zufriedenere Menschen sind. Die Glücksforschung kommt vielmehr zu dem Schluss, dass ein höheres Einkommen ab einem bestimmten Niveau nicht zusätzliches Glück mit sich bringt. Ebenfalls stellt sich heraus, wer nicht den demonstrativen Konsumaktivitäten anderer Zeitgenossen nachgeht, verliert seine Position in der gesellschaftlichen Rangfolge. Als Folge muss immer mehr konsumiert werden, um ein bestimmtes, keineswegs wachsendes Glücksempfinden zu erzielen. Allerdings können nur bestimmte Konsumenten ihren Status bei einem Wachstumsschub verbessern (vgl. Paech, 2012, S. 59).

"Dies geschieht jedoch zwangsläufig zulasten derer, die ihre bisherige Ausstattung nicht aufwerten konnten. Daher ist weiteres Wachstum nötig, das den Zurückgefallenen ermöglicht, ihre Konsumnachfrage nachzuholen" (Paech, 2012, S. 59).

Da die Auswahl an Konsumgüter gegenwärtig geradezu explodiert, der Tag aber nur 24 Stunden hat, verschärft sich der Konflikt zwischen Zeit und Geld. Konsumaktivitäten machen allerdings erst dann Sinn, wenn die Menschen ihnen zumindest ein Minimum an Aufmerksamkeit widmen. Jedoch verfügen wir in der aktuellen Gesellschaft nicht über genügend Zeit, die hinzugewonnenen Konsumoptionen ausreichend zu nutzen. Aus diesem Konflikt entwickelt sich dann eine zusätzliche Belastung, die als Stress erfahren wird (vgl. Paech, 2012, S. 59f.).

Dem ökonomischen Wachstumszwang zu entkommen, ist aufgrund struktureller Zwänge nicht ohne weiteres möglich. In den vergangenen Jahren haben die gestiegene Arbeitsproduktivität sowie die industrielle Arbeitsteilung weiteres wirtschaftliches Wachstum nötig gemacht. Heute ist es nicht mehr wie vor einigen Jahrzehnten, als die Produktion an einen festen Standort gebunden war. Heute ist ein Großteil der Produktionsprozesse in viele isolierte Fertigungsstufen zerlegt, was eine flexible und ortsungebundene Verlagerung je nach Qualitäts- oder Kostenvorteilen erlaubt (vgl. Paech, 2012, S. 60).

"Zugleich erfordert jede Spezialisierungsstufe vor Produktionsbeginn Investitionen. Das dazu benötigte Fremdkapital kostet Zinsen, und Eigenkapital verlangt nach einer hinreichenden Rendite. Folglich muss in jeder Periode ein entsprechender Überschuss erwirtschaftet werden. Außerdem nimmt mit der räumlichen Entgrenzung der Bedarf an physischen Infrastrukturen und Anlagen zu, die fortwährend verschleißen" (Paech, 2012, S. 60).

Handy

Im folgenden Teil wird erklärt, welche Rohstoffe abgebaut werden müssen, um Handys herzustellen, und welche Folgen sich daraus für die Umwelt ergeben.

Abbau der Rohstoffe

"Ein Handy besteht aus bis zu 60 Stoffen. Der größte Teil der Stoffe sind dabei Metalle, welche aus Erzen gewonnen werden. (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 3). Smartphones wiegen im Durchschnitt 110 g (ohne Akku) und bestehen zu rund 45 Gew.-% aus Metallen, 32 Gew.-% aus Glas, 17 Gew.-% aus Kunstoffen und 6 Gew.-% aus Materialverbunden (mechanisch nicht trennbare Kunststoffe und Metalle)" (Bookhagen und Bastian, 2020, S. 2).

Viele metallische Rohstoffe, die zur Herstellung des Handys benötigt werden, sind nicht unproblematisch. Folgende Metalle führen zu Problemen: Tantal, Aluminium, Kupfer und Kobalt. Tantal ist dabei ein Metall, das in kleinsten Mengen in jedem Mobiltelefon vorhanden ist. Dass diese Metalle zu Problemen führen, mag oft überraschen, da das einzelne Handy sehr leicht ist und daher auch nur wenige Rohstoffe benötigt.

Schätzungen zufolge wurden weltweit im Jahr 2011 fast 1,8 Milliarden Handys verkauft. Wenn man dies hochrechnet, dann wurden alleine 16.000 Tonnen Kupfer, 6.800 Tonnen Kobalt, 450 Tonnen Silber und 43 Tonnen Gold für deren Herstellung verwendet (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 5). Um überhaupt an die Erze führenden Schichten heranzukommen, müssen häufig große Mengen Erde und Gestein beiseite geräumt werden. Außerdem gelingt die Gewinnung der eigentlichen Metalle aus den Erzen häufig nur durch den Zusatz von Chemikalien und verbraucht große Mengen Energie. Derzeit gibt es für die Kundinnen und Kunden von Handys keine Möglichkeit zu erfahren, aus welchen Regionen die Rohstoffe der von ihnen gekauften Geräte stammen (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 5).

Jeder, der ein Handy nutzt, hat kleine Mengen des Metalls Tantal in der Hand, denn ohne diesen Rohstoff läuft beim derzeitigen Stand der Technik nichts. Dieser ist ein sehr guter Stromleiter und ist extrem hitze- und säurebeständig. Angaben, wo das derzeit auf dem Weltmarkt verbrauchte Tantal herkommt, sind umstritten. Einige Experten meinen, dass aus dem Kongo und den direkten Nachbarstaaten im Jahr 2009 rund 500 Tonnen Tantal exportiert wurden. Dies ist rund ein Drittel der weltweiten Produktion.

Tantal wird in der DR Kongo in Erzen gefunden. Das Erz wird auch Coltan genannt. Das Coltan kann mit einfachsten Mitteln entlang der Flüsse abgebaut werden. Um das Coltan zu gewinnen, müssen Löcher gegraben werden und die Erde muss ausgewaschen werden, um die Coltanklumpen zu finden (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 6). Wenn die Coltanklumpen aus der Erde geholt sind, werden diese meist in den Nachbarstaaten Kongos weiterverarbeitet, damit aus dem Coltan das reine Tantal gewonnen wird (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 7). Zugleich ist der Kongo mit rund 50 % der weltweiten Förderung der mit weitem Abstand wichtigste Produzent von Kobalt. 20% des Kobalts wird genutzt, um leistungsfähige Batterien herzustellen, welche beispielsweise in Handys verbaut werden (vgl. Hütz-Adams, S. 7f.).

Weiter geht es mit dem Metall Kupfer. Der Grasberg-Komplex in der indonesischen Provinz West-Papu gehört zu 90 % dem Minenkonzern Freeport Indonesia. Diese Firma ist eine Tochter des US-Unternehmens Freeport-McMoRan. Dieser ist einer der weltweit größten Produzenten von Gold und Kupfer (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 7f.). Trotz erheblicher Produktionsschwankungen ist Grasberg eine der ertragreichsten Goldminen weltweit und liegt in der Rangliste der größten Kupferminen der Welt auf Platz 3. Täglich werden dort rund 230.000 Tonnen Erze in der Mine vorverarbeitet und konzentriert (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 9).

Schaut man sich das Metall Aluminium an, kann man sagen, dass dieses als schickes und modernes Metall gilt. Die Gehäuse von einigen Handys werden aus Aluminium gefertigt. Die Vorzüge des Metalls sind: es ist leicht, stabil und gut zu recyclen. Aluminium wird aus Bauxit gewonnen, hier sind die weltweit wichtigsten Förderländer Australien, Brasilien, China und Indien. In der Regel erstrecken sich die Minen über große Flächen. Um an das Erz zu gelangen, muss zunächst die darüberliegende Erde abgeräumt und anschließend das Bauxit abgebaut werden. Meist wird das Bauxit noch am Fundort zerkleinert, gewaschen und getrocknet (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 10).

Folgen des Rohstoffabbaus für die Umwelt

"Bei der Gewinnung aller Metalle werden große Flächen zerstört, da die Erze in der Regel im Tagebau abgebaut werden" (Hütz-Adams, 2012, S. 5).

Des Weiteren kommt es bei der Herstellung von Handys bei vielen Komponenten zur Verschmutzung der Umwelt (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 16). Ökologisch negative Folgen entstehen besonders durch die Gewinnung von Kupfer. Denn beim Lösen dieser Erze aus dem Stein bildet sich eine teils toxische Schlacke. Die dramatischen Folgen auf die Umwelt lassen sich durch sterbende Flussläufe sowie verseuchte Küstenstreifen an den Flussmündungen erkennen. Zudem sterben dabei artenreiche Lebensgemeinschaften ab (vgl. Holtz, 2011, S. 59).

Auch die Minenwirtschaft belastet das ökologische System in West-Papua. Dort ist die größte Mine, die Grasberg-Mine. Damit die Mine überhaupt betrieben werden konnte, musste an der Fundstelle des Kupfers eine komplette Stadt, Tembagapura, errichtet und eine 110 km lange Pipeline zum Meer gebaut werden. Damit einher geht eine enorme Verschmutzung der Umwelt. Die Erzabfälle werden in die Flüsse geleitet, dadurch verschlammen Flussufer, Fische, Wälder sterben ab und das Trinkwasser wird vergiftet (vgl. Holtz, 2011, S. 66).

Des Weiteren bleibt der größte Teil der Erze nach der Erstverarbeitung als Abfall zurück und wird in Flüsse gekippt, die ihn den Berg in das Tiefland hinunterspülen. Dadurch wurde das gesamte Flusssystem unterhalb der Mine inklusive des Regenwaldes massiv geschädigt (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 9). Außerdem gelangen große Mengen an Schwermetallen in das Wasser und auch in die Schwemmgebiete des Flusses.

Ein weiteres Problem stellen die Steinhalden in den Tälern rund um die Mine dar, auf denen ca. 360.000 bis 510.000 Tonnen Gestein täglich deponiert werden. Das Problem hierbei ist, dass das Gestein Schwefel enthält, welcher durch Wasser- und Sauerstoffkontakt Schwefelsäure bildet. Es werden Schwermetalle aus dem Gestein gelöst und so verseucht die giftige Mischung Grund- und Oberflächenwasser (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 9).

Des Weiteren ist die Gewinnung von Aluminium aus Bauxit mit dem Einsatz von Chemikalien und großen Mengen Energie verbunden (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 11). Um überhaupt aus Bauxit Aluminiumoxid zu gewinnen, wird dieses mit Natronlauge vermischt und unter hohem Druck bei 200 Grad gekocht. Es entsteht als Abfallprodukt Rotschlamm, welcher neben einer großen Menge Natronlauge auch viele giftige Metalle enthält (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 10f.).

"Pro Tonne fertigem Aluminiumoxid fällt die doppelte bis vierfache Menge an festen Bestandteilen des Schlammes an. Wie gefährlich dieser Schlamm ist, wenn er nicht unter großem Aufwand gereinigt und sicher gelagert wird, zeigt der Dammbruch eines ungarischen Staubeckens für Rotschlamm im Herbst 2010" (Hütz-Adams, 2012, S. 11). Hier wurden ganze Dörfer überflutet (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 11).

"Aus dem Aluminiumoxid wird in einem Elektrolyseverfahren der Sauerstoff herausgetrennt. Für die Reduktion werden 14.000-16.000 Kilowattstunden gebraucht, um aus zwei Tonnen Aluminiumoxid eine Tonne reines Aluminium zu produzieren" (Hütz-Adams, 2012, S. 11).

Aber nicht nur die Gewinnung von Aluminium aus Bauxit ist mit dem Einsatz von Chemikalien und großen Mengen Energie verbunden. Auch die Verarbeitung von Tantal zu dem Pulver, das in Kondensatoren im Handy eingesetzt werden kann, besteht aus vielen Produktionsstufen mit erheblichen Mengen Abfall und einem hohen Energieverbrauch (vgl. Hütz-Adams, 2012, S. 11).

Lösungsmöglichkeiten

Um den negativen Folgen für die Umwelt entgegenzuwirken, wird in diesem Kapitel auf zwei Lösungsmöglichkeiten näher eingegangen.

Nachhaltiger Konsum

Da die Industrie auf das Verhalten von Verbrauchern reagiert, verändern viele kleine Effekte, die jeder Einzelne für sich erzielen kann, die Gesellschaft. Die Zeit, dass die Kultur der Reparatur, begonnen in den Köpfen einzelner Menschen, zu einer Bewegung wird, welche die gesamte Gesellschaft verändert, ist reif (vgl. Heckl 2013, S. 165).

"Natürlich sind dabei auch Rückschläge zu verkraften. Als vor ein paar Jahren ein nach gesamtheitlichen Energie- und Ressourcenverbrauchskriterien erstelltes ökologisches Handy auf den Markt kam, wollte es kaum ein Verbraucher kaufen, weil es nicht chic genug war und über einige der als nötig erachteten Funktionen nicht verfügte. Man konnte damit eben nur telefonieren" (Heckl 2013, S. 165).

"Design for Repair" bedeutet, dass die Reparaturfähigkeit von Produkten als wesentliches Wettbewerbskriterium in den Mittelpunkt gestellt wird. Allerdings müssen den Menschen die komplexen Zusammenhänge von Energie- und Ressourcenlage, ökologischen und ökonomischen Aspekten bekannt sein, wenn sie danach handeln sollen. Nur so kann man eine Veränderung der Lebensweise erwarten, die der Forderung genügt, heute so zu leben, dass eine Zukunft für die nächsten Generationen möglich ist (vgl. Heckl 2013, S. 165 f.).

Im Brundtland-Bericht zur nachhaltigen Entwicklung, der von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung 1987 veröffentlicht wurde und bis heute in Diskussionen zum Thema Nachhaltigkeit als Grundlage genommen wird, wird darüber hinaus ausgeführt, dass für nachhaltiges Handeln eine Voraussetzung auch die soziale Gerechtigkeit ist, denn es können von Menschen, die Armut und Unterernährung ausgesetzt sind, nicht dieselben Beiträge zu einer Zukunftsgesellschaft verlangt werden wie vom gesättigten Westen.

Trotzdem müsste man Regelungsmechanismen finden, die der Menschheit umdenken helfen. Hierzu gehören Marktkräfte in gleicher Weise wie moralische Aspekte, emotionales Marketing und neue Technologien. Mit Marktkräften ist beispielsweise gemeint, dass der Verkaufspreis eines Produkts langsam seinen wahren Wert widerspiegeln sollte. Aus einer Gesamtbetrachtung von Ressourcen- und Energieverbrauch sowie von Reparatur- und Recyclingkosten würde sich in Bezug auf die Lebensdauer ein Produktpreis bilden. Dies müsste langsam und schrittweise geschehen und sozial abgefedert sein, denn manche Produkte würden bei konsequenter Betrachtung für viele Menschen unbezahlbar werden (vgl. Heckl 2013, S. 166).

"Meines Erachtens kann nur die Reparatur- und Recyclinggesellschaft zusammen mit der Entwicklung neuer Technologien die Antwort auf die zukünftigen Herausforderungen der Menschheit sein" (Heckl 2013, S. 168).

Dies sollte auf Basis der Nutzung von Energiequellen, die noch lange zur Verfügung stehen, wie Geo- und Sonnen- sowie Wind- und Wasserenergie geschehen. Und hierzu braucht es die Entwicklung neuer Technologien. Diese benötigt man zur Reparatur, zum Recyceln, zum Speichern, zum Ausnutzen und zum Verteilen der erneuerbaren Energien (vgl. Heckl 2013, S. 168). Des Weiteren ist immer häufiger die Rede von „smarten Geräten“. Telefone werden als Smartphones bezeichnet. Dabei sollten smarte Menschen wirklich smarte Produkte herstellen und benutzen und nicht solche, denen nur das Etikett anhaftet.

Es ist keine gute Entwicklung, dass eine unüberschaubare Vielzahl von Geräten hergestellt wird, bei denen die Konsumenten nicht mehr zwischen dem, was wichtig, und dem, was unwichtig ist, unterscheiden können. Vielmehr sollten Menschen sich smarte Fragen stellen wie beispielsweise: Warum brauchen wir eigentlich jedes Jahr ein neues Handy? Denn wir leben mit dem Fluch der Wegwerfgesellschaft mit bewusst eingebauter Ablaufzeit (vgl. Heckl 2013, S. 169).

"Häufig wird ökonomisch argumentiert. Habe ich mit den vielen Neukäufen vielleicht nicht doch etwas Gutes getan, habe ich nicht die Wirtschaft in Gang gehalten? So ließe sich das coole neue Gadget ganz gut rechtfertigen – und der damit verbundene Wurf des alten, gerade mal ein Jahr alten Geräts auf den Müll. Dass diese Art des Konsums angesichts begrenzter Ressourcen auf unserer Erde verändert werden muss, wird jeder einsehen" (Heckl 2013, S. 169).

Bei dem allzu verschwenderischen Umgang mit Handys ist jedoch ein grundsätzliches Umdenken notwendig. Früher ließ sich das aufklappbare Handy RAZR von Motorola über einen Zeitraum von fünf Jahre kontinuierlich gut verkaufen. Dies scheint heute, etwa zehn Jahre später, anachronistisch. Damals brauchte der Mensch nichts weiter als ein Gerät, mit dem man mit einem Menschen kommunizieren konnte, der nicht in unmittelbarer Nähe war (vgl. Heckl 2013, S. 176). Heute gelten Handys spätestens nach neun Monaten als veraltet, insbesondere für diejenigen, die sich über den Wechsel ihres Handys persönlich ihrer Modernität versichern. Handys müssen ständig flacher werden, die Pixelzahl des Displays oder der eingebauten Kamera, die Prozessorgeschwindigkeit und die Speicherkapazität höher. Diese Entwicklung erfordert jedoch einen erheblichen Entwicklungsaufwand, dessen Kosten die Herstellerfirmen über die Verkäufe erst einmal wieder erwirtschaften müssen (vgl. Heckl 2013, S. 177).

"Verlierer sind dann wieder all diejenigen, die sich um den zunehmenden Rohstoffverbrauch sorgen, darum, dass immer mehr Edelmetalle, Beschichtungschemikalien, Polymere und Akkus zur Herstellung verbraucht werden" (Heckl 2013, S. 177).

Recycling von Handys

Recycling ist eine Methode, um in Zukunft der Konsumgesellschaft zu entkommen. In diesem Kapitel wird zum einen aufgezeigt, wie das Recycling von Handys aussehen könnte, und zum anderen, welche Schwierigkeiten sich dabei ergeben. Ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung des Rohstoffangebots kann das Recycling sein (vgl. Bookhagen und Bastian 2020, S. 5)

 "Das Recycling von Metallen erhöht im Allgemeinen die Material- und Energieeffizienz von Produktsystemen während des gesamten Lebenszyklus, denn die Umweltauswirkungen und der Energieverbrauch von Sekundärmetallen (d.h. aus dem Recycling zurückgewonnenen Metallen) sind für die meisten Metalle niedriger als bei der Primärgewinnung" (Bookhagen und Bastian 2020, S. 5).

Es gibt bereits für Massenmetalle wie Stahl, Kupfer und Aluminium etablierte Recyclingverfahren. Probleme stellen sich beim Rücklauf und der Sammlung der Altgeräten. Des Weiteren kommen für das fachgerechte Recycling von Handys auch Herausforderungen bei den Trennverfahren und Recyclingtechnologien hinzu (vgl. Bookhagen und Bastian 2020, S. 5f.).

"Der Wert der zurückgewonnenen Metalle (bei den gegebenen Metall- und Schrottpreisen) muss alle Prozesse zu ihrer Gewinnung wirtschaftlich tragen; ebenso sind die physikalischen und thermodynamischen Grenzen zur Rückgewinnung zu beachten" (Bookhagen und Bastian 2020, S. 6).

Vor allem in Bezug auf die aufzuwendende Energie ist Recycling daher auch unter ökologischen Gesichtspunkten zu betrachten. Es können dem Recycling von Handys auch ökologische Grenzen gesetzt werden. Zum Beispiel, wenn das Recycling der Komponenten zu einer größeren Umweltbelastung führt, durch Trennung, Vorbehandlung, Transport, Energie und Emissionen, als durch die Rückgewinnung eingespart werden können (vgl. Bookhagen und Bastian 2020, S. 6).

Wenn eine Weiterverwendung und Reparatur von Handys nicht mehr möglich ist, sollten diese gemäß der Abfallhierarchie fachgerecht recycelt werden. Insbesondere Gold und Palladium sind gewinnbringende Elemente, welche standardmäßig im selben Prozessablauf wie Kupfer und Silber wiedergewonnen werden und damit die ökonomischen Treiber sind. Das enthaltene Kunststoff in den Geräten wird in der Regel allerdings nicht separat verwertet, sondern als Energielieferant und Reduktionsmittel für die Rückgewinnungsprozesse verwendet (vgl. Bookhagen et al, 2018, S. 528).

Aktuelle wertgebenden Metalle für das Recycling von Handys sind folgende fünf Metalle: Gold, Kupfer, Silber, Palladium und Platin. Diese sind mithilfe eines Standard-Recyclingverfahren recht einfach zu gewinnen. Die Rückgewinnung dieser Metalle kann dabei bei bis zu 98% liegen. Derzeit können also mit diesen fünf Metallen rund 85% des reinen Metallwertes eines Handys wiedergewonnen werden (vgl. Bookhagen und Bastian 2020, S. 6). Die Rückgewinnung von Tantal wird jedoch durch zu hohe Kosten behindert. Für Tantal und andere Metalle müsste daher eine spezielle Vorsortierung und Anreicherung stattfinden. Um die Abhängigkeit von Importen zu verringern, könnte daher optimiertes Recycling in Zukunft eine größere Rolle spielen (vgl. Bookhagen und Bastian 2020, S. 9).

"Eine Versorgung nur mit Sekundärrohstoffen ist allerdings nicht durchführbar, da die Mengen nicht ausreichen; der primäre Abbau ist somit auch mittelfristig weiterhin nötig, um den steigenden Bedarf an Rohstoffen zu decken" (Bookhagen und Bastian 2020, S. 10).

100% Recycling von Handys ist nicht realisierbar, ein Ansatz aber, der definiert, welche Metalle wichtig sind, warum und vor allem auch wie sie gezielt eingesetzt und recycelt werden sollen, ist dringend erforderlich (vgl. Boohagen und Bastian 2020, S. 10).

Fazit

Mit dieser Arbeit sollten die Auswirkungen der Konsumgesellschaft am Beispiel des Handys und den damit verbundenen Auswirkungen des Rohstoffabbaus auf die Umwelt aufgezeigt werden. Mit Hilfe des Abbaus der Rohstoffe und dessen Folgen für die Umwelt, sowie der Darstellung von Ansätzen des nachhaltigen Konsums wurde dies veranschaulicht.

Der größte Teil der Stoffe, die für die Herstellung eines Handys benötigt werden, sind Metalle, die aus Erzen gewonnen werden. Dabei kommt es beim Abbau der Metalle Kupfer, Aluminium und Tantal zu schwerwiegenden Umweltbelastungen. Bei der Gewinnung von Kupfer bildet sich eine toxische Schlacke beim Lösen der Erze aus dem Stein. Die Folgen sind sterbende Flussläufe und verseuchte Küstenstreifen an den Flussmündungen. Außerdem bleibt der größte Teil der Erze nach der Erstverarbeitung als Abfall zurück und wird in Flüsse gekippt und somit wird das komplette Flusssystem unterhalb der Mine und der Regenwald erheblich geschädigt. Die Gewinnung von Aluminium aus Bauxit ist nur mit Hilfe von Chemikalien und großen Mengen Energie möglich. Auch bei der Verarbeitung des Metalls Tantal entsteht eine erhebliche Menge an Abfall sowie ein hoher Energieverbrauch.

Um den Umweltschäden, die durch den Rohstoffabbau entstehen, entgegenzuwirken, ist ein nachhaltiger Konsum jedes Einzelnen notwendig. Denn die Industrie reagiert auf das Verhalten von Verbrauchern. Anstatt als Verbraucher sich jedes Jahr ein neues Handy zu kaufen, sollen Verbraucher verzichten und erst ein neues Handy kaufen, wenn das Alte defekt ist. Damit Verbraucher jedoch nachhaltig konsumieren, müssen sie die komplexen Zusammenhänge von ökologischen und ökonomischen Aspekte kennen.

Ein nachhaltiger Ansatz ist das Recycling von Handys. Für bestimmte Metalle bestehen bereits etablierte Recyclingverfahren. Ebenfalls gibt es Verfahren, die bereits für die Rückgewinnung von Kobalt etabliert wurden. Nach heutigem Stand können mit den fünf Metallen Gold, Kupfer, Silber, Palladium und Platin ca. 85% des reinen Metallwertes eines Handys zurückgewonnen werden. Jedoch gibt es heute noch keine etablierte Rückgewinnung von Tantal, da diese zu hohe Kosten mit sich bringt. Dass Handys zu 100 % recycelt werden, ist allerdings utopisch.

Literatur

  • Bookhagen, Britta/ Dennis, Bastian (2020): Metalle in Smarthphones. In: Commodity TopNews. Fakten ● Analysen ● Wirtschaftliche Hintergrundinformationen (65), S. 2- 10. Online im Internet: https://www.researchgate.net/publication/344495594_Commodity_TopNews_65_METALLE_IN_SMARTPHONES (abgerufen am 24.10.2022)
  • Bookhagen, Britta/ Ulrike, Dorner/ Sophie Damm/ Jana, Bergholtz/ Christine, Opper/ Johanna, Irrgeher/ Thomas, Prohaska/ Christian, Koeberl (2018): Rohstoffverbrauch von Smartphones. In: Thiel, Stephanie/ Elisabeth, Thomé- Kozmiensky/ Daniel, Goldmann (Hrsg.): Recycling und Rohstoffe, Band 11, Neuruppin, Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH
  • Heckl, Wolfgang M. (2013): Die Kultur der Reparatur, 5. Aufl., München Carl Hanser Verlag
  • Hellmann, Kai-Uwe / Dominik, Schrage (2015): Die Konsumgesellschaft von Jean Baudrillard. Zur Einführung; in: Jean Baudrillard: Die Konsumgesellschaft. Ihre Mythen, ihre Strukturen, Springer VS 2015. Online im Internet: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-00541-2_1
  • Holtz, Andreas (2011, Januar): Von der Ressource zum Ressourcenkonflikt? Rohstoffreichtum, Umweltverschmutzung und schwache Staatlichkeit in Melanesien. Online im Internet: asien.asienforschung.de/asien-118-januar-2011-2/ (abgrufen am 20.10.2022)
  • Hütz-Adams, Friedel (2012): Von der Mine bis zum Konsumenten. Die Wertschöpfungskette von Mobiltelefonen. In: Südwind Institut für Ökonomie und Ökumene, S. 5-15. Online im Internet: https://rds.ibs-bw.de/phlb/opac/RDSProxy/Search?lookfor=Von+der+Mine+bis+zum+Konsumenten&type=tx (abgerufen am 25.10.2022).
  • König, Wolfgang (2019): Genese und Zukunft der Konsumgesellschaft. In: Baule, Bernward/ Dirk, Hohnsträter/ Stefan, Krankenhagen / Jörn, Lamla (Hrsg.): Transformationen des Konsums. Vom industriellen Massenkonsum zum individualisierten Digitalkonsum, 1. Auflage, Baden- Baden, Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
  • Nordmam, Julia / Maria J, Welfens / Daniel, Fischer/ Claudia, Nemnich /Britta, Bookhagen,/ Katrin, Bienge/ Kai, Niebert (2015): Die Rohstoff-Expedition. Entdecke, was in (d)einem Handy steckt!, 2. Aufl., Berlin Springer- Verlag
  • Otto, Daniela (2021): Digital Detox. Die ideale Anleitung für eine gesunde Smartphonenutzung, 2.Aufl., München, Bayern, Deutschland, Springer Verlag GmbH
  • Paech, Niko (2012): Das Elend der Konsumwirtschaft. Von Rio+20 zur Postwachstumsgesellschaft. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, 6‘12, S. 59-60. Online im Internet: https://www.blaetter.de/ausgabe/2012/juni/das-elend-der-konsumwirtschaft (abgerufen am 26.10.2022).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen