„CO2 ist Grundbaustein der Photosynthese und damit Voraussetzung allen Lebens unserer Erde. Mit zunehmender CO2-Konzentration wachsen Pflanzen besser: Die Getreide-Erträge im Freiland steigen. Gewächshauskulturen werden zur Ertragssteigerung mit CO2 begast.“ (EIKE, Grundsatzpapier Klima).In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt dagegen Professor Mathias Frisch:
„Wer in Anbetracht des Forschungsstandes immer noch zweifelt, dass Kohlendioxid-Emissionen vorrangig für den gegenwärtigen Klimawandel verantwortlich sind, ist daher nicht ein kritisch-rationaler Skeptiker sondern ein Klimawandel-Leugner […]“ (Frisch 2019).Aber auch von anderen Seiten werden die „skeptischen“ Stimmen immer lauter. Wer einen genaueren Blick in das Europawahlprogramm der ‚Alternative für Deutschland‘ wirft, wird unter dem Kapitel „Umweltschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz“ folgendes Zitat finden:
„Der propagierte Ausbau der sogenannten Erneuerbaren Energien führt zu einer Vernichtung unserer Natur- und Kulturlandschaften.“ (Europawahlprogramm der AfD 2019).Einer Studie der Denkfabrik ‚adelphi‘ zufolge ist dieses Phänomen europaweit zu erkennen:
„We found that party programmes seldom cover climate policy and if they do, the position is relatively simplistic or underdeveloped.“ (Convenient Truths Mapping climate agendas of right-wing populist parties in Europe 2019)Noch interessanter ist ein anderes Ergebnis der Studie: 7 von 21 überprüften rechtspopulistischen Parteien dementieren den Klimawandel und den damit verbundenen Konsens in der Wissenschaft (vgl. ebd.). Dass der von Menschen gemachte Klimawandel (anthropogener Klimawandel) in der Wissenschaft beinahe unumstritten ist, bestätigt die Professorin Claudia Kemfert mit folgenden Worten:
„Natürlich, Diskurs gehört zur Wissenschaft. Aber wir streiten nur noch darüber, wie die Auswirkungen des Klimawandels genau aussehen werden (…). Im Grundsatz gibt es aber kein Erkenntnisproblem. Der menschengemachte Klimawandel gilt als zu 97 Prozent sicher.“ (Kemfert 2019)Weiter unterstrichen wird diese Aussage durch den vom IPCC (Intergovernmantel Panel on Climate Change) veröffentlichten Sonderbericht über 1,5°C globale Erwärmung (eine auf Deutsch übersetzte Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger gibt es hier zu lesen). An dieser Stelle sollte bereits eine Dissonanz zwischen anerkannter Wissenschaft und Klimawandel-Leugnern ersichtlich geworden sein. In der Zeitschrift fluter zieht der Autor Bartholomäus von Laffert zu besagter Dissonanz folgenden Schluss:
„Und bis auf ein paar merkwürdige Ausnahmen sogenannter Klimawandel-Leugner bezweifeln wir auch nicht, dass er [der Klimawandel] menschengemacht ist (Anpassung F.L.).“ (Laffert 2019)‚Merkwürdige Ausnahmen‘, diese Umschreibung klingt eher wie eine Art Euphemismus. Denn es handelt sich eben nicht um einzelne Ausnahmen, sondern um ein breites und auch organisiertes Netzwerk von Personen. Eine solche Beschönigung würde diesem Phänomen nicht gerecht werden und die Tragweite solcher ‚Skeptiker‘ verharmlosen.
So soll sich in diesem Beitrag nicht mit der Frage beschäftigt werden, ob es nun einen von Menschen erzeugten Klimawandel gibt oder nicht. Denn zu dieser Frage existiert bereits ein breiter Konsens in der Wissenschaft. Vielmehr soll es darum gehen, warum in Anbetracht des aktuellen Forschungsstandes immer noch eine Vielzahl an Strömungen existieren, welche die aktuellen Forschungsergebnisse anzweifeln und sogar bekämpfen oder auch vehement die Augen vor einer solchen Krise verschließen. Dabei muss erwähnt werden, dass diese Arbeit nicht den Anspruch auf eine vollständige Klärung dieses Phänomens erheben kann. Ziel ist es, mit diesem Beitrag weitere Überlegungen und Denkanstöße zu dieser Thematik zu ermöglichen.
Um sich dieser Thematik nähern zu können, soll wie folgt vorgegangen werden: Zu Beginn dieses Beitrages sollen rechtspopulistische Strömungen und deren Einstellung zum anthropogenen Klimawandel fokussiert werden. Danach sollen historische Aspekte der Klimawandel-Leugnung genauer betrachtet werden und es soll untersucht werden, welche wirtschaftlichen Interessengruppen dabei eine Rolle spielen. In einem letzten Schritt werden psychologische Faktoren zu Rate gezogen, um dieses Phänomen besser zu erklären.