Montag, 6. März 2017

Nachhaltigkeit als zivilisatorischer Entwurf

Nachhaltigkeit ist einfach und kompliziert zugleich. Zum einen verstehen wir intuitiv, wovon die Rede ist: "Man darf die Kuh nicht schlachten, von der man morgen wieder Milch haben will," sagt der Volksmund. Zum anderen fällt es uns aber schwer, uns eine wirklich nachhaltige Gesellschaft vorzustellen. Praktisch alles müsste sich ändern, nicht zuletzt wir selbst. In einem nach wie vor lesenswerten Artikel aus dem Jahr 2001 schreibt Ulrich Grober:
"Viel hängt davon ab, ob es gelingt, den Begriff zu schärfen und die Idee zu entfalten, also ihr ganzes Spektrum und ihr volles Potential ins Spiel zu bringen. Nachhaltigkeit ist weit mehr als ein technokratischer Reißbrettentwurf zur intelligenteren Steuerung des Ressourcen-Managements, mehr als ein Begriff aus der Retorte von Club of Rome, Weltbank und UNO. Schubkraft bekommt die Idee, sobald sie als ein neuer zivilisatorischer Entwurf wahrgenommen wird, als ein neuer Entwurf, der allerdings in unseren Traditionen und in der menschlichen Psyche verwurzelt ist. Tradition und Innovation müssen keine Gegensätze sein. Ein gemeinsamer Vorrat an Werten, Ideen und Träumen ist eine wichtige kulturelle Ressource."
[aus: Ulrich Grober, Die Idee der Nachhaltigkeit als zivilisatorischer Entwurf; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 24/2001, S. 3, Online-Version]
Wenn neuerdings verstärkt von green economy die Rede ist, gerät der von Grober (und vielen anderen) formulierte Anspruch des Konzepts Nachhaltigkeit ins Abseits der Debatte. Wir müssen uns und unsere Gewohnheiten nicht ändern, so wird suggeriert, die Wirtschaft erledigt das auf technologische Weise...

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